Das Kurfürstliche Gärtnerhaus im Baumschulwäldchen, wie es heutzutage genannt wird, ist ein Barockbau aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und hat eine wechselvolle Geschichte mit Höhen und Tiefen erlebt ebenso wie das Baumschulwäldchen, welches es umgibt. Der heutige Name des Platzes erinnert an den berühmtesten Sohn der Stadt Bonn, Ludwig van Beethoven (1770-1827).
Die Geschichte des Objektes beginnt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Kurfürst Joseph Clemens von Bayern (1671-1723, Erzbischof und Kurfürst von Köln 1688-1723) das Baumschulwäldchen am damaligen Zusammenfluss von Endenicher und Poppelsdorfer Bach gründete. Zu diesem Zeitpunkt – um das Jahr 1720 – lag das Wäldchen westlich der Stadtmauern und nördlich des Poppelsdorfer Schlosses bzw. Schloss Clemensruhe in Mitten von Wiesen. Die „Holzung“ soll zu diesem Zeitpunkt etwa eine Fläche von 7 Morgen umfasst haben. Einen neuen Impuls für die Bedeutung des Baumschulwäldchens gab der letzte Kurfürst Maximilian Franz von Österreich (1756-1801, Erzbischof und Kurfürst von Köln 1784-1801), der von 1784 bis 1794 in Bonn residierte. Er hegte eine besondere Vorliebe für das Baumschulwäldchen und ließ dort ein kleines „Lusthäuschen“ für den Hof und die Bürgerschaft errichten. In den umgebenden Anpflanzungen ließ er zudem Ruhebänke, Nischen und Lauben errichten. Seitwärts in Richtung der Endenicher Straße wurde die Wohnung für den Gärtner und Stallungen für Vieh gebaut, welche nicht erhalten geblieben sind.
Wie Gregor Lang von seiner „Reise auf dem Rhein“ schon 1789/90 berichtet, wurden vom Gärtner „Milch, Kaffee, Sieb- und Eierkäse“ sowie „Wein, Mineralwasser und Gartenprodukte aller Art“ angeboten. Zum Schutz vor der Witterung stand das bereits erwähnte „Lusthäuschen“ zur Verfügung, welches wir heute Kurfürstliches Gärtnerhaus nennen.
Wie der Bonner General Anzeiger rückblickend berichtet, soll neben dem Angebot an Getränken und Lebensmitteln auch der Kontakt des Kurfürsten Maximilian Franz mit den Bürgern nicht zu kurz gekommen sein. Er soll dort seinen Kaffee eingenommen haben, von seinem Lehnsessel aus Schießübungen durchs Fenster auf bereitstehende Zielscheiben unternommen haben und Geselligkeiten des Hofes, wie z.B. einen Maskenball, abgehalten haben.
Diese Zeit unter Kurfürst Maximilian Franz wurde 1794 beendet als die französischen Revolutionstruppen Bonn besetzten und der Kurfürst nach Wien floh. Nach dem Wiener Kongress 1815 fiel Bonn an Preußen woraufhin der preußische König Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1818 die Universität Bonn gründete. Das Baumschulwäldchen wurde zusammen mit vielen anderen Gebäuden und Grundstücken der Universität Bonn zugesprochen.
Wechselnde Pächter
In den folgenden Jahren bis zur Jahrhundertwende verpachtete die Universität das Baumschulwäldchen an viele verschiedene Pächter. Darunter viele Privatpersonen, die Landwirtschaftliche Hochschule und Studentenverbindungen. Aus dieser Zeit bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts war das Kurfürstliche Gärtnerhaus im Volksmund unter dem Namen „Milchhäuschen“ bekannt.
Jedoch war die Universität mit kaum einem der Pächter zufrieden, da diese nur ihren eigenen Profit im Sinne hätten und die Anlagen verfallen ließen. So wurde über die Gründung einer Aktiengesellschaft zum Betrieb des Baumschulwäldchens diskutiert und mehrmals über die Veräußerung des Objektes nachgedacht. Man versuchte von Seiten der Universität, das Baumschulwäldchen als einen „Mittelpunkt der Gesellschaft für gebildete Familien“ einzurichten.
In den Jahren 1846 und 1881 wurden Teile des Gartens zunächst für einen Turnplatz und später für eine Reitbahn abgetrennt. In den zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Karten der Preußischen Uraufnahme ist nördlich des Baumschulwäldchens ein „Turnpl.“ eingezeichnet (vgl. Kartenansicht)..
Zwischen 1861 und 1903 scheiterten aus verschiedenen Gründen mehrere Versuche zwischen Universität und Stadt die Anlage zu verkaufen. Jedoch wurde schlussendlich der Plan einer Ringstraße als Verlängerung der Baumschulallee von 1903 umgesetzt. Im Jahre 1905 übertrug die Universität der Stadt die entsprechende Fläche um den Wittelsbacherring zu bauen und im Jahre 1908 übernahm die Stadt auch die gärtnerische Pflege der Restanlage.
Städtische Grünanlage und Kunstpavillion
Nun wurde das Häuschen einige Jahre vom städtischen Gartenamt als Abstellraum für Geräte genutzt bis es im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und dessen Ruinen bis 1952 ohne Nutzung blieben, bevor es durch Landesmittel endlich restauriert werden konnte. Zunächst stand allerdings nur das Geld für einen neuen Dachstuhl und ein paar andere Reparaturen zur Verfügung, die den weiteren Verfall stoppten.
Eine neue Verwendung erhielt das Kurfürstliche Gärtnerhaus dann erst 1956/57 als es der Kulturverwaltung übergeben wurde, die es fortan als Kunstpavillon nutzte.
Um dieser Nutzung besser gerecht zu werden wurden 1971 ein flacher Anbau hinzugefügt. Dieser ist seitlich der Parkanlage zugewandt. Seine Größe beträgt 6 mal 6 Meter und bietet mit einer Glasfassade den neuen Eingang zum Häuschen. Dazu wurde ein ehemaliges Fenster zur Tür umfunktioniert und die ehemalige Tür zugestellt. Außerdem wurden mehrere Fensternischen im Inneren durch Holzeinbauten ausgeglichen um glatte Wände für Bilderausstellungen zu erreichen.
Die Nutzung durch Bonner Künstlerinnen und Künstler stellt auch aktuell mit wechselnden Ausstellungen auf rund 70 Quadratmetern die Funktion des ehemaligen „Lusthäuschens“, „Milchhäuschens“ und „Kurfürstlichen Gärtnerhäuschens“ dar.
Zudem befinden sich im Baumschulwäldchen ein Spielplatz für Kinder und zwei Denkmäler für gefallene Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkriegs.
Denkmal
Das Objekt „Kurfürstliches Gärtnerhaus mit Resten des Geländes der ehemaligen kurfürtstlichen Baumschule“ an der Baumschulallee o. Nr. / Beethovenplatz ist ein eingetragenes Denkmal (Denkmalliste Bonn, Stand 23.04.2012, Nr. A 1700). Von Jahresende 2017 bis zum Sommer 2018 wurde das Baumschulwäldchen neu gestaltet.
(Jon Umme, Geographisches Institut der Universität Bonn, 2012/2013 / LVR-Redaktion KuLaDig, 2017/2022)
Quellen
Stadtarchiv Bonn:
- General-Anzeiger vom 02.08.1933: „Das Baumschuler Wäldchen.“, Signatur 100/3.
- Bonner Rundschau vom 17.04.1952: „Im Baumschulwäldchen regt es sich“, Signatur 147/2346.
Internet
www.kuenstlerforum-bonn.de: Künstlerforum Bonn (abgerufen 13.12.2012)
www.bonn.de: Stadt Bonn - Baumschulwäldchen (abgerufen 13.12.2012)
www.bonn.de: Stadt Bonn - Kurfürstliches Gärtnerhaus im Baumschulwäldchen (abgerufen 13.12.2012)