Treis-Karden ist eine rheinland-pfälzische Ortsgemeinde im Kreis Cochem-Zell und Teil der Verbandsgemeinde Cochem. Der Ort besteht heute aus den ehemals getrennten Orten Treis (rechts der Mosel) und Karden (links der Mosel). Der Ort verfügt über eine Bodenfläche von insgesamt 32,37 Quadratkilometern von denen 1,36 Quadratkilometer als Siedlungsfläche bebaut sind. (Statistisches Landesamt unter infothek.statistik.rlp.de) Treis-Karden ist geprägt durch eine hohe Dichte an religiösen Bauwerken und Bauten des Architekten Johann Claudius von Lassaulx.
Lage des Ortes Etwa bei Flusskilometer 40, beiderseits der Mosel, liegt der Doppelort Treis-Karden. Der Ortsteil Karden, am Prallhang des linken Moselufers, ist durch die bis an den Fluss Mosel drängenden Berghänge in seinem Siedlungsraum sehr eingeengt. Ein wachsen des Ortsteils unmittelbar am Fluss ist nicht mehr möglich. Das Ortsbild des Ortsteils Karden wird durch den wuchtigen Bau der ehemaligen Stiftskirche St. Castor mit den umgebenden Stiftsherrenhäusern, dem Emsemble der „Unteren Klause“ mit der Georgskapelle, dem riesigen Gebäudekomplex der „Oberen Klause“ sowie dem hohen Bahndamm mit Bahnhof, geprägt. Der Ortsteil Treis, am Gleithang auf dem rechten Moselufer gelegen, ist der größere der beiden Ortsteile. In den breiten Tälern um die Kegelberge, Zillesberg und Münchelskopf hat sich der Ortsteil Treis, nach Abbruch der einengenden Stadtmauer im 19. Jahrhundert, enorm vergrößert. Gewerbegebiete an den Ortsrändern bieten heute Arbeits- und Einkaufsmöglichkeiten. Das Ortsbild des Ortsteils Treis wird von der seit etwa 100 Jahren existierenden die beiden Ortsteile verbindenden Moselbrücke, der Pfarrkirche St. Johannes mit ihrem hohen Kirchturm, dem Kreuz auf dem Zillesberg, den beiden Burgen und dem großen Tagebausteinbruch im Dünnbachtal geprägt. Außerdem gehören zu Treis-Karden noch das Kloster Engelport im Flaumbachtal, zwei Burgen und 13 Höfe und ehemalige Mühlen. Der flussabwärts gelegene Ortsteil Pellenz, einige Höfe und Mühlen sind in früheren Jahren jedoch aufgegeben worden.
Wappen Das Wappen der Ortsgemeinde Treis-Karden ist geviert. Es zeigt in Erinnerung an die ehemaligen Burggrafen im ersten fünfzackigen goldenen Stern, im zweiten goldenen Feld einen roten Einhenkelkrug, der an das zur Römerzeit in Karden blühende Töpferhandwerk erinnert. Im dritten silbernen Feld ist eine blaue Lilie als Hinweis auf die Hl. Maria als ehemalige Pfarrpatronin von Karden zu sehen und im vierten schwarzem Feld einen goldenen Hammer. Dieser wird umwunden von zwei goldenen Schlagen und entstammt dem Wappen der Familie Broy aus Karden. Das heutige Wappen wurde aus den beiden Ortswappen der bis zum Jahre 1969 selbstständigen Gemeinden Treis und Karden zusammengestellt.
Geschichte Älteste Spuren von menschlichem Leben im Raum Treis-Karden finden sich ca. 4000 Jahre vor Christus. Eine keltische Höhenburg auf dem Plateau (heute Archäologie-Park Martberg) zwischen Karden und Pommern war zu diesem Zeitpunkt bereits bewohnt. Hügelgräber auf den Treiser Höhen zeugen auch hier von den Kelten. Der „vicus Cardona“ ist aufgrund zahlreicher Oberflächen- und Grabungsfunde bekannt. Viele der Funde können im „Stiftsmuseum“ im Ortsteil Karden besichtigt werden. In der Gemarkung Treis sind eine römische Höhenburg auf dem Zillesberg, ein Wachturm auf dem Schock, mehrere römische Villen innerhalb der Ortslage und auf den Höhen sowie sich hier kreuzende römische Straßen bekannt. Der Flurname „Im Kastell“ am Fuße des Zillesberges deutet auch auf eine befestigte römische Truppenunterkunft hin. Mit dem später heiliggesprochenen Castor kam im 4. Jahrhundert das Christentum an die Untermosel. Er soll in einer Höhle bei Karden, welche heute durch ein weißes Kreuz kenntlich gemacht ist, gelebt haben. Die Höhle ist über den Buchsbaumwanderweg von Karden nach Müden zu erreichen. Aus der schon im 6. Jahrhundert überlieferten Großpfarrei Karden entwickelte sich bis zum 10. Jahrhundert ein Archidiakonat. Dessen Einzugsgebiet erstreckte sich ungefähr 50 Kilometer um Karden. Der Archediakon bekleidete als Vertreter des Trierer Bischofs in Personalunion auch das Amt des Probstes des Kardener Kollegiatstiftes. Diese Vereinigung von Säkularkanonikern existierte bis in die napoleonische Ära (1802). Es folgte die Auflösung aller linksrheinischen Klöster und die Versteigerung von Besitzungen und Ländereien der Klöster. Der heutige Ortsteil Treis konnte sich im Schatten des mächtigen Stiftes Karden nur langsam entwickeln. Seit der Erlangung der Stadtrechte im Jahre 1332 sollte eine Stadtmauer den Ortsteil Treis schützen. Der Stiftsbezirk in Karden wurde in früheren Zeiten ebenfalls durch eine Mauer geschützt. Treis stieg zum Hauptort der im Dreieck zwischen Rhein und Mosel siedelten Trigorier und nachfolgend zum Hauptort im kurtrierischen Amt Baldeneck auf.
Verwaltungssitz Treis-Karden Mit der Auflösung der Verbandsgemeinde Treis-Karden im Jahre 2014 ging die Ära des Verwaltungssitzes Treis-Karden, Treis und Karden, zu Ende. Zählt man die Verwaltung des Archidiakonats Karden dazu, wurden die Ortschaften der näheren Umgebung über 1000 Jahre von Treis-Karden, zeitweise Treis oder Karden, verwaltet. Für Steuern und Abgaben, Anträge und Anliegen verschiedener Art waren die Behörden von Treis-Karden, Treis oder Karden zuständig. Es handelte sich um die Kantonsverwaltung in Treis, die Bürgermeisterei Treis oder Karden, das Friedensgericht Treis, die Forstverwaltung Treis, das Katasteramt Karden, die Hauptpost Karden, die Poststelle Treis, der Bahnhof mit Güterbahnhof Karden oder die Straßenmeisterei Treis. Durch Pendler aus den umliegenden Orten zu ihren Arbeitsplätzen bei den vorgenannten Behörden blüten auch Handel und Wirtschaft auf. Nicht nur in der Haupt- und St. Castorstraße in Treis und Karden, sondern überall im Ortsbereich befanden sich kleine Geschäfte mit unterschiedlichstem Sortimensangebot. Leider fehlte auf Grund der Enge des Moseltals die Entwicklungsmöglichkeit in Treis-Karden, was letztendlich zur Auflösung der Verbandsgemeinde Treis-Karden führte.
Weinbau und Waldwirtschaft Der moseltypische Weinbau besitzt in Treis-Karden eine weit zurückreichende Tradition. Bereits im 11. Jahrhundert werden in den Urkunden Weinberge in Treis und Karden genannt. Ein nicht unbedeutender Teil der Bewohner des Ortsteils Treis lebte jedoch von der Holzwirtschaft und dem Lohehandel. Deshalb wurde den Treisern auch von den Nachbargemeinden der Spitzname „Häckedetz“ gegeben, welcher sich als Brunnenfigur auf dem Marktplatz wiederfindet. Auch heute wird noch Holzwirtschaft betrieben. Weinberge prägen das heutige Ortsbild, aber es finden sich nur noch wenige Weinhöfe in den beiden Ortsteilen. Ein Teil der Bevölkerung lebt auch heute noch vom Weinbau und Tourismus. Unterkünfte stehen sowohl in Hotels und Pensionen, aber auch in Ferienwohnungen, einem Camping- und Wohnmobilstellplatz bereit.
Architektonische Merkmale Die zum Teil gut erhaltenen und liebevoll restaurierten Gebäude unseres Ortes erzählen ihre ganz eigene Geschichte. Sie lassen die Vergangenheit lebendig und wirklich werden. Durch Brände und die Kämpfe um die Moselbrücke gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde besonders im Ortsteil Treis ein Großteil der alten Bausubstanz zerstört. In den beiden Ortsteilen und dem Kloster Engelport finden sich jedoch immer noch Gebäude aus acht Jahrhunderten. Besonders mit dem Stiftsbezirk um die ehemalige Stiftskirche hat sich hier mit den Kanonikerhäusern eine zusammenhängende mittelalterliche Bausubstanz erhalten. Achzig der historischen Bauwerke und Kleinode in Treis-Karden sind als Kulturdenkmäler unter Schutz gestellt.
Brauchtum Leider haben sich von den früher üblichen Bräuchen nur wenige erhalten. Der in Treis-Karden früher gesprochene moselfränkischen Dialekt wird wohl mit der älteren Generation aussterben. Die Fronleichnamsprozession wird mit Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine und Böllerschüssen jährlich abgehalten. Der Segen an den Altären findet im Wechsel in den Kirchen St. Castor in Karden und St. Johannes in Treis statt. Höhepunkt des Festes ist die Querung der Mosel mit einem Schiff. In ähnlicher Form wurde diese Tradition als Schiffsprozession auf der Mosel schon im 17. Jahrhundert vom Stift St. Castor als Mutterkirche, unter Einbeziehung der Nachbarorte Treis, Pommern und Müden, durchgeführt. Das Fest zu Ehren des Kirchenpatrons, die Treiser Kirmes, wird am Sonntag nach dem 24. Juni gefeiert. Hier finden wir gleich mehrere alte Bräuche: das Einschießen der Kirmes mit alten Böllern, die traditionellen Kirmesumzüge der Kirmesjungen mit ihrem Hauptmann, dem Spielmannszug und Musikverein, der Kirmesprozession nach der Sonntagsmesse und das klassische Kirmesessen der Treiser Bevölkerung. Heute finden sich nur noch wenige Ortschaften, in denen die Kirmes, wenn auch nur noch ansatzweise, in dieser traditionellen Art gefeiert wird. Seit über 180 Jahren wird die Kirmes in ähnlicher Form gefeiert. Seit fast 100 Jahren werden in Treis- und Karden auch schon moseltypische Weinfeste mit der örtlichen Weinkönigin und teilweise mit Winzerumzügen veranstaltet. Zu den Festen kommen regelmäßig viele Gäste, um mit den Treis-Kardenern zu feiern.
Verwaltungssitz Treis-Karden. In: Heimatjahrbuch Cochem-Zell, Jg. 2015, S. 158-162. Mayen.
Layendecker, Klaus (2015)
Kirmes in Treis. Die traditionelle Treiser Kirmes mit Kirmeszug. In: Heimatjahrbuch Cochem-Zell, Jg. 2016, S. 51-54. Mayen.
Ortsgemeinde Treis-Karden (Hrsg.) (2004)
Von Häckedetz unn Stiftshere. 7 Bände, 2004-2007. Treis-Karden.
Wackenroder, Ernst (1959)
Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem. (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz / im Auftr. des Ministeriums für Kultur, Jugend, Familie und Frauen hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Band 3.) München/Berlin.
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