Altenberg war eines der bedeutenden rheinischen Zisterzienserklöster und verfügte über einen ausgedehnten und weit verstreuten Besitz. Es handelte sich sowohl um ländlichen als auch um städtischen Besitz, zu dem außer den Stadthöfen zahlreiche Häuser und Renten gehörten. Zu dem ländlichen Besitz zählen die landwirtschaftlichen Güter inklusive der Weingüter und die Ländereien.
Bei der „Hereditas Berge“ handelt es sich um die Grundausstattung des Klosters mit Ländereien – eine geschlossene Fläche, die direkt an die Klostersiedlung anschloss und von den Herren zu Berg im Zuge der Klosterstiftung an den Orden übertragen wurde. Der Klosterbesitz wurde vermehrt im Zuge der Klosterbeitritte, durch Schenkungen und Erbschaften sowie im Spätmittelalter durch planmäßige Käufe, Verkäufe und Tauschgeschäfte. Man stieß vereinzelte und weit entfernte Güter ab und versuchte die Besitzungen räumlich zu konzentrieren. Die Phase nennenswerter Neuerwerbungen endete im Wesentlichen 1440 mit Abt Johannes Rente. In der Folgezeit konzentrierte man sich auf den Erhalt und die gelegentliche Abrundung des Besitzes. In der Frühen Neuzeit wurden zudem Besitzerwerbungen durch geistige Institutionen praktisch unmöglich gemacht. Eine Ausnahme bildete das Erzstift Köln. Hier konnten sich die Altenberger Äbte noch kleinere Höfe im Kölner Süden aneignen und in Rittersitze einkaufen. Sie erwarben Dirmerzheim und Glesch und wurden somit landtagberechtigt. In die spätmittelalterliche Zeit fällt auch die Ablösung des nach der Gründung aufgebauten Grangiensystems durch ein Pachtsystem. Seit dem 15. Jahrhundert war aller Besitz außer dem innerhalb der Klostersiedlung gelegenen Küchenhof, der das Kloster direkt versorgte, verpachtet.
Eigen- und Grangienbewirtschaftung Die ursprünglich auf Eigenbewirtschaftung von Grundbesitz basierende Versorgung und Existenzsicherung der Zisterzienserklöster führte bereits früh zur Ausbildung von Grangiensystemen. Eine Grangie war ein von Konversen (Laienbrüdern) und Lohnarbeitern bewirtschafteter Hof, der in näherer und weiterer Umgebung des Klosters möglichst abseits der Bauernsiedlungen errichtet werden sollte. In den Klostersiedlungen gab es de facto ein Zweiklassensystem, bestehend aus den Chormönchen mit geistlichen Verpflichtungen und den Konversen für die anstehenden körperlichen Arbeiten. Ein Aufstieg der Konversen war nicht möglich, sie hatten keine Mitspracherechte und wurden bewusst unwissend gehalten, in dem sie weder Lesen noch Schreiben lernen durften. Bereits im 12. Jahrhundert gab es die Tendenz, dass sich die Klöster von der ausschließlichen Eigenbewirtschaftung abwandten und ihre Güter, vor allem in vereinzelten und weit entfernten Lagen durch Verpachtung zinswirtschaftlich zu nutzen begannen. In Altenberg konnte das Ideal der vollständigen Eigenbewirtschaftung von Beginn an nicht realisiert werden. Dem entgegen standen die Besitzzersplitterung und die damit einhergehende Gemengelage der Parzellen im Altsiedelland, aber auch die bestehenden grundherrlichen Rechte, mit denen Schenkungen belasted sein konnten. Landesausbau hatte in Altenberg eine untergeordnete Rolle gespielt. Ein Beispiel ist die Grangie Bochheim.
Der rechtsrheinische, ländliche Besitz lag in der Nähe des Klosters in der Rheinebene, an der unteren Wupper und der Siegmündung. Der linksrheinische, ländliche Besitz lässt sich insgesamt schwerer bestimmen. Die Anzahl der Höfe lag je nach Quelle zwischen 100 und 140. Im Erzstift Köln lagen die Besitzschwerpunkte um Brühl, im Gillbachtal und im nördlichen Kölner Umland. An letztgenanntem Standort lässt sich eine planmäßige Erwerbspolitik im 15. Jahrhundert nachweisen. Im Herzogtum Jülich konzentrierte sich der Besitz um Titz und Ameln sowie entlang der Erftniederung um Bergheim. Die Weingüter des Klosters befanden sich außerhalb des heutigen Nordrhein-Westfalen am Mittelrhein. Der Weinhandel war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor des Klosters. Für das 13. Jahrhundert ist er bis nach Flandern und Antwerpen belegt. Der Besitz in den Städten umfasste vor allem Häuser und Hausrenten. Den meisten Besitz hatte Altenberg in Köln. Weitere Städte waren Bonn, Poppelsdorf, Koblenz, Boppart, Kaiserswerth und Neuss. Von großer Bedeutung für die Wirtschaftstätigkeit der Zisterzienser waren die Stadthöfe. Für Altenberg sind sie in den Städten Köln, Bonn und Koblenz belegt. Unbestrittenes Zentrum der gesamten klösterlichen Wirtschaftstätigkeit war der Kölner Stadthof. Er bestand bereits Mitte des 12. Jahrhundert und lag in der Johannisstraße. Hier war der zentrale Stapelplatz, das Verwaltungszentrum der Besitzungen und das Geschäftszentrum der Abtei. Er diente als Herberge für Klosterangehörige und Gäste. Bis 1511 war er zudem die Residenz des bergischen Herrscherhauses in Köln.
Die Altenberger Grangienwirtschaft Im Jahr 1210, 80 Jahre nach Gründung des Klosters, verfügte Altenberg über 12 Grangien in Lützelfeld, Bacharach, Rhens, Horchheim, Sürth, Forsterhof, Bochheim, Schönrath, Isenkroidt, Widdauen, Brück und Mickel. Diese hatten eine durchschnittliche Größe von 150 Hektar, was für damalige Verhältnisse außerordentlich groß war. Durch zum Teil rigide Formen des Besitzausbaus der großen Höfe bis hin zur Zerstörung bestehender Dörfer kam es in den Altsiedellandschaften zu Konflikten zwischen dem Orden und der ansässigen Bevölkerung. Dies galt auch für die Nutzungsrechte an den Gemeinschaftflächen, die dem großen Viehbestand der Grangien nicht gewachsen waren. Den größten Anteil der Arbeitskräfte und die Leitung der Grangien stellten die Konversen. Daneben waren zahlreiche Lohnarbeiter beschäftigt.
Der allgemeine Niedergang der Grangienwirtschaft im Spätmittelalter setzte in Altenberg bereits im 13. Jahrhundert ein, als einige unrentable Grangien verpachtet wurden. Nach dem in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts noch einmal zwei neue Grangien aufgebaut worden waren, ging die Bewirtschaftung im 14. Jahrhundert weitestgehend gegen Pachtzins nach außen. Am längsten hielt man noch die Weingüter in Eigenbewirtschaftung. Letztendlich verblieb jedoch nur der innerhalb der Klostersiedlung liegende Küchenhof bis zur Säkularisation unter eigener Regie. Alle anderen Güter waren Ende des 15. Jahrhunderts verpachtet. Auslöser dieser Umstrukturierung war zu Beginn des 14. Jahrhunderts eine ordensinterne Krise. Es gab keinen ausreichenden Nachwuchs an geeigneten Konversen mehr, die billige Arbeitskräfte gestellt hatten. Vielmehr kam es zu Konversenaufständen und -unruhen. Gegen Mitte des Jahrhunderts folgte die allgemeine Agrar- und Wirtschaftskrise. Bis zum Ende des Mittelalters hatte sich eine ausgedehnte Klostergrundherrschaft gebildet, die durch Klosterbeamte verwaltet wurden. Bei der Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen stand der Getreideanbau im Vordergrund, aber auch der Weinbau spielte bei den rheinischen Zisterzienserklöstern eine wichtige Rolle. Beide Produkte wurden für die Selbstversorgung und den Handel produziert. Die wachsende Stadt Köln, damalige Handelsmetropole, bot einen nahen und großen Absatzmarkt. Die entscheidende Schnittstelle war der Kölner Stadthof, über den die Erzeugnisse gehandelt wurden. Die erwirtschafteten Geldmittel wurden wiederum zur Mehrung des Grundbesitzes eingesetzt. Der Aufschwung der rheinischen Zisterzienserklöster im 12. und 13 Jahrhundert ist eng an diese Verflechtung mit den städtischen Handelszentren gebunden.
Landwirtschaftliche Höfe Eva Kistemann hat in einem Inventar 92 Höfe zusammengestellt, die zum Besitz des Klosters Altenberg gehörten (Bd. II). Im Rechtsrheinischen konzentrierte sich der Besitz in der Nähe des Klosters in der Rheinebene, an der unteren Wupper und der Siegmündung. Im Linksrheinischen lässt sich die Anzahl der Höfe insgesamt schwerer bestimmen. Im Erzstift Köln lagen die Schwerpunkte um Brühl, im Gillbachtal und im nördlichen Kölner Umland. Im Herzogtum Jülich konzentrierte sich der Besitz um Titz und Ameln sowie entlang der Erftniederung um Bergheim.
Weingüter Die Weingüter des Klosters lagen außerhalb des heutigen Nordrhein-Westfalen am Mittelrhein bei Horchheim, Nieder- und Oberlahnstein, Bacharach und Rhens. Die weit entfernt gelegenen Güter Lützelfeld und Randersacker (Würzburg) wurden bereits bald nach 1219 abgegeben.
(Beate Lange, LVR-Fachbereich Umwelt, 2008/2009)
Literatur
Engels, Odilo (2006)
Klöster und Stifte von der Merowingerzeit bis um 1200. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.2.) S. 17, Bonn.
Kistemann, Eva (2002)
Fachgutachten „Einfluss der Zisterzienser auf die Kulturlandschaft in und um Altenberg. Historische Entwicklung und aktueller Bestand", 2 Bände. (Unveröffentlichtes Fachgutachten.) S. 45ff., Bergisch Gladbach.
Rösener, Werner (1992)
Von der Eigenwirtschaft zum Pacht- und Rentensystem. Der wirtschaftliche Strukturwandel in den niederrheinischen Zisterzienserklöstern während des Hoch- und Spätmittelalters. In: Kottje, Raymund (Hrsg.): Die niederrheinischen Zisterzienser im späten Mittelalter. Reformbemühungen, Wirtschaft und Kultur, S. 21-47. Köln.
Weiträumiger Klosterbesitz der Zisterzienserabtei Altenberg
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