Gegenwärtig besteht der Duisburger Stadtwald zu gut 90 % aus Laubwald. Verbreitet sind Buchen- und Buchenmischwälder aller Altersstufen, Eichen-, Eichenmisch- und einige Erlenwälder. Das dichte Waldwegenetz ist charakteristisch für einen intensiv erschlossenen Wald, der schon seit über einem Jahrhundert vor allem der Erholung dient.
Frühe Geschichte
Mittelalter
Spätmittelalter und Frühe Neuzeit
19. Jahrhundert
Heute
Frühe Geschichte
Späteiszeitliche Funde (Feuersteingeräte) auf dem Kaiserberg belegen, dass hier bereits in der ausgehenden Altsteinzeit vor rund 10.000 Jahren Rentierjäger gelagert haben. Neolithische Siedler der Michelsberger Kultur sind für die Zeit um 4.000 v. Chr. ebenfalls am Kaiserberg nachgewiesen. Für die Metallzeiten sind besonders die vielen Siedlungsspuren aus der Eisenzeit hervorzuheben. Aus der Bronzezeit (1.800 bis 800 v. Chr.) gibt es im Duisburger Raum selten Funde, was aber nicht unbedingt auf eine verminderte Siedlungsdichte gegenüber der Steinzeit schließen lässt. Aus der Übergangsperiode zur Eisenzeit (ab 800 v. Chr.) sind im Duisburger Stadtwald einige Grabhügelfelder erhalten, von denen das in Duisburg-Wedau zu den größten seiner Art überhaupt zählt. Am Fuße des Kaiserbergs weiß man von einer größeren eisenzeitlichen Siedlung, auch auf der Ostseite des Kaiserbergs sind Gehöfte und Siedlungen aus dieser Zeit nachgewiesen. Ein noch gut erhaltener Abschnittswall mit vorgelagertem Graben zeugt noch heute von der in verschiedenen Zeiten erfolgten Besiedlung und Befestigung am Kaiserberg.
Auf Duisburger Gebiet ist seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. eine kontinuierliche römische Besiedlung nachweisbar. So lag im heutigen Moers-Asperden linksrheinisch die römische Militärsiedlung Asciburgium, ein Lager römischer Hilfstruppen (Auxiliarlager). Es wurde zwar schon 83/85 n. Chr. wieder aufgegeben, doch blieb die Siedlung vorerst bestehen. Auf dem Sporn des Duisburger Burgberges entstand direkt am Rhein im 1./2. Jahrhundert eine Art militärischer Brückenkopf. „Zusammen mit weiteren von den Römern kontrollierten rechtsrheinischen Plätzen, wie beispielsweise auf dem Kaiserberg in Duissern, konnte von hier das Limesvorfeld an der Ruhrmündung gesichert werden“ (Herrmann 2010, S. 10). Ausgrabungen am westlichen Fuße des Kaiserbergs förderten zudem Reste einer germanischen Siedlung aus dem 2. bis 4. Jahrhundert zutage.
Mittelalter
Ursprünglich geht der Duisburger Stadtwald auf ein fränkisches Königsgut zurück. 883 wird Duisburg zum ersten Mal gesichert als Marktort erwähnt. Der im 10. Jahrhundert zur Pfalz ausgebaute Königshof gelangte samt des inforestierten Waldes 1065 an das Erzbistum Bremen. Damals erstreckte sich dieser alte Reichswald, in dem ein festgelegter Kreis von Berechtigten bestimmte Nutzungsrechte besaß, weitgehend über das Gebiet zwischen Rhein, Ruhr und Düssel, im Osten bis nach Werden. 1129 bestätigte König Lothar III. hinsichtlich der Nutzungsrechte im Duisburger Wald, „dass der Grund des Waldes zu der königlichen villa Duisburg gehöre“ (Milz 1983, S. 42). Im Laufe der Zeit konnten Stadtrat und die „Walderben“ – ein begrenzter Kreis bevorzugt nutzungsberechtigter Duisburger Bürger – immer mehr in die Geschicke des Waldes eingreifen. Diese Angeerbten besaßen ein gemeinschaftliches, genossenschaftliches Eigentum am Stadtwald.
Die Waldareale außerhalb des mittelalterlichen Stadtbezirks im Duisburger Süden waren in Marken aufgeteilt und wurden vorwiegend als Allmende genutzt. Hier proklamierten z.B. das Stift Kaiserswerth und die Herzöge von Berg als Landesherrn Sondernutzungsrechte für sich. Daneben gab es auch „Beerbte“, die ihre Nutzungsrechte als Pächter oder Eigentümer von Haus und Hof auf ihrem Besitz gegründet sahen.
Nach einem relativ waldfreien Gürtel um die Stadt wird der angrenzende Duisburger Wald im Mittelalter ein weitgehend geschlossenes Waldgebiet gewesen sein. Er wurde besonders in den siedlungsnahen Gebieten als Eichen-Buchen-Mischwald mittel- und niederwaldartig genutzt. Nach den frühmittelalterlichen Rodungen im Umfeld des Königshofes und der mittelalterlichen Stadt kamen im 11. Jahrhundert das am Hellweg gelegene Ratsdorf Duissern sowie das dort 1234 gegründete Zisterzienserinnenkloster Duissern hinzu. Jenseits der Landwehr und des Waldes lagen die beiden Ratsdörfer Wanheim und Angerhausen. 1278 wurde der Stadt im Westen durch die Verlagerung des Rheins die so genannten Neulande, der Neuenkamp, geschenkt. Weitere bedeutende Rodungen sind für das Mittelalter und die Frühneuzeit nicht mehr überliefert.
Spätmittelalter und Frühe Neuzeit
Duisburg konnte seine Selbständigkeit im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit nur teilweise behaupten, da die Stadt mehrfach vom Reich verpfändet wurde und bereits 1290 endgültig zur Grafschaft Kleve kam. Als die Stadt – ebenso wie ihre späteren Stadtteile Ruhrort, Meiderich, Hamborn und Walsum – zusammen mit dem Herzogtum Kleve 1609/1614 an Brandenburg-Preußen gelangte, wurde ihr 1666 durch Kurfürst Friedrich Wilhelm unwiderruflich der Status einer Reichsstadt aberkannt. Um den Waldbesitz gab es in den folgenden Jahrhunderten langwierige Auseinandersetzungen zwischen der Stadt, den Walderben und den Landesherren. Gemeinsam mit den Walderben erließ der Rat 1518 schließlich eine Waldordnung für den Duisburger Wald (Lacomblet III, 1860, S. 266ff.).
Die Waldfläche nahm bis Anfang des 18. Jahrhunderts nur mäßig ab. So ließ sich 1532 in Großenbaum „dem Schlagbaum einer bergischen Zollstelle“ (Milz 1983, S. 106) der erste Siedler nieder. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) fielen Waldstücke auf dem Hochfeld – westlich der Stadt – der Axt zum Opfer, um Kriegsschulden zu tilgen.
Die rechtsrheinischen Gebiete samt Stadtwald kamen 1806 an das Großherzogtum Berg und 1815/16 zum Königreich Preußen. Der Stadt gelang es in diesen Jahren nicht, das volle Eigentum am Duisburger Stadtwald an sich zu ziehen, da die französische und preußische Reformgesetzgebung den Walderben den Rücken stärkte. Nach der Säkularisation gelangten weitere die Anteile am Erbenwald in die Hände des Landesherrn. Inklusive seiner bestehenden Waldrechte (vom ehemaligen Reichshof) trat nun der Fiskus als Hauptakteur im Kreis der Walderben auf und beantragte 1823 die Teilung des Stadtwaldes. Neben den 97 Waldbeerbten besaß auch die Stadt Duisburg ein Miteigentumsrecht an dem damals 1.582 ha großen Wald. Bis 1843 wurde der Wald zum ersten Mal geteilt, die Weide- und Plaggenhiebsrechte sowie einige weitere Nutzungsrechte durch Landabfindung (355 ha) „auf der Heide“ und in der Wedau (Gemeinheitsflächen auf der Teilungskarte) und Kapitalzahlung abgelöst. Südlich der Stadt waren die Teilungen der Marken bereits 1831 abgeschlossen worden.
Nach wie vor nutzten die Menschen den Wald sehr umfangreich. Es wurden alljährlich Schweine in den Wald getrieben, aber auch Rindvieh, Pferde und Schafe. Man holte Bau-, Nutz- und Brennholz, aber auch Steine, Sand und Ton – letzterer für die Töpfereien und Ziegeleien - aus dem Wald, sammelte dort Laub und Streu, hackte Heidekraut stach Plaggen ab.
Um 1770 überließ die Regierung Siedlern aus der Pfalz und Hessen-Darmstadt auf der Heide, zwischen der Landwehr und dem Duisburger Wald unkultiviertes Land. Weitere Neusiedler wurden in diesen Jahren im Raum Duissern ansässig. Bereits 1745 hatte man den Eichelskamp, ein zwischen Duisburg und Wanheim-Angerhausen bis an den Rhein erstreckendes Waldstück, abgeholzt und dort Kolonisten angesiedelt. Auf dem Gebiet des heutigen Friedhofs am Sternbuschweg wurde Ende des 18. Jahrhunderts von den französischen Truppen der Wald gefällt und eine sternförmige Fichtenanpflanzung angelegt, die dem Klever Sternbusch nachempfunden war. Der wohl bedeutendste Eingriff in die Waldkulturlandschaft erfolgte in den 1840er Jahren mit der Rodung des Waldes am Wanheimerort.
19. Jahrhundert
Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Jahrhundertwende erlebte Duisburg einen beispiellosen Aufstieg zur Großstadt. Die Bevölkerungszahlen stiegen rasant an, und vor allem die Förderung der Steinkohle, die Eisenverhüttung und die Metallverarbeitung bildeten die Basis für die schwer- und großindustrielle Entwicklung zur späteren „Stadt Montan“. Auch das Verkehrswesen wurde ausgebaut. Die Umgebung Duisburgs wandelte sich im Rekordtempo von einer bäuerlich geprägten Kulturlandschaft zu einer schnell wachsenden Industrielandschaft. Im Duisburger Stadtwald wurde der Wald weiter zurückgedrängt, Flächen aufgeforstet und der Stadtwald von mehreren Bahntrassen durchschnitten. Hinzu kamen Bahnhofsanlagen und große Flächen für Güter- und Rangierbahnhöfe. So durchschnitt die Köln-Mindener Trasse z.B. in Süd-Nord-Richtung 1846 das Buchholz, die Bergisch-Märkische Bahn 1862 die Wedau. Die Bergisch-Märkische Bahn durchtrennte den Kaiserberg.
Hinsichtlich der Waldbesitzverhältnisse waren bis 1875 die restlichen Teilungs- und Ablösungsgeschäfte abgeschlossen, so dass die Stadt am Ende Eigentümerin von gut 451 ha Stadtwald war. Damals richtete man auch eine neue Jagen- und Distrikteinteilung mit insgesamt 52 Distrikten ein. 1873 kaufte die Firma Krupp in der Wedau Wald vom Fiskus, um dort Sand und Kies abzubauen und im Nordwesten Arbeitersiedlungen zu errichten. Nach 1842 wurden in der Wedau ca. 340 ha der ehemaligen Heide- und Buschgebiete vor allem mit Kiefern (Grubenholz) aufgeforstet. Anfang der 1870er Jahre nahm die Kiefer 52,8 % der Waldfläche ein, 1887/88 schon 58,3 %.
Der mit der Industrialisierung einhergehende wirtschaftliche und soziokulturelle Wandel rückte die Erholungs- und Schutzfunktionen des Waldes immer weiter in den Vordergrund. Schon 1899 widmeten die Duisburger den Stadtwald von einem Ertragswald in einen Erholungswald um. Der Wald am Kaiserberg – früher Duissernberg – war bereits 1882 aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen worden. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte entstand hier im Norden des Duisburger Stadtwaldes ein Volkspark für alle Bewohner der Stadt. Er war fürstlichen Parks nach dem Muster des englischen Landschaftsgartens nachempfunden. Der eher licht bewaldete Hügel wurde nun aufgeforstet und man versah ihn mit Anziehungspunkten wie „Wasser- und Aussichtsturm, Bismarckturm, Grotte und Höhle, Pavillons, Teich- und Kaskadenanlage sowie eine(r) Ruine“ (Kastorff-Viemann 1998, S. 64).
Auch zu Beginn des 20 Jahrhunderts setzten sich die Industrialisierung und die Dynamik der Landschaftsentwicklung mit ungeminderter Geschwindigkeit fort. Größere Waldrodungen fanden in der Wedau statt, wo man kurz vor dem Ersten Weltkrieg einen 4 km langen Verschiebebahnhof samt Eisenbahnwerkstätten und einer weiträumigen Siedlung errichtete. Noch in den 1920er Jahren entstand in der Wedau im Bereich der alten Baggerseen „einer fortschrittlichsten Sport- und Erholungsparks in Deutschland“ (Kastorff-Viemann 1998, S. 113). Anfang der 1930er Jahre begannen am Kaiserberg die Bauarbeiten für den Tierpark. Als eine der ersten deutschen Gartenstadtanlagen entstand 1907/08 im Bereich des Duisburg-Mülheimer Waldes die Broich-Speldorfer Wald- und Gartenstadt.
Auch wenn der Zweite Weltkrieg den Stadtwald nicht so in Mitleidenschaft zog, wie das großenteils ganz zerstörte Stadtgebiet, waren die Bomben-, Schuss- und Splitterschäden groß. Auch musste der forstliche Wiederaufbau nach dem Krieg weitere Überhiebe an Holz kompensieren. Rohstoffmangel (vor allem Brennholz), Holzdiebstähle aus blanker Not, Streunutzung und die Folgen des Orkans vom November 1940 hatten weitere Waldflächen verschwinden lassen.
Heute
Nach dem Kriege hatten die Wälder noch einige Jahrzehnte schwer unter den großflächigen Immissionsbelastungen durch die Industrie und den zunehmenden Verkehr zu leiden. So waren und sind die Duisburger Wälder seit Jahrzehnten Immissions- und Klimaschutzwälder, Lärm- und Sichtschutzwälder und vor allem Erholungswald in einem. Man erweiterte das Wanderwegenetz und legte in den 1960er Jahren erste Waldlehrpfade an. Die Bewirtschaftung des Stadtwaldes ist daher seit längerer Zeit darauf ausgerichtet, ganzheitlich auf die verschiedenen Waldfunktionen eingehend, „artenreiche, vitale und langlebige Mischbestände mit besonderer Bevorzugung des Laubholzes“ zu bewahren bzw. zu erhalten (Forstlicher Fachbeitrag 1978, S. 35f.). Der Wald wird heute naturnah bewirtschaftet.
In der Waldkulturlandschaft konnten in den letzten Jahrzehnten großflächige Waldflächenverluste weitgehend verhindert werden. Zwecks Ausbaus der Grüngürtel und Naherholungszonen Duisburgs erwarb die Stadt 1962 in der Huckinger Mark das Gelände der heutigen Sechs-Seen-Platte. Die dort schon bestehenden Baggerseen wurden erweitert, und man schuf hier südlich des Wedau-Sportparks ein komplett neues Erholungsgebiet.
Historische Kulturlandschaftselemente und Relikte im Duisburger Stadtwald
Der Duisburger Stadtwald beherbergt eine Reihe auch überregional bedeutsamer kulturhistorischer Elemente und Strukturen aus der Vor- und Frühgeschichte. Darüber hinaus befinden sich innerhalb des Waldgebiets auch archäologische und historische Denkmäler jüngerer Epochen. Die wichtigeren werden hier kurz genannt:
- Abschnittswall und Wall-Graben-Anlagen am Kaiserberg
- Grabhügelfeld in der Wedau
- Grabhügel und Schanzanlage in der Monning
- Der heilige Brunnen
- Gottesdienstplatz
- „Versunkenes Kloster“
- Monninghof
- Forsthaus Curtius
- Haus Hartenfels
- Die „Wolfsburg“
- Broich-Speldorfer Wald- und Gartenstadt
- Ruine des Wasserturms
- Alter Steinbruch
- Überreste von Tonabgrabungen
- Überreste früherer Grabungen nach Steinkohle
- Historische Parklandschaft Kaiserberg
- Schülkeplatz
- Burgruine
- Ehrenfriedhof
- Curtius-Denkmal
- Niederwaldreste.
(Bernward Selter, Münster, 2013)