Burgbastion der Stader Festung

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Stade
Kreis(e): Stade
Bundesland: Niedersachsen
Koordinate WGS84 53° 36′ 13,4″ N: 9° 28′ 40,9″ O 53,60372°N: 9,47803°O
Koordinate UTM 32.531.631,25 m: 5.939.539,30 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.531.714,28 m: 5.941.475,85 m
  • Stade, Burgbastion und Neuer Hafen von 1881 (2024)

    Stade, Burgbastion und Neuer Hafen von 1881 (2024)

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  • Stade, Neuer Hafen von 1881 (2024)

    Stade, Neuer Hafen von 1881 (2024)

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  • Stade, Neuer Hafen von 1881 (2024)

    Stade, Neuer Hafen von 1881 (2024)

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  • Stade, Burgbastion. Ausschnitt aus: Ansicht von Stade - Kupferstich von Braun & Hogenberg, koloriert, um 1580. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade: NLA ST STAST Karten Neu Nr. 03377

    Stade, Burgbastion. Ausschnitt aus: Ansicht von Stade - Kupferstich von Braun & Hogenberg, koloriert, um 1580. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade: NLA ST STAST Karten Neu Nr. 03377

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    Frans Hogenberg; Georg Braun
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  • Stade, Burgbastion. Ausschnitt aus: Spezialbeschreibung und Inventarium der Festung Stade. Handzeichnung, leicht koloriert, kopiert von O. B. von Schwaan, 1736-1745. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade ST Karten Neu Nr. 13654

    Stade, Burgbastion. Ausschnitt aus: Spezialbeschreibung und Inventarium der Festung Stade. Handzeichnung, leicht koloriert, kopiert von O. B. von Schwaan, 1736-1745. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade ST Karten Neu Nr. 13654

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    O. B. von Schwaan
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  • Stade, Burgbastion. Ausschnitt aus: Stadtplan von Stade nach der Demolition der Festungswerke (Beschreibung der Festungswerke und -gebäude). Handzeichnung von J. P. Isenbart, 1779. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade: NLA ST Karten Neu Nr. 13652

    Stade, Burgbastion. Ausschnitt aus: Stadtplan von Stade nach der Demolition der Festungswerke (Beschreibung der Festungswerke und -gebäude). Handzeichnung von J. P. Isenbart, 1779. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade: NLA ST Karten Neu Nr. 13652

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    Johann Philip Isenbart
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Die Burgbastion lag unterhalb des Spiegelberges (ehemaliger Standort der Burg) im Bereich des heutigen Neuen Hafens und der Hansestraße. Sie wurde 1682-1684 als Bastion endgültig ausgebaut und beim Bau des Neuen Hafens 1880/1881 abgetragen. Reste finden sich noch im Hang oberhalb der Hansestraße.

Im Hohen Mittelalter bestand Stade aus mehreren Siedlungskernen, dem Kaufmannswik mit Hafen, Burg und St. Cosmae-Kirche, dem Bischofsviertel und der Klostersiedlung St. Georg. Diese Orte fasste Heinrich der Löwe (um 1129/30 oder 1133/35 – 1195; Heinrich III. Herzog von Sachsen 1142-1180) 1180 zusammen, verlieh die Stadtrechte und umgab die neue Stadt mit Wall und Graben.
Im 13. Jahrhundert ersetzte man Wall und Graben durch eine Stadtmauer mit festen Stadttoren. Besonders gefährdet waren die Bereiche, in denen die Schwinge in die Stadt eintrat (Schiffertor) und die Stadt wieder verließ (Alter Hafen). Im Osten der Stadt lag unterhalb des Spiegelberges der Alte Hafen. Dessen östlichen Abschluss bildeten eine Zugbrücke sowie eine Sicherung im Wasser, der sogenannte Baum (am Baumhaus). Damit konnte der Zugang in die Stadt abgesperrt werden. Es schloss sich der außen liegende Hafen an, der sich ursprünglich weiter nach Norden an der Harschenflether Uferkante erstreckte. Nördlich der Schwinge lag das Harschenflether Tor, das den Zugang Richtung Harschenfleth und Kehdinger Land sicherte. Die Schwinge verlief in damaliger Zeit noch in einem weiten Bogen nach Norden und Osten.

Südlich des Alten Hafens liegt der Spiegelberg. Es handelt sich dabei um einen vom 10. bis 13. Jahrhundert künstlich aufgeschütteten Berg, auf dem bis nach 1236 die Stader Burg stand. Unterhalb des Berges verliefen die Stadtmauer und der davor liegende Stadtgraben nach Osten. Am Übergang von der Schwinge in den Stadtgraben gab es in der Stadtmauer vermutlich einen Eckturm, der die komplexe Situation am Schwingeaustritt überwachte.
Im 16. Jahrhundert hatte man hier zur Verstärkung der Eckbefestigung ein Rundbollwerk errichtet, das der Aufstellung von Kanonen diente (Georg Braun und Frans Hogenberg von 1580). Diese Bollwerke waren erdgefüllt mit gemauerter Außenseite. Das Burgbollwerk sicherte zudem den Außenhafen und den Schwingeaustritt im Bereich des Baumes.
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Die schwedische Zeit 1645 bis 1712
1642 wird die Stadt von schwedischen Truppen unter Hans Christoph Graf von Königsmarck (1605-1663, deutscher Feldmarschall in schwedischen Diensten, Generalgouverneur von Bremen und Verden, Erbauer von Schloss Agathenburg) erobert und 1645 endgültig übernommen. Die Stadt sollte zur Festung ausgebaut werden. Daher fertigt Erik Jonsson Graf von Dahlberg (1625-1703; schwedischer Feldmarschall, Architekt und Festungsbaumeister) einen detaillierten Plan des Bestandes an und schlägt entsprechende Ausbauten und Erweiterungen vor.
Das Umfeld vor dem Burgbollwerk wurde in den Jahren 1645 bis 1648 stark verändert. Die Harschenflether Vorstadt wurde nach den Zerstörungen bei der Eroberung 1642 nicht wieder aufgebaut. Die Schwinge erhielt den heutigen gradlinigen Verlauf (Durchstich) in Fortsetzung des Fleets (Alter Hafen). Der nördliche Bogen, an Harschenfleth vorbei, wurde abgetrennt, 1646 ein neuer Flussdeich errichtet. Das Harschenflether Tor wurde abgerissen.

Im Norden entstand die Nicolai-Bastion, weiter im Süden der alte Salztorsravelin. Unmittelbar an der Schwinge gab es weiterhin eine komplizierte Situation. Im Süden, unterhalb des Spiegelberges, legte man ein gradliniges, flaches Werk an, das parallel zur Schwinge verlief. Der Festungsgraben wurde anschließend mit einer hölzernen Brücke gequert. Auf der Landseite legte man ein kleine Lünette (gewinkeltes Außenwerk) an, die wiederum mit einem Wassergraben umgeben war. Auf der Nordseite der Schwinge gab es ebenfalls eine hölzerne Brücke mit Zugbrücke über den Festungsgraben, stadtseitig durch einen Torturm ergänzt. Die Brücke endete landseitig auf dem neuen Deich. Zusätzlich schützte man den Festungsgraben hier durch einen Bären (Wehranlage zur Regulierung des Wasserstandes im Festungsgraben). Die Kurtine zwischen der neuen Burgbastion und dem Salztor war unregelmäßig und durch einen Erdwall geschützt.
In den 1670er Jahren wurden Planungen zur Verbesserung der Festungsanlage erarbeitet. Danach sollte vor der Burg eine gerade Kurtine entstehen und das Salztor nach Süden verlegt werden. Diese Planungen wurden in den Plan von Dahlberg von 1680 aufgenommen und umgesetzt. Auf der Landseite sollte zusätzlich die Contregarde mit Ravelins und Verbindungswällen erweitert werden. Den Zugang zum Festungsgraben unterhalb der Burgbastion regulierte ein weiterer Wasserbär.

Diese Arbeiten wurden zwischen 1681 und 1684 ausgeführt. Zunächst wurden enteignete Bürgerhäuser an der Ostseite des Spiegelberges abgerissen. 1682 bis 1684 vollendet man die Neuanlage der Burgbastion.
Danach ergab sich für die Burgbastion folgender Aufbau: Sie hatte eine unregelmäßige, lang gestreckte, U-förmig gewinkelte Form, die Bastionsspitze lag an der Schwinge und ging in den Bären im Festungsgraben über. Vor der Bastionsspitze lag der Baum, die Absperrung des Schwingeaustritts. Nach Westen – zur Stadt hin – gab es eine lange Face, die fast bis zur Brücke über das Fleth (heute Baumhaus) reichte. Parallel zum Festungsgraben im Osten gab es eine lange Face, die im Süden nach Südwesten abknickte und eine kurze Flanke bildete und hier in die Kurtine zum Salztor überging. Die Bastion bestand aus aufgeschütteten Wällen, die in drei Stufen die Höhenunterschiede zum Spiegelberg auffangen mussten. Die Zwischenräume dienten zur Aufstellung und Bewegung von Kanonen und Mannschaften. Im Süden war der Zwischenraum aufgefüllt und es gab nur noch den gedeckten Gang hinter dem äußeren Wall. Der Zugang erfolgte im Nordwesten, zur Stadt geschützt durch Wachgebäude. Weitere Aufgänge gab es im oberen Innenraum, unterhalb der Kirche St. Pankratius.
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Die Zeit nach 1712
1712 belagerten dänische Truppen die Stadt und eroberten sie. Damit endete die schwedische Herrschaft über die Stadt. 1715 wurden die säkularisierten Herzogtümer Bremen (somit auch Stade) und Verden Teile des Kurfürstentums Hannover, seit 1814 Königreich Hannover. Stade blieb Landesfestung und Verwaltungssitz.
Spätestens nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) verlor die Festung Stade an Bedeutung für das Königreich Hannover. Ein erster Plan für die Entfestung der Stadt wurde 1770 erarbeitet.
Zwar wurden die Festungsanlagen in der Zeit der französischen Besatzung 1803-1813 nochmals in geringem Umfang wieder hergestellt. Aber Mitte des 19. Jahrhunderts vereinigte man die neu entstandenen vorstädtischen Siedlungen und die Altstadt. Die Einschränkungen durch den Festungsbering wurden immer nachteiliger für die Entwicklung der Stadt. Somit richtete sie am 2. August 1852 eine umfassende Eingabe zur „Entfestigung der hiesigen Stadt“ an das hannoversche Kriegsministerium.
Die Entfestung von Stade erfolgte nach 1880. Im Zuge des Neubaus des Neuen Hafens 1880 bis 1881 riss man die betroffenen Teile der Burgbastion und die Anlagen in der Schwinge ab. Der Burghügel wurde durch eine neu errichtete Ziegelsteinmauer abgefangen. Weitere Einschnitte erfolgten im Zusammenhang mit dem Bau der Trasse der Kehdinger Kreisbahn, die ab 1899 unterhalb des Burgberges zur Gasanstalt und weiter ins Kehdinger Land fuhr. Größere Zerstörungen erfolgten im Zuge des Neubaus der Hansestraße 1967 bis 1969. Leider konnten auch keine archäologischen Untersuchungen durchgeführt werden, was zu einem erheblichen Verlust an Substanz und Erkenntnissen für die Ortsgeschichte führte.
Heute lassen sich die Höhenverhältnisse am Spiegelberg und in der Burgbastion am besten über den Fußgängerweg 'Auf der Burgbastion' erschließen.
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(Claus Weber, Stade, 2024)

Quellen
  • Landesarchiv Niedersachsen, Abteilung Stade
  • Stadtarchiv Stade
  • Stadtarchäologie Stade, Fundchroniken

Hinweis
Die Burgbastion ist dargestellt in ihrer Ausdehnung Ende des 19. Jahrhunderts, nach der Entfestung: Karte von den Festungswerken und Festungsländereien bei der Stadt Stade. Handzeichnung angefertigt nach den Grundsteuergemarkungskarten von Greihn, M 1:2.000, 1880. NLA ST Karten Neu Nr. 13699 (online unter www.arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen 03.01.2024).

Internet
www.archaeologie-stade.de: Andreas Schäfer, Der Stader Spiegelberg – eine erste Bilanz aus archäologischer Sicht (Abgerufen 16.01.2024)
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Literatur

Eichberg, Henning (1976)
Militär und Technik. Schwedenfestungen des 17. Jahrhunderts in den Herzogtümern Bremen und Verden. In: Geschichte und Gesellschaft. Bochumer Historische Studien, Band 7, Düsseldorf.
Schäfer, Andreas (2010)
Befestigungen des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Stade. In: Manfred Gläser (Hrsg.), Lübecker Kolloquium zur Stadtarchäologie im Hanseraum VII: Die Befestigungen, S. 517-534. Lübeck.
Schäfer, Andreas; Bohmbach, Jürgen (2005)
Ein Blick in den Spiegelberg. Archäologische Forschungen auf dem Stader Burghügel 1985-2005. Eine erste Bilanz der Untersuchungen. Stade.
Stadt Stade (Hrsg.) (1994)
Stade. Von den Siedlungsanfängen bis zur Gegenwart. (Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Stade 17.) Stade.

Burgbastion der Stader Festung

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Hansestraße
Ort
21682 Stade
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1682 bis 1684, Ende 1881

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Claus Weber: „Burgbastion der Stader Festung”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-346471 (Abgerufen: 28. März 2025)
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