Der Kölner Stadtteil 209 Weiß liegt im linksrheinischen Süden der Domstadt und gehört zum Stadtbezirk 2 Rodenkirchen. Der auch als Alt-Weiß bezeichnete ursprüngliche Ortskern am Rhein wird von Neu-Weiß umschlossen, nach Norden und Osten hin schließt sich die weit ausschwingende Rheinkurve des Weißer Bogens an. In Weiß leben heute auf einer Fläche von 4,16 Quadratkilometern knapp 6.000 Menschen (5.754 Einwohner*innen zum 31.12.2009 bzw. 6.003 zum 31.12.2017 und 5.921 zum 31.12.2019, www.stadt-koeln.de). Der Erholungsflächenanteil beträgt 2,7%.
Erste Erwähnungen, frühe Ortsgeschichte und Ortsname Eine erste sichere historische Erwähnung des im Besitz der Kölner Benediktinerabtei Groß-Sankt-Martin bezeichneten Ortes erfolgte im Jahr 1130 in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Friedrich I. von Schwarzenburg (~1075/1078-1131, amtierte 1100-1131). Das Gebiet des von Landwirtschaft und Weinbau (dieser wurde in der Flussaue noch bis Ende des 18. Jahrhunderts betrieben) geprägten Örtchens Weiß gehörte im Mittelalter zum ältesten Besitzstand des Kurkölnischen Erzstifts im linksrheinischen Amt Brühl (Fabricius 1898, S. 62, Nr. 119 und Janssen 2008, S. 30-31, Nr. 129). Der nördliche Teil der Fläche des heutigen Stadtteils - die damals offenbar unbesiedelte Rheinkurve - wurde hingegen zum Ort Rodenkirchen gezählt. Dieser gehörte zu der bergischen Herrschaft Löwenburg (ab 1484 Amt Löwenburg) des Herzogtums Berg (Fabricius 1898, S. 316, Nr. 226 und Holdt 2008, S. 21, Nr. 216).
„Die Fischereirechte standen, wie in den weiter rheinaufwärts gelegenen Orten Sürth und Godorf, dem Kölner Severinstift zu. ... Das Zentrum bildete der heutige Pflasterhof, ein kurkölnisches Rittergut, welches vom Erzbischof als Lehen ausgegeben wurde. In Weiß besaßen unter anderem die Kölner Antoniter, die Abtei Groß-Sankt-Martin und das Stift Sankt Severin Ländereien. ... Im Jahre 1433 soll Erzbischof Dietrich von Moers den Bau einer Kapelle gestattet haben. Diese soll im Kernbereich identisch mit der heutigen Georgskirche sein.“ (www.stadt-koeln.de, Weiß)
In einer Schenkung von 1238 an das Kölner Stift St. Georg wird die Ortslage mit Wise bei Soride (Weiß bei Sürth) benannt, als weitere Schreibungen erscheinen im Laufe der Zeit u.a. noch Wisse, Wishe, Wijss oder Wyß. Der Ortsname geht dabei nicht auf die hellste aller Farben zurück, sondern eher recht unspektakulär auf das althochdeutsche Wort für „Wiese“.
In den Erläuterungen zur Karte der politischen und administrativen Eintheilung der heutigen preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789 im Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz von Wilhelm Fabricius (1898) wird „Weiß RS. (Köln-Stadt)“ mit einer Gemarkungsfläche von ca. 370 Hektar und 42 Häusern im Jahr 1670 angeführt (RS = Rittersitz; vgl. Fabricius 1898, S. 62, Nr. 119).
Weiß auf historischen Karten Auf der so genannten „Schweid(t)karte“ des Abraham Hogenberg (~1578-1653) von 1609, welche die Keyserliche Freye Reichs Statt Kölln samt Umland und Vororten darstellt, ist der Ort als Wyß eingezeichnet und findet sich ebenso in der auf 1663 datierten Kupferstich-Karte des niederländischen Kartografen Joan bzw. Johannes Blaeu (1596-1673) Descriptio Agri Civitatis Coloniensis (vgl. Abb.).
Auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) ist der kleine Ort Weiss dann mit einer besiedelten Fläche von noch deutlich unter 10 Hektar eingetragen. Die zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Blätter der Preußischen Uraufnahme zeigen ein ähnliches Bild. In den Karten der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) nimmt die erkennbar bebaute Ortsfläche von Weiss dann etwa die doppelte Fläche ein und erst die topographischen Karten TK 1936-1945 lassen in Weiß ein Anwachsen um das Gebiet des heutigen „Neu-Weiß“ erkennen.
Entwicklung zum Stadtteil Während der Zeit der französischen Besetzung ab 1794 gehörte Weiß zu der nach ihrem zentralen Ort benannten Mairie (= Bürgermeisterei) Rondorf im Kanton Brühl des Arrondissement Cologne des Département de la Roer. Unter Preußen wurde Weiß dann als Ort der Bürgermeisterei Rondorf dem zum 20. April 1816 gegründeten Landkreis Köln zugeordnet. Zu diesem Datum werden für Weiß 422 Einwohner angegeben (Kisky u.a. 1966, S. 14). Im Jahr 1887 werden 150 Häuser in Weiß gezählt (www.stadt-koeln.de, Rondorf).
Im Rahmen der „zweiten Grenzveränderung der ersten Eingemeindungsaktion“ wurden zunächst zum 1. April 1888 die Ortschaften Bayenthal, Klettenberg, Marienburg, Raderberg, Raderthal und Zollstock als Teile der Landgemeinde Rondorf aus Rondorf ausgegliedert und als eigenständige Stadtteile nach Köln eingemeindet (Kisky u.a. 1966, S. 20-21). Zu der verbliebenen Landgemeinde, deren namensgebender Hauptort ab 1961 Rodenkirchen war, gehörten seitdem noch die Orte Godorf, Immendorf, Meschenich, Rodenkirchen, Rondorf, Sürth und Weiß. Diese Ortschaften wurden schließlich allesamt zum 1. Januar 1975 im Zuge der Gebietsreform des so genannten „Köln-Gesetzes“ (das Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Köln vom 5. November 1974, vgl. recht.nrw.de) in die Domstadt eingemeindet, während gleichzeitig der Landkreis Köln aufgelöst wurde.
Ortsbild und Kirchen Der historische Ortskern entlang der Weißer Hauptstraße wird bis heute von für Weiß charakteristischen alten ein- bis zweigeschossigen Backstein- und Fachwerk-Giebelhäusern geprägt, die oft fälschlich als „Fischerhäuser“ bezeichnet werden. Die im Volksmund „Weißer Kapellchen“ genannte Georgskapelle soll in ihrem Kern noch auf eine erstmals 1433 urkundlich erwähnte spätgotische Kapelle zurückgehen. Die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Kapelle wurde 1963/65 und zuletzt 1982 zum größten Teil in Eigenleistung von Anwohnern wiederhergerichtet und saniert. Die 1954 geweihte katholische Kirche St. Georg prägt heute mit ihrem in die Uferböschung des Rheins hineinragenden Vordach deutlich die Silhouette des Stadtteils. Das Gotteshaus wurde nach Plänen des Kölner Architekten Josef Bernard (1902-1959) erbaut und war bis zum 2007 erfolgten Zusammenschluss zur „Kirchengemeinde im Rheinbogen“ (Pfarrgemeinde St. Joseph und Remigius, Köln-Rodenkirchen / Sürth / Weiß) die Pfarrkirche der bis dahin eigenständigen Pfarrgemeinde Weiß (www.rheinbogen-kirche.de). Die evangelische Gemeinde Weiß gehört zur Auferstehungskirche in Sürth.
Hochwasserschutz Die regelmäßig auftretenden Hochwasser bedeuteten meist auch größere Schäden für den nur wenige Höhenmeter über dem Rheinufer gelegenen Ort. Dokumentiert sind mit großen Zerstörungen einhergehende Überflutungen etwa für die Jahre 1496, 1497, 1776, 1784 (dort ausführlicher zu Köln-Riehl), 1819 und 1820. Beim Rheinhochwasser des Jahres 1819 wurden der Pflasterhof und Häuser in dessen Nachbarbarschaft teils bis über die Dächer überspült. Man versuchte, das Grundeigentum und die Weingärten durch die Anpflanzung von Weiden auf den versandeten Böden zu schützen. Da die als Bäume oder Sträucher wachsenden Weidengehölze - zu nennen ist hier etwa die Bruch-Weide - wieder selbständig wurzeln, wenn sie bei Hochwasser abgerissen und weitergeschwemmt werden, wurden schnellwüchsige Weiden schon lange Zeit als Böschungs- und Uferbefestigung genutzt. Bei dem letzten größeren Jahrhunderthochwasser von 1995 kam es in Weiß zu vergleichsweise wenigen größeren Schäden, die vornehmlich auf ansteigendes Grundwasser zurückgingen. Nach den verheerenden Hochwasserereignissen 1993 und 1995 wurde seitens der Stadt Köln ab 1996 ein umfassendes Schutzkonzept in die Wege geleitet. In der Folge wurden südlichen Stadtbezirk Rodenkirchen im Weißer Rheinbogen großflächige Überflutungsflächen ausgewiesen. Ein 2007/2008 entlang des Bogens errichteter Hochwasserschutzdamm am Ortsrand soll Köln-Weiß bis zu einem Pegelstand von 11,30 Metern Schutz bieten (structurae.net).
Verkehrsanbindung und Rheinfähre Der Stadtteil Weiß ist heute über zwei Buslinien mit dem Kölner Stadtzentrum und dem Umland verbunden. An die Kölner bzw. Bonner Stadtbahn der Linie 16 (Rheinuferbahn) besteht ab Sürth bzw. Rodenkirchen Anschluss; die nächste Verbindung an den Regionalverkehr der linken Rheinstrecke der Deutschen Bahn besteht über den ca. 9 Kilometer entfernt liegenden Bahnhof Hürth-Kalscheuren. Über die Auffahrt Köln-Rodenkirchen ist der Stadtteil an die Bundesautobahn A 555 und über das Kreuz Köln-Süd an die A 4 angebunden.
Von März bis Oktober besteht über die Rheinfähre Weiß-Zündorf eine Verbindung vom Weißer Leinpfad zum rechtsrheinisch gegenüberliegenden Stadtteil Zündorf. Die im 20-Minuten-Takt pendelnden Fährboote namens „Krokolino“, „Krokodil“ und „Frika“ werden vornehmlich touristisch von Spaziergängern und Radfahrern genutzt, die über diese Rheinquerung zum Zündorfer Hafen mit der Freizeitanlage „Groov“ übersetzen.
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 614, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Hagspiel, Wolfram (2012)
Villen im Kölner Süden. Rodenkirchen, Sürth, Weiß und Hahnwald (mit Fotografien von Hans-Georg Esch). S. 232 ff., Köln.
Holdt, Ulrike (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Berg. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.16.) Bonn.
Janssen, Wilhelm (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Kurköln. Rheinisches Erzstift. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V. 14-15.) Köln.
Kier, Hiltrud (Hrsg.) (1990)
Köln: Dörfer im linksrheinischen Süden. (Stadtspuren - Denkmäler in Köln, Band 12.) Köln.
Kisky, Hans; Köllen, Johann; Steimel, Robert (1966)
Siegel und Wappen, Burgen und Schlösser im Landkreis Köln. Festschrift zum 150jährigen Bestehen am 16. April 1966. Köln-Zollstock.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 470, Köln (2. Auflage).
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