Als Ersatz für Vorgängerbauten des 15. Jahrhunderts entstand 1558/59 das Fischkaufhaus. Kaufleute aus Deventer hatten zuvor dem Rat der Stadt Köln ein entsprechendes Gesuch vorgelegt. 1568/69 wurde nördlich ein Schlachthaus angefügt und 1571/72 ein Treppenturm mit geschweifter Haube. Das Fischkaufhaus diente dem Großhandel mit Fischen und Ventgütern, also fettigen und flüssigen, mit Unsauberkeiten verbundener Waren. Die dichte Lage am Rhein ermöglichte über Abflussöffnungen in der Stadtmauer die rasche Entsorgung von Abfällen und Unrat in den Rhein.
Köln war ein wichtiger Umschlagplatz für Seefische, zumal die einheimischen Flussfische aus dem Rhein und den umliegenden Flüssen den Bedarf von Stadt und Umgebung längst nicht decken konnte. Der Standort des Fischkaufhauses resultierte auch aus dem vor Groß St. Martin seit dem 12. Jahrhundert nachweisbaren Fischmarkt. Gehandelt wurden Fische und konservierte Seetiere wie Hering, Kabeljau, Schellfisch, Stockfisch, Bückling, Pfahlmuscheln und Austern, zudem auch Süßwasserfische. Als Hauskran kommt der gemauerte und mit gotischem Fries verzierte Kran vor der Fischpforte in Frage. Die Löschung der Fische erfolgte durch 14 Rhein- und vier Kranarbeiter. Da das Fischkaufhaus nur dem Großhandel diente, wurde die dem Wiederverkauf und Detailabsatz dienende Ware durch eine 16-köpfige Gruppe von Transportarbeitern in der Stadt verteilt.
Das mittelalterliche Fischkaufhaus war ein Gebäude mit einer 10 Fensterachsen zählenden Front aus halben und ganzen Kreuzstockfenstern. Wie der Gürzenich war der Bau mit einem durch Eckwarten verstärkten Zinnenkranz vor dem doppelten Satteldach umgeben. Eine mächtige Innenkonstruktion mit massiven Mittelwänden im Erd- und Obergeschoss aus gedrungenen Säulen und weitgespannten Bögen über sieben Öffnungen sowie zwei Reihen Holzstützen mit spätgotisch profilierten Kopfbändern bestimmte das Innenbild des Lagerhauses. Dem wesentlich kleineren Schlachthaus war zur Stadtseite der mit einer Spindel ausgestattete Treppenturm vorangestellt. Auch das Fischkaufhaus büßte – wie die anderen Kauf- und Lagerhäuser – mit der Franzosenzeit seit 1794 seine ursprünglich hohe Bedeutung ein, war zeitweise Zollniederlage, Sitz der Handelskammer und königliche Zollbehörde. Seit Fertigstellung des Rheinauhafens 1898 und Übersiedlung des gesamten Güterverkehrs dorthin, war das Haus verlassen. Der inzwischen abgebrochene Treppenturm wurde 1901 rekonstruiert und der Südseite vorangestellt. In dem sanierten Bau fanden ein Museum für Naturkunde und eine Sammlung für volkstümliche Wirtschaft Unterbringung.
1942 und 1944/45 fiel das Fischkaufhaus Brandbomben zum Opfer. Unter Nutzung des erhalten gebliebenen Treppenturms von 1901 erfolgte in Anlehnung an das historische Gebäude 1965-67 ein Neubau für Geschäftsräume der Kreishandwerkerschaft.
Hinweise Das Objekt „Stapelhaus“ ist seit 1980 ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln 2012, Nr. 42) und Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Innenstadt Köln (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 352).
Internet www.koeln-lotse.de: „Der Kölner Stapel – ein gutes Geschäft für die Kölner“ (Uli, der Köln-Lotse vom 01.05.2021, abgerufen 03.05.2021) www.das-alte-koeln.de: Ausschnitt aus dem Gemälde „Hochwasser am Fischmarkt“ von Siegfried Glos (abgerufen 01.06.2021)
Literatur
Buschmann, Walter; Hennies, Matthias; Kierdorf, Alexander (2018)
Via Industrialis. Entdeckungsreise Kölner Industriekultur. S. 20, Essen.
Schwerhoff, Gerd (2010)
Der Kölner Stapel (1259-1831). Werden und Wandlungen einer alteuropäischen Institution. In: Jahrbuch ... des Kölnischen Geschichtsvereins e.V., S. 43-69. o. O.
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