Der Kölner Stadtteil 210 Sürth liegt im linksrheinischen Süden der Domstadt und gehört zum Stadtbezirk 2 Rodenkirchen. In Sürth leben heute auf einer Fläche von 3,42 Quadratkilometern knapp 11.000 Menschen (10.348 Einwohner*innen zum 31.12.2009 bzw. 10.886 zum 31.12.2017, 10.935 zum 31.12.2019 und 10.945 zum 31.12.2021, www.stadt-koeln.de). Der Erholungsflächenanteil beträgt 6,9 %.
Erste Erwähnungen, Ortsname und frühe Ortsgeschichte „Der Ortskern an der Uferstraße war bereits in römischer Zeit besiedelt und verfügte vielleicht schon früh über das alte Remigiuspatrozinium der Merowingerzeit. Die Siedlungskontinuität setzt jedoch erst im 11. Jahrhundert ein ...“ (Wilhelm 2008). Eine erste urkundliche Erwähnung des heutigen Stadtteils Sürth erfolgte als Soretha („trockenes Land“) zu Zeiten des Erzbischofs Anno II. (~1010-1075, amtierte ab 1056) im Jahr 1059. Im Jahr 1067 schenkte Bischof Anno dem 1059 neu gegründeten Kölner Stift Sankt Georg dann Besitzungen in Sorethe. Bei dem Chronisten Caesarius von Heisterbach (~1180-nach 1240) wird der Ort als Sorenda genannt und in einer Schenkung an das Georgsstift von 1238 wird die Ortslage des heutigen Nachbarstadtteils Köln-Weiß mit Wise bei Soride angeführt. Ende des 13. Jahrhunderts finden sich dann Schreibungen als Sürd oder Sürde.
Neben dem vorab genannten Georgstift werden als weitere Grundbesitzer vor Ort noch das Kölner Severinstift, die Zisterzienserabtei Altenberg, der Deutsche Orden und - nicht näher spezifiziert - „die Augustiner“ genannt (ebd. und Groten u.a. 2006).
Während des im Mittelalters und bis in die Frühe Neuzeit hinein gehörte das Gebiet des bis ins 19. Jahrhundert hinein von Landwirtschaft, Fischfang und Weinbau geprägten Orts zum ältesten Besitzstand des Kurkölnischen Erzstifts im linksrheinischen Amt Brühl. In seinen Erläuterungen zur Karte der politischen und administrativen Eintheilung der heutigen preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789 im Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz führt Wilhelm Fabricius „Sürth (Köln-Stadt)“ mit einer Gemarkungsfläche von ca. 1.065 Hektar und 43 Häusern für das Jahr 1670 an (vgl. Fabricius 1898, S. 62, Nr. 118 und Janssen 2008, S. 30-31, Nr. 129). Fischfang wurde in der Rheinaue noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts betrieben, wobei die Fischereirechte - so wie auch in den Nachbarorten Weiß und Godorf - dem Kölner Severinstift zustanden (www.stadt-koeln.de, Weiß).
Sürth auf historischen Karten In der auf 1663 datierten Kupferstich-Karte Descriptio Agri Civitatis Coloniensis des niederländischen Kartografen Joan Blaeu (1596-1673) findet sich Sürth als Suerdt verzeichnet (vgl. Abb.). Auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) ist der kleine Ort dann als Surdt mit einer besiedelten Fläche von rund 25 Hektar eingezeichnet. Die zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Blätter der Preußischen Uraufnahme zeigen für Sürdt ein ähnliches Bild. In den Karten der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) hat sich die erkennbar bebaute Ortsfläche von Sürth dann in etwa verdoppelt und die topographischen Karten TK 1936-1945 lassen ein deutliches Anwachsen des seit 1906 auch über die linksrheinische Rheinuferbahn Köln - Wesseling - Bonn erschlossenen Ortsgebiets über Fabriken im Nordwesten des heutigen Stadtteils erkennen.
Entwicklung zum Stadtteil Über seine Zugehörigkeit zum Amt Brühl gelangte Sürth während der Zeit der französischen Besetzung ab 1794 zu der nach ihrem zentralen Ort benannten Mairie (= Bürgermeisterei) Rondorf im Kanton Brühl des Arrondissement Cologne des Département de la Roer. Unter Preußen wurde Sürth nachfolgend als der Bürgermeisterei Rondorf zugehöriger Ort dem zum 20. April 1816 gegründeten Landkreis Köln zugeordnet. Im seinerzeitigen Verzeichnis der Ortschaften und Wohnplätze wird Sürth mit 578 Einwohnern genannt (Kisky u.a. 1966, S. 14). Zum 1. April 1888 wurden im Rahmen der „zweiten Grenzveränderung der ersten Eingemeindungsaktion“ mehrere Rondorfer Orte als Stadtteile nach Köln eingemeindet. Zu der verbliebenen Landgemeinde, deren namensgebender Hauptort ab dem 26. September 1961 Rodenkirchen war, gehörten seitdem nur noch die Orte Godorf, Immendorf, Meschenich, Rodenkirchen, Rondorf, Sürth und Weiß. Zum 1. Januar 1964 werden für Sürth bereits 5.512 Einwohner*innen angeführt (ebd., S. 20-21, 31 u. 35). Diese Ortschaften wurden schließlich allesamt zum 1. Januar 1975 im Zuge der Gebietsreform des so genannten „Köln-Gesetzes“ (das „Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Köln“ vom 5. November 1974) in die Domstadt eingemeindet, während gleichzeitig der Landkreis Köln aufgelöst wurde.
Ortsbild und Kirchen Der in seiner eher ländlichen Struktur erhaltene alte Siedlungskern Sürths liegt zwischen den Straßen Sürther Leinpfad / Sürther Hauptstraße und Am Rheinufer sowie der von Rodenkirchen aus in den Ort einmündenden Falderstraße. „Von den großen seit dem Mittelalter bestehenden Höfen wie dem Mönchshof, Leihhof, Zehnthof, Strunger- und Falderhof sind noch einige erhalten und bestimmen noch heute das Ortsbild. So die beiden großen Anlagen des Falderhofs und des Mönchshofs sowie das Herrenhaus des Zehnthofs.“ (www.stadt-koeln.de, Sürth)
Zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert setzte über die bereits 1871 als Eisengießerei und Kesselschmiede gegründete und 1889 in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Sürther Maschinenfabrik vorm. H. Hammerschmidt die Industrialisierung ein. In der Fabrik wurden Gewinnungs- und Verflüssigungsanlagen für Industriegase und entsprechende Kompressoren hergestellt. „Nach Problemen ging die Firma nach der Jahrhundertwende in Liquidation und dann in Konkurs. Das Geschäft ging in die Maschinenfabrik Sürth GmbH über, die 1920 in die Gesellschaft für Linde's Eismaschinen AG eingegliedert worden ist.“ (heute Linde AG Kälte- und Einrichtungstechnik; zitiert nach www.hwph.de, vgl. auch www.albert-gieseler.de)
Über die Industriebauten und die damit verbundenen Werkswohnungen für die Belegschaften erweiterte sich der Ort nach Norden hin. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schloss sich daran moderner Wohnungsbau in Form von Einfamilienhäusern und auch Villenkolonien an. Zwischen 1910 und 1912 entstand im Westen des Stadtteils in den Straßen Ulmenallee, Rotdornallee und Ober Buschweg für die Cölner Gelände-Gesellschaft m.b.H. mit der „Landhaus-Kolonie Sürth“ eine von sehr wenigen nach einer einheitlichen Planung entstandenen geschlossenen Villenbebauungen im Kölner Raum (Hagspiel 2012). Einige der nach Plänen des Architekten und Regierungsbaumeisters Max Stirn (1880-1916) in offener Bauweise erbauten und weitgehend original erhaltenen Wohnhäuser und Doppelvillen stehen heute unter Denkmalschutz. „Nach 1945 verdichtete sich die Bebauung vornehmlich in nordwestlicher Richtung. Der Ortskern selber blieb dank des reichlich vorhandenen Baulandes in der Umgebung weitgehend in seiner Struktur erhalten.“ (www.stadt-koeln.de, Sürth)
Das frühere Zentrum des Ortes war die aus dem 12. Jahrhundert stammende romanische Kapelle in der Alten Kirchgasse, von der aus wohl auch die Seelsorge vor Ort durch die Pfarrei Immendorf wahrgenommen wurde (Wilhelm 2008). Die Kapelle wurde vom 1828 bis 1830 erfolgten Neubau der heutigen katholischen Pfarrkirche Sankt Remigius abgelöst, deren markanter Glockenturm das Wahrzeichen von Sürth ist. Die evangelische Auferstehungskirche wurde 1981 erbaut.
Verkehrsanbindung Der Stadtteil ist heute über mehrere Buslinien mit dem Kölner Stadtzentrum und dem Umland verbunden. Über den Bahnhof Sürth besteht Anschluss an die Linie 16 (Rheinuferbahn) der Kölner bzw. Bonner Stadtbahn sowie über den ca. 8 Kilometer entfernten Bahnhof Hürth-Kalscheuren an den Regionalverkehr der linken Rheinstrecke der Deutschen Bahn. Über die nahegelegenen Auffahrten Rodenkirchen und Godorf ist der Stadtteil Sürth an die Bundesautobahn A 555 angebunden und über das etwa 5 km nordwestlich gelegene Kreuz Köln-Süd an die A 4. Eine touristische Karte Relief-Panorama des Rheines von um 1929 zeigt am Rheinufer zwischen Rodenkirchen und Sürth gleich fünf, teilweise nur im Sommer betriebene Fähren (www.landkartenarchiv.de).
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 612-614, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Hagspiel, Wolfram (2012)
Villen im Kölner Süden. Rodenkirchen, Sürth, Weiß und Hahnwald (mit Fotografien von Hans-Georg Esch). Köln.
Janssen, Wilhelm (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Kurköln. Rheinisches Erzstift. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V. 14-15.) S. 30-31, Nr. 129, Köln.
Kier, Hiltrud (Hrsg.) (1990)
Köln: Dörfer im linksrheinischen Süden. (Stadtspuren - Denkmäler in Köln, Band 12.) Köln.
Kisky, Hans; Köllen, Johann; Steimel, Robert (1966)
Siegel und Wappen, Burgen und Schlösser im Landkreis Köln. Festschrift zum 150jährigen Bestehen am 16. April 1966. Köln-Zollstock.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 437-438, Köln (2. Auflage).
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