Geschichte der Kirche
Die erste nachweisbare Kirche, damals noch mit dem Namen St. Mariae Geburt, war eine einfache Saalkirche mit nördlich angebauter kleiner Grabkapelle. Archäologische und bauhistorische Untersuchungen legen nahe, dass diese um das Jahr 1040 herum entstand. Diese Datierung konnte im Jahr 1993 durch naturwissenschaftliche Untersuchungen (Dendrochronologie) hölzerner Maueranker bestätigt werden.
Um 1160/70 herum wurde die Kirche nach Osten hin verlängert und um den polygonalen Chor erweitert. Zusätzlich wurden an der Südseite ein kleiner Altarraum, der markante Westturm und ein nördliches Seitenschiff samt Sakristei ergänzt, das jedoch im Jahr 1906 abgerissen wurde. In den Jahren 1691/92 fanden umfangreiche Renovierungen an dem Gebäude statt, wobei unter anderem die Fenster vergrößert wurden (porzer-rheinkirchen.de).
Nach dem Bau (1895-1897) und der Weihe (1901) der neuen, deutlich größeren, Pfarrkirche St. Mariae Geburt an der Hauptstraße wurde die kleinere romanische Kirche dem Erzengel Michael geweiht, dessen Namen sie bis heute trägt.
Hinweise auf die Ursprünge der Kirche
Einige Indizien deuten darauf hin, dass die Ursprünge von St. Michael bis in merowingisch-karolingische Zeit (ca. 8. Jahrhundert) zurückreichen: Ein Reliefstein aus weißem Sandstein etwa, der einst in der südlichen Außenwand der Kirche verbaut war, zeigt einen aus einem großen Gefäß aufsteigenden Weinstock, dessen Blätter und Trauben weit herabhängen. In seiner Gestaltung und Handwerkskunst ähnelt der Stein vergleichbaren Stücken aus Metz und Trier, die in die 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts datiert werden (Ristow 2012/13, S. 11-14). Inzwischen befindet sich der Reliefstein zum Schutz vor der Witterung im Kircheninneren. Woher er ursprünglich stammt, ist unklar, „es erscheint jedoch als wenig wahrscheinlich, dass ausgerechnet dieser Ornamentstein erst nach dem Jahr 1000 nach Zündorf gebracht oder geholt worden ist, um hier die Südmauer des Langhauses der Kirche zu füllen.“ (Huck 2003, S. 16). Möglicherweise stammt der Reliefstein also von einem frühen Vorgängerbau St. Michaels und könnte dort Teil einer steinernen Schrankenanlage, einer Altar- oder einer Ambokonstruktion gewesen sein (Ristow 2012/13, S. 15).
Des Weiteren wurde 1932 im Bereich des abgetragenen nördlichen Seitenschiffes eine Grabplatte gefunden, die aus Eifelmarmor besteht, einem Naturstein, der aus den Kalkablagerungen der etwa 95 Kilometer langen römischen Eifelwasserleitung entstanden ist. Die Platte trägt die nur noch schwer lesbare Inschrift: +OBIIT ADELMVOT LAICA QUE ETIAM IO[ANN]A EST IN BAPTISMATE XPI [=CHRISTI] VOCATA
III KAL[ENDAS] APRIL[IS] (Übersetzung: Gestorben ist Adelmut laica, in der Taufe Christi auch Johanna genannt, am 29. März).
Die Datierung der Grabplatte ist umstritten und schwankt zwischen dem 11. und dem 12. Jahrhundert. Unabhängig von der Entstehungszeit des Steins und seiner Inschrift geht Huck allerdings davon aus, dass Adelmut, der der Stein geweiht war, „lange vor dem Jahr 1000 und also lange vor der Schaffung ihres Memoirensteines gelebt haben muss“ (Huck 2003, S.19). Weiter vermutet er, dass die inschriftlich überlieferte Taufe der Adelmut noch im 8. Jahrhundert stattgefunden habe und dass Adelmut nach ihrem Tod in der Niederzündorfer Kirche als deren Stifterin beigesetzt wurde. „Adelmut muss daher durch Recht oder Verdienst in einem besonderen Verhältnis zu dieser Zündorfer Kirche gestanden haben. Am nächsten liegt der Gedanke, dass sie eine vermögende Frau […] und als solche die ledige Erbin oder Witwe eines Grundeigentümers gewesen ist. Sie dürfte dann auch wie andere Grundeigentümer in Nachbardörfern eine Eigenkirche geistlicher und weltlicher Grundherren haben bauen lassen auf ihrem am heutigen Burgweg gelegenen Hof“ (Huck 2003, S. 19).
Grabplatte der Familie Hermans
In den Kirchenmauern von St. Michael finden sich zahlreiche Grabsteine und -platten verschiedener Zeitstellungen verbaut, von denen einige inzwischen aus Schutz vor der Witterung ins Kircheninnere gebracht wurden.
Im heutigen Eingangsbereich der Kirche befindet sich eine über zwei Meter große Grabplatte aus Vulkanstein, die ursprünglich wohl in den Boden des nördlichen Seitenschiffs eingelassen war und dort zur Abdeckung einer Familiengruft diente. Die umfangreiche Inschrift des Steins lautet:
rechte Seite:
[C]ATHARINA . MDCLVXXI . I MATRIX IOHANN . HERMANS . AELSTB
linke Seite:
[E]TS PORTS . EHELEUT . IN . GOTT . ENTSCHLAFFE[N]
Mitte:
ANNO 1606 HENRICH
162[5] . MARGRET. UND MARIA
1630 CATHARINA . AG
NES . MARIA.
16 F(rater) . ALBERT(us) P(astor) [RE]MAG
ENSIS
16 BERTRAM SCHEF .
FEN IHRE KINDER
M(ementote) M(ori)
162[5] . MARGRET. UND MARIA
1630 CATHARINA . AG
NES . MARIA.
16 F(rater) . ALBERT(us) P(astor) [RE]MAG
ENSIS
16 BERTRAM SCHEF .
FEN IHRE KINDER
M(ementote) M(ori)
Übersetzung: Catharina (starb) 1655, (am) 22. März, Johann Hermans, Elsbeth Porz, Eheleute in Gott entschlafen. Im Jahr 1606 (starb) Henrich, 1625 (starben) Margret und Maria, 1630 (starben) Catharina, Agnes und Maria, 16 Bruder Albertus, Remagener Pastor, 16 Bertram, Schöffe. Ihre Kinder (widmeten den Stein). Denkt an euren Tod!
Die in der Inschrift zu Beginn genannte Catharina Hermans war die erste Ehefrau von Johann Hermans, Schöffe am Hauptgericht Porz, und die Mutter aller auf dem Grabstein aufgelisteten Kinder. Nach ihrem Tod am 22. März 1655, heiratete Johann im fortgeschrittenen Alter erneut. Seine zweite Frau, Elsbeth Porz, ist ebenfalls auf der Grabplatte genannt, die Todesdaten des Ehepaares fehlen jedoch (Becker 1990, S. 3-5).
Als einzige Kinder der Familie überlebten die beiden Söhne Albertus und Bertram ihre Eltern. Ihr Bruder, Henrich, sowie die fünf Schwestern Margret, Maria, Catharina, Agnes und Maria starben noch vor ihren Eltern. Albertus und Bertram hingegen waren bei Anfertigung der Grabplatte noch am Leben, weshalb ihre Todesdaten nicht angegeben wurden. Später scheint es dann versäumt worden zu sein, diese hinzuzufügen (Becker 1990, S. 5).
Albertus Hermans war zunächst Pfarrer in Remagen und von 1672 bis zum seinem Tod 1674 Abt der Benediktinerabtei St. Heribert in Deutz (Becker 1990, S. 17-21). Sein Bruder Bertram Hermans folgte seinem Vater als Schöffe des Hauptgerichtes Porz nach und starb vermutlich im Jahr 1667 überraschend. Gemeinsam mit seiner Frau Margret stiftete er noch in seinem Todesjahr das Porzer Schöffenkreuz (Becker 1990, S. 21-24).
Baudenkmal
Die Kirche St. Michael ist ein eingetragenes Baudenkmal der Stadt Köln (Nr. 1387, Eintragung vom 29. März 1983). Sie zählt zum Kreis der so genannten kleinen romanischen Kirchen Kölns.
(Lisa Kröger, LVR-Abteilung Digitales Kulturerbe, 2023)
Internet
porzer-rheinkirchen.de: St. Michael (abgerufen 13.06.2023)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste (abgerufen 13.06.2023, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024)