Zisterzienserinnenkloster Sankt Apern

zuvor Hospital und Klause von Franziskanerinnen

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 19,29″ N: 6° 56′ 42,04″ O 50,93869°N: 6,94501°O
Koordinate UTM 32.355.618,68 m: 5.645.018,19 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.566.467,87 m: 5.645.251,86 m
  • Das Kölner Zisterzienserinnenkloster Sankt Apern als "S. Aperencl[oster]" auf einer Stadtansicht nach Arnold Mercator von 1570/71.

    Das Kölner Zisterzienserinnenkloster Sankt Apern als "S. Aperencl[oster]" auf einer Stadtansicht nach Arnold Mercator von 1570/71.

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    gemeinfrei
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    Arnold Mercator
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  • Ausschnitt aus der Karte "Kirchliche Organisation und Verteilung der Confessionen, Übersicht über die Kölner Kirchen (...) c. 1610" im Bereich der Kölner Altstadt (1903).

    Ausschnitt aus der Karte "Kirchliche Organisation und Verteilung der Confessionen, Übersicht über die Kölner Kirchen (...) c. 1610" im Bereich der Kölner Altstadt (1903).

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    Fabricius, Wilhelm / gemeinfrei
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An eine vor 1169 errichtete Kapelle siedelten sich zunächst Franziskanerinnen mit einem Hospital und einer Klause an. 1474 wurden Zisterzienserinnen aus dem Stift Sankt Mechtern hierhin verlegt. St. Apern wurde 1802 aufgehoben und der Kirchenbau des Klosters 1819 abgebrochen. Ursprünglich aus dem Kreuzgang des abgerissenen Klosters St. Apern stammende Fenster aus dem 16. Jahrhundert sind heute im nördlichen Querhaus des Kölner Domes zu sehen.

Ursprünge als Frauenklause und Hospital
An der heutigen St.-Apern-Straße in der Kölner Altstadt wurde vor dem Jahr 1169 eine dem heiligen Bischof Aper von Toul († 507) geweihte Kapelle errichtet. Später siedelten sich hier Ordenfrauen an, „die sich als Franziskanerinnen betrachteten“ (so de.wikipedia.org, Kirchspiel St. Severin) und hier eine Klause und ein Hospital einrichteten. Bei Hegel (1992, S. 25) werden die Frauen zunächst noch ohne Ordenzugehörigkeit einzig als „Klausnerinnen“ bezeichnet und 1293 als Jahr der Gründung für das Kloster im Pfarrbezirk St. Christoph genannt.

Im Jahr 1474 wurden Zisterzienserinnen aus dem Kloster Sankt Mechtern vor den Toren der Stadt aus Gründen der Stadtverteidigung in das Innere der Kölner Stadtmauern verlegt. Das vormalige Augustiner-Chorherrenstift Mechtern im heutigen Ehrenfeld war bereits 1277 unter Erzbischof Siegfried von Westerburg (?-1297, amtierte seit 1275) wegen „Zuchtlosigkeit und Verschwendung“ und „kriminellen und ruinösen Zuständen“ aufgelöst und in ein Zisterzienserinnenkloster umgewandelt worden (Hegel 1992, S. 24-25 und Engels 2006). Das als Schwachstelle der Stadtbefestigung geltende Kloster Mechtern war im Jahr 1474 während der Kölner Stiftsfehde (zwischen 1473 und 1478) im so genannten „Neusser Krieg“ auf einen Beschluß des Stadtrates hin von den Kölnern selbst zerstört und abgetragen worden, um dem Feind keinen Rückhalt als militärischen Vorteil zu überlassen.
Infolge des Einzugs der Zisterzienserinnen in das Apernkloster wurden die Franziskaner-Klausnerinnen wiederum in die um 1310 errichtete Klosterkapelle St. Bonifatius in der Pfarrei St. Severin im „Vringsveedel“ versetzt (altes-koeln.de).

Zisterzienserinnenkloster St. Apern
Der Grundstein für das neue Zisterzienserinnen-Nonnenkloster St. Apern wurde am 21. April 1477 gelegt. Von 1477 bis 1487 erfolgte der Bau einer neuen Klosterkirche mit dem Patrozinium Sankt Bartholomäus (1621/25 durch einen Neubau ersetzt). Nach Ende des „Neusser Kriegs“ ließen die Nonnen von Sankt Apern an der ehemaligen Klosterstelle Mechtern einen großen Meierhof erbauen.
Auch das neue monasterium s. Bartholomaei Colon war, so wie auch bereits vor seiner Umsiedlung, der Abtei Altenberg inkorporiert. Die Altenberger Zisterziensermönche hatten in St. Apern Aufsichts- und Seelsorgefunktionen inne, nahmen die Außenvertretung des Klosters gegenüber der Stadt und den Gerichten wahr und waren an der Klosterkirche als Beichtväter und Kapläne tätig.

Das Kloster Sankt Apern ging während der Zeit der französischen Besetzung (1794-1814/15) im Zuge der Säkularisation 1802 unter. Die noch in napoleonischer Zeit stehende Klosterkirche wurde 1819 abgerissen. Heute steht die 1947/54 erbaute Ehrenfelder Pfarrkirche St. Mechtern in der Tradition der beiden nicht mehr zu lokalisierenden Klöster Mechtern und Apern.

Lage des Klosters Sankt Apern auf historischen Karten
Das kleine Zisterzienserinnenkloster befand sich an der heutigen St.-Apern-Straße, etwa 400 Meter nördlich des Neumarkts. Innerhalb des Rings der mittelalterlichen Stadterweiterung von um 1250 lag Sankt Apern somit im Bereich zwischen der alten, bereits um 1505 niedergelegten Ehrenpforte und der jüngeren, nach Westen hin vorgeschobenen neuen Kölner Torburg (das 1882 niedergelegte Ehrentor) am Ende der stadtauswärts führenden heutigen Straßen Ehrenstraße und Breite Straße am Friesenwall (Signon 2006).

Auf einer Stadtansicht nach Arnold Mercator von 1570/71 findet es sich an „Die eeren Straiß“ (Ehrenstraße) als „S. Aperencl[oster]“ eingezeichnet (vgl. Abb.). In der die Situation zu Beginn des 17. Jahrhunderts darstellenden Karte „Kirchliche Organisation und Verteilung der Confessionen, Übersicht über die Kölner Kirchen (...) c. 1610“ aus dem Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz ist „S. Apern“ innerhalb der Pfarre von Sankt Christoph verzeichnet (Fabricius 1898, vgl. Abb., dort Nr. 92).
In dem der vorgenannten Karte zugrunde liegenden Kölner Stadtplan von Johann Valentin Reinhardt von 1752 ist das Kloster westlich der „S. Apern Stras“ mit der Nr. 6 als „S. Apri / S. Apren“ eingezeichnet (Abb. unter www.deutschefotothek.de).
Auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) ist das Kloster im Bereich vor dem hier als „Porte d'honneur“ benannten Ehrentor auszumachen (vgl. Kartensicht, technisch bedingt ca. 150 m nach Norden verschoben). Das etwas jüngere Werk der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme lässt den früheren Klosterbezirk noch gut erkennen, der dann in der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) bereits vollständig überbaut erscheint.

Kirchenfenster des Apernklosters im Kölner Dom
Als während der Franzosenzeit zahlreiche Kölner Kirchengebäude abgerissen wurden, bemühte sich der damalige Rektor der Kölner Universität Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824) darum, möglichst viele alte Glasscheiben aus diesen Kirchen zu sammeln. Etwa 700 Scheiben konnten bis 1823 im Domarchiv eingelagert werden, bevor diese Kunstwerke während der Fertigstellung des Kölner Doms zwischen 1842 und 1880 in der Kathedrale eingesetzt wurden.
So konnten 1870 die Reste von zwei Fenstern, die vermutlich auf umfangreichere Zyklen in den Kreuzgängen der Klöster St. Apern und St. Cäcilien aus den Jahren 1525 und 1562 zurückgehen, zu einem neuen Bildzyklus vereinigt und im nördlichen Querhaus des Domes installiert werden:

  • Das Christusfenster, ein Halbfenster im westlichen Seitenschiff des Querhauses, stellt biblische Szenen aus dem Leben Christi von der Taufe bis zu Kreuzabnahme dar.
  • Das Bernhard-Fenster, ein Vollfenster im östlichen Seitenschiff des Querhauses oberhalb der ehemaligen Schatzkammer, zeigt auf acht einzelnen Scheiben Szenen aus dem Leben des heiligen Bernhard von Clairvaux (~1090-1153), der als Gründervater und einer der bedeutendsten Mönche des Zisterzienserordens gilt.

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2024)

Internet
www.heiligenlexikon.de: Ökumenisches Heiligenlexikon, Aper von Toul (abgerufen 25.03.2024)
www.deutschefotothek.de: Stadtplan von Köln mit Gebäudeverzeichnis, ca. 1:6 500, Kupferstich, 1752 (abgerufen 28.03.2024)
de.wikipedia.org: St.-Apern-Kloster (abgerufen 25.03.2024)
de.wikipedia.org: Kirchspiel St. Severin (abgerufen 25.03.2024)
de.wikipedia.org: Kölner Domfenster (abgerufen 25.03.2024)
altes-koeln.de: Franziskanerinnenklause St. Bonifatius (abgerufen 25.03.2024)

Literatur

Arntz, Ludwig; Neu, Heinrich; Vogts, Hans / Clemen, Paul (Hrsg.) (1937)
Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln. Die ehemaligen Kirchen, Klöster, Hospitäler und Schulbauten der Stadt Köln. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 7.3, Ergänzungsband.) Band 2, S. 317, Düsseldorf.
Bönnen, Gerold; Hirschmann, Frank G. (2006)
Klöster und Stifte von um 1200 bis zur Reformation. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.3.) S. 34, Bonn.
Engels, Odilo (2006)
Klöster und Stifte von der Merowingerzeit bis um 1200. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.2.) S. 54, Bonn.
Fabricius, Wilhelm (1898)
Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. (2 Bände, Nachdruck 1965). Bonn.
Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Hegel, Eduard (1992)
Das mittelalterliche Pfarrsystem und seine kirchliche Infrastruktur in Köln um 1500. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.1.) Köln.
Hüsgen, Hermann-Josef (1993)
Zisterzienserinnen in Köln. Die Klöster Mariengarten, Seyne und St. Mechtern/St. Apern. (Bonner Beiträge zur Kirchengeschichte 19 (zugleich Dissertation Univeristät Bonn 1992).) Köln, Weimar, Wien.
Signon, Helmut (2006)
Alle Straßen führen durch Köln. 3. von Klaus Schmidt überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. S. 131-132, Köln.

Zisterzienserinnenkloster Sankt Apern

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
St.-Apern-Straße
Ort
50667 Köln - Altstadt-Nord
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1169 bis 1474, Ende 1802 bis 1819

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„Zisterzienserinnenkloster Sankt Apern”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-352147 (Abgerufen: 10. Dezember 2024)
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