Zündorf gehört als Stadtteil 714 zum Kölner Stadtbezirk 7 Porz. Hier leben rund 12.000 Menschen auf einer Fläche von 8,12 Quadratkilometern (11.671 Einwohner*innen zum 31.12.2021, bzw. 11.772 zum 31.12.2019 und 12.060 zum 31.12.2009, www.stadt-koeln.de). Im Jahr 2021 betrug der Erholungsflächenanteil 6,8 %.
Orts- und Siedlungsgeschichte Das heutige Zündorf bestand ursprünglich aus zwei Ortsteilen, dem erstmals im Jahr 922 erwähnten Niederzündorf und Oberzündorf, wobei Oberzündorf zunächst der bedeutendere war. Bis zum Jahr 1806 gehörte Zündorf zum Amt Porz der Grafschaft bzw. Herzogtum Berg. Von 1430-1431 ist in Zündorf ein Flusszoll und 1487 ein Landzoll nachweisbar (Holdt 2008). In seinen Erläuterungen zu der Karte der politischen und administrativen Eintheilung der heutigen preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789 im Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz führt Wilhelm Fabricius (1898, S. 319) die beiden Orte jeweils als Honschaft (die unterste Verwaltungseinheit) „Honsch. Ndr.-Zündorf“ mit einer Gemarkungsgröße von 380 Hektar und 501 Einwohnern im Jahr 1792 und „Honsch. Ob.-Zündorf“ (519 Hektar, 650 Einwohner für 1792) im Bergischen Amt Porz, Hauptgericht Porz an. Für die Gemeinde Porz und die umliegenden Dörfer werden aus einer Erhebung aus dem Jahr 1828 die folgenden Einwohnerzahlen genannt: Langel 564, Niederzündorf 640, Oberzündorf 276, Porz 268 und Westhoven 304 (vgl. www.koeln-lotse.de, nach Schuh 2003).
Die Stadt Köln versuchte seit 1923 die Gemeinde Porz (seit 1951 Stadt Porz) mit Zündorf einzugemeinden, was dann jedoch erst zum 1. Januar 1975 im Rahmen der kommunalen Neuordnung erfolgte. Spätere Versuche, dies rückgängig zu machen, scheiterten. „Am Rande der Großstadt existiert noch ein einzigartiger, ländlich-kleinstädtischer Bereich, der mit seinen Kirchen, alten Bürgerhäusern, Fachwerkhäusern, alten Hofanlagen und seinem mittelalterlichen Wohnturm einen Teil seines historischen Charakters bewahrt hat. Zündorf setzt sich zusammen aus den zwei voneinander unabhängigen Dörfern Ober- und Niederzündorf.“ (stadt-koeln.de, Zündorf)
Die „Groov“ und das Kölner Stapelrecht Der ehemalige Niederzündorfer Seitenarm des Rheins wurde früher von einer „Groov“ oder „Mittelwerth“ genannten Insel vom Rhein getrennt. Diese Insel wurde aufgrund des Kölner Stapelrechts über Jahrhunderte hin als Warenumschlagplatz genutzt. Das 1259 in Köln eingeführte Stapelrecht (auch: Niederlagsrecht) verlangte von den Kaufleuten, dass diese auf dem Rhein beförderte Waren drei Tage lang den Kölner Bürgern zum Kauf anbieten mussten. „Findige Kaufleute kamen auf die Idee, die Waren vor der Stadt auszuladen und auf Karren um Köln herum zu transportieren, um die lästige Regelung zu umgehen.“ (stadt-koeln.de, Zündorf). In Zündorf wurden daher bis zur Aufhebung des Stapelrechts im Jahr 1831 ursprünglich auf dem Rhein verschiffte Waren auf Wagen umgeladen und auf dem Landweg um das Kölner Stadtgebiet herum bis hinter Mülheim am Rhein transportiert.
Zündorf auf historischen Karten Die auf 1663 datierte Kupferstich-Karte Descriptio Agri Civitatis Coloniensis des Joan Blaeu (1596-1673) zeigt die beiden kleinen Siedlungen als Ober Sundorff und Onder Sundorff. In Wilhelm Fabricius' das Jahr 1789 abbildenden Karte des Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz finden sich beide Orte mit Nd. und Ob. im Bereich des Amts und Hauptgerichts Porz verzeichnet (ders. 1898, vgl. Abb.).
Auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) finden sich Niederzündorf und Oberzündorf mit einer beiderseits der heutigen Hauptstraße besiedelten Fläche von gut 50 Hektar (500.000 m2). Eine Trennung beider Ortsteile ist hier nur noch bedingt im Bereich der heutigen Straßen Comeniusweg und Am Theise auszumachen. Ganz im Süden ist eigens der damalige Abtshof der Abtei Deutz ausgewiesen, der nach seiner Zerstörung durch Brand 1780 im Folgejahr als geschlossene Hofanlage neu entstand (auch Börschhof). Hinsichtlich Größe und Besiedlung zeigt sich auf der nur wenig jüngeren, zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme mit Ndr. Zündorf und Obr. Zündorf kaum ein Unterschied (vgl. Kartenansichten). Ohne wesentliches Anwachsen des Orts lässt dann die Preußische Neuaufnahme (1891-1912) neue Anlagen im Bereich der Groov und des dortigen Hafens erkennen. Neu erscheint hier das Areal der Adelenhütte im Norden, das eisenverarbeitende Werk Carl Otto des Bergbauingenieurs Otto Meurer (1841-1921) mit Gießerei, Sandformerei und Steinfabrik. Meurer hatte dieses nach seiner Frau Adele Luise Meurer (1852-1923) benannt, die auch als Frauenrechtlerin bedeutend war.
Die topographischen Karten TK 1936-1945 lassen das weitere Wachstum von Zündorf in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erkennen, das vornehmlich über Gewerbeansiedlungen entlang der heutigen Wahner Straße erfolgte, wo auch mit Hp. der Haltepunkt der rechtsrheinischen Kleinbahn Siegburg - Zündorf (der so genannte „Rhabarberschlitten“) zu sehen ist. Heute ist Köln-Zündorf nach Norden hin mit seinem Nachbarstadtteil Porz mehr oder weniger zusammengewachsen.
Verkehrsanbindung Zündorf liegt jeweils etwa 20 Kilometer von den Zentren von Köln und Bonn entfernt und ist an beide Großstädte über die Frankfurter Straße (die Bundesstraße B 8) sowie die Bundesautobahn A 59 angeschlossen. Über Linienbusse ist der Stadtteil an den regionalen ÖPNV angebunden sowie über die im Ort endende Straßenbahnlinie 7 der Kölner Verkehrs-Betriebe KVB. Nach Zündorf führen zudem noch Gleise einer Reststrecke der früheren Kleinbahn Siegburg - Zündorf. Der Rhein kann bei Flusskilometer 677 im Bereich der Freizeitanlage Groov mit der saisonal fahrenden Personenfähre KroKoLino in Richtung des linksrheinischen Stadtteils Köln-Weiß überquert werden.
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 610-612, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Holdt, Ulrike (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Berg. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.16.) Nr. 225, Bonn.
Schuh, Christian (2003)
Kölns 85 Stadtteile. Geschichte, Daten, Fakten, Namen - von A wie Altstadt bis Z wie Zündorf. Köln.
Schwerhoff, Gerd (2010)
Der Kölner Stapel (1259-1831). Werden und Wandlungen einer alteuropäischen Institution. In: Jahrbuch ... des Kölnischen Geschichtsvereins e.V., S. 43-69. o. O.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 483, Köln (2. Auflage).
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.