Die Kulturlandschaft am Mittel- und Niederrhein ist geprägt durch zahlreiche Burgen und Burgruinen. Zu diesen zählt auch die linksrheinisch gelegene Godesburg. Namensgeber ist dabei der Vulkankegel Godesberg, auf dem die Höhenburg auf 122 Meter über NN im Jahr 1210 errichtet wurde.
Gründung und Ausbau Auf dem vorgesehenen Burggelände existierte bereits eine Michaelskapelle. Der Bau, so die volksmündliche Überlieferung, habe die Heiligenverehrung beeinträchtigt und den Erzengel Michael dazu gebracht, seine Reliquien auf den Petersberg (früher Stromberg) zu verlegen. Der Kölner Erzbischof Dietrich von Hengebach ließ den Bau errichten. Die Grundsteinlegung fand 1210 statt. Die Burg sollte die Machtansprüche des Erzbischofs festigen, der Bauherr wurde allerdings anderthalb Jahre nach der Grundsteinlegung exkommuniziert und abgesetzt. Ungefähr zur Zeit des Bonner Stadtmauerbaus 1244 wurde die Burg um weitere Gebäude sowie einen Bergfried erweitert. Es folgten in der Zeitspanne von 1288 bis 1298 einige Auseinandersetzungen, in denen die Burg mehrere Male den Besitzer wechselte. Zudem kam es 1296 zu einer fünfmonatigen Belagerung der Burg.
Finanzielle Probleme Nach diesen unruhigen Zeiten wurde die Godesburg im Auftrag des Erzbischofs Walram von Jülich mit Türmen und stärkeren Mauern weiter befestigt. Obwohl der Godesburg zunehmende Bedeutung zukam und als Residenz diente, musste sie von Friedrich von Saarwerden zusammen mit Stadt und Zoll 1393 an das Kölner Domkapitel verpfändet werden. Zu diesem Zeitpunkt gehörten Morenhoven, Witterschlick und Flerzheim sowie die heutigen Bonner Stadtteile Muffendorf, Rüngsdorf, Plittersdorf und Meckenheim zum Einzugsbereich der Burg. Während der Regierungszeit des Erzbischofs Dietrich von Moers kam es zu einer hohen Verschuldung. Diese ist wohl auf seinen aufwendigen Lebensstil und langwierige Auseinandersetzungen zurückzuführen, was schließlich 1450 dazu führte, dass die Godesburg sowie alle darunterfallenden Städte, Betriebe, Abgaben etc. an den Ritter Ludwig von Diesbach für 17.000 Gulden übertragen wurden. Ein Vertrag verpflichtete Diesbach dazu, sechs Jahre das Gut nicht zu „entfremden“ und in gutem Zustand zu erhalten. Dafür erhielt er jährlich 600 Gulden aus den Erträgen der Herrschaft und, da diese anscheinend nicht reichten, zusätzlich 1.400 Gulden aus den Zolleinnahmen der Stadt Bonn. Der Vertrag wurde bald aufgelöst, da die ihm zustehenden Abgaben von der Stadt Bonn nicht ausgezahlt wurden. Diesbach wollte daraufhin mit seiner Familie wieder in seine Heimatstadt Bern zurückkehren, starb jedoch 1452 an der Pest. Die Erben Ludwigs behielten die Burg noch bis zum 27. November, bis sie dann wieder in den Besitz des Erzbischofs Dietrich von Moers zurück kam. Dieser verpfändete die Godesburg (sowie inzwischen bis auf Poppelsdorf alle Burgen, Städte, Zölle, Renten des Erzbistums) wiederum an das wohlhabende rheinische Geschlecht Hurt von Schöneck. Dem zuwider beschloss das Domkapital 1465, nach Amtsantritt des Erzbischofs Ruprecht von der Pfalz (1427-1480, Erzbischof 1463-1480), dass die Godesburg nie wieder verpfändet werden dürfte, was dem häufigen Besitzwechsel ein Ende bereitete.
Zerstörung im Kölnischen / Truchsessischen Krieg Die Zerstörung der Godesburg im Jahr 1583 war eine Konsequenz der Auseinandersetzung zwischen dem amtierenden Erzbischof Herzog Ernst von Bayern und seinem Vorgänger Gebhard Truchsess von Waldenburg, welche auch als Kölnischer oder Truchsessischer Krieg bezeichnet wird. Da von Waldenburg trotz Eheschließung nicht von alleine abdanken wollte, begann der Herzog dies gewaltsam zu erzwingen. Die Godesburg war während des Krieges ein Stützpunkt des alten Erzbischofs, die von einer kleinen militärischen Besatzung gehalten wurde. Die Streitmacht des Herzogs begann mit der Belagerung und nahm die Burg von zwei Seiten unter Beschuss. Diese Strategie ging zunächst nicht auf und es wurde versucht, die Mauern zu unterhöhlen. Dazu wurde eine Mine, bestehend aus angeblich 1.500 Kilo Schwarzpulver, gezündet, welche erhebliche Schäden und Verluste verursachte. So stürzte u.a. ein Teil der Kernburg ein und beinahe die gesamte Besatzung wurde getötet. Die 178 Leichen wurden in zwei Massengräbern beerdigt, die bis heute noch nicht gefunden wurden.
Burgruine Die Godesburg wurde nach ihrer Zerstörung, aufgrund der problematischen finanziellen Lage, nicht mehr vollständig aufgebaut. Es erschien fraglich, ob der Unterhalt über das Einkommen gewährleistet werden konnte. Auch entsprachen die Höhenlage, die damit einhergehende räumlichen Probleme, sowie die dezentrale Lage weder den Ansprüchen des Adels noch einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung. Alles in allem war daher der Wiederaufbau zur damaligen Zeit nicht lohnend, auch wenn die Burg teilweise ihre Rechte und Plichten beibehielt. Auch wenn die Burgruine nicht wieder aufgebaut wurde, so erhielt die Michaelskapelle in der Vorburg eine Aufwertung. 1660 wurde diese mit finanzieller Unterstützung der Godesberger Bevölkerung restauriert und ausgebaut. Weiterhin wurde der religiöse Einfluss durch den Bau einer Ermitage und eines Kapitelhauses erweitert. Um 1715 stand die Godesburg wieder im Mittelpunkt der Planungen. Es bestanden Pläne, die Ruine in eine barocke Sommerresidenz umzuwandeln. Die Residenzen in Brühl und Poppelsdorf wurden jedoch favorisiert und die Pläne verworfen. Ein Jahr nach der Beanspruchung der Ruine durch den Staat im Jahr 1843, erhielt Kaiserin Augusta von Preußen diese als Geschenk. Ihr Erbe Wilhelm II. gab sie 1891 an die Gemeinde Godesberg ab. Die Gemeinde kaufte zudem drei Jahre später die umliegenden Parzellen des Berghanges. Seit 1967 gehören aufgrund der Eingemeindung die Grundstücke und die Burgruine der Stadt Bonn.
Heutige Verwendung Durch den Erwerb des Berghanges wollte die Stadt Wege für den Besucherverkehr anlegen, um die Burgruine touristisch attraktiver zu gestalten. Dazu wurden in den Jahren 1895 und 1896 eine Gastwirtschaft im historischen Stil errichtet. Kritisiert wurde, dass das Bauvorhaben zu starken Veränderungen an der Bausubstanz führte. So wurde die Burgruine 1960 schließlich umgebaut und später um ein Hotel-Restaurant erweitert. Doch auch dieses Bauvorhaben bezieht sich nur bedingt auf die mittelalterliche Baukonzeption und Raumaufteilung. Im September 2012 begann die seit einigen Jahren geplante Sanierung des Bergfrieds, die voraussichtlich bis Ende 2013 andauern wird.
Hinweise: Baudenkmal und Kulturlandschaftsbereich Die „Godesburg, Auf dem Godesberg / Winterstraße 5“, ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste Bonn, Stand 01. Januar 2012, Nr. A 3752) und wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches „Godesburg“ (Regionalplan Köln 432).
(Nils Wulfestieg, Geographisches Institut der Universität Bonn, 2013)
Nachtrag: Zur Schenkung der Burg an die Gemeinde Godesberg durch Kaiser Wilhelm II. Im Jahre 1892 verschenkte der Deutsche Kaiser Wilhelm II. die Ruine der Godesburg an die Gemeinde Godesberg. Dabei verschenkte er etwas, dessen Besitzverhältnisse unklar waren und somit nicht wirklich ihm gehörte. Denn nachdem die Franzosen 1815 das Rheinland verlassen hatten, beanspruchte die Gemeinde Godesberg die Burg für sich. Jedoch wurde das Rheinland dem Königreich Preußen eingegliedert, das im Jahre 1843 auch die Godesburg beanspruchte, trotz anders lautender Grundbucheintragung. Auch in Berlin war die viel gerühmte Rheinromantik bekannt geworden und so wollte der damalige König Friedrich Wilhelm IV. die Burg ein Jahr später Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach, der Königin von Preußen, zum Geschenk machen. Trotz vorhandener Pläne wurde die Ruine nicht wieder hergerichtet und wurde lediglich mit 150 Mark im Jahr von Königin Augusta unterhalten. Dieser Betrag reichte nicht einmal zur Sicherung der Burgruine, weswegen diese zusehends verfiel. Die Godesburg ging später als Erbe an Wilhelm II. über, den Enkel von Augusta. Als dieser nun 1891 eine Reise durch die preußische Rheinprovinz unternahm, baten ihn die Godesberger um die Schenkung der Burg, da ihnen am Wahrzeichen ihrer Gemeinde gelegen war. Diesem Wunsch kam Wilhelm II. nach, gingen somit doch auch die Kosten für die Sicherung der Ruine in die Verantwortlichkeit der Gemeinde über. Wilhelm II. knüpfte allerdings die Bedingungen an seine Schenkung, dass die Ruine nicht verändert werden dürfe, die schöne Aussicht erhalten bleiben müsse, die Burg der Öffentlichkeit zugänglich sein soll und der Anblick nicht durch Bauten oder Anlagen gestört werden dürfe (Zurnieden, 1994). Hierin lässt sich durchaus eine Frühform des Denkmalschutzes erkennen.
(Christoph Boddenberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2014)
Internet de.wikipedia.org: Godesburg (abgerufen 13.12.2012) www.godesburg-bonn.de: Restaurant Godesburg (abgerufen 13.12.2012) www.general-anzeiger-bonn.de: Sanierung des Bergfrieds hat begonnen (25.09.2012, abgerufen 23.10.2012, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.03.2021)
Die Godesburg – Archäologie und Baugeschichte einer kurkölnischen Burg. (Rheinische Ausgrabungen 65, zugleich Dissertation Universität München 2007/2009.) Darmstadt. Online verfügbar: edoc.ub.uni-muenchen.de, Potthoff 2012, abgerufen am 22.10.2012
Stadt Bonn (Hrsg.) (1990)
Denkmalpflegeplan Bad Godesberg. Bonn.
Stadt Bonn, Amt 61-02, Untere Denkmalbehörde (Hrsg.) (2012)
Liste der gem. § 3 DSchG NW in die Denkmalliste eingetragenen Baudenkmäler, Bodendenkmäler, beweglichen Denkmäler und Denkmalbereiche der Stadt Bonn (Stand: 01.01.2012). Bonn.
Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V. (Hrsg.) (o.J.)
Godesberger Heimatblätter. Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg. Bad Godesberg.
Wiedemann, Alfred (1920)
Geschichte Godesbergs und seiner Umgebung. Bonn (1. Auflage).
Zurnieden, Paul (1994)
Der Preußenkönig verschenkte die Burg. In: Bonner Geschichte(n), S. 131-133. Bonn.
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