Salztorsravelin der Stader Festung

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Stade
Kreis(e): Stade
Bundesland: Niedersachsen
Koordinate WGS84 53° 36′ 7,19″ N: 9° 28′ 47,38″ O 53,602°N: 9,47983°O
Koordinate UTM 32.531.751,58 m: 5.939.348,20 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.531.834,65 m: 5.941.284,68 m
  • Stade, Kanal zwischen Holzhafen und Holzfabrik (2024)

    Stade, Kanal zwischen Holzhafen und Holzfabrik (2024)

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  • Stade, Salztorsravelin. Ausschnitt aus: Ansicht von Stade - Kupferstich von Braun & Hogenberg, koloriert, um 1580. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade: NLA ST STAST Karten Neu Nr. 03377

    Stade, Salztorsravelin. Ausschnitt aus: Ansicht von Stade - Kupferstich von Braun & Hogenberg, koloriert, um 1580. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade: NLA ST STAST Karten Neu Nr. 03377

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    Georg Braun; Frans Hogenberg
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  • Stade, Salztorsravelin. Ausschnitt aus: Stadtplan von Stade nach der Demolition der Festungswerke (Beschreibung der Festungswerke und -gebäude). Handzeichnung von J.P. Isenbart, 1779. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade: NLA ST Karten Neu Nr. 13652

    Stade, Salztorsravelin. Ausschnitt aus: Stadtplan von Stade nach der Demolition der Festungswerke (Beschreibung der Festungswerke und -gebäude). Handzeichnung von J.P. Isenbart, 1779. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade: NLA ST Karten Neu Nr. 13652

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  • Stade, Salztorsravelin. Ausschnitt aus: Karte von den Festungswerken und Festungsländereien bei der Stadt Stade. Handzeichnung angefertigt nach den Grundsteuergemarkungskarten durch den Kataster-Supernumerar Greihn, 1880. Niedersächsisches Landearchiv, Abteilung Stade: NLA ST Karten Neu Nr. 13699

    Stade, Salztorsravelin. Ausschnitt aus: Karte von den Festungswerken und Festungsländereien bei der Stadt Stade. Handzeichnung angefertigt nach den Grundsteuergemarkungskarten durch den Kataster-Supernumerar Greihn, 1880. Niedersächsisches Landearchiv, Abteilung Stade: NLA ST Karten Neu Nr. 13699

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Der Salztorsravelin lag im Osten der Stadt vor dem Salztor. Er schützte den Zugang zur Stadt vom Alten Land her. Errichtet wurde er von 1648 bis 1649 und danach mehrfach umgebaut. 1881 integrierte man die Relikte in den Neuen Hafen und in den Holzhafen.

Im 12. Jahrhundert bestand Stade aus mehreren Siedlungsteilen. Am Hafen lag das Kaufmannswik im Bereich der heutigen unteren Hökerstraße, mit Burgmannshöfen östlich davon, mit der Kirche St. Cosmae und der Burg der Stader Grafen (später Spiegelberg). Weitere Siedlungen gab es um die Kirche St. Wilhaldi mit Bischofsviertel und in der Klostersiedlung St. Georg.
Heinrich der Löwe (um 1129/30 oder 1133/35–1195; Heinrich III. Herzog von Sachsen 1142-1180) fasste diese Siedlungskerne um 1180 zusammen und verlieh dem neuen Ort die Stadtrechte. Zugleich wurde die Stadt mit Wall und Graben umgeben, als Beginn der städtischen Befestigung. Im 13. Jahrhundert wurde die neu angelegte Nicolai-Siedlung im Norden mit einbezogen.
Im 13. Jahrhundert ersetzte man die Umwallung durch eine Stadtmauer mit Stadttoren. An der Ostseite der Stadt Richtung Stadersand, Elbe und Altes Land wurde das erste Salztor errichtet, zunächst im Bereich der heutigen Salzstraße (Georg Braun und Frans Hogenberg von 1580).
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Der ältere Ravelin der schwedische Bastion
1645 wurde die Stadt endgültig von schwedischen Truppen unter Hans Christoph Graf von Königsmarck (1605-1663, deutscher Feldmarschall in schwedischen Diensten, Generalgouverneur von Bremen und Verden, Erbauer von Schloss Agathenburg) eingenommen und zur Hauptstadt des bremisch-verdischen Territoriums ernannt. Zur Planung der Verbesserung der Verteidigungsanlagen fertigten die Schweden Karten und Pläne der vorhandenen Anlagen und Projekte für den Neubau an. Hierzu gehörten vor allem die Entwürfe von Erik Jonsson Graf von Dahlberg (1625-1703; schwedischer Feldmarschall, Architekt und Festungsbaumeister) von 1648, die umfangreiche Ausbauten zu einer großen Festung in niederländischer Manier vorsahen.

Vor das Salztor legte man einen der ersten permanenten Ravelins, den Salztorsravelin. Von der Stadt wurde beklagt, dass dabei der städtische Sägeplatz in Anspruch genommen worden war. Der ältere Salztorsravelin wurde in den Jahren von 1648 bis 1649 angelegt. Er besaß einen unregelmäßigen Umriss mit Face und Flanke südlich der Bastionsspitze, nur eine Flanke im Norden. Vom Salztor führte eine hölzerne Brücke mit Zugbrücke auf den Ravelin. Von hier aus vermittelte eine weitere hölzerne Brücke mit Zugbrücke die Verbindung auf die Straße ins Alte Land. Der Ravelin war von einem Wassergraben umgeben.
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Der jüngere Ravelin
In den 1670er Jahren gab es umfangreiche Planungen für Verbesserungen und Ausbauten der Festung Stade, die wiederum von Erik Dahlberg geplant und gezeichnet wurden. Vor der Burg sollte eine gerade Kurtine entstehen, die von einer neuen Bastion geschützt werden sollte (Burgbastion). Dafür musste das ältere Salztor verlegt werden, Richtung Süden in Verlängerung des Hagedorn. Diese Planungen nahm Dahlberg in seinem Entwurf von 1686 auf.
Die Arbeiten an der Salztorsfront und der Verlegung des Salztores begannen 1680 und sind bis 1687 in den Quellen verzeichnet. Die endgültige Form erhielt der neue Salztorsravelin in den Jahren 1694 bis 1695. Ursprünglich gab es eine hölzerne Brücke mit zwei Zugbrücken, die unmittelbar aus dem Salztor heraus in die Kehle des Ravelins führten. Über die Westseite führte der Weg auf eine weitere hölzerne Brücke mit Zugbrücke, um im Norden des Ravelins den Weg ins Alte Land zu erreichen.
An den Außenseiten des Grabens am Salztorsravelin, den Contrescarpen, wurde in den Jahren 1709 und 1710 Ausbauten und Verstärkungen durchgeführt. Damit verbunden sind auch umfangreiche Umbauten im Ravelin selbst.

Auf der Darstellung von Isenbart von 1779 ist der komplexe Aufbau der Bastion zu erkennen. Über einen Damm ist der Ravelin mit der Stadtbefestigung verbunden. In diesem Damm waren eine Zugbrücke und ein Bär (Wehranlage) eingebaut. Die Kehle (Rückfront) des Ravelins war offen, auf dem zentralen Waffenplatz standen zwei feste Gebäude. Vom Platz aus führte eine Rampe auf den gedeckten Gang, auf dem Kanonen und kämpfende Soldaten postiert werden konnten. Im Süden war der Wall geknickt, vor der Flanke erstreckte sich ein niedrig gelegener kleiner Waffenplatz, der die gegenüber liegenden Werke der Contrescarpen schützte. Zur Außenseite führte eine zweiteilige, hölzerne Brücke. Die Flanke der Nordseite war ebenfalls geknickt. Hier schloss sich jedoch ein mit einer Wallanlage befestigter Damm an, der den Ravelin mit der Contrescarpe verband. Der Ravelin war von einem Wassergraben umgeben.
Auf diesem Plan von 1779 ist auch das neue Wehr als Ersatz für die Brücke eingetragen (rote Umrisse).
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Entfestung und Bau des Neuen Hafens und des Holzhafens
1715 kamen die Stadt und die Festung an das Kurfürstentum Hannover; Stade wurde zur Provinzialhauptstadt. Aber eine grundlegende Modernisierung der Festung Stade war zu dieser Zeit nicht möglich. Es blieb daher weitgehend beim gegenwärtigen Zustand - bei der nun längst veralteten Festungsbauweise in niederländischer Manier - bis zur Schleifung der Festung im 19. Jahrhundert.
Während der napoleonischen Zeit besetzten die Franzosen Stade ab 1803 und erneuerten ab 1813 die Festungswerke wieder. Nach dem Ende der napoleonischen Zeit kam die Stadt wieder an das Königreich Hannover, das die Festungsanlagen weiter instand hielt.
1866 eroberten preußische Truppen die Stadt und das Königreich Hannover. Für die Festung Stade bedeutet dies, dass man erkannte, dass diese Art der Festungsanlagen durch die moderne Militärtechnik überholt sei; die Festung Stade wurde 1867 aufgehoben. Ab 1871 planierten französische Kriegsgefangene einige Teile der Festungsanlagen ein und legten Grünanlagen an.

Östlich der Stadt wurden ab 1880 neue Hafenanlagen angelegt. Zunächst hatte die hannoversche Militärverwaltung 1786/87 den Bären am Salztor durch eine Wehranlage mit zwei Toren ersetzt (Salztorsschleuse). Diese wurde später zu einer Schifffahrtsschleuse ausgebaut. Nördlich der Schleuse wurde der Neue Hafen angelegt. Nach Abriss der Festungsanlagen südlich der Schleuse (Kohlpottbastion, Kohlpottravelin, Salztorsravelin) konnte hier der Holzhafen angelegt werden. Die hier entstandene große Wasserfläche wurden den Firmen Hagenah-Borcholte und Zuhr & Köllner zur Warenlagerung des meist aus Skandinavien importierten Holzes zur Verfügung gestellt.

In den 1880er Jahren waren der Ravelin und die vorgelagerte Contrescarpe noch in ihren Grundzügen zu erkennen. Von der Brücke über das Salztorswehr führte die Straße über den Ravelin und die Contrescarpe, um den Weg weiter – wie heute – über die Altländer Straße ins Alte Land zu führen.
Im Zuge der Industrialisierung im Bereich des Neuen Hafens gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Straße verlegt. Um 1900 waren der ehemalige Festungsgraben um den Ravelin und der außen liegende Graben vor der Contrescarpe noch vorhanden. Der innere Graben wurde jedoch für das Flößen von Holzstämmen vom Holzhafen zur Firma Haganah genutzt. Das Areal des ehemaligen Ravelins war dicht mit Industriebauten belegt.

Heute befinden sich auf dem Areal des ehemaligen Ravelins ein großes Kino, Restaurants und weitere Gebäude. Die heutigen Straßen Am Salztor und Altländer Straße über die Schleuse und den Ravelin wurden 1994/1995 neu angelegt. Der umgebaute Wassergraben erinnert noch immer an den alten Festungsgraben des Salztorsravelin.
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(Claus Weber, Stade, 2024)

Hinweis
Dargestellt ist der Salztorsravelin in seiner Ausdehnung Ende des 19. Jahrhunderts, nach der Entfestung: Karte von den Festungswerken und Festungsländereien bei der Stadt Stade. Handzeichnung angefertigt nach den Grundsteuergemarkungskarten von Greihn, M 1:2.000, 1880. NLA ST Karten Neu Nr. 13699 (online unter www.arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen 03.01.2024).
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Quellen
  • Landesarchiv Niedersachsen, Abteilung Stade
  • Stadtarchiv Stade

Literatur

Eichberg, Henning (1976)
Militär und Technik. Schwedenfestungen des 17. Jahrhunderts in den Herzogtümern Bremen und Verden. In: Geschichte und Gesellschaft. Bochumer Historische Studien, Band 7, Düsseldorf.
Schäfer, Andreas (2010)
Befestigungen des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Stade. In: Manfred Gläser (Hrsg.), Lübecker Kolloquium zur Stadtarchäologie im Hanseraum VII: Die Befestigungen, S. 517-534. Lübeck.
Schlichtmann, Hans-Otto / Kreisparkasse Stade (Hrsg.) (1997)
Stader Schiffahrt und Häfen, Band I. S. 127-134, Stade.
Stadt Stade (Hrsg.) (1994)
Stade. Von den Siedlungsanfängen bis zur Gegenwart. (Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Stade 17.) Stade.

Salztorsravelin der Stader Festung

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Hansestraße
Ort
21682 Stade
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1648 bis 1649

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Claus Weber: „Salztorsravelin der Stader Festung”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-351676 (Abgerufen: 17. März 2025)
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