Augustiner-Chorherrenstift Sankt Mechtern

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Fachsicht(en): Landeskunde, Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 37,21″ N: 6° 55′ 16,82″ O 50,94367°N: 6,92134°O
Koordinate UTM 32.353.971,29 m: 5.645.618,07 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.564.797,14 m: 5.645.784,36 m
  • Köln-Ehrenfeld und Fernmeldeturm "Colonius" (2006).

    Köln-Ehrenfeld und Fernmeldeturm "Colonius" (2006).

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  • Das Kölner Zisterzienserinnenkloster Sankt Apern als "S. Aperencl[oster]" auf einer Stadtansicht nach Arnold Mercator von 1570/71.

    Das Kölner Zisterzienserinnenkloster Sankt Apern als "S. Aperencl[oster]" auf einer Stadtansicht nach Arnold Mercator von 1570/71.

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Patrozinium: Bartholomäus, „ad sanctos martyres“ (= Mechtern), Aper (Bischof von Toul). (so Engels 2006; Bönnen / Hirschmann 2006 nennen außerdem die Thebäische Legion)
Orden: Augustiner-Chorherrenstift (Männerkloster), später Zisterzienserinnenabtei (Frauenkloster).
Geschichte (Gründung und Entwicklung bis um 1200):
Im heutigen Stadtteil Ehrenfeld auf einem Gelände mit römischen Bauresten gelegen.
Die früheste Nachricht über das Bestehen des Stiftes St. Mechtern datiert von 1180. Der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg (1167-91) hatte für seine neue Gründung „ad martyres extra muros Colonie“ Augustiner-Chorherren aus dem elsässischen Marbach besorgt. Schon das Patrozinium deutet es an: Das Gelände des neuen Stiftes war alter Besitz des Stiftes St. Gereon, das sein Pfarrecht gegen eine finanzielle Abgabe an St. Mechtern abtrat.
Obwohl die Propstei als bekanntes Reformzentrum das Haupt einer Kongregation der Augustiner-Chorherren war, erwies sich die Wahl als eine Fehlentscheidung. Ob nach einer Brandstiftung die Klagen des Erzbischofs Siegfried von Westerburg über die kriminellen und ruinösen Zustände im Stift berechtigt oder zweckorientiert waren, lässt sich nicht entscheiden. Jedenfalls zwang er die Augustiner-Chorherren 1277 zum Verlassen des Stiftes und siedelte an ihrer Stelle die erforderlichen Zisterzienserinnen aus dem Kloster Benden (Stadt Brühl) an, um die Kontinuität der Martyrerkultstätte sicherzustellen. Schließlich waren unter den Reliquien 80 Häupter der 11.000 Jungfrauen (vgl. Ursulastift) sowie der Gefährten des heiligen Gereon und der Maurischen Märtyrer (vgl. Gereonstift) vertreten (Engels 2006).

Das nun zisterziensische monasterium ad Martyres war der Zisterzienserabtei Altenberg inkorporiert, d.h. diese hatte Aufsichts- und seelsorgerische Funktionen.
Während der Kölner Stiftsfehde 1473-1478 im so genannten „Neusser Krieg“ bzw. „Burgundischen Krieg“ hatte der Stadtrat im Juli 1474 beschlossen, die vor den Toren gelegenen und als Schwachstellen der Stadtbefestigung geltenden Frauenklöster Sankt Maria zum Weiher und Mechtern zu zerstören. In der Folge wurden diese - so wie zahlreiche weitere Bauten vor den Toren Kölns - abgetragen, um dem Feind keinen Rückhalt als militärischen Vorteil zu überlassen.
Die zisterziensischen Ordensfrauen wurden in die kleine, auf eine dem heiligen Aper von Toul († 507) geweihte Kapelle der Franziskanerinnen-Klause Sankt Apern an der heutigen St.-Apern-Straße, etwa 400 Meter nördlich des Neumarkts verlegt, deren vormalige Bewohnerinnen wiederum nach Sankt Severin umzogen. Im Zuge der Säkularisation 1802 ging auch das Kloster St. Apern unter.

Der Kölner Ratsherr und Chronist Hermann von Weinsberg (1518-1597) erwähnt den seinerzeit noch bewohnten Ort Mechtern 1553 „wo noch vor Zeiten das Jungfrauenkloster gestanden“ habe („da vur ziten das gonfern-cloister hatt gestanden“).
„Doch bereits die Kölner Stadtansicht von 1570 des Arnold Mercator enthält eine vom Friesentor nach Nordwesten zum Bildrand verlaufende, unbenannte Straße (die heutige Venloer Straße), die von Weideland und Acker umgeben war. Am 28. April 1583 beantragte der ehemalige Pfarrer von Mechtern Schadensersatz vom Kölner Rat wegen der Zerstörung des Klosters und der Kirche zu Mechtern.“ (de.wikipedia.org)

Gegründet 1180 (Augustinerchorherren), ab 1277 Zisterzienserinnen, 1474 Verlegung der Nonnen nach St. Apern. Aufgehoben 1802 (Bönnen / Hirschmann 2006).

Nachfolgebauten
Der noch in napoleonischer Zeit stehende Kirchenbau des vormaligen Klosters Mechtern wurde im Jahr 1819 abgebrochen (www.seelsorgebereich-ehrenfeld.de). 1907 entstand an gleicher Stelle eine neuromanische Kuppelkirche, die bei Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg weitestgehend zerstört wurde.
Die heutige Ehrenfelder Pfarrkirche St. Mechtern wurde zwischen 1947 und 1954 unter Einbeziehung des teils erhaltenen östlichen Turms der neuromanischen Kirche erbaut. Der Kirchenneubaus entstand nach Plänen des Architekten Rudolf Schwarz (1897-1961).
Im Bereich dieser zwischen Thebäer- und Mechternstraße gelegenen Kirche soll sich - einer der vielen zweifelhaften Legenden folgend und zudem mit Xanten, Bonn und Trier konkurrierend - der Ort befinden, an dem Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. die Thebäische Legion hingerichtet wurde (vgl. www.heiligenlexikon.de u. Wilhelm 2008).
„1934 endeckte man bei Ausgrabungen römische und fränkische Mauerreste, die auf eine frühchristliche Kapelle an diesem Ort hinweisen. Um das Jahr 1000 bestand dort eine Kapelle, die dem Gereonstift gehörte.
Nacheinander standen dort dann Kirche und Kloster der Augustiner-Chorherrn (1180 bis 1276) sowie der Zisterzienserinnen (1277 bis 1474). Im Zusammenhang mit der Belagerung von Neuß während der Burgunderkriege (1474/1475) wurde St. Mechtern auf Befehl des Kölner Rates vernichtet.“
(zitiert nach www.seelsorgebereich-ehrenfeld.de)

Lokalisierung / Objektgeometrie
Der heute nicht mehr sicher zu lokalisierende Klosterbereich ist hier an der Kreuzung der heutigen Barthel- und Roßstraße eingezeichnet. Diese Geometrie folgt der Darstellung eines „Mechtenhoff“ in den 1801 bis 1828 entstandenen historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (vgl. Kartenansicht, dort technisch bedingt offenbar etwas nach Osten verschoben).

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2022)

Internet
www.heiligenlexikon.de: Ökumenisches Heiligenlexikon, Aper von Toul (abgerufen 14.04.2022)
www.heiligenlexikon.de: Ökumenisches Heiligenlexikon, Florilegium Martyrologiii Romani (Text Klaus Martin Reichenbach, abgerufen 14.04.2022)
www.seelsorgebereich-ehrenfeld.de: St. Mechtern (abgerufen 14.07.2022)
de.wikipedia.org: Mechtern (abgerufen 25.03.2024)

Literatur

Bönnen, Gerold; Hirschmann, Frank G. (2006)
Klöster und Stifte von um 1200 bis zur Reformation. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.3.) Bonn.
Engels, Odilo (2006)
Klöster und Stifte von der Merowingerzeit bis um 1200. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.2.) Bonn.
Hegel, Eduard (1992)
Das mittelalterliche Pfarrsystem und seine kirchliche Infrastruktur in Köln um 1500. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.1.) Köln.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 446, Köln (2. Auflage).

Augustiner-Chorherrenstift Sankt Mechtern

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Barthelstraße / Roßstraße
Ort
50823 Köln - Ehrenfeld
Fachsicht(en)
Landeskunde, Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Auswertung historischer Karten
Historischer Zeitraum
Beginn 1180, Ende 1474

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„Augustiner-Chorherrenstift Sankt Mechtern”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-13595-20110718-22 (Abgerufen: 26. April 2024)
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