Die auch als „Moseldom“ bezeichnete heutige Pfarrkirche St. Castor in Karden geht auf eine romanische Stiftskirche aus dem 12. Jahrhundert zurück und wohl spätestens in karolingischer Zeit war hier eine erste Vorgängerkirche erbaut worden. Der umgebende Stiftsbezirk war bereits seit der der römischen Zeit (1.-4. Jahrhundert n. Chr.) und über die merowingisch/fränkische Zeit hin bebaut und besiedelt (Wegner 2005, Beyer-Rotthof / Luik 2007 u. Bienert 2008).
Kanonikerstift, Patrozinium: Castor Laut Vita des hl. Castor (im 13. Jahrhundert verfaßt) wurde dieser im 4. Jahrhundert als Kind von seinen Eltern dem Trierer Bischof Maximin zur Erziehung anvertraut, der ihn für das Priestertum bestimmte, ihn weihte und ihm Karden als Wirkungsstätte anvertraute, wo Castor auch starb und in der dortigen Marienkirche beigesetzt wurde. Zur Zeit des Bischofs Wiomad von Trier (762-791) seien die Gebeine entdeckt und auf Anordnung des Bischofs in die Paulinuskirche überführt worden. Ebenso zweifelhaft ist eine zweite Überlieferung in der „Vita sancti Magnerici“ des Abtes Eberwin aus dem Trierer Martinskloster (11. Jahrhundert), wonach der Trierer Bischof Magnericus im 6. Jahrhundert zu Ehren des hl. Martin mehrere Kirchen erbauen oder wiederherstellen habe lassen, darunter auch die Kirche in Karden, die sich einschließlich des Ortes im Besitz der Trierer Martinsabtei befunden haben soll. Beide Versionen verdienen wenig Glaubwürdigkeit, mit Ausnahme der Tatsache, daß ein Patrozinienwechsel zu einem unbekannten Zeitpunkt stattgefunden haben muß. Das Patrozinium des hl. Castor ist zu 1084 erstmals belegt. Der Trierer Erzbischof Hetti ließ Reliquien des hl. Castor von Karden in das von ihm erbaute Kastorstift in Koblenz überführen.
Abweisen läßt sich die Vermutung nicht, daß in der Merowingerzeit eine Pfarrkirche in Karden mit einem Priesterkolleg existiert hat, die später in ein Kollegiatstift umgewandelt wurde. Von Ebf. Ratbodo (883-915) wurde das Stift zu Karden zum Sitz eines Archidiakons bestimmt, erwähnt 980. Mit dem Amt des Archidiakons war seit dem Ende des 11. Jahrhunderts jeder Propst von Karden automatisch betraut; allerdings hatte deswegen der Propst seit dem 12. Jahrhundert seinen Hauptsitz in Trier. 1178 erhielt das Stift von Alexander III. den päpstlichen Schutz.
Baubeginn der romanischen Stiftskirche um die Mitte des 11. Jahrhunderts, Kirchweihe 1121; bereits 1183 war sie restaurierungsbedürftig. Zu dieser Zeit bewohnten 14 Kanoniker das Stift. Einen Vogt besaß das Stift wohl nicht, da es zum „dominium“ der Domkirche gehörte. Bereits 1138 wurde den Kanonikern Eigenbesitz ausdrücklich untersagt, ein Zeichen der Tendenz vom Kollegiatstift zum Säkularstift, die sich im 13. Jahrhundert endgültig durchsetzte.
(Odilo Engels, 2006)
Kulturdenkmäler Laut Denkmalverzeichnis für den Kreis Cochem-Zell (hier im Stand vom 14.01.2020, S. 68-69) sind die „Ehem. Stiftskirche St. Castor St.-Castor-Straße, Gesamtanlage mit Kreuzgang und Stiftsmuseum“ und der „Stiftbezirk St. Castor (Denkmalzone), in Baubestand und Begrenzung noch gut ablesbarer Stiftsbezirk mit um die ehem. Stiftskirche St. Castor gruppierten Gebäuden der Stiftsherren, der Kanoniker, ‚Haus Korbisch‘ (ehem. Propsteigebäude), ehem. Stiftschule und ehem. Dormitorium bis zum dahinter fließenden Brohlbach und hinab zum Kurtrierischen Amtshaus an der Mosel“ als Kulturdenkmale geschützt. Ferner sind zahlreiche umliegende Gebäude, vor allem in der Kernstraße und der St-Castor-Straße, als Kulturdenkmale ausgewiesen.
Wirtschaft in römischer Zeit. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, III.4.) S. 62, H4-6, Bonn.
Bienert, Bernd (2008)
Merowingerzeitliche Besiedlung. Archäologische Befunde in den südlichen Rheinlanden. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.13.) S. 46, H4-28, Bonn.
Engels, Odilo (2006)
Klöster und Stifte von der Merowingerzeit bis um 1200. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.2.) S. 35-36, Bonn.
Cochem-Zell, Landschaft an der Mosel. (Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, 46; zugleich Archäologie am Mittelrhein und Mosel, 47.) S. 177-184, Stuttgart.
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