Festungsbering von Stade

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
  • Stade, Georg-Bastion / Schiffertorsbastion. Bastionsspitze (2013)

    Stade, Georg-Bastion / Schiffertorsbastion. Bastionsspitze (2013)

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  • Stade, Georg-Bastion / Schiffertorsbastion. Südflanke mit Blick auf die Stadt, ehemaliges Schiffertor und St. Cosmae (2013)

    Stade, Georg-Bastion / Schiffertorsbastion. Südflanke mit Blick auf die Stadt, ehemaliges Schiffertor und St. Cosmae (2013)

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  • Stade, Schiffertor mit Brücke und Durchlass Schwinge und Mühlenkanal (1865). Postkarte

    Stade, Schiffertor mit Brücke und Durchlass Schwinge und Mühlenkanal (1865). Postkarte

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  • Stade, Hohentorsbastion. Ausschnitt aus: Spezialbeschreibung und Inventarium der Festung Stade. Handzeichnung, leicht koloriert, kopiert von O. B. von Schwaan, 1736-1745. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade ST Karten Neu Nr. 13654

    Stade, Hohentorsbastion. Ausschnitt aus: Spezialbeschreibung und Inventarium der Festung Stade. Handzeichnung, leicht koloriert, kopiert von O. B. von Schwaan, 1736-1745. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade ST Karten Neu Nr. 13654

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  • Stade, Güldensternbastion, Südflanke (2023)

    Stade, Güldensternbastion, Südflanke (2023)

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  • Der Rundgang über die Festung Stade (PDF-Textdokument, 0,1 MB)

    Der Rundgang über die Festung Stade (PDF-Textdokument, 0,1 MB)

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Der Festungsbering von Stade zeigt sich heute noch in langen Abschnitten in seiner Form des 18. Jahrhunderts. In diesem zusammenfassenden Objekt werden die erhaltenen und nicht mehr erhaltenen Festungswerke des inneren Berings beschrieben, also die Werke, die sich unmittelbar an die historische Stadt Stade anschlossen. Außenwerke, wie das Hornwerk auf dem Camper Feld, sind hier nicht erfasst.

Die Stadtbefestigung bis zum Dreißigjährigen Krieg
Die Schwedenzeit
Jüngere Geschichte bis zur Gegenwart
Hinweise, Literatur

Die Stadtbefestigung bis zum Dreißigjährigen Krieg
Stade erhielt um 1180 Stadtrechte und damit das Privileg, eine Stadtbefestigung zu errichten. Dies erfolgte zunächst als Wall-Graben-Anlage. Im Verlauf des späteren 13. Jahrhunderts ersetzte man die Wall-Graben-Anlage durch eine Stadtmauer mit Stadttoren und Stadtgraben.

Im Verlaufe des 16. Jahrhunderts wurde die Stadtbefestigung massiv ausgebaut. Die Stadtmauer war durch Erdanschüttungen zu einem breiten Wall geworden. Hier konnten nun Geschütze, Pulverhäuser und Mannschaften aufgestellt werden. Außer diesen Verstärkungen waren vier Bollwerke errichtet worden (siehe Burgbastion). Hier konnten große Geschütze aufgestellt werden, zum Schutz der angrenzenden Festungswerke, Tore und Flanken.

Im Dreißigjährigen Krieg 1618 bis 1648 kam es unter dem Druck der militärischen Bedrohungen zu einem Ausbau in verbesserter bastionärer Art. Vor allem galt es, die toten Winkel der Rundbollwerke auszuschalten, indem pentagonale bastionäre Werke vorgesetzt wurden.
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Die Schwedenzeit
1643 entschloss sich das Königreich Schweden, einen Krieg gegen Dänemark um die Vorherrschaft im Ost- und Nordseegebiet zu führen . Anfang 1645 drangen schwedische Truppen unter Hans Christoph Graf von Königsmarck (1605-1663, deutscher Feldmarschall in schwedischen Diensten, Generalgouverneur von Bremen und Verden, Erbauer von Schloss Agathenburg) im Erzbistum Bremen ein und eroberten Stade am 14. Februar 1645. Stade wurde zur Hauptstadt des bremisch-verdischen Territoriums erhoben. Der grundlegende Ausbau der bestehenden Festungsanlagen war nun dringend erforderlich geworden.

Einen Plan der vorhandenen Anlagen erstellte Erik Jonsson Graf von Dahlberg (1625-1703; schwedischer Feldmarschall, Architekt und Festungsbaumeister) 1648, der zugleich Vorschläge für Erweiterungen und Verbesserungen entwickelte. Nach diesem Plan wurden die frühen Festungswerke, Bastionen, Ravelins und Festungsgräben, ausgeführt. Dazu wurden vorhandene Werke nach den damals modernen Erkenntnissen zur Fortifikation erweitert bzw. umgebaut, neue Bastionen und Ravelins in den Bering eingefügt (siehe Hohentorsbastion, Nicolaibastion). Diese erste Ausbauphase der Stader Festung endete in den 1650er Jahren.

Erst 1662 wurden die Arbeiten an der Festung in größerem Umfang wieder aufgenommenen. Es wurden - weiterhin nach dem Entwurf von 1648 von Dahlberg - weitere Bastionen und Ravelins errichtet (siehe Königsmarcksbastion), die Außenanlagen, die Contrescarpen, umfangreich erweitert und in die Umgebung verbreitert. Durch all diese Anlagen hatte sich die Festung weit ins davor liegenden Land ausgebreitet und bildete insbesondere im Süden - gegen das Hochland der Geest - einen sogenannten Mantel um die Stadt.

Nach 1679 wurden erneut Pläne des Vorhandenen und Planungen für Ausbauten erstellt. Wiederum war es Dahlberg, jetzt Direktor über alle schwedischen Fortifikationen, der einen Plan für einen Ausbau der Stader Festung vorlegte, der 1686 von König Karl XI. (1655-1697) eigenhändig unterschrieben wurde. Dahlbergs Plan sah vor allem erhebliche Vergrößerungen aller neun Bastionen vor (siehe Georg-Bastion). Zur Absicherung der Bastionen wurden in die freien Räume weitere Ravelins gesetzt (siehe Schiffertorsravelin). Und auch an den Contrescarpen gab es wiederum umfangreiche Erweiterungen.
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Jüngere Geschichte bis zur Gegenwart
Ende des 17. Jahrhunderts spitzten sich die Spannungen zwischen Schweden und Dänen zu. Dänemark schloss ein Bündnis mit Sachsen und Polen, dem Russland beitrat. Die Dänen wollten Bremen-Verden und Schleswig erwerben. Polen und Russland waren an Livland und den baltischen Häfen interessiert.
Damit begann der Große Nordische Krieg (1700-1721). Er endete mit dem Ende der schwedischen Großmacht und der schwedischen Herrschaft über Bremen und Verden. Im Sommer 1712 rückten dänische Truppen vor, Stade ergab sich am 6. September 1712. Die dänische Herrschaft endete 1715. Gegen sechs Tonnen Gold und Landesschulden kam Bremen-Verden an das Kurfürstentum Hannover.

Sowohl in der Zeit der dänischen Besatzung als auch in der ersten Zeit der Herrschaft Hannovers gab es lediglich Reparaturen an den Festungswerken. Nur im Süden Stades, gegen die Geest, baute man ein Hornwerk und die inneren Festungswerke aus. Hingegen wurde 1779 ein erster Plan zur Entfestung von Stade vorgelegt. Diesem wurde zwar nicht stattgegeben, aber erste Niederlegungen von Festungswerken erfolgten. Diese betrafen das neue Hornwerk, aber auch Teile der Contrescarpen und Außenwerke. Die weiter bestehenden Anlagen unterhielt das hannoversche Militär.

1803 eroberten französische Truppen das Kurfürstentum Hannover und Stade. An den Festungswerken kam es lediglich zu Wiederaufbauten von Brustwehren und anderen Reparaturen. 1813 zogen die Franzosen endgültig ab, es blieb eine russische Besatzung als Befreier von den Franzosen (bis August 1814).

1815 kamen Stadt und Land endgültig an das Königreich Hannover (Königreich seit 1814). Die hannoversche Militärverwaltung erneuerte wiederum Teil der Festungsanlagen. 1852 richtete die Stadt Stade eine Eingabe an das Kriegsministerium in Hannover und bittet, die Festungswerke niederlegen zu dürfen. Sie behinderten die städtebauliche und verkehrliche Entwicklung der Stadt. Der Eingabe wurde nicht stattgegeben.
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Nachdem das Königreich Hannover im Streit mit dem Königreich Preußen auf die britische Seite gesetzt hatte, besetzte Preußen das Königreich Hannover. Stade wurde 1866 ohne Kampfhandlungen eingenommen. Hier zeigte sich, dass die Festungsanlagen von Stade modernen Angriffswaffen nicht gewachsen war und somit militärisch nutzlos war.
Die Stadt erneuerte daher bereits 1866 den Wunsch, die Stadt zu entfesten und die Festungsanlagen abzutragen. Dem Antrag wurde durch das preußische Militär 1867 statt gegeben und die Stadt in den folgenden Jahren entfestet.

Vor allem im Bereich um den geplanten Bahnhof beseitigte man umfangreich Stadttore, Bastionen, Ravelins und Werke der Contrescarpe. Die Neubourgstraße wurde neu angelegt und ein neuer Graben gezogen.

Jedoch wollte die Stadt Ende des 19. Jahrhunderts auch Teile der Festungsanlagen erhalten und als Grünanlagen gestalten. Dazu konnte 1901 die Königsmarcksbastion von der Stadt erworben werden. 1909 wurden Georg-Bastion, Schwedenspeicher und zwei weitere Grundstücke an die Stadt übergeben. 1909 kamen der Bleicherravelin und 1910 die Wrangelsbastion in den Besitz der Stadt. Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb die Stadt die Güldensternbastion, den Adolf-Ravelin und das Zeughaus.
Auf dem Bleicherravelin wurde das Freilichtmuseum Die Insel eingerichtet. Auf der Königsmarcksbastion errichtete man mehrere Denkmäler und pflanzte zahlreiche ortsfremde Bäume an. Am Rand der Bastion entstand 1904 das Heimatmuseum der Stadt.
Auf der Georgsbastion richtete man eine Schule ein, später kam der Zoll hinzu. Auf der Wrangelsbastion entstand in den 1930er Jahren die Jugendherberge, die bis heute besteht. Im Bereich des Salztores und der Burgbastion entstand bis 1881 der neue Hafen. Der Holzhafen entstand ebenfalls in dieser Zeit im Bereich des Kohlpottravelins und der Kohlpottbastion. Der Adolf-Ravelin diente als Spielstätte für Festspiele und Versammlungsraum.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Grünanlagen weiter ausgebaut. Im Zusammenhang mit der Internationalen Gartenschau Hamburg 2013 (iba Hamburg) gab es großflächige Neugestaltungen der Gartenanlagen in den ehemaligen Festungswerken.
Die Festungsanlagen von Stade bieten heute in ihrem erhaltenen Umfang einen in Deutschland sehr seltenen Überblick in Festungsanlagen des 17. Jahrhunderts in niederländischer Manier, also als Erdbauten ausgeführte Bastionen und Ravelin inklusive der zugehörigen Festungsgräben.
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(Claus Weber, Redaktion KuLaDig, 2024)

Hinweise
  • Zur Erkundung des Festungsberings wurden zwei Rundgänge konzipiert, die in der KuLaDig-App angesehen werden können. Ein Text mit der Beschreibung der Rundgänge findet sich in der Medienleiste.
  • Teile der Festungswerke und des Festungsgrabens sind Denkmale als Gruppe baulicher Anlagen (gemäß § 3 Abs. 3 S. 1 NDSchG).

Literatur

Eichberg, Henning (1976)
Militär und Technik. Schwedenfestungen des 17. Jahrhunderts in den Herzogtümern Bremen und Verden. In: Geschichte und Gesellschaft. Bochumer Historische Studien, Band 7, Düsseldorf.
Schäfer, Andreas (2010)
Befestigungen des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Stade. In: Manfred Gläser (Hrsg.), Lübecker Kolloquium zur Stadtarchäologie im Hanseraum VII: Die Befestigungen, S. 517-534. Lübeck.
Stadt Stade (Hrsg.) (1994)
Stade. Von den Siedlungsanfängen bis zur Gegenwart. (Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Stade 17.) Stade.

Festungsbering von Stade

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Claus Weber, „Festungsbering von Stade”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-354095 (Abgerufen: 30. April 2025)
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