Heinrich der Löwe (1129/30 oder 1133/35-1195; Heinrich III., Herzog von Sachsen 1142 bis 1180), fasste diese Siedlungskerne um 1180 zusammen und verlieh dem neuen Ort die Stadtrechte. Zugleich wurde die Stadt mit Wall und Graben umgeben, als Beginn der städtischen Befestigung. Im 13. Jahrhundert wurde die neu angelegte Nicolai-Siedlung im Norden mit einbezogen.
Im 13. Jahrhundert ersetzte man die Umwallung durch eine Stadtmauer mit Stadttoren. Im Bereich der späteren Kohlpottbastion gab es zu dieser Zeit einen Turm (Werdenhagen 1641 und Georg Braun und Frans Hogenberg von 1580). Dieser niedrige runde Turm stand vor der Stadtmauer und diente dem Schutz von Abwasserleitungen bzw. als Pulvermagazin. 1338 wird dieser als des lopers torn bezeichnet, nach dem hier wohnenden Turmwächter und Boten.
Auf einem Plan von 1628 der Belagerung der Stadt durch Tilly (Graf Johann T’Serclaes von Tilly; 1559-1632; oberster Heerführer sowohl der Katholischen Liga als auch der kaiserlichen Armee) ist dieser Turm nicht mehr dargestellt.
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Schwedische Bastion1645 wird die Stadt endgültig von schwedischen Truppen unter Hans Christoph Graf von Königsmarck (1605-1663, deutscher Feldmarschall in schwedischen Diensten, Generalgouverneur von Bremen und Verden, Erbauer von Schloss Agathenburg) eingenommen und wurde zur Hauptstadt des bremisch-verdischen Territoriums ernannt. Zur Planung zur Verbesserung der Verteidigungsanlagen werden Karten und Pläne der vorhandenen Anlagen und Projekte für den Neubau angefertigt. Hierzu gehören vor allem die Entwürfe von Erik Jonsson Graf von Dahlberg (1625-1703; schwedischer Feldmarschall, Architekt und Festungsbaumeister) von 1648, die umfangreiche Ausbauten zu einer großen Festung in niederländischer Manier vorsahen.
Für den langen Abschnitt im Osten, der grundsätzlich durch die Niederung der Marsch gesichert war, sah Dahlberg den Bau einer Bastion vor, der Kohlpottbastion. Der Bau erfolgte in den Jahren 1650 bis 1653 als einfache Bastion ohne größere Einbauten in der Kurtine zwischen Salztor im Norden und Windmühlbastion (Güldensternbastion) im Südosten der Stadt. Die Benennung bezog sich auf das dort vorhandene Pulverhaus aus dem 13. Jahrhundert. Beim Bau folgte man dem Entwurf von Dahlberg, der hier in den Marschen nur eine niedrige Bastion vorsah, die vor den Hauptwall gehängt wurde. Dem französischen Sprachgebrauch folgend war die »bastion plat« ein Bollwerk vor einer geraden Kurtine, dementsprechend nannte man sie auch Plattbollwerk.
In den 1670er Jahren sah man eine Regulierung der Bastion vor, um diesen Abschnitt besser schützen zu können. Der Umfang der geplanten Veränderung ist nicht bekannt. Als zusätzlichen Schutz plante man den Bau des Kohlpottravelins.
Die Darstellung der Bastion bei Isenbart von 1779 zeigt den einfachen Aufbau: Ein zentraler Waffenplatz ist umgeben vom gedeckten Gang, auf den eine Rampe hinausführt und auf der die Kanonen und Soldaten aufgestellt waren. Die Bastion ist von gestaffelten Wällen geschützt, mit Face und Flanke auf beiden Seiten. Einbauten sind auf diesem Plan nicht zu erkennen. Auf anderen Plänen der Bastion sind einfache Einbauten eingetragen. Der Zugang erfolgte im Nordwesten der Bastion, in Fortsetzung des heutigen Weges Kohlpott.
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Entfestung und Bau des Holzhafens1715 kamen die Stadt und die Festung an das Kurfürstentum Hannover; Stade wurde zur Provinzialhauptstadt. Aber eine grundlegende Modernisierung der Festung Stade war zu dieser Zeit nicht möglich. Es blieb daher weitgehend beim gegenwärtigen Zustand - bei der nun längst veralteten Festungsbauweise in niederländischer Manier - bis zur Schleifung der Festung im 19. Jahrhundert.
Während der napoleonischen Zeit besetzten die Franzosen Stade ab 1803 und erneuerten ab 1813 die Festungswerke in geringem Umfang. Nach dem Ende der napoleonischen Zeit kam die Stadt wieder an das Königreich Hannover, das die Festungsanlagen weiter instand hielt.
1866 eroberten preußische Truppen die Stadt und das Königreich Hannover. Für die Festung Stade bedeutet dies, dass man erkannte, dass diese Art der Festungsanlagen durch die moderne Militärtechnik überholt sei; die Festung Stade wurde 1867 aufgehoben. Ab 1871 planierten französische Kriegsgefangene einige Teile der Festungsanlagen ein und legten Grünanlagen an.
Östlich der Stadt wurden ab 1880 neue Hafenanlagen angelegt. Zunächst hatte die hannoversche Militärverwaltung 1786/87 den Bären am Salztor durch eine Wehranlage mit zwei Toren ersetzt. Diese wurde später zu einer Schifffahrtsschleuse ausgebaut. Nördlich der Schleuse wurde der Neue Hafen angelegt. Nach Abriss der Festungsanlagen südlich der Schleuse (Kohlpottbastion, Kohlpottravelin, Salztorsravelin) konnte der Holzhafen angelegt werden. Die hier entstandene große Wasserfläche wurde den Firmen Hagenah-Borcholte und Zuhr & Köllner zur Warenlagerung des meist aus Skandinavien importierten Holzes zur Verfügung gestellt.
Auf der Stadtseite legte die Militärverwaltung eine Waschanstalt an, die Reste der Bastion nutzte. Der Fachwerkbau am Ufer (Salztorswall 8) wurde vermutlich nach einem Entwurf des Stader Zimmermeisters Johann Michael Fliedner im Zuge der Entfestigung der ehemaligen Wallanlagen im frühen 19. Jahrhundert errichtet. Er diente zunächst als Dienstwohnung des „Garnison-Verwaltungs-Inspectors“, nach Ende der Kaiserzeit wurde er vom Finanzamt als Dienstwohnung genutzt und ging 1940 in den Besitz der Stadt Stade über. Der eingeschossiger Fachwerkbau mit Satteldach in Ziegeldeckung steht frei am Westufer des Floßhafens in einer Grünanlage der ehemaligen Stadtbefestigung (nach Denkmalblatt).
1899 verlegte man die Trasse der Kehdinger Kreisbahn über die Reste der Kohlpottbastion, heute Rad- und Fußweg.
Heute finden sich an der Stadtseite Hausboote und der junge StadeBeach sowie die Anlegestelle für Ausflugsboote auf dem Burggraben und der Schwinge (Fleetkahnfahrt). In der gezackten Uferkante im Osten spiegelt sich der Verlauf der ehemaligen Festungsgräben bzw. die Innenseite des ehemaligen Kohlpottravelin wieder.
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(Claus Weber, Stade, 2023)Hinweise
Das Haus Salztorswall 8 ist Einzeldenkmal gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG, Objekt-Nr. 811.
Dargestellt ist die Bastion in ihrer Ausdehnung Ende des 19. Jahrhunderts nach der Entfestung: Karte von den Festungswerken und Festungsländereien bei der Stadt Stade. Handzeichnung angefertigt nach den Grundsteuergemarkungskarten von Greihn, M 1:2.000, 1880. NLA ST Karten Neu Nr. 13699 (online unter www.arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen 04.01.2024).