Gründung und Lage
Klosterlandschaft Altenberg
Großräumige Bezüge der Altenberger Zisterzienser (Filiationen und Inkorporationen)
Säkularisation, nachfolgende Nutzung und weitere Entwicklung
Hinweise
Gründung und Lage
Die Anlage ging auf eine Klosterstiftung der Grafen von Berg im Jahr 1133 zurück. In diesem Jahr verlegten sie ihren Stammsitz von Burg Berge an der Dhünn nach Schloss Burg an der Wupper. Gleichzeitig stifteten sie ein Zisterzienserkloster und übergaben ihm ihren alten Stammsitz Burg Berge samt den umliegenden Ländereien. Die zugehörige Burgwüstung liegt im äußersten Süden der Klosterlandschaft Altenberg und stellt den Ursprung für ihre weitere Entwicklung dar.
Das Kloster wurde von Zisterziensern aus Morimond in der Champagne (Frankreich) gegründet. Ursprünglich sollte es im Bereich der Burg errichtet werden, hier wurde mit den entsprechenden Bauarbeiten begonnen. Da man sehr schnell erkannte, dass der etwas weiter nördlich gelegene Teil der Dhünnaue der günstigere Standort war, verlegte man die Bauarbeiten bereits nach wenigen Jahren dorthin. Es entstand ein einflussreiches Zisterzienserkloster mit weit reichenden wirtschaftlichen Beziehungen.
Klosterlandschaft Altenberg
Die Eigenbewirtschaftung der Mönche und Autarkie der Zisterzienser setzte Werk- und Gewerbestätten, Mühlen und Fischteiche voraus. Eine Vielzahl von Elementen und Strukturen ist erhalten bis hin zu Wegebeziehungen, Gräben, Hohlwegen und Kleindenkmälern.
Die Tallage wird als charakteristisch für Zisterzienserklöster angesehen. Sie durften nicht in bestehenden Siedlungen errichtet werden und sollten autark wirtschaften. Dem Wasser kam somit eine große Bedeutung als Antriebskraft für Mühlen sowie als Grundlage für die Fischwirtschaft zu. Das Kloster Altenberg lag an der Dhünn, deren Wasser aufgestaut und den Klostermühlen zugeführt wurde. Der Pfengstbach speiste eine Reihe von Fischteichen, die sich im Osten des Klosters befanden. Ihnen schließt sich eine klosternahe Wiese an, die noch in der Urkatasterkarte als „Konventswiese“ bezeichnet wird. Sie bildet den östlichen Abschluss der Klosterlandschaft. Der eigentliche Klosterbezirk wurde von einer im 16. Jahrhundert begonnenen – und in Resten erhaltenen – Immunitätsmauer begrenzt. In der Immunität lagen räumlich getrennt die Wirtschaftsbauten an der Dhünn und die Klostergebäude an der von 1259 bis nach 1379 erbauten Abteikirche. Die innerhalb der Mauern liegenden Freiflächen dienten als Gärten, Baumgärten, Wiesen und Weiden. An der Klosterkirche lag der Friedhof.
Um den Klosterbezirk liegt die ehemalige Hereditas Berge: Die Ländereien, mit denen das Kloster bei seiner Stiftung ausgestattet wurde. Es handelte sich um einen zusammenhängenden Besitz, in dem der Bülsberger Hof, der ebenfalls zur Grundausstattung des Klosters gehörte, liegt. Auch in diesem weiteren Umfeld finden sich zahlreiche historische Relikte, wie Hohlwege und Begrenzungswälle.
Weit darüber hinaus reichte das Wirtschaftsnetz der Zisterzienserabtei. Es bestand aus zahlreichen Höfen und kleineren Ländereien, Weingütern sowie städtischem Besitz. Eine besondere Bedeutung hatten die Stadthöfe, allen voran der Kölner Stadthof, der das wirtschaftliche Zentrum des Klosters bildete.
Ein zweites zum Teil sehr weiträumiges Netz bilden die Filiationen und Inkorporationen. Letztere umfassen die inkorporierten Frauenklöster sowie die abhängigen Kirchen und Kapellen.
Großräumige Bezüge der Altenberger Zisterzienser (Filiationen und Inkorporationen)
Von Altenberg gingen vom 12. Jahrhundert bis zur Säkularisation 1803 vielfältige ideelle Beziehungen aus, die wiederum auf Siedlungsstruktur und kulturlandschaftliche Bezüge Auswirkungen hatten.
Seien es Filiationen, also Klosterneugründungen bis nach Ostmitteleuropa, auf der Basis des enormen Zustroms von Novizen nach Altenberg, die Betreuung inkorporierter Frauenklöster bis in die Region um Goslar oder die Betreuung abhängiger Kirchen und Kapellen.
Zwischen den nachfolgend genannten Standorten und Altenberg spannten sich soziale, ideelle und logistische Beziehungen. Kommunikation fand über Schriftwechsel oder über Besuche und persönlichen Austausch statt, aus dem zum Teil bedeutsame geistes- und ideengeschichtliche Verbindungen entstanden.
1.) Filiationen (Tochterklöster)
Insgesamt wurden sieben Filiationen von Altenberg aus gegründet. Fünf davon entstanden in den ersten 60 Jahren der Abtei, wodurch die damals große Anziehungskraft des privilegierten Altenberger Klosters auf die Zeitgenossen unterstrichen wird. Die Filiationen liegen in Mittel- und Ostdeutschland sowie Polen. Die drei deutschen Tochterklöster Mariental, Zinna und Haina verfielen der Säkularisierung.
Die Tochterklöster in chronologischer Reihenfolge:
- Mariental, 1143-1569
- Lekno/Wagrowiec (Wongrowitz) Polen, 1143-1563
- Lad Polen, 1144-1553
- Zinna, 1171-1547
- Haina, 1188-1533
- Derneburg, (1143 / 1443 / 1643) 1651-1699
- Marienrode, ca. 1666-1699
2.) Inkorporationen
Diese umfassen sowohl die inkorporierten Zisterzienserinnenklöster, die von Altenberg aus betreut wurden, als auch die abhängigen Kirchen und Kapellen.
Die Standorte der inkorporierten Frauenklöster waren:
- Benden bei Brühl, vor 1269-1802
- Mechtern (ab 1474 St. Apern) Köln, 1277-1802
- Kentrup (bei Hamm), ca.1270-1808
- Hoven (Marienborn) (bei Euskirchen), ca. 1540-1802
- Wöltingerode (bei Goslar), 1650-1802
- St. Georgenbusch (St. Jöris) (bei Aachen), 1759-1802
3.) Abhängige Kirchen und Kapellen
Von Altenberg abhängige Kirchen und Kapellen befanden sich in:
- Eppinghoven (Dinslaken)
- Meer (bei Jülich; dort befanden sich auch Altenberger Höfe)
- Geilrath (bei Bergheim / Erft)
- Rheindorf (bei Leverkusen, dort lag auch der Bergerhof, ein Altenberger Gut)
- Bechen (Rheinisch-Bergischer Kreis; dortiger Fronhof gehörte zu Altenberg)
- Solingen (auch hier besaß Altenberg den Fronhof mit weiteren abhängigen Höfen)
Säkularisation, nachfolgende Nutzung und weitere Entwicklung
1803 wurde die Abtei säkularisiert. Nach Umnutzung der romanischen Klostergebäude zur chemischen Fabrik brannten diese 1815 nieder und wurden bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts abgetragen. Die gotische Klosterkirche wurde nach Teilzerstörung zwischen 1835 und 1847 wiederhergestellt.
Altenberg ist gegenwärtig ein sehr hochwertiges und gut besuchtes, überregional bekanntes Ausflugsziel von hohem regionalem Identitätswert. Die bedeutenden kulturlandschaftlichen Bezüge und historischen Standortbedingungen sind sehr gut nachvollziehbar. Eine Vielzahl der heute zum Teil denkmalgeschützten Altenberger Grangien wie Menrath, Bülsberg, Portsberg, Cleverhof, Großspezard, Oberbreitbach, Schöllerhof, Großgrimberg, Kochshof, Luchtenberg, Steinhauserhof sind erhalten.
(Beate Lange, LVR-Fachbereich Umwelt, 2008/2009)
Hinweise
Die „Klosterlandschaft ehemalige Zisterzienserabtei Altenberg“ war KuLaDig-Objekt des Monats im April 2013 und ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereichs Kloster Altenberg, Mittlere Dhünn (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 330)”.
Das Kerngebiet der „Klosterlandschaft ehemalige Zisterzienserabtei Altenberg“ erfüllt die Voraussetzungen zur Ausweisung eines Denkmalbereiches gemäß Denkmalschutzgesetz NRW (Denkmalbereich „Altenberger Dom im Tal der Dhünn“).