Pestkapellen und Pestkreuze

Rochuskapellen, Sankt Rochus Kapellen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
  • "Die Pest", Darstellung der Infektionskrankheit Pest als "Schwarzer Tod" von Arnold Böcklin (1898).

    "Die Pest", Darstellung der Infektionskrankheit Pest als "Schwarzer Tod" von Arnold Böcklin (1898).

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    Arnold Böcklin
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  • Darstellung des heiligen Sebastian im Altarraum der Abteikirche Sankt Mauritius in Tholey (2022).

    Darstellung des heiligen Sebastian im Altarraum der Abteikirche Sankt Mauritius in Tholey (2022).

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    Franz-Josef Knöchel
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  • Historische Aufnahme der Rochuskapelle in Engelskirchen-Loope (um 1960).

    Historische Aufnahme der Rochuskapelle in Engelskirchen-Loope (um 1960).

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  • Kolorierter Stich von Joseph Erasmus Belling aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts: eine Heiligenszene mit dem Märtyrer Sankt Sebastian (links) und dem Pestheiligen Sankt Rochus (rechts).

    Kolorierter Stich von Joseph Erasmus Belling aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts: eine Heiligenszene mit dem Märtyrer Sankt Sebastian (links) und dem Pestheiligen Sankt Rochus (rechts).

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Zurückgehend auf den „Schwarzen Tod“ – vor allem die große europäische Pest-Pandemie in den Jahren zwischen 1346 und 1353 – finden sich zahlreiche „Pestkapellen“, die meist als „Rochuskapellen“ Rochus von Montpellier gewidmet sind, der als Schutzpatron der Pilger und Reisenden und als Nothelfer bei ansteckenden Krankheiten und Seuchen gilt.
Neben Pestkapellen und -kirchen gibt es auch zahlreiche als Pestkreuze bezeichnete Flur-, Gedenk- oder Grabkreuze. Pestkreuze oder „Schwarze Kreuze“ werden den Schadenabwehrkreuzen zugerechnet.

Rochus von Montpellier
Die Angaben zu den Lebensdaten des einzig über Legenden fassbaren und nicht kanonisierten „Volksheiligen“ der katholischen Kirche variieren:

  • „um 1295-1327“ nach heilige.de und nach de.wikipedia.org,
  • hingegen „1346/1350-1376/1379“ in der italienischen Wikipedia (it.wikipedia.org),
  • ähnlich „um 1349-1379“ nach heiligenlexikon.de,
  • sowie „... der um die Mitte des 14. Jahrhunderts gelebt haben soll“ nach Lexikon des Mittelalters,
  • bzw. „zw. 1295 und 1327“, folgt man der Vita Sancti Rochi des Francesco Diedo (1435-1484, venezianischer Gesandter beim Heiligen Stuhl in Rom 1481-1483) von 1478/79 (ebd.).

Nach der vorab genannten Legende soll der als Sohn reicher Eltern im südfranzösischen Montpellier geborene Rochus als Zwanzigjähriger in den Dritten Orden des heiligen Franz von Assisi eingetreten sein und sich 1317 auf den Pilgerweg nach Rom begeben haben.
Auf seiner Reise und in Rom selbst soll Rochus für Pestkranke gesorgt haben, die er „auf wundersame Art mit Hilfe des Kreuzzeichens“ geheilt habe. Auf der Rückreise erkrankte er 1322 selbst an der Pest. Da sich niemand um ihn kümmerte, zog er sich in eine einsame Hütte im Wald zurück. Dort habe ihn ein Engel gepflegt und der Hund eines Junkers soll ihn solange mit Brot versorgt haben, bis er wieder genesen war.
Bei seiner Rückkehr nach Montpellier habe ihn dann niemand mehr erkannt, da sich Rochus Äußeres durch die Pesterkrankung verändert hatte. Wegen des Verdachts auf Spionage wurde er deshalb gefangen genommen. Fünf Jahre soll er in Montpellier verbracht haben, wo er schließlich auch verstarb. Aufgrund eines kreuzförmigen Mals auf seiner Brust, das er von Geburt aus hatte, konnte er später identifiziert werden.

Dargestellt wird Rochus meist mit den für ihn typischen Attributen: Pilgerbekleidung mit Jakobsmuschel und Pilgerstab, einen Brot bringenden Hund und einer sichtbaren Pestwunde oder Pestbeule.

Die Pest im Rheinland
Die durch das Bakterium Yersinia pestis ausgelöste Infektionskrankheit ist hochgradig ansteckend und suchte das Rheinland seit dem Jahr 1349 wiederholt heim. Insbesondere im 17. Jahrhundert war die Seuche im Rheinischen noch sehr präsent, im Bergischen etwa wütete die Pest bis zum Jahr 1679.
„Jeder Ausbruch der Seuche forderte viele Opfer und hatte politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und psychologische Auswirkungen. Das Aufkommen der Pest beförderte auch das größte Judenpogrom des Mittelalters.“ (www.rheinische-geschichte.lvr.de)

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2016/2021 / Ergänzungen von Raphaela Maertens und Sonja Kasprick, ZukunftsRegion Westpfalz, 2018)

Quelle
„Epidemien locken die bösen Kräfte hervor“, Gepräch mit dem Historiker Volker Reinhard über die Pest im 14. Jahrhundert und die Coronavirus-Epidemie, in: Der Spiegel 3/2021 vom 16.01.2021, S. 106-112.

Internet
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Die Rheinlande im Spätmittelalter (1288-1521) (abgerufen 15.01.2016)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Vom jülisch-klevischen Erbfolgestreit bis zum Ende des Ancien Regime (1609-1794) (abgerufen 15.01.2016)
de.wikipedia.org: Geschichte der Pest (abgerufen 15.01.2016)
de.wikipedia.org: Rochus von Montpellier, 1295-1327 (abgerufen 22.08.2018)
it.wikipedia.org: San Rocco, 1346/1350-1376/1379 (abgerufen 22.08.2018)
heilige.de: Rochus - 16. August (abgerufen 22.08.2018)
www.heiligenlexikon.de: Rochus von Montpellier, um 1349-1379 (abgerufen 15.01.2016)

Literatur

Amendt, Karl-Friedrich / Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig e.V. (Hrsg.) (2010)
Rheinische Wegkreuze (Bildstöcke). Geheimnisvolle Zeugen mittelalterlichen Denkens. S. 30, Sinzig.
Angermann, Norbert; Auty, Robert; Bautier, Robert-Henri (2002)
Lexikon des Mittelalters. LexMA, dtv-Ausgabe in 9 Bänden. Bd. VII, Sp. 926, München.
Bergdolt, Klaus (1994)
Der Schwarze Tod in Europa. Die große Pest und das Ende des Mittelalters. München (2. Auflage).

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Fachsichten
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„Pestkapellen und Pestkreuze”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-247019 (Abgerufen: 25. April 2024)
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