Poppelsdorfer Allee

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 43′ 42,75″ N: 7° 05′ 47,52″ O 50,72854°N: 7,09653°O
Koordinate UTM 32.365.661,60 m: 5.621.366,29 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.465,12 m: 5.622.022,13 m
  • Poppelsdorfer Allee in Bonn (2012)

    Poppelsdorfer Allee in Bonn (2012)

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  • Poppelsdorfer Allee in Bonn (Blick von der Baumschulallee Richtung Schloss, 2012)

    Poppelsdorfer Allee in Bonn (Blick von der Baumschulallee Richtung Schloss, 2012)

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  • Fußweg in der Poppelsdorfer Allee in Bonn (2012)

    Fußweg in der Poppelsdorfer Allee in Bonn (2012)

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  • Villa in der Poppelsdorfer Allee in Bonn (2012).

    Villa in der Poppelsdorfer Allee in Bonn (2012).

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  • Poppelsdorfer Schloss im Südwesten der Poppelsdorfer Allee (2012)

    Poppelsdorfer Schloss im Südwesten der Poppelsdorfer Allee (2012)

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Der Residenzort Poppelsdorf
Die Poppelsdorfer Allee ist eine Prachtstraße im Bonner Ortsteil Poppelsdorf. Hier befand sich bis 1583 ein Vorgängerbau des heutigen Poppelsdorfer Schlosses (Schloss Clemensruh, Grundsteinlegung 1715) – eine möglicherweise auf eine frühere Motte zurückgehende, 1341/42 erwähnte und 1583 im Truchsessischen Krieg zerstörte gotische Wasserburg.
Infolge der Bonner Übernahme der Residenz- und Hauptstadtfunktionen des Kurfürstentums Köln seit dem Jahr 1597 war Poppelsdorf zusammen mit Brühl als Aufenthaltsort der Landesherren und ihrer Kanzleien bestimmt und fungierte bis zur Vollendung des Schlosses 1730/40 als Sitz und Verwaltung der Kölner Erzbischöfe (Friedrich / Päffgen 2007 und HbHistSt NRW 2006).

Die Anlage der Poppelsdorfer Allee
Bereits 1650 existierte ein für kurfürstliche Leibwagen bestimmter Fußweg zwischen Bonn und der Burg in Poppelsdorf. Die später angelegte Poppelsdorfer Allee entstammt aus der barocken Landschaftsarchitektur und stellt einen Teil „eines nie vollendeten barocken Alleen- bzw. Wegachsensystems“ (Stiftung Pfennigsdorf Bonn 1998, S. 15) dar. Die Poppelsdorfer Allee verbindet mit einer Länge von etwa einem Kilometer das ehemalige kurkölnische Residenzschloss Bonn (Kurfürstliches Schloss Bonn) mit dem Lustschloss in Poppelsdorf (Schloss Clemensruh), der ‚Maison de Champagne‘.
Unter Kurfürst Clemens August von Bayern (1700-1761) erfolgte 1745 die Umsetzung der Idee dieser axialen Verbindung, die bereits von Clemens Augusts Onkel, Erzbischof und Kurfürst Joseph Clemens von Bayern (1671-1723) angedacht war. Der Bau der Allee orientierte sich an der französischen Gartenbautheorie und ist eine so genannte ‚allée double‘. Sie ist gekennzeichnet durch einen mittigen Grünstreifen (‚tapis vert‘) mit einer seitlichen, doppelten Kastanienbaumreihe. Diese bilden jeweils eine eigene Nebenallee, die Schatten spendet.
Die Allee endet an beiden Seiten mit „zierlichen Halbrondells“ (Alt / Faber / Uessem 2002, S. 10) und zwei Wächterhäusschen auf der Poppelsdorfer Seite, wovon eines heute noch dort zu finden ist.

Die gesamte Gestaltung ist gleichzeitig Ausdruck der damaligen Funktionstrennung: Hauptfunktion der Poppelsdorfer Allee war die repräsentative, axiale Sichtverbindung von der Bonner Residenz in Richtung Poppelsdorf mit der Kreuzbergkirche als ‚point de vue‘. Die Allee wurde einzig vom Kurfürsten selbst als Verkehrsweg genutzt, wozu diese 1748 weiter ausgebaut wurde. Der öffentliche Durchgangsverkehr ging über die Meckenheimer Allee, deren Funktion heute immer noch zu beobachten ist. Aus Anlass der Weihe der Schlosskapelle wurde die Allee im Jahr 1746 erstmals Schauplatz für das Volksfest ‚Fest der Kirchweihe‘, welches sich mit den Jahren zu einer Tradition entwickelte und beim Volk als ‚Poppelsdorfer Kirmes‘ bekannt war.
Mit der Poppelsdorfer Allee „bestehen die Schlösser in Bonn und Poppelsdorf nicht mehr für sich allein. Sie sind als Einheit zu verstehen und stellen damit – trotz des ländlichen Charakters – die erste planmäßige Stadterweiterung außerhalb der Mauer“ um 1830 dar (von der Dollen 1978, S. 115).

Die Poppelsdorfer Allee nach dem Ende des Ancien Régime
Mit der Anlage der Eisenbahn und des Bonner Bahnhofs in den 1840er Jahren wurde das innenstadtseitige Ende der Allee durch die Gleise der linken Rheinstrecke abgetrennt (der Bereich des heutigen Kaiserplatzes). Um den Standort des Bonner Bahnhofs wurde seinerzeit heftig diskutiert und gestritten, die Entscheidung fiel auf das ehemalige Mülheimer Feld nahe der Poppelsdorfer Allee, da sich die Köln-Bonner Strecke von hier aus problemloser in Richtung Süden verlängern lassen konnte. Das verbleibende Stück der im Norden durch die Bahnanlagen eingekürzten Poppelsdorfer Allee ist daher heute nur noch 800 Meter lang.
Die heute auch als kleinerer Stadtpark fungierende Straße ist überwiegend mit größtenteils zwischen 1870 und 1905 entstandenen Bürgerhäusern der Gründerzeitepoche bebaut und an beiden Seiten mit Rosskastanien bestanden. Die Poppelsdorfer Allee wurde zuletzt im Winter 2010/11 saniert und leicht umgebaut.

Denkmäler
Die Denkmalliste Bonn 2006 weist für die Poppelsdorfer Allee eine Fülle von Denkmälern aus. Neben dem Schloss Poppelsdorf „Clemensruhe“, einschließlich der Poppelsdorfer Allee, dem Kaiserplatz, dem Wachhäuschen und dem Botanischem Garten (Eintrag Nr. A 472), sind dies die Häuser Nr. 15 (A 3171), Nr. 17 (A 2028), Nr. 25 (A 2079), Nr. 28 (A 2011), Nr. 34 (A 498), Nr. 43 (A 3117), Nr. 44 (A 2351), Nr. 45 (A 2085), Nr. 46 (A 2066), Nr. 47 (ehem. Sternwarte, Nr. A 163), Nr. 47 (Refraktorium der Alten Sternwarte, Nr. A 941), Nr. 48 (A 2176), Nr. 50 - 52 (A 1977), Nr. 51 (A 1705), Nr. 53 (A 1101), Nr. 54 (A 592), Nr. 55 (A 1097), Nr. 56 (A 660), Nr. 56a (A 2046), Nr. 57 (A 458), Nr. 58 (A 601), Nr. 58a (A 1701), Nr. 59 (A 637), Nr. 60a (A 1493), Nr. 61 (A 802), Nr. 63 (A 2127), Nr. 65 (A 951), Nr. 66 (A 2048), Nr. 68 (A 2047), Nr. 70 (A 1259), Nr. 72 (A 2049), Nr. 74 (A 2056), Nr. 76 (A 2059), Nr. 78 (A 2070), Nr. 80 (A 1120), Nr. 86 (A 2086), Nr. 88 (A 2075), Nr. 92 (A 2193), Nr. 98 (A 2073), Nr. 100 (Fassade, Nr. A 539), Nr. 102 (A 2222), Nr. 104 (A 542), Nr. 106 (A 1389), Nr. 108 (A 2143), Nr. 110 (A 192) und Nr. 112 (A 2101) (vgl. Denkmalliste Bonn 2006, S. 44).

(Jessica Engel, Geographisches Institut der Universität Bonn / Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2012/2022)

Internet
de.wikipedia.org: Poppelsdorfer Allee (abgerufen 25.01.2012)
www.bonner-stadtwege.de: Die Poppelsdorfer Allee (abgerufen 25.01.2012, Inhalt nicht mehr verfügbar 25.05.2018)
www.bonner-stadtwege.de: Poppelsdorfer Kirmes (abgerufen 25.01.2012, Inhalt nicht mehr verfügbar 25.05.2018)

Literatur

Alt, Wolfgang; Faber, Heribert; Uessem, Helmut / Förderverein Poppelsdorfer Geschichte e.V. (Hrsg.) (2002)
Spurensuche in Poppelsdorf. Die kurfürstliche Zeit. Ein Führer zu kulturhistorischen Rundgängen. Bonn.
Dollen, Busso von der (1982)
Bonn-Poppelsdorf – Entwicklung der Bebauung (Primärbebauung) und Alter der Bebauung 1967. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.3.3.) Köln.
Dollen, Busso von der (1979)
Bonn-Poppelsdorf. Die Entwicklung der Bebauung eines Bonner Vorortes in Karte und Bild (bis zur Sanierung). (Arbeitshefte des Landeskonservators Rheinland, 31.) Köln.
Dollen, Busso von der (1978)
Vorortbildung und Residenzfunktion. Eine Studie zu den vorindustriellen Stadt-Umland Beziehungen. Bonn.
Friedrich, Reinhard; Päffgen, Bernd (2007)
Mittelalterliche Burganlagen in Kölner Bucht und Nordeifel bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.11.) S. 82, Bonn.
Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 165, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Stadt Bonn, Amt 61-02, Untere Denkmalbehörde (Hrsg.) (2006)
Liste der gem. § 3 DSchG NW in die Denkmalliste eingetragenen Baudenkmäler, Bodendenkmäler, beweglichen Denkmäler und Denkmalbereiche der Stadt Bonn (Stand: 01.08.2006). S. 44, Bonn.

Poppelsdorfer Allee

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Poppelsdorfer Allee
Ort
53115 Bonn
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1650 bis 1750

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„Poppelsdorfer Allee”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-34220-20120125-2 (Abgerufen: 5. Oktober 2024)
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