Adolf-Ravelin der Stader Festung

Fuchslochravelin, Bürgerpark

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Stade
Kreis(e): Stade
Bundesland: Niedersachsen
Koordinate WGS84 53° 35′ 50,36″ N: 9° 28′ 45,14″ O 53,59732°N: 9,4792°O
Koordinate UTM 32.531.713,89 m: 5.938.827,89 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.531.796,96 m: 5.940.764,16 m
  • Stade (2023). Adolfsravelin, Innenseite

    Stade (2023). Adolfsravelin, Innenseite

    Copyright-Hinweis:
    Claus Weber / CC-BY-SA 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Claus Weber
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Stade (2023). Adolf-Ravelin / Fuchslochravelin, Innenbereich

    Stade (2023). Adolf-Ravelin / Fuchslochravelin, Innenbereich

    Copyright-Hinweis:
    Claus Weber / CC-BY-SA 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Claus Weber
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Stade (2023). Adolf-Ravelin / Fuchslochravelin, Innenbereich

    Stade (2023). Adolf-Ravelin / Fuchslochravelin, Innenbereich

    Copyright-Hinweis:
    Claus Weber / CC-BY-SA 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Claus Weber
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Stade (2023). Adolf-Ravelin / Fuchslochravelin, Innenbereich

    Stade (2023). Adolf-Ravelin / Fuchslochravelin, Innenbereich

    Copyright-Hinweis:
    Claus Weber / CC-BY-SA 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Claus Weber
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Stade. Festungsgraben zwischen Güldensternbastion (rechts) und Adolf-Ravelin (links) (2023)

    Stade. Festungsgraben zwischen Güldensternbastion (rechts) und Adolf-Ravelin (links) (2023)

    Copyright-Hinweis:
    Claus Weber / CC-BY-SA 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Claus Weber
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Stade, Fuchslochravelin/Adolf-Ravelin. Ausschnitt aus: Spezialbeschreibung und Inventarium der Festung Stade. Handzeichnung, leicht koloriert, kopiert von O. B. von Schwaan, 1736-1745. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade ST Karten Neu Nr. 13654

    Stade, Fuchslochravelin/Adolf-Ravelin. Ausschnitt aus: Spezialbeschreibung und Inventarium der Festung Stade. Handzeichnung, leicht koloriert, kopiert von O. B. von Schwaan, 1736-1745. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Stade ST Karten Neu Nr. 13654

    Copyright-Hinweis:
    Niedersächsisches Landesarchiv - Abteilung Stade
    Fotograf/Urheber:
    O. B. von Schwaan
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Das Fuchsloch bezeichnet einen Ort in der Stadtbefestigung von Stade, an der ursprünglich eine Verbindung aus der Stadt heraus in den Stadtgraben bestand. Zur Sicherung des Durchlasses wurde in den 1650er Jahren ein Ravelin vorgelagert, der Fuchslochravelin, seit 1823 Adolf-Ravelin. Heute ist er Teil des Bürgerparkes von Stade.

Geschichte des Fuchslochravelins
Nach der Eroberung Stades durch die Schweden 1645 wurden neue Planungen für die Festungswerke erstellt, vor allem durch Erik Jonsson Graf von Dahlberg (1625-1703; schwedischer Feldmarschall, Architekt und Festungsbaumeister). Ein Plan von 1648 enthält dabei die Bauten und Baupläne, aber auch die Veränderungen der ersten Jahre nach der Eroberung. Danach bestand der alte Wachtturm über dem Fuchsloch weiter, aber es sollte eine Bastion vorgelagert werden (Fuchslochbastion).
Mit den Arbeiten am Fuchsloch begann man 1653, jedoch änderte man den Plan. Anstelle der Bastion legte man ein Ravelin vor das Fuchsloch (Fuchslochravelin). Dieses schützte die im Wall vorhandene Fuchslochpoterne, also den tunnelartigen Durchgang durch den Befestigungswall, die Kurtine. Zur Verbindung des neuen Ravelins errichtete man eine Brücke über den Festungsgraben in die Kehle des Ravelins und verband diese mit der Poterne. In die Brücke wurde ein Bär eingebaut, ein Wehr zur Regulierung der Wässer im Festungsgraben. Vor dem Fuchslochravelin verlief ein Avantfossé, ein Vorgraben vor den Außenwerken.
Bereits 1665 mussten Instandsetzungsarbeiten durchgeführt werden, in dem man den 'eingesunkenen' Ravelin vor dem Fuchsloch wieder aufgebaut und zwei neue Bären angelegt hatte. Den äußeren Graben vor dem Ravelin schützte man zusätzlich durch die Anlage eines gezackten, gedeckten Weges mit vorgelagertem Glacis (Freifläche), der die gesamte Nord-, West- und Südfront der Stadt umschloss.
nach oben
In den folgenden Jahren wurden Pläne zur Verbesserung der Festungswerke entwickelt. An der Südfront vor dem Fuchsloch verstärkte man die Contrescarpe (äußere Grabenböschung). Vor den Fuchslochravelin wurden bis 1684 zwei kleine Ravelins (später als Caponnieren bezeichnet) gelegt und beide mit einem Wall (Bonnette = Außenwerk vor einer Ravelinsspitze) verbunden, der vor der Bastionsspitze verlief. Nach außen zur Geest hin sicherte man die Werke durch einen Vorgraben. Den Ravelin selbst verstärkte man durch zwei kurze Flanken mit Schießscharten, die den Graben und die vorgelagerten kleinen Ravelins bestrichen. Die Mächtigkeit der Anlagen zeigte sich bei einem ideellen Schnitt durch diese. Das Profil des gedachten Schnittes zeigt die Komplexität der Anlagen mit vier Wällen und drei Gräben auf: Hauptwall – Faussebraie – Hauptgraben – Wall des Fuchslochravelins – Avantfossé – Verbindungswall zwischen den beiden kleinen Ravelins – zweiter Vorgraben – gedeckter Weg – Glacis.
Um 1700 setzten neue Arbeiten an der Contrescarpe ein, als der Große Nordische Krieg (1700 bis 1721) auch das bremische Land und die Festung Stade zu bedrohen schienen. Im Fuchsloch wurde eine Retirade errichtet, ein kleines zusätzliches Verteidigungswerk auf der Contrescarpe. Festungspläne von 1714, also kurz nach der Eroberung der Stadt durch die Dänen 1712, zeigen noch den Rundturm als Schutz der Poterne durch den Festungswall, den Damm über den inneren Festungsgraben auf den Fuchslochravelin, den äußeren Festungsgraben, die anschließende Retirade als Schutz der Bastionsspitze und weiter nach außen den gedeckten Gang mit zusätzlichen Wall- und Grabenanlagen. Hierbei handelte es sich um Fleschen, kleine dreieckige Infantriestellungen von den Spitzen der Ravelins bzw. Bastionen, die nach hinten durch einen Laufgraben (Communicationsgraben) miteinander verbunden und nach außen durch ein Glacis geschützt waren. Diese Anlagen waren 1712 angelegt worden.
nach oben
Die Zeit nach 1715
1715 kamen die Stadt und die Festung an das Kurfürstentum Hannover; Stade wurde zur Provinzialhauptstadt. Aber eine grundlegende Modernisierung der Festung Stade war zu dieser Zeit nicht möglich. Es blieb daher weitgehend beim gegenwärtigen Zustand bis zur Schleifung der Festung im 19. Jahrhundert bei der nun längst veralteten Festungsbauweise in niederländischer Manier. Lediglich die südlichen Contregarden vor dem Fuchslochravelin wurden ausgebaut, es entstanden mehrere Lünetten (Werk vor Bastionsspitzen mit lediglich zwei Seiten), benannt nach preußischen Prinzessinnen und Prinzen. Vordringlich dabei war die Sicherung des südlich und südöstlich anschließenden Geestrückens, eine Stelle, die zu den Gefährdesten in der Festung Stade gehörten.
Während der napoleonischen Zeit besetzten die Franzosen Stade ab 1803 und erneuerten die Festungswerke in geringem Umfang ab 1813. Der Ravelin wurde umfangreich erweitert und vergrößert. Ausgebaut wurden die Wallanlagen, der Vorgraben und die Außenbefestigungen.
Nach dem Ende der napoleonischen Zeit kam die Stadt wieder an das Königreich Hannover, das die Festungsanlagen weiter instand hielt. Der Fuchslochravelin wird 1823 nach Adolf Friedrich, Herzog von Cambridge (1774-1850), seit 1816 Generalgouverneur des Königreiches Hannover, in Adolf-Ravelin umbenannt. Im Innenraum wurden ein Laboratorium und ein Magazin für die Herstellung und Lagerung von Sprengpulver eingerichtet. Das Laboratorium riss man Ende des 19. Jahrhunderts ab. Das Pulverhaus diente später als Wohnhaus und stand unter Denkmalschutz. Es brannte jedoch im Juli 1975 ab und wurde im März 1977 abgerissen.
1866 eroberten preußische Truppen die Stadt und das Königreich Hannover. Für die Festung Stade bedeutete dies, dass man erkannte, dass diese Art der Festungsanlagen durch die moderne Militärtechnik überholt sei; die Festung Stade wurde 1867 aufgehoben. Ab 1871 planierten französische Kriegsgefangene einige Teile der Festungsanlagen ein und legten Grünanlagen an. Erhalten blieb dabei der Adolf-Ravelin, heute Bürgerpark.
nach oben
Bürgerpark Adolf Ravelin
Der Adolf-Ravelin ist der einzige große Ravelin, der die Entfestung weitgehend unbeschadet überstanden hat. 1952 wurde hier eine Freilichtbühne eingerichtet und am 23. August des Jahres mit Tanzdarbietungen und einem plattdeutschen Theaterstück feierlich eröffnet. In den folgenden Jahren fanden hier zahlreiche Veranstaltungen statt.
Mit dem Ende der Bedienung des Gaswerkes und des Neuen Hafens durch die Deutsche Bundesbahn 1969 (ehemals Kehdinger Kreisbahn) entstanden Möglichkeiten zur Umgestaltung des ehemaligen Güterbahnhofes und des Bahnhofsumfeldes. Errichtet wurden ein Parkhaus und die Straßenführung um den Ravelin gestaltete man neu (heute Am Bahnhof). Der dem Ravelin vorgelagerte Graben wurde verfüllt und ein neuer Wall unter Einbeziehung des Vorwalls aufgeschüttet. Die Festungsanlagen zwischen Hohentorsbrücke und Salztor wandelte man in den 2010er-Jahren in eine Grünanlage, den Bürgerpark Adolf Ravelin um.
2013 war der Ravelin Teil des Skulpturenprojekts Wallanlagen / Stade, das ein Beitrag zur Internationalen Gartenschau „igs 2013“ in Hamburg-Wilhelmsburg war. Teile der historischen Festungsanlagen wurden dazu in einen Skulpturenpark mit Werken verschiedener Künstlerinnen und Künstler verwandelt. Auf dem ehemaligen Waffenplatz wurde 2017 ein Pavillon als Kern für ein Zentrum der Begegnung errichtet.
nach oben
(Claus Weber, Stade, 2023)

Hinweise
Der Ravelin Adolf ist als Teil einer Gruppe baulicher Anlagen Denkmal gemäß § 3 Abs. 3 S. 1 NDSchG, Objekt-Nr. 629.
Dargestellt ist der Ravelin in seiner Ausdehnung im 19. Jahrhundert, im Zustand nach der Entfestung. Die Position wurde an die aktuelle Kartierung angepasst.

Quelle
Karte von den Festungswerken und Festungsländereien bei der Stadt Stade. Handzeichnung angefertigt nach den Grundsteuergemarkungskarten von Greihn, M 1:2.000, 1880. NLA ST Karten Neu Nr. 13699 (online unter www.arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen 04.01.2023).

Literatur

Bohmbach, Jürgen / Stadt-Sparkasse Stade (Hrsg.) (1994)
Stader Stadtlexikon. von Abbenfleth bis Zwangsarbeit. S. 10, Stade.
Eichberg, Henning (1976)
Militär und Technik. Schwedenfestungen des 17. Jahrhunderts in den Herzogtümern Bremen und Verden. In: Geschichte und Gesellschaft. Bochumer Historische Studien, Band 7, Düsseldorf.
Schlichtmann, Hans-Otto / Kreissparkasse Stade (Hrsg.) (1991)
Stade im Rückblick II. Das Stadtbild in den fünfziger Jahren. Stade.
Stadt Stade (Hrsg.) (1994)
Stade. Von den Siedlungsanfängen bis zur Gegenwart. (Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Stade 17.) Stade.

Adolf-Ravelin der Stader Festung

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Pratjeweg
Ort
21682 Stade
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Baudenkmal als Gruppe baulicher Anlagen gem. § 3 Abs. 3 NDSchG Niedersachsen
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1653

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY 4.0 (Namensnennung). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Claus Weber: „Adolf-Ravelin der Stader Festung”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345465 (Abgerufen: 17. März 2025)
Seitenanfang