Vorstadt Corray

Denkmalzone Corray 11-35

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Zell (Mosel)
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 01′ 55,83″ N: 7° 10′ 48,02″ O 50,03217°N: 7,18001°O
Koordinate UTM 32.369.657,24 m: 5.543.794,85 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.584.587,94 m: 5.544.654,94 m
Bauliche Veränderungen der Stadt Zell unter Otto Finé
Die Stadtgeschichte von Zell weist in der Altstadt zwei Großbrände in den Jahren 1848 und 1857 auf. Da bei diesen Bränden die komplette Bausubstanz von 152 Häusern abbrannte, mussten neue Bauten errichtet werden. Somit kann man in Zell einen noch recht jungen Baustil ausmachen, der einen eher städtischen Charakter als manch andere Moselstädte aufweist. Otto Finé (1880-1963 aus Saarlouis) war der Architekt für die neuen Gebäude. Vor allem in der Corraystraße sind seine Spuren zu erkennen. Um 1906 kam Otto Finé nach Zell, zunächst als Bausachverständiger. Zwischen 1911 und 1962 war er der Architekt für zahlreiche Gebäude in Zell. Sein Ziel war es, den Einwohnern trotz bescheidener Zahlungsmittel, materialgerechte und gebrauchsfähige Wohneinrichtungen zu planen. Er bevorzugte Giebeldächer und gegliederte Fenster. Ein Erker oder ein Balkon durften nicht fehlen.

Der soziale Wohnungsbau
Nach dem Ersten Weltkrieg gab es in Zell eine große Wohnungsnot. Die Mietpreise stiegen, wohingegen die Bürger kaum Mittel hatten, diese zu bezahlen. Somit musste ein sozialer Wohnungsbau die Situation verbessern und den bedürftigen Einwohnern so geholfen werden. In dem Stadtprotokoll vom 2. Juli 1919 des städtischen Mieteinigungsamtes ist diese Regelung festgehalten.

Beispiele für soziale Wohnungsbauten
Als Beispiel der sozialen Wohnungsbauten sind die Häuser 13 und 15 in der Corraystraße zu nennen. Beiden Gebäuden liegt die gleiche Planung zugrunde. Sie sind 15 Meter hoch und deren Erdgeschosse besitzen einen Bruchsteinsockel, welcher mit halbrunden Kellerfenstern versehen ist. Kleinere Unterschiede haben die Gebäude jedoch schon. Hausnummer 13 ist etwa acht Meter breit, wobei Hausnummer 15 mit zehn Metern etwas breiter ist. Der Eingangsbereich von Corray 13 ist auf der linken Seite des Gebäudes angeordnet und hat eine profilierte Sandsteinlaibung sowie einen Schlussstein. Die Haustüre ist etwas weiter hinten angebracht, damit der Eingangsbereich vor Wind und Niederschlag geschützt ist. Im ersten Obergeschoss ist ein Kastenerker mit einem dreiflügeligen Fensterband vorhanden. Dieser reicht mit der Dachspitze an das Mansarddach. Das Dach kann zusätzlich als Speicher- und Wohnraum genutzt werden. Corray 15 hat eine mittig angeordnete Haustüre. Das Haus verfügt über einen spitzen Zwerchgiebel und ein Zeltdach. Die Fenster des Giebels sind halbrund. Die gesprossten Fenster des Gebäudes liegen horizontal und vertikal in einer Flucht, lediglich die Flurfenster sind in der Höhe versetzt. Des Weiteren sind zahlreiche Ornamente und die Jahreszahl 1926 auf der Fassade zu sehen. Bauträger dieser sozialen Bauten war die Rheinische Wohnungsfürsorgegesellschaft.

Corray 17 wird als Bürgermeister- und Dienstwohnung bezeichnet. Ursprünglich wohnten die Bürgermeister einer Stadt im Rathaus. Doch zur dieser Zeit verfügte das Rathaus wegen Platzmangel über keine Wohnmöglichkeit. Mit dem Beschluss vom 12. März 1920 der Stadtverordnetenversammlung wurde neuer Wohnraum geschaffen. Auch hier wurde Otto Finé beauftragt, welcher den Bauplan für das Gebäude 1921 fertigstellte. Der Baukörper ist elf Meter hoch und elf Meter breit. Es verfügt über zwei Vollgeschosse und eine Mansarde. Der vierachsige Bau hat einen prächtigen Erker mit drei Fensterflügeln. Im Brüstungsfeld ist das Stadtwappen integriert, welches auf Beamte als Bewohner des Hauses hinweist. Im ersten und zweiten Obergeschoss korrespondieren die Fenster, die Fenster der Mansarde sind versetzt. Klassischerweise setzte Otto Finé die Haustüre linksseitig. Es ist eine Rahmentür mit Lichtausschnitten und einem fünfgliedrigen Oberlicht, welches florale Muster aufweist. Das Dach des Erkers und die des Hauses sind verschiefert und harmonisieren miteinander. Typisch für Bauten dieser Zeit sind die städtisch-repräsentative Schauseite und die ländlich-reich ausgestaltete Moselfront. Das Gebäude wurde erstmals 1923 bezogen und ist heute noch in seiner Originalität erhalten.

Ein weiteres Objekt aus der Denkmalzone Vorstadt Corray (Corray 11- 35) ist Hausnummer 19. Die Außenfassade ist fast original erhalten. Auch im Inneren sind Details aus der Bauzeit vorhanden. Dazu zählen unter anderem die Zimmer- und Korridortüren, der Deckenstuck und die Originalfließen. Der Putzbau besitzt einen linksseitig versetzten polygonalen Konsolerker, dessen Zeltdach ins Mansarddach reicht. Der Sockel des Gebäudes besteht aus Bruchstein mit drei halbkreisförmigen Kellerfenstern, diese korrespondieren mit den drei Fenstern des Erdgeschosses. Sie besitzen dekorative Schlusssteine mit floralen Verzierungen. Eine ädikulaähnliche Laibung verziert den Portalbereich. Ein ovaler Oculus (Rundfenster) dient als Oberlicht und ist mit Girlanden und stilisierten Blüten versehen. Des Weiteren verzieren Fenstergitter die oberen zwei Fenster der Tür.

Auch Corray 21 verfügt über ein Bruchsteinkellergeschoss. Zudem hat es einen geschwungenen Zwerchgiebel und einen flachen Kastenerker, welches mit zeitgenössischer Putzdekoration versehen ist. Zusätzlich endet der Zwerchgiebel mit Fachwerk in einem Krüppelwalm.

Zwei weitere besondere Häuser der Corraystraße sind Corray 25 und 27. Hausnummer 25 wurde 1910 erbaut und hat eine Straßenfront von etwa drei Metern. Die Haustüre und die Fenster des Hauses sind rundbogig. Auch hier ist ein Bruchsteinsockel ersichtlich. Im ersten Obergeschoss ist ein polygonaler, mittig ausgerichteter Konsolenerker, welcher unter die überstehende Dachführung der Doppelzwerchgiebel reicht, vorzufinden. Die Überstände werden von geschlitzten Pfosten getragen. Der Dachgiebel ist mehreckig und verschiefert. Hausnummer 27 wurde zehn Jahre später erbaut und ist ein Kontrast zu Corray 25. Es verbirgt moseltypische Fachwerkmerkmale. Die Laube wird durch Säulen getragen.

„Corray 11-35 (ungerade Nrn.) Vorstadt Corray“ ist als geschützte Denkmalzone ausgewiesen: „geschlossene Zeile von Wohnhäusern im Heimatstil, meist 1920er Jahre, großteils Putzbauten mit Mansarddächern und Zwerchgiebeln“ (Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell 2019, S. 78).

(Hanife Biyik, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Internet
gewerbeverein-zell-mosel.de: Gewerbeverein Zell Mosel: Kernstadt Zell (abgerufen 26.02.2019)

Literatur

Bayer, Gerd (2006)
Der Zeller Architekt Otto Finé. Sein schönes Zell. Zell.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2019)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Cochem-Zell. Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, 22. Januar 2019. S. 78, Mainz.

Vorstadt Corray

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Corraystraße 11-35
Ort
56856 Zell
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1910 bis 1925

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Empfohlene Zitierweise
„Vorstadt Corray”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-245802 (Abgerufen: 10. Mai 2024)
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