Kurfürstliche Residenz (1697-1777)

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 44′ 0,36″ N: 7° 06′ 10,86″ O 50,73343°N: 7,10302°O
Koordinate UTM 32.366.132,94 m: 5.621.898,40 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.914,61 m: 5.622.573,04 m
  • Hofgarten- und Küchenflügel des kurfürstlichen Schlosses in Bonn vom Hofgarten aus gesehen (2013)

    Hofgarten- und Küchenflügel des kurfürstlichen Schlosses in Bonn vom Hofgarten aus gesehen (2013)

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  • Modell des kurfürstlichen Schlosses Bonn im Zustand vor 1777 auf dem Bonner Münsterplatz (2013)

    Modell des kurfürstlichen Schlosses Bonn im Zustand vor 1777 auf dem Bonner Münsterplatz (2013)

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  • Blick vom südöstlichen Turm der ehemaligen Residenz Bonn nach Süden auf das Siebengebirge und die Godesburg (2007)

    Blick vom südöstlichen Turm der ehemaligen Residenz Bonn nach Süden auf das Siebengebirge und die Godesburg (2007)

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    Ikelle-Matiba, Jean-Luc / Kunsthistorisches Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn
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  • Kupferstich mit Ansicht des kurfürstlichen Schlosses im Zustand vor 1777 und der Stadt Bonn von Süden aus dem Jahr 1785

    Kupferstich mit Ansicht des kurfürstlichen Schlosses im Zustand vor 1777 und der Stadt Bonn von Süden aus dem Jahr 1785

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  • Innenhof des kurfürstlichen Schlosses Bonn mit Blick auf den heutigen Aulaflügel vom Ehrenhof her kommend (2013)

    Innenhof des kurfürstlichen Schlosses Bonn mit Blick auf den heutigen Aulaflügel vom Ehrenhof her kommend (2013)

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  • Halbkreisförmige Öffnung der Fürstenstraße zum kurfürstlichen Schloss Bonn hin (2013)

    Halbkreisförmige Öffnung der Fürstenstraße zum kurfürstlichen Schloss Bonn hin (2013)

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  • Ausschnitt der Tranchot-Karte (1801-1828) mit dem kurfürstlichen Schloss und dem Hofgarten im Süden der Stadt sowie dem kurfürstlichen Wegenetz und dem Poppelsdorfer Schloss südwestlich von Bonn.

    Ausschnitt der Tranchot-Karte (1801-1828) mit dem kurfürstlichen Schloss und dem Hofgarten im Süden der Stadt sowie dem kurfürstlichen Wegenetz und dem Poppelsdorfer Schloss südwestlich von Bonn.

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  • Porträt des Kurfürsten Clemens August von Bayern von George Desmarées um 1746

    Porträt des Kurfürsten Clemens August von Bayern von George Desmarées um 1746

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    LVR-LandesMuseum Bonn
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    George Desmarées
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Als 1697 unter Kurfürst Joseph Clemens aus dem Hause Wittelsbach mit dem Bau des kurfürstlichen Schlosses begonnen wurde, hatte dieser eine Anlage vor Augen, die der Pracht des Münchener Hofes in nichts nachstehen sollte. Das Ergebnis ist ein vielschichtiger Bau, der nach einer umfangreichen Neukonzeption auch unter seinem Nachfolger unvollendet bleiben sollte, und dennoch durch seine komplexe räumliche Konzeption das Bonner Stadtbild entschieden prägte und noch heute bestimmt.

Ein neues Schloss für den Kurfürsten
Architektonische Träumereien im Exil
Die prunkvollste Baustelle Bonns
Ein Schloss mit vielen Gesichtern
Das reiche Erbe der Wittelsbacher am Rhein
Baudenkmal

Ein neues Schloss für den Kurfürsten
1689 lagen Bonn und das alte kurfürstliche Schloss in Trümmern. Urheber der Zerstörung war in gewisser Weise ausgerechnet der Schlossherr selbst gewesen. Im Zuge eines Streits um die Nachfolge im Amt des Kurfürsten von Köln hatte die siegreiche Kriegspartei des Wittelsbachers Joseph Clemens von Bayern (1671-1723, Erzbischof und Kurfürst von Köln 1688-1723) die durch französische Soldaten besetzte Festung Bonn bombardiert und dabei große Teile der Stadt samt dem Schloss zerstört.
Für Joseph Clemens, der sich mehr für Architektur und Kultur als für die Staatsgeschäfte interessierte, war dies ein vermutlich willkommener Anlass, 1697 den Grundstein für einen Neubau des Schlosses legen zu lassen. Als Architekt wurde niemand geringeres als der Münchener Hofbaumeister Enrico Zuccalli (1642-1724), der zuvor bereits an den Schlossanlagen von Nymphenburg und Schleißheim mitgewirkt hatte. Er entwarf eine an italienische Stadtschlösser erinnernde vierflügelige Anlage, die in ihrer Pracht nicht den Vergleich mit den Schlössern anderer europäischer Fürsten scheuen sollte. Die Flügel sollten sich um einen Innenhof mit Arkaden anordnen, während vier Ecktürme als Landmarke in Stadt und Umland weithin sichtbar sein sollten. Die beiden östlichen Türme sollten vorgezogen werden, um somit einen Ehrenhof zu schaffen, der als repräsentativer Haupteingang dienen sollte.
Vom Vorgängerbau sollte lediglich der an der Straße Am Hof liegende Trakt, der nach 1689 wiederhergestellte sogenannte Ferdinandbau, in den Neubau miteinbezogen werden. Eine besondere Bedeutung innerhalb der Anlage nahm die groß dimensionierte Schlosskirche ein, die einen gesamten Flügel umfassen und durch einen auf ihr befindlichen Glockenturm hervorgehoben werden sollte. In diesem Flügel befindet sich heute die Aula der Universität. Die hervorragende Rolle innerhalb der gesamten Schlossanlage wird dadurch unterstrichen, dass der Schlosskirchenflügel direkt gegenüber dem Flügel am Ehrenhof lag. Beim Betreten des Schlossinnenhofs vom Ehrenhof aus, wurde der Blick also gezielt auf die Schlosskirche gelenkt, womit unterstrichen wurde, dass der Kurfürst als Erzbischof nicht nur weltliche sondern auch geistliche Macht innehatte. Die Schlosskirche wurde 1700 als erster Teil des Schlosses vollendet.
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Architektonische Träumereien im Exil
Infolge seiner eher als abenteuerlich zu bezeichnenden Außenpolitik musste sich Joseph Clemens 1702 im Zuge des Spanischen Erbfolgekriegs ins französische Exil nach Paris begeben. Angesichts der eleganten französischen Schlösser erschien ihm sein noch im Bau befindliches Schloss längst nicht mehr als angemessen, sodass er persönlich an neuen Entwürfen für seine Residenz arbeitete. Er stand hierbei in engem Kontakt mit dem französischen Hofarchitekten Robert de Cotte (1656-1735) aus dessen Nachlass sich verschiedene Pläne und Zeichnungen zum Umbau des Schlosses erhalten haben. Zeitweise war etwa geplant, die Vierflügelanlage Zuccallis zu einem Seitenflügel einer noch größeren Schlossanlage zu degradieren.
Joseph Clemens' und de Cottes Entwürfe führten letztlich zum Plan, den Hofgartenflügel um zwei Flügelbauten zu ergänzen und eine zu einem Schlösschen am Rhein führende Galerie zu ergänzen. So begannen 1715, im Jahr der Rückkehr des Kurfürsten nach Bonn, denn auch der Bau von Buen-Retiro und Küchenflügel auf der Hofgartenseite des Schlosses. Der Buen-Retiro sollte dabei als Verbindungsglied zum kurfürstlichen Lustschloss Clemensruhe in Poppelsdorf dienen, dessen Grundsteinlegung im selben Jahr erfolgte, und neben einer raffinierten im ersten Stock gelegenen Gartenanlage die Privatgemächer des Herrschers beinhalten. Die Verbindung zwischen Buen-Retiro und Clemensruhe sollte durch eine Allee nach Poppelsdorf weiter betont werden.
Neben der Poppelsdorfer Allee legten Joseph Clemens Nachfolger mit der Meckenheimer Allee, Poppelsdorfer Allee und Baumschulallee eine Reihe weiterer Alleen an, die das Sterntor, das Baumschulwäldchen mit dem dortigen Gärtnerhaus und das unvollendete und später abgerissene Jagdschloss Herzogsfreude im Kottenforst an die beiden Schlösser anbinden sollten. Der letztlich aufgegebene Plan das Poppelsdorfer Schloss mit Schloss Augustusburg in Brühl zu verbinden, führte zur Anlage der Nussallee. Viele dieser Straßen, die neben den Bauten der Kurfürsten auf der Tranchotkarte Bonns und seiner Umbebung von 1807 gut zu erkennen sind, wurden später zu wichtigen Entwicklungsachsen der im 19. Jahrhundert wachsenden Stadt und prägen sie bis heute.
Durch die Zusammenarbeit mit de Cotte dürfte ebenfalls der Plan entstanden sein, das Schloss zur Stadt hin mehr zu öffnen. So wurde der stadtseitige Schlossflügel zwischen Schlosskirchenflügel und dem am Ehrenhof liegenden Flügel nur eingeschossig ausgeführt. Für einen späteren Zeitpunkt dürfte der Abriss des noch zum alten Schloss gehörenden Ferdinandbaus geplant gewesen sein. Des Weiteren sollte eine gerade Straße vom Schloss bis zum Sterntor geschaffen werden. Die Fürstenstraße stellt den einzigen umgesetzten Teil dieses Projekts dar, das vermutlich an den zu hohen Kosten der notwendigen Grundstücksaufkäufe scheiterte. Die heute noch persistente Öffnung der Fürstenstraße zum Schloss hin durch Gebäude mit konkav einschwingenden Ecken geht auf diese Pläne zurück, wenngleich die ursprünglichen Eckbauten im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.
Weder Buen-Retiro noch die Galerie, mit deren Bau 1716 begonnen wurde, waren fertiggestellt, als Joseph Clemens 1723 verstarb. Obgleich seine architektonischen Visionen bis heute deutlich zu Tage treten, so wird das Schloss heute vor allem mit einem Namen verbunden: Clemens August von Bayern (1700-1761), Neffe Joseph Clemens', sein Nachfolger im Amt des Kurfürsten von Köln und bis heute Synonym für die Bauwut der Wittelsbacher am Rhein.
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Die prunkvollste Baustelle Bonns
Ganz so wie sein Onkel, so ordnete auch Clemens August in weiten Teilen die Regierungsgeschäfte seinen Bauprojekten unter. Und wenngleich der Bau am Schloss inzwischen bereits ein Vierteljahrhundert andauerte, gab es noch vieles zu tun. So wurden beispielsweise erst in den frühen 1750er Jahren mit der Vollendung des Nordturms die Arbeiten am Ehrenhof beendet. Mit Unterbrechungen wurde auch am Galerieflügel weitergearbeitet. Obwohl es Clemens August nicht gelang, diesen den ursprünglichen Plänen folgend, bis hin zum Rhein hin zu errichten, so widmete er ihm doch durch die Einfügung des Michaelstorflügels mit dem aufwendig gestalteten Michaelstor große Aufmerksamkeit. Das heute als Koblenzer Tor bekannte Stadttor ist bis in die Gegenwart Zeugnis des Prunks, der zur Zeit von Clemens August am Bonner Hof seinen Höhepunkt erreichte.
Trotz aller Bemühungen gelang es allerdings auch dem letzten in einer Reihe von fünf Wittelsbachern, die nacheinander das Amt des Kurfürsten von Köln innegehabt hatten, nicht die Arbeiten an der Residenz zu einem Abschluss zu bringen. Als er 1761 starb, hinterließ er seinem Nachfolger Max Friedrich von Königseck-Rothenfels (1708-1784, Erzbischof und Kurfürst von Köln 1761-1784) infolge seiner Verschwendungssucht ein schweres Erbe, sodass dessen Regierungszeit durch Sparbemühungen gekennzeichnet war. Dies bedeutete das Ende der Ära der großen Bauprojekte in Bonn.
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Ein Schloss mit vielen Gesichtern
Unter Max Friedrich, der ebenfalls politische Entscheidungen fast komplett seinem Kanzler Caspar Anton von Belderbusch (1722-1784) überließ allerdings im Gegensatz zu seinen Vorgängern kein gesteigertes Interesse an Prunk zeigte, gelang es in wenigen Jahren die Bauarbeiten am Schloss zu einem Abschluss zu bringen. Doch vollendet war es keinesfalls. Bei dem auf dem Bonner Münsterplatz aufgestellten Modell der Stadt im ausgehenden 18. Jahrhundert, welches das Schloss im Zustand vor 1777 zeigt, wird deutlich, wie die gesamte Anlage letztlich das Ergebnis verschiedener unvollendeter Konzeptionen ist.
Den Kern der Anlage bildet Zuccallis vierflügelige Anlage, die allerdings nicht in Gänze umgesetzt wurde. Am deutlichsten ist dies am fehlenden Westturm zu erkennen. Auch die von de Cotte angedachten Erweiterungen waren nicht im vollen Umfang errichtet worden, endet doch beispielsweise der Galerieflügel recht abrupt und führt nicht wie ursprünglich geplant bis zum Rhein. Auch der Dekor der Fassaden fiel aus Kostengründen deutlich einfacher aus, als dies auf überlieferten Entwürfen von de Cotte erkennbar ist.
Dennoch oder vielleicht gerade aufgrund der durch Brüche geprägten Natur der Bauarbeiten an der kurfürstlichen Residenz zeichnet sich diese durch eine besonders differenzierte räumliche Aussagekraft aus. Viele andere Schlossanlagen besitzen neben einer repräsentativen Außenfassade, die als Haupteingang dient, und einer kunstvollen weiteren Fassade zu den obligatorischen Gartenanlage hin, oft nur Seitenfassaden, die sehr einfach gehalten sind und die keine besondere räumliche Funktion erfüllen. Bei der Bonner Residenz allerdings gibt es praktisch keine Seitenfassaden, übernimmt doch jeder Flügel des Schlosses eine wichtige räumliche Aufgabe.
Wer sich Bonn aus südlicher Richtung näherte, dem bot sich sobald das Rheintal sich zur Köln-Bonner-Bucht hin öffnete ein beeindruckender Anblich, nahm doch das Schloss mit der Hofgartenfassade und dem Galerieflügel mit den davor liegenden Gartenanlagen die gesamte Südseite der Stadt ein, von der ansonsten nur noch einige Kirchtürme zu sehen gewesen sind, wie zeitgenössische Abbildungen zeigen. Ergänzt wurde das Panorma durch das vor der Stadt unmittelbar am Rhein gelegene 1722 für Joseph Clemens errichtete Weingartenschlösschen Vinea Domini.
Der Zugang zur Stadt war aus südlicher Richtung nur durch das prunkvolle Michaelstor deutlich. Wer nun als Gast des Kurfürsten in Bonn war, begab sich vom Tor aus dem langen Galerieflügel folgend zum Ehrenhof, der im Gegensatz zur Hofgartenfront auf Nahsicht angelegt war. Über den Ehrenhof konnten Gäste anschließend das prunkvolle Treppenhaus betreten oder aber sie begaben sich in den Innehof, wobei ihr Blick unmittelbar, wie bereits erläutert, auf die prächtige Schlosskirche fiel.

Wenngleich das Schloss auf den aus Süden kommenden Reisenden die beeindruckenste Wirkung erzielte, gewährleisteten die Schlosstürme, dass das Schloss im gesamten Umland deutlich sichtbar war. Über die anderen Stadttore gelangten Gäste des kurkölnischen Hofes über den Marktplatz mit dem von Clemens August errichteten Rathaus letztlich ebenfalls zur Residenz.
Die Anlage der Fürstenstraße und der zum Teil nur eingeschossig ausgeführte Schlossflügel an der Straße Am Hof stellen Versuche dar, die Anlage zur Stadt hin zu öffnen. Deutlicher erfolgreicher gelang es in westlicher Himmelsrichtung über das Buen-Retiro und die Poppelsdorfer Allee einen Bezug zum Lustschloss Clemensruh herzustellen. Bis heute fällt der Blick vom Buen-Retiro dem Verlauf der Poppelsdorfer Allee folgend auf die mittleren Achsen des Poppelsdorfer Schlosses und darüber hinausgehend auf den Kreuzberg mit der um eine sogenannte Heilige Stiege ergänzte Wallfahrtskirche. Im dahinter liegenden Kottenforst entstand unter Clemens August ein Jagdrevier für die Parforcejagd mit dem Schloss Herzogsfreude als dessen Herzstück.
Während Poppelsdorfer Schloss und die Wallfahrtskirche auf dem Kreuzberg als points de vue auf der nach Westen gehenden Blickachse lagen, fiel der Blick von der Blick von der Hofgartenfassade über das auf der Verlängerung einer Allee des Hofgartens liegende Lustschlösschen Vinea Domini auf das Siebengebirge und die Godesburg. Sowohl Godesburg als auch das Siebengebirge sind einem Plan der Residenz von 1713, den sich Joseph Clemens ins französische Exil schicken ließ, als Blickpunkte eingezeichnet. Wer heute vom Schloss aus einen Blick auf das Siebengebirge werfen möchte, der müsste allerdings schon einen der Schlosstürme besteigen, ist doch das Vorfeld des Schlosses längst nicht mehr wie zu Zeiten Joseph Clemens' unbebaut, als der vor dem südlichen Schlossflügel liegende Hofgarten noch fließend in die vor der Stadt liegende Landschaft überzugehen schien.
Das geschmackvolle Zusammenspiel von Schloss und dem südlichen Stadtvorraum war freilich erst durch die Schleifung der Festung Bonn 1717/18 infolge des Friedens von Utrecht möglich gewesen, sodass die dortigen Festungsanlagen bis auf den heutigen Alten Zoll die Anlage eines weitläufigen Gartens und den Blick auf das Schloss nicht mehr behinderte. So ist das Schloss sicherlich auch als Zeugnis der Bonner Stadtgeschichte des 18. Jahrhundert, das Edith Ennen im Gegensatz zum durch Kriege geprägten vorhergehenden Jahrhundert als ein „Jahrhundert der friedlichen und glanzvollen Entwicklung“ bezeichnet hat.
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Das reiche Erbe der Wittelsbacher am Rhein
Wenngleich durch die Katastrophen von 1777 und 1944 nur wenig von der Bausubstanz aus der Entstehungszeit des kurfürstlichen Schlosses in Bonn übrig blieb und insbesondere der Kern der Anlage ein anderes Erscheinungsbild zeigt als zu Zeiten Joseph Clemens' und Clemens Augusts, so sind ihre architektonischen Vorstellungen doch heute noch lebendig. Zuccallis vier Schlosstürme prägen die Stadtsilhouette und es gehört wohl zur Pflicht eines jeden Bonn-Besuchs vor dem Buen-Retiro auf dem Kaiserplatz stehend über die Poppelsdorfer Allee auf das Poppelsdorfer Schloss zu blicken. Es besteht aber auch die Möglichkeit, vom Hofgarten aus längs des Galerieflügel mit dem Koblenzer Tor zum Rhein hin zu „lustwandeln“ und dort – wenngleich nicht von einem Rheinschlösschen so doch vom Alten Zoll aus – auf das Siebengebirge zu schauen.
Doch auch für die Bonner selbst bleibt das Schloss Zentrum des städtischen Lebens. Standen früher viele Bürger beim Kurfürsten am Hof in Lohn und Brot, beherbergt das Schloss heute die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, die der Stadt ihre studentische Prägung gibt.
Am Buen-Retiro nimmt die Poppelsdorfer Allee ihren Ausgangspunkt, am Koblenzer Tor ist es die Adenauerallee. Beide sollten sich zu bedeutenden Entwicklungsachsen des expandierenden Bonns des 19. Jahrhundert entwickeln. Beide verknüpft das Schloss. Doch die ehemalige kurfürstliche Residenz prägte nicht nur den Raum. In einem entschiedenen Maße prägte der Raum auch sie. Wer beides berücksichtigt, kommt letztlich zu dem Schluss, dass das Verlangen der Kurfürsten nach prächtiger aber auch geschmackvoller Repräsentation der Stadt Bonn einen räumlichen Dreh- und Angelpunkt schenkte. So bleiben es weniger das architektonische Schmuckwerk des Schlosses als sein Aufbau und seine Lage im Raum, die es als Denkmal der kurfürstlichen Macht am Rhein auszeichnen.

Baudenkmal
Das Objekt „Kurfürstliches Schloss“ in Bonn ist ein eingetragenes Denkmal (Denkmalliste Bonn, Stand 01.01.12, Nr. A 179).
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(Jost Dockter, 2016)

Literatur

Ennen, Edith (1989)
Die kurkölnische Haupt- und Residenzstadt in einem Jahrhundert der friedlichen und glanzvollen Entwicklung. In: Höroldt, Dietrich (Hrsg.): Geschichte der Stadt Bonn. Band 3. Bonn als kurkölnische Haupt- und Residenzstadt. 1597-1794, S. 205-349. Bonn.
Hansmann, Wilfried (1989)
Bau- und Kunstgeschichte. In: Dietrich Horöldt (Hrsg.): Geschichte der Stadt Bonn. Band 3. Bonn als kurkölnische Haupt- und Residenzstadt., S. 351-448. Bonn.
Hartmann, Eric (2007)
Die Baugeschichte von 1723-77. In: Satzinger, Georg (Hrsg.): Das kurfürstliche Schloß in Bonn. Residenz der Kölner Erzbischöfe. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, S. 67-82. München u. Berlin.
Heisterberg, Marion (2007)
Der Neubau unter Enrico Zuccalli 1697-1702. In: Satzinger, Georg (Hrsg.): Das kurfürstliche Schloß in Bonn. Residenz der Kölner Erzbischöfe. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, S. 19-31. München u. Berlin.
Indenbirken, Florian (2007)
Das Schloß im 16. und 17. Jahrhundert. In: Satzinger, Georg (Hrsg.): Das kurfürstliche Schloß in Bonn. Residenz der Kölner Erzbischöfe. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, S. 11-18. München u. Berlin.
Jahn, Tina (2007)
Das Schloß im Stadtgefüge. In: Satzinger, Georg (Hrsg.): Das kurfürstliche Schloß in Bonn. Residenz der Kölner Erzbischöfe. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, S. 41-47. München u. Berlin.
Möller, Sarah (2007)
Neuplanungen und Weiterbau unter Kurfürst Joseph Clemens und Robert de Cotte 1713-23. In: Satzinger, Georg (Hrsg.): Das kurfürstliche Schloß in Bonn. Residenz der Kölner Erzbischöfe. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, S. 49-55. München u. Berlin.

Kurfürstliche Residenz (1697-1777)

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Regina-Pacis-Weg 3
Ort
53113 Bonn
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1697, Ende 1777

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„Kurfürstliche Residenz (1697-1777)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-78585-20131104-6 (Abgerufen: 11. Dezember 2024)
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