Der Hermeshof liegt als Einzelgehöft nördlich des Ortes Rommerskirchen und südlich von Nettesheim am Gillbach. Bereits 1195 findet der Hof als „Hermundishoven“ eine erste urkundliche Erwähnung. Der Hermeshof war von 1244 bis zur Säkularisation um etwa 1800 im Besitz der Zisterzienserabtei Altenberg (1133-1803).
Pachthof der Zisterzienserabtei Altenberg Im Jahr 1244 wurde der Hermeshof durch Haimo von Koblenz der Zisterzienserabtei Altenberg vermacht und anschließend durch Käufe und Schenkungen ständig planmäßig erweitert (Mosler 1965, S. 114). Die Mönche des Klosters Altenberg bewirtschafteten den Hof bis ins Jahr 1345 in Eigenwirtschaft, ab dem Jahr 1396 war er verpachtet (ebd.). Die Pächter des Hofes waren sogenannte Halfen. Sie mussten jeweils die Hälfte ihrer Erträge an die Abtei abtreten. Vermutlich wurde der Hermeshof, wie viele andere linksrheinische Höfe, bereits um das Jahr 1792 von der französischen Armee beschlagnahmt (Kistemann 2002, S. 54 u. 96). Im Zuge der Säkularisation ging der Hof schließlich vom kirchlichen in den privaten Besitz über. Im Jahr 1805 war der Hermeshof mit 387,5 Morgen der größte der ehemaligen Altenberger Höfe am Gillbach (Mosler 1965, S. 114). Das Kloster Altenberg hat über Jahrhunderte wesentlich zur siedlungsgeschichtlichen Entwicklung der Region am Gillbach beigetragen (Kistemann 2002, S. 45ff.). Weitere Pachthöfe der Abtei, die in direkter Umgebung am Gillbach liegen, sind der Lommertzhof und der Zonshof.
Siedlungsgeschichtliche Entwicklung Der Hermeshof ist ein typisches Beispiel für ein Siedlungselement der Spätphase des mittelalterlichen Landesausbaus im Rheinland, da er klar erkennbar als sekundäre Einzelhofsiedlung außerhalb der bestehenden Dorfkerne hinzukam (Janssen u. Janssen 1997, S. 246). Die Lage unmittelbar am Gillbach ermöglichte die Errichtung von Grabenumwehrungen, die im Notfall über den Bach geflutet werden konnten (ebd.). Die Grabenanlagen können auf Kartendarstellungen noch bis ins Jahr 1846 nachvollzogen werden. Zum Hof gehörten bis ins 19. Jahrhundert Fischteiche, die ebenfalls durch den Gillbach gespeist wurden. Im Jahr 1760 wurde der nach einem Brand zerstörte Hof wieder neu aufgebaut. Von den alten Gebäuden sind noch der Torbogen, mit dem Wappen derer von Altenberg und das Gutshaus erhalten. Der Vierkanthof dient heute unter anderem als Veranstaltungsort.
Kulturhistorische Bedeutung Der Hermeshof ist zeugnishaft für die Territorialverhältnisse des Mittelalters und den großen Einfluss der Zisterzienserabtei Altenberg auf die Siedlungsentwicklung am Gillbach. Seine Lage am Gillbach außerhalb der bestehenden Siedlung und die ehemalige Grabenumwehrung sind zeittypische Lageparameter der späten mittelalterlichen Landnahmephase, die sich bis auf die Grabenstruktur bis heute erkennbar erhalten haben. Sein Gebäudebestand repräsentiert die regional-und zeittypische Architektur des 18./19. Jahrhunderts. Durch seine Eigenart, die Zeugnishaftigkeit und die Ablesbarkeit der historischen Zusammenhänge kommt dem Hermeshof ein hohe kulturhistorische Bedeutung zu.
Hinweis Das Objekt „Hermeshof in Rommerskirchen“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereichs Obere Gillbachaue (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Düsseldorf 203).
Burgen, Schlösser und Hofesfesten im Kreis Neuss. (Schriftenreihe des Kreises Neuss 10.) Neuss (3. Auflage).
Kistemann, Eva (2002)
Fachgutachten „Einfluss der Zisterzienser auf die Kulturlandschaft in und um Altenberg. Historische Entwicklung und aktueller Bestand", 2 Bände. (Unveröffentlichtes Fachgutachten.) Bergisch Gladbach.
Mosler, Hans (1965)
Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Erzbistum Köln. Die Cistercienserabtei Altenberg. Berlin.
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