Der Lommertzhof ist bedeutend für die Entwicklung der Gemeinde Rommerskirchen und gehört ebenso wie der nahegelegene Fronhof des St. Kunibertstiftes zu Köln zur Keimzelle der Ortslage Nettesheim. Der Hof ist als weitläufig gestaltete landwirtschaftliche Großanlage beispielhaft für die ländliche Lebensweise und Gestaltung der Landschaft innerhalb der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Geschichtliche Entwicklung Der Lommertzhof ist die siedlungsgeschichtliche Keimzelle von Nettesheim. Er liegt im Gillbachtal am zum Muhrental hin ausgerichteten, noch heute freien Ortsrand von Nettesheim. Im Mittelalter gehörte der damals sogenannte Altenberger Hof als Wirtschaftshof zur gleichnamigen Zisterzienserabtei Altenberg. Eufemia, die Tochter des Ritters von Butzheim, übertrug in einer Schenkungsurkunde den Hof im Jahr 1258 an das Kloster (Mosler 1965, S. 115). Im Jahr 1260 kaufte das Kloster Ländereien hinzu, um den Hof zu vergrößern (ebd.). Das Kloster Altenberg hat somit über Jahrhunderte wesentlich zur siedlungsgeschichtlichen Entwicklung der Region am Gillbach beigetragen (Kistemann 2002, S. 45ff.). Weitere Pachthöfe der Abtei, die in direkter Umgebung am Gillbach liegen, sind der Hermeshof und der Zonshof. Seit dem 15. Jahrhundert ist der heutige Name „Lommertzhof“ gebräuchlich (Mosler 1965, 115). Er geht auf den Pächter Peter Lumbartz zurück. Vermutlich wurde der Lommertzhof, wie viele andere linksrheinische Höfe, um das Jahr 1792 von der französischen Armee beschlagnahmt (Kistemann 2002, S. 54, 96). Die anschließend im Zuge der Säkularisation vollzogenen Versteigerungen von Kirchenbesitz ermöglichten es wohlhabenden Bürgern, Pächtern oder Bauern, günstig große Güter zu erwerben und diese zu produktionsreichen Großanlagen umzuformen (ebd.). In dieser Zeit wurde auch der Lommertzhof privatisiert und zur landwirtschaftlichen Großanlage umgebaut. Bereits seit 1873 ist der Hof im Besitz der heutigen Eigentümerfamilie.
Baugeschichte / Denkmalschutz Im Jahr 1818 ereignete sich auf dem Lommertzhof ein Großbrand, der sich auch auf die umliegenden Häuser und Höfe in Nettesheim ausweitete. Dabei wurde der Hof völlig zerstört. Die Besitzer begannen um 1821 mit dem Wiederaufbau und errichteten südwestlich der alten Hofstelle den neuen Hof, bestehend aus Wohnhaus und Scheune. Die Gebäude, die den Hof zum Geviert schließen, sind jünger. Seit 1995 stehen das alte Wohnhaus von 1822 und die gegenüberliegende Großraumscheune von 1821 unter Denkmalschutz. Die Großraumscheune mit den drei Quertennen ist ein selten erhaltener Bautyp.
Kulturhistorische Bedeutung Die kulturhistorische Bedeutung des Lommertzhof leitet sich aus seinem Erhaltungszustand, der Genese und historischen Bedeutung, der Ablesbarkeit funktionaler Bezüge und seiner regionaltypischen Eigenart ab. Als siedlungsgeschichtliche Keimzelle von Nettesheim und ortbildprägende Anlage ist er ortgeschichtlich hoch bedeutend. Seine Lage im Gillbachtal am zum Muhrental hin ausgerichteten, noch heute freien Ortsrand ermöglicht die Ablesbarkeit historisch-funktionaler Bezüge zwischen Hofstelle und Wirtschaftsflächen. Für die Börde regionaltypisch ist die aus Ziegelsteinen bestehende Bausubstanz aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie die Bauart als Vierseithof. Die Großraumscheune mit drei Quertennen ist ein selten erhaltener Bautyp (architekturgeschichtliche Bedeutung). Die Größe verweist auf die fruchtbaren Böden der Rommerskirchener Börde und die sich daraus ergebende gute wirtschaftliche Lage des Hofes, die sich auch an der repräsentativen Allee ablesen lässt. Die Gesamtgestaltung des Hofes ist daher auch zeugnishaft für das Selbstverständnis der wohlhabenderen Landbevölkerung. Der Hof ist zudem zeugnishaft für die Territorialverhätnisse vom Mittelalter bis zur französichen Revolution, hier insbesondere für den raumprägenden Einfluss der Abtei Altenberg im Bereich des Gillbachs.
Hinweis Das Objekt „Lommertzhof“ in Rommerskirchen seit 1995 ein eingetragenes Baudenkmal (Teil A der Denkmalliste der Gemeinde Rommerskirchen, Nr. A57) und wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschafstbereichs Obere Gillbachaue (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Düsseldorf 203).
Internet de.wikipedia.org: Liste der Baudenkmäler in Rommerskirchen (abgerufen 11.02.2019)
Literatur
Kistemann, Eva (2002)
Fachgutachten „Einfluss der Zisterzienser auf die Kulturlandschaft in und um Altenberg. Historische Entwicklung und aktueller Bestand", 2 Bände. (Unveröffentlichtes Fachgutachten.) Bergisch Gladbach.
Mosler, Hans (1965)
Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Erzbistum Köln. Die Cistercienserabtei Altenberg. Berlin.
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.