Schwedische Bastion
1645 wird die Stadt endgültig von schwedischen Truppen unter Hans Christoph Graf von Königsmarck (1605-1663, deutscher Feldmarschall in schwedischen Diensten, Generalgouverneur von Bremen und Verden, Erbauer von Schloss Agathenburg) eingenommen und wurde zur Hauptstadt des bremisch-verdischen Territoriums ernannt. Zur Planung zur Verbesserung der Verteidigungsanlagen werden Karten und Pläne der vorhandenen Anlagen und Projekte für den Neubau angefertigt. Hierzu gehören vor allem die Entwürfe von Erik Jonsson Graf von Dahlberg (1625-1703; schwedischer Feldmarschall, Architekt und Festungsbaumeister) von 1648, die umfangreiche Ausbauten zu einer großen Festung in niederländischer Manier vorsahen.
Für den langen Abschnitt im Osten, der grundsätzlich durch die Niederung der Marsch gesichert war, sah Dahlberg den Bau einer Bastion vor, der Kohlpottbastion, 1650 bis 1653 errichtet.
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In den 1670er Jahren sahen die Schweden eine Regulierung der Bastion vor, um diesen Abschnitt besser schützen zu können. Zu diesen neuen Planungen gehörte ein Ravelin zwischen der Kohlpottbastion im Norden und der Windmühlbastion im Süden. Zusätzlich sollten die Contregarden, also die Landseiten der Festungsgräben, durch Werke geschützt werden.1696 begann man mit Pfählung und Fundamentierung für den neue Kohlpottravelin. Dafür waren große Mengen an Holz und Faschinen wegen des morastigen Baugrundes erforderlich. 1699 schloss man die Arbeiten mit dem Sodensetzen ab. Das Werk wurde im Wesentlichen nach Dahlbergs Entwurf von 1686 angelegt. Der Ravelin war über eine Brücke mit der Kurtine südlich der Kohlpottbastion mit der Stadt verbunden. Der Ravelin bestand aus einem zentralen Waffenplatz, vom dem eine Rampe auf den gedeckten Gang führte. Hier konnten Kanonen und die kämpfenden Soldaten postiert werden. Im Norden gab es eine gerade Flanke, im Süden war die Außenseite geknickt mit einem kleinen niedrigeren Kampfplatz in der Südecke, der die gegenüber liegende Contregarde schützte. Die Rückseite war nicht durch einen Wall geschützt. Alle Wälle bestanden aus Erde. Feste Einbauten sind auf den Plänen nicht eingetragen. Der Ravelin war vom erweiterten Festungsgraben umgeben (s. Schwaan 1736).
Bei späteren Ausbauten der Festung im Bereich der Contregarden im 18. Jahrhundert wurde der Ravelin mit den angrenzenden Festungswerken der äußeren Grabenbefestigung verbunden, so dass eine durchgehende Linie zum Festungsgraben entstand (s. Isenbart 1779).
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Entfestung und Bau des Holzhafens1715 kamen die Stadt und die Festung an das Kurfürstentum Hannover; Stade wurde zur Provinzialhauptstadt. Aber eine grundlegende Modernisierung der Festung Stade war zu dieser Zeit nicht möglich. Es blieb daher weitgehend beim gegenwärtigen Zustand - bei der nun längst veralteten Festungsbauweise in niederländischer Manier - bis zur Schleifung der Festung im 19. Jahrhundert.
Während der napoleonischen Zeit besetzten die Franzosen Stade ab 1803 und erneuerten ab 1813 die Festungswerke wieder in geringem Umfang. Nach dem Ende der napoleonischen Zeit kam die Stadt wieder an das Königreich Hannover, das die Festungsanlagen weiter instand hielt.
1866 eroberten preußische Truppen die Stadt und das Königreich Hannover. Für die Festung Stade bedeutet dies, dass man erkannte, dass diese Art der Festungsanlagen durch die moderne Militärtechnik überholt sei; die Festung Stade wurde 1867 aufgehoben. Ab 1871 planierten französische Kriegsgefangene einige Teile der Festungsanlagen ein und legten Grünanlagen an.
Östlich der Stadt wurden ab 1880 neue Hafenanlagen angelegt. Zunächst hatte die hannoversche Militärverwaltung 1786/87 den Bären am Salztor durch eine Wehranlage mit zwei Toren ersetzt. Diese wurde später zu einer Schifffahrtsschleuse ausgebaut. Nördlich der Schleuse wurde der Neue Hafen angelegt. Nach Abriss der Festungsanlagen südlich der Schleuse (Kohlpottbastion, Kohlpottravelin, Salztorsravelin) konnte hier der Holzhafen angelegt werden. Die hier entstandene große Wasserfläche wurde den Firmen Hagenah-Borcholte und Zuhr & Köllner zur Warenlagerung des meist aus Skandinavien importierten Holzes zur Verfügung gestellt.
Heute finden sich an der Stadtseite Hausboote und der junge StadeBeach sowie die Anlegestelle für Ausflugsboote auf dem Burggraben und der Schwinge (Fleetkahnfahrt). In der gezackten Uferkante im Osten spiegelt sich der Verlauf der ehemaligen Festungsgräben bzw. die Innenseite des ehemaligen Kohlpottravelin wieder.
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(Claus Weber, Stade, 2023)Hinweis
Dargestellt ist der Ravelin in seiner Ausdehnung Ende des 19. Jahrhunderts, nach der Entfestung: Karte von den Festungswerken und Festungsländereien bei der Stadt Stade. Handzeichnung angefertigt nach den Grundsteuergemarkungskarten von Greihn, M 1:2.000, 1880. NLA ST Karten Neu Nr. 13699 (online unter www.arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen 04.01.2024).