Heute erinnert die Nachbildung des Tores des Durchlasses an den Standort des Fuchsloches. Geht man von der Hohetorsbrücke bzw. der Hansebrücke über den Pratjeweg unterhalb der Straße Salztorswall auf halber Höhe über dem Festungsgraben Richtung Güldenstern-Bastion, kann man im Wallprofil die Nachbildung eines Tores erkennen. An dieser Stelle endete der Durchlass durch den Wall. Im Wall dahinter sind Reste der Poterne noch erhalten, aber nicht begehbar. Die Nachbildung wurde nach 2017 errichtet.
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Geschichte des FuchslochsDie Stadtbefestigung von Stade wird im 13. Jahrhundert errichtet. Vermutlich wurde bereits beim Bau an der Stelle des Fuchsloches ein Durchlass vorgesehen. In der Vogelschau der Stadt Stade von Georg Braun und Frans Hogenberg von 1580 ist an der Südseite zwischen den beiden Eckrondells ein flacher runder Turm mit Spitzdach zu erkennen. Dieser Turm diente als Schutz des Abwasserausflusses aus der Stadt. Der Turm ist auf weiteren Darstellungen des 16. und 17. Jahrhunderts zu erkennen, 1628 als Rundel welches gemauert ist bezeichnet. (Eichberg S. 100).
Nach der Eroberung Stades durch die Schweden 1645 werden neue Planungen für die Festungswerke erstellt, vor allem durch Erik Jonsson Graf von Dahlberg (1625-1703; schwedischer Feldmarschall, Architekt und Festungsbaumeister). Ein Plan von 1648 enthält dabei die Bauten und Baupläne, aber auch die Veränderungen der ersten Jahre nach der Eroberung. Danach bestand der Rundturm weiter, aber es sollte eine Bastion vorgelagert werden (Fuchslochbastion).
Mit den Arbeiten am Fuchsloch begann man 1653, jedoch änderte man den Plan. Anstelle der Bastion legte man ein Ravelin vor das Fuchsloch (Fuchsloch-Ravelin, heute Adolf-Ravelin, Bürgerpark). Dieses schützte die im Wall vorhandene Fuchslochpoterne, also den tunnelartigen Durchgang durch den Befestigungswall, die Kurtine. Zum Übergang auf den neuen Ravelin errichtete man eine Brücke, in die ein Bär eingebaut wurde, ein Damm im Festungsgraben zur Regulierung des Wasserstandes.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde der Durchgang so ausgebaut, dass er begehbar war und somit eine fußläufige Verbindung von der Stadt auf das Fuchsloch-Ravelin herstellte. Diese Ausbauten erfolgten in Ziegelsteinen.
Nach Plänen des 18. Jahrhunderts bestand die Poterne am Fuchsloch aus zwei Abschnitten: dem oberen Teil durch die Wallanlagen auf die Berme und einen unteren Abschnitt durch die Escarpe von der Berme auf den Wallfuß und weiter zur Brücke über den Festungsgraben. Der obere Abschnitt war ca. 22 Meter lang, der Fußboden ging in einem leichten Bogen von der Stadtseite runter zum Wallfuß. Vor dem unteren Portal machte der Gang einen Knick, damit der Tunnel nicht von außen beschossen werden konnte. Beide Tore waren mit einfachen Portalen und Seitenwänden geschmückt. Der untere Gang durch die Escarpe war ca. sieben Meter lang und ziemlich steil. Er führte unmittelbar zum Grabenufer und auf die Brücke zum Fuchsloch-Ravelin. Östlich davon ist der Ausgang des Abwasserkanals von der Kaserne auf dem Sande zu erkennen. Dessen Portal ist deutlich kleiner und liegt etwas tiefer als der Poternenausgang. Der Ausfluss in den Festungsgraben (heute Burggraben) liegt unterhalb der Wehranlage unter der Brücke (Bär) und hat somit freien Ablauf in die Schwinge. Diese Situation konnte 1972 dokumentiert werden.
Bereits 1665 mussten Instandsetzungsarbeiten durchgeführt werden, in dem man das 'eingesunkene' Ravelin vor dem Fuchsloch wieder aufgebaut und zwei neue Bären angelegt hatte. In den folgenden Jahren gab es zwar umfangreiche Ausbauten der Stader Festungsanlagen, am Fuchsloch selbst änderte sich nur wenig, vorwiegend Ausbesserungen und Erhaltungsmaßnahmen.
Im Zuge der Belagerung Stades durch dänische Truppen 1712 kam es zu größeren Schäden durch Beschuss. Der Wall rutschte ab, der untere Teil der Poterne stürzte ein.
Der mittelalterliche Rundturm über dem Durchlass wird zwar in Plänen von 1714 noch dargestellt, dürfte aber 1712 oder kurz danach abgebrochen worden sein. In den hannoverschen Festungsplänen ab 1715 ist er nicht mehr verzeichnet.
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Die Zeit nach 17151715 kamen die Stadt und die Festung an das Kurfürstentum Hannover; Stade wurde zur Provinzialhauptstadt. Aber eine grundlegende Modernisierung der Festung Stade war zu dieser Zeit nicht möglich. Es blieb daher weitgehend beim gegenwärtigen Zustand bis zur Schleifung der Festung im 19. Jahrhundert bei der nun längst veralteten Festungsbauweise in niederländischer Manier.
Um die Belastungen der Stader Bürgerinnen und Bürger durch Einquartierungen abzumildern, hatte bereits die schwedische Regierung 1680 in Aussicht gestellt, Baracken (Kasernen) für ihre Soldaten zu bauen. Dies wurde jedoch erst durch die hannoversche Regierung realisiert, die bis 1740 am Sande umfangreiche Kasernenbauten errichtete. Am Südrand des Platzes stand das Waschhaus der Garnison (heute zwischen Wallstraße und Katasteramt). Von hier aus wurde ein Abwasser-Kanal zum Fuchsloch hergestellt. Es handelte sich um einen Tunnel, der parallel zur ehemaligen Stadtmauer vom Sande nach Osten verlief, um in Höhe des Fuchsloches (heute Höhe Kleine Archivstraße) nach Süden abzuknicken und in den Durchlass durch die Wallanlage überzugehen. Auf einer Darstellung aus den Jahren 1736-1745 (O. B. Schwaan) ist zu erkennen, dass es für den Abwasserkanal einen eigenen Ausfluss in den Festungsgraben gegeben hat, der östlich der Brücke lag.
Während der napoleonischen Zeit besetzten die Franzosen Stade ab 1803 und erneuerten die Festungswerke wieder ab 1813. Nach dem Ende der napoleonischen Zeit kam die Stadt wieder an das Königreich Hannover, das die Festungsanlagen weiter instand hielt. Der Fuchsloch-Ravelin wird 1823 nach Adolf Friedrich, Herzog von Cambridge (1774-1850), seit 1816 Generalgouverneur des Königreiches Hannover, in Adolf-Ravelin umbenannt.
1866 eroberten preußische Truppen die Stadt und das Königreich Hannover. Für die Festung Stade bedeutete dies, dass man erkannte, dass diese Art der Festungsanlagen durch die moderne Militärtechnik überholt sei; die Festung Stade wurde 1867 aufgehoben. Ab 1871 planierten französische Kriegsgefangene einige Teile der Festungsanlagen ein und legten Grünanlagen an. Erhalten blieb dabei das Adolf-Ravelin, heute Bürgerpark. Auch Teile des Fuchslochs blieben erhalten, wenn auch nicht sichtbar im Wall unter der heutigen Straße Salztorswall.
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Beobachtungen und archäologische UntersuchungenDie eigentliche Fuchslochpoterne konnte 1972 bei Baustellenbeobachtungen beim Neubau der Umgehungsstraße (heute Salztorswall) dokumentiert werden (Schlichtmann 1973). Der Aufbau entspricht dem von Grünenberg 1719 Dargestellten. Gefunden wurden demnach Teile der unteren Poterne, die unmittelbar über dem Abwasserkanal lagen.
Die Poterne wurde vor 1909 von der Firma H. W. Heydrich genutzt, um hier Fässer mit Petroleum zu lagern. Der Tunnel führte in starkem Gefälle durch die Wallanlagen. Bei der Abtragung der Wallanlagen 1909 zur Herstellung eines Exerzierplatzes in der Verlängerung der Kleinen Archivstraße (früher Beim Fosseloch genannt) wurde der obere Abschnitt der Poterne abgetragen (Schlichtmann 1973).
Der Abwasserkanal des 18. Jahrhunderts vom Waschhaus der Kaserne auf dem Sande zum Fuchsloch konnte mehrfach bei archäologischen Baustellenbeobachtungen erfasst und in Teilen dokumentiert werden. Anfang der 1930er Jahre beobachtete Hans Wohltmann Gewölbe aus Ziegelsteinen in der Südostecke des Platzes Am Sande. Am Fuchsloch selbst konnte Hans Otto Schlichtmann 1972 beim Bau der Umgehungsstraße den verschütteten Ausgang des Abwassergrabens in den Burggraben beobachten (Schlichtmann 1973). Seine Zeichnung zeigt den einfachen gewölbten Kanal aus Ziegelsteinen, die auf Bruchsteinen gründeten. Dieser Kanal besaß eine Höhe von 1,8 Metern und lag nur 20 Zentimeter unter der Sohle der Fuchsloch-Poterne.
In dieser Zeit konnte der Kanal auch begangen werden. Zeichnungen und Photos von Hans-Jürgen Berg belegen den gewölbten Kanal in Bauformen des 17. und 18. Jahrhunderts. Der Kanal hatte mehrfache Wendungen, vermutlich um einen geraden Durchgang und damit eine gerade Schusslinie zu vermeiden; ein übliches Verfahren im Festungsbau. Nach knapp 130 Metern war der Tunnel mit Schutt verfüllt. Diese Dokumentation passt zu den Geschichten Stader Jungens, die in der Nachkriegszeit noch in diesem Kanal gespielt hatten. Zu den Ergebnissen am Fuchsloch passen auch Berichte zu Beobachtungen des Abwasserkanals bei Bauarbeiten auf dem Sande (dem Standort der Kasernen) von 1986/87.
Bei Bauarbeiten zur Erweiterung des Kreishauses am Salztorswall wurden 2015 Teile des Kanals freigelegt und konnten von der Stadtarchäologie Stade untersucht werden. Das Gewölbe aus Ziegelsteinen war rund 1,1 Meter hoch, 0,75 Meter breit und lag in rund drei Metern Tiefe unter der Oberfläche..
Natürlich gab es zu dem unterirdischen Kanal auch die entsprechenden phantasievollen Geschichten. Er wird als Geheimgang beschrieben, der vom Spiegelberg kommend unter der Großen Schmiedestraße hindurch bis nach Agathenburg geführt haben soll (Länge ca. sechs Kilometer). Und König August der Starke (1670-1733) hatte ihn bauen lassen, um seine Mätresse Maria Aurora von Königsmarck (1662-1728) auf ihrem Schloss Agathenburg heimlich besuchen zu können.
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(Claus Weber, Stade, 2023)Hinweis
Dargestellt sind die Poterne und der Abwasserkanal in ihrer Ausdehnung um die Mitte des 18. Jahrhunderts: Spezialbeschreibung und Inventarium der Festung Stade. Handzeichnung, kopiert von O. B. von Schwaan, 1736-1745. Niedersächsisches Landearchiv, Abteilung Stade ST Karten Neu Nr. 13654 (online unter www.arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen 04.01.2024).
Quellen
- www.kreiszeitung-wochenblatt.de: Thorsten Penz, Fuchsloch als Touristen-Magnet in Stade (28.02.2017) (Abgerufen: 28.05.2023)
- www.kreiszeitung-wochenblatt.de: Jörg Dammann, Ein dunkles Loch: Stades geheimnisvoller Lost Place (21.05.2023) (Abgerufen: 28.05.2023)
- Hinweise, Bilder und Informationen werden der Stadtarchäologie Stade und Herrn Hans-Jürgen Berg, Stade verdankt.