In der mittelalterlichen Stader Stadtbefestigung des 13. Jahrhunderts gab es in diesem Bereich drei Türme, die die lange Kurtine jedoch nur unzureichend schützten (Georg Braun und Frans Hogenberg von 1580). Zudem lag das Schiffertor zur damaligen Zeit noch weiter nördlich, der Schwinge-Eintritt in die Stadt war dadurch noch verhältnismäßig wenig geschützt.
Nach der Eroberung der Stadt durch die Schweden 1645 wurde von Erik Jonsson Graf von Dahlberg (1625-1703; schwedischer Feldmarschall, Architekt und Festungsbaumeister) 1648 ein Plan zum Ausbau der Festung der Hauptstadt des bremisch-verdischen Territoriums erarbeitet. Auf der städtischen Bleiche sollte eine neue Bastion errichtet werden, die zwischen 1648 und 1649 angelegt wurde. Sie wurde das Rundeke vom Bleekenberge, das Neue Michaels-Bollwerk beim Schweinschneiderort, schließlich ab 1668 Gründelsbastion genannt. Benannt wurde sie nach Simon Grundel-Helmfelt (1617-1676, schwedischer Feldmarschall und Reichsrat). In die neue Bastion integrierte man Reste der alten Türme, wie ein Gewölbe, eine Mauer von drei Steinen Dicke, einen Pfeiler und eine Treppe. Sie wurden als Lagerraum genutzt.
Die eher kleine Bastion wies einen zentralen Waffenplatz auf, von dem eine Rampe auf den gedeckten Gang hinter den Wällen führte. Hier konnten die Kanonen aufgestellt werden. Nach Norden wurde die Königmarcksbastion geschützt, nach Süden die Hohetorsbastion und das Hohe Tor mit Brücke über den Festungsgraben.
Spätestens nach dem Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) verlor die Stader Festung an Bedeutung für das Königreich. Ein erster Plan für die Entfestung der Stadt wurde 1770 erarbeitet. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts vereinigte man die neu entstandenen vorstädtischen Siedlungen und die Altstadt. Die Einschränkungen durch den Festungsbering wurden immer bedeutsamer für die Entwicklung der Stadt. Somit richtete sie am 2. August 1852 eine umfassende Eingabe zur „Entfestigung der hiesigen Stadt“ an das hannoversche Kriegsministerium.
Die Entfestung von Stade und der anschließende Abbau der Gründelsbastion erfolgten ab 1881. Vor allem der geplante Bau der Eisenbahnstrecke von Harburg nach Cuxhaven begünstigte die Vorhaben. Im Zuge der Umgestaltung der Anlagen des Burggrabens legte man neue Straßen an (Neubourgstraße und Am Wallgraben), zog einen geraden Wassergraben in Erinnerung an den Festungsgraben und fügte die neuen Anlagen in die Grüngestaltung der Stadt ein. Der Burggraben war Teil von Schifffahrtswegen aus der Schwinge zum Holzhafen. Heute fahren hier Ausflugsboote und zahlreiche Wassersportler.
Die heute nicht mehr erhaltene Bastion lag im Bereich der Häuser Neubourgstraße 4 bis 7 bzw. Wallstraße 6 (Bastionsspitze).
(Claus Weber, Stade, 2023)
Hinweis
Die Gründelsbastion ist dargestellt in ihrer Ausdehnung Ende des 19. Jahrhunderts, nach der Entfestung: Karte von den Festungswerken und Festungsländereien bei der Stadt Stade. Handzeichnung angefertigt nach den Grundsteuergemarkungskarten von Greihn, M 1:2.000, 1880. NLA ST Karten Neu, Nr. 13699 (online unter www.arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen 13.12.2023).
Quellen
- Landesarchiv Niedersachsen, Abteilung Stade
- Stadtarchiv Stade