Gelegen in Bonn am Rhein grenzt der Alte Zoll an das Brassertufer sowie das Kurfürstliche Schloss und bietet Bonnern wie auch Reisenden einen wunderbaren Ausblick auf den Anfang der Rheinromantik. 1575 wurde unter Erzbischof Salentin von Isenburg ein Zollgebäude im Renaissancestil errichtet.
Die Zollanlage Gelegen in Bonn am Rhein grenzt der Alte Zoll an das Brassertufer, den Stadtgarten, den Ostflügel des Kurfürstlichen Schlosses und die Konviktstraße mit dem Geburtshaus Peter Josef Lennés und dem ehemaligen Bergbauamt. Der bedeutende Bonner Geograph Alfred Philippson schrieb über ihn, dass er eine dicke, sehr steil geböschte, aber nicht senkrechte Ziegelmauer mit eingelagerten horizontalen Basaltsäulen hatte, gekrönt von einem vorspringenden Sims aus Haustein und einem senkrechten Maueraufsatz mit Zinnen darüber. Mit Ausnahme der Zinnen trifft diese Beschreibung auch heute noch zu.
Geschichte Die Grundlage für die Entstehung des Alten Zolls war der im Jahre 1244 von Erzbischof Konrad von Hochstaden angeordnete Bau einer Stadtmauer zum Schutze Bonns. 331 Jahre später, also im Jahre 1575, wurde unter Erzbischof Salentin von Isenburg ein Zollgebäude im Renaissancestil errichtet, welches, wie dem Namen entnommen werden kann, als Arbeitsstätte der Zollbeamten zur Erhebung des Rheinzolls von passierenden und anlegenden Frachtschiffen diente. Das Zollgebäude war über die Stadtmauer hinausgeschoben und lediglich von einem Rundbogen durchbrochen, durch welchen der Leinpfad am Rhein entlang führte. Auf dem Leinpfad waren bereits seit dem frühen Mittelalter vor allem Treidelpferde unterwegs, welche die Schiffe stromaufwärts zogen.
Während des Dreißigjährigen Kriegs stand Bonn unter der Herrschaft von Kurfürst Ferdinand von Wittelsbach, welcher 1642 in Folge des technischen Fortschritts in der Waffenproduktion, die Befestigung der Stadtmauer anordnete. Das Bollwerk am Alten Zoll soll in diesem Zuge entstanden sein und unter dem Zollplateau auch ein etwa 40 Meter langer leicht S-förmiger Raum. Dieser diente als Kasematte (Duden: durch starkes Mauerwerk und/oder Aufschüttung von Erde gegen feindlichen Beschuss gesicherter Raum/Gewölbe in Festungen) für Waffen und Munition der Stadtverteidiger und Zoll-Erheber. Außerdem wurde das Treideln weiterhin durch diesen Gang ermöglicht. Der südliche bzw. feindseitige Ausgang befand sich dort, wo heute das Husarendenkmal angebracht ist. Das Sandsteintor (Kasemattentor) wurde um 1650 eingelassen und ist bis heute erhalten. Der stadtseitige Ausgang ist heute nicht mehr sichtbar, da er unter der Rampe der Konviktstraße liegt. Bei dem Vergleich von Textquellen und Karten ergeben sich hier nun einige Widersprüche. Einer Karte Merians von 1646 ist zu entnehmen, dass in diesem Jahr noch das Zollgebäude im Renaissancestil gestanden hat. Geht man davon aus, dass die Zollbastion in ähnlicher Form wie heute an exakt der gleichen Stelle errichtet wurde wie das Zollgebäude – es ist nirgendwo von einer räumlichen Abweichung die Rede – so muss in der Datierung der Karte oder der Textquellen, bzw. deren Inhalt, ein Fehler vorliegen. Da von der Befestigung der Stadtmauer unter den Wittelsbacher Kurfürsten kein Bildmaterial vorliegt und wenn man der Karte Merians glaubt, wird der Alte Zoll, in einer ähnlichen Form wie der heutigen, wohl erst später entstanden sein, jedoch zu einem unbekannten Datum.
Im Jahre 1673 wurde Bonn von Wilhelm von Oranien und dem kaiserlichen Befehlshaber General Montecuccoli erobert. Diese nahmen die Befestigungsarbeiten wieder auf. Die folgenschwerste Belagerung Bonns erfolgte im Jahre 1689 durch kaiserlich-sächsische Truppen. Bonn stand unter französischer Besatzung und die Belagerung durch die gegen Frankreich verbündeten Truppen begann am 1. Juli des Jahres. Am 9. oder 24. Juli (widersprüchliche Quellen) wurde das Feuer von der rechtsrheinischen Seite aus eröffnet und am 29. September oder 12. Oktober (widersprüchliche Quellen) endete die Belagerung mit der Kapitulation Bonns. Bei den Angriffen wurden, bis auf die Kapuzinerkirche und 20 Wohnhäuser, alle Gebäude und Festungselemente zerstört. Joseph Clemens, seit 1688 Kurfürst und Erzbischof von Kurköln, begann 1691 mit der Wiederherstellung der Festungsanlagen. Die Zollbastion war ziemlich klein, befand sich aber in gutem Zustand. Bis zur Höhe der Brustwehr war sie mit 8 Fuß dickem Rasen bekleidet. 1701 verbündete er sich mit dem Sonnenkönig und bereits wenig später besetzten die Franzosen Bonn und weitere kurkölnische Städte. Von 1701 bis 1703 bauten sie die Festung unter der Leitung eines Schülers von Vauban wieder auf und aus. Der Treidelgang wurde nun als Pulvermagazin genutzt und war mit 150.000 Pfund Fassungsvermögen das größte Bonner Magazin. Da es sich 20 Fuß unter der Erde befand, war es zudem auch bombensicher. Die Zollbastion wurde damals in die Bastion ,,Drei Könige'' umbenannt. In den Jahren 1717 und 1718 wurde die Hälfte der Bonner Stadtbefestigungen geschliffen, die anderen wurden in die Wohnbebauung integriert und lediglich die Zollbastion blieb erhalten. Diese diente den Anwohnern und Reisenden als Aussichtspunkt auf den Rhein und das Siebengebirge.
Nutzung als Luftschutzbunker im Zweiten Weltkrieg Etwa 220 Jahre später fand eine erneute Umnutzung des Gewölbegangs unter der Bastion statt. Im Jahre 1939 begannen Umbaumaßnahmen zu einem ÖLSR (Öffentlichen Luftschutzraum), der im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker diente. Er wurde in Schutzräume, Versorgungsräume und eine Gasschleuse unterteilt. Die Räume wurden entsprechend ihrer Funktion mit Beton- und Eisenbetonplatten verstärkt und boten mehreren hundert Menschen Platz. Ein weiterer Luftschutzraum unter dem Stadtgarten wurde hergerichtet und mit jenem unter dem Alten Zoll verbunden. Sie wurde mit allen nötigen Versorgungseinrichtungen, von der wassergespülten Toilette, über Stockbetten bis hin zum Bierkeller, ausgestattet. Aus Briefen zwischen dem Baurat Bonns, der Luftschutzleitung und dem Kommando der Schutzpolizei geht hervor, dass Herr Baurat Goebel vom Luftgaukommando VI am 12. Oktober 1939 der Herrichtung dieses ÖLSR zustimmte, jedoch einen Notausgang an der südlichen Flanke für sehr wichtig hielt und es zu einer zügigen Umsetzung dieser Bitte kam. Außerdem bittet die Stadt Bonn in einem Schreiben an die Luftschutzleitung vom 13. Dezember 1939 um die Bereitstellung von 12.000 Reichsmark, da bei den Arbeiten an dem ÖLSR unter dem Stadtgarten festgestellt wurde, dass ein weiterer ÖLSR für 140 Personen unter dem Wirtschaftsgebäude des Stadtgartens mit verhältnismäßig geringem Aufwand hergestellt werden könnte. Dieser Bitte wurde jedoch nicht entsprochen. Das Kommando der Luftschutzpolizei war der Auffassung, dass kein Bedürfnis vorläge, da bereits im Heimatmuseum ein ÖLSR vorhanden war. Während des Zweiten Weltkriegs wurden vor allem die rheinnahen Gebiete stark durch die Luftangriffe zerstört, jedoch wurde der Luftschutzbunker unter dem Alten Zoll nicht durchschlagen. Nach dem Krieg, in den Jahren 1949 und 1950, fand die Wiederherstellung des Alten Zolls statt. Dabei wurden einige Änderungen vorgenommen, sodass es nun u.a. möglich war über eine Freitreppe vom Alten Zoll in den Stadtgarten zu gelangen.
Seitdem dient der Alte Zoll den Bonner Bürgern und den Besuchern wieder als Aussichtspunkt auf den Beginn der Rheinromantik mit dem Siebengebirge. Im Dezember 1989 erhielt der Alte Zoll, wie auch die Lenné-Anlage am Rheinufer, mehrere Parkbänke nach dem Vorbild der Anfang des 19. Jahrhunderts von Karl Friedrich Schinkel gestalteten Bänke, die so genannten „Schinkel-Bänke“. Am Rheinufer stehen diese Bänke heute noch, auf dem Alten Zoll wurden sie durch einfache Holzbänke ersetzt. Aus einem Artikel der Bonner Rundschau vom 16.07.1988 geht hervor, dass der Alte Zoll neben dem Münster ein Touristenmagnet Bonns ist und als Bestätigung für seine touristische Bedeutsamkeit bereits zwei Mal den „Baedecker-Stern“, das Gütesiegel für touristische „Highlights“, erhalten hat. In aktuellen Stadt- und Reiseführern über Bonn wird der Alte Zoll immer noch erwähnt und auch als touristisch bedeutend aufgeführt. Die Stadt Bonn hingegen führt ihn in den Prospekten über die Stadt und deren Geschichte gar nicht mehr auf. Lediglich auf einem Stadtplan wird er mit einem Satz erwähnt.
Die Kanonen Entgegen den vielen verschiedenen Geschichten Bonner Bürger über die Nutzung der Kanonen, sind diese niemals in Bonn zum Einsatz gekommen. Karl Schorn, ehemals Bonner Landgerichtspräsident, war der Auffassung, dass ein paar Salutkanonen das Plateau verschönern würden. Ein befreundeter Artillerie-Oberst entnahm zwei Kanonen, welche ursprünglich aus dem Zeughaus in Berlin stammten, seinem Bestand. Im August 1871 schenkte Kaiser Wilhelm I. diese der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Nach dem Ersten Weltkrieg, vermutlich im Jahre 1926, wurden die Kanonen für zwölf Jahre in einem Innenhof der Universität aufbewahrt, da die Speichen der Lafetten-Räder durchgefault waren und für eine Reparatur lange kein Geld zur Verfügung stand. Sie werden heute nicht nur von Touristen gerne fotografiert, sondern dienen oftmals auch als Basis für Familienfotos und natürlich als Klettergerüst für die Kleineren.
Die Denkmäler Auf und an dem Alten Zoll finden sich vier Denkmäler, welche auf den ersten Blick nichts mit der ehemaligen Zollbastion zu tun haben, aber dennoch auf die ein oder andere Art und Weise dort ihren Standort gefunden haben. Das Denkmal für den Schriftsteller und Revolutionär Ernst Moritz Arndt (1769-1860) wurde 1865 vom „Comité für die Errichtung des Arndt-Denkmals“ auf dem Alten Zoll enthüllt und zeigt „den deutschesten der Deutschen“ in stehender Pose. Im Jahre 1818, dem Gründungsjahr der Universität, wurde er zum ordentlichen Professor der Geschichte ernannt und bei den Studenten sehr beliebt. Die Universitätsleitung hingegen war nicht begeistert von dem streitbaren Kämpfer und suspendierte ihn zeitweilig. Vom Alten Zoll aus soll er oft den Blick auf die einerseits wildeste, nördliche Natur und andererseits den lieblichen Süden genossen haben.
Die Trauernde Muse, gelegen unterhalb des Lenné-Hauses und schräg gegenüber des ehemaligen Bergbauamts, erinnert mit einem Relief an Hermann Friedrich Wilhelm Brassert (1820-1901), Berghauptmann, Schöpfer des allgemeinen Berggesetztes und Namensgeber des Brassertufers. Im Jahre 1921 wurde ihm dieses Denkmal vom Bergbaulichen Verein Preußens gewidmet.
Das Husarendenkmal: „Das vom Bonner Bildhauer Sander [Ernemann Sander (1925-2020)] geschaffene Kunstwerk wurde 1962 in das so genannte Kasemattentor am Alten Zoll an der Treppe zum Brassertufer eingelassen und am 9. Juni 1963 offiziell enthüllt. Das Relief erinnert an das Husarenregiment König Wilhelm I., das ab 1852 bis 1913 in Bonn stationiert war. Das Ehrenmal wurde von ehemaligen Königshusaren gestiftet, die hierzu eigens einen “Verein Husaren-Denkmal Bonn„ gegründet hatten. Es zeigt eine Reihung von sechs Reitern. Am unteren Rand der Platte wird der Schlachtruf der Husaren “Lehm op„ zitiert. Ursprünglich war dies der Arbeitsruf der Ziegelbäcker, die die Husaren auf dem Weg zu ihrem Exerzierplatz in Tannenbusch passierten. Ursprünglich war auf der Bronzeplatte auch das Emblem des Königs angebracht, das aber zwischenzeitlich verschwunden ist.“ (Stadt Bonn, vom 24.11.2010).
Das Denkmal für Heinrich Heine (1797-1856) liegt am Aufgang zum Zollplateau, wenn man aus der Innenstadt bzw. von der Universität kommt. Es hat die Gestalt eines mächtigen, jedoch undurchlässigen, Tores und ist im Gegensatz zu den drei anderen Denkmälern sehr schlicht gehalten. Heine hatte ab 1819 unter anderem Vorlesungen von August Wilhelm Schlegel (1767-1845) und Ernst Moritz Arndt in Bonn besucht.
Gedicht „Der Alte Zoll“ In seiner seltnen Eigenart / Ein wahres Schmuckkästlein, hat Bonn wohl als Visitenkart‘ / Den Alten Zoll am Rhein: Wer je gestiegen dort hinauf / Trank sich die Augen fast, Wenn er den Blick nahm in sich auf / Vom schönsten Punkt der Stadt. Wie auf der Bühne dargestellt / Mit Kunst ein lebend‘ Bild, Liegt vor ihm da ein Stückchen Welt, / Das stets mit Wonn‘ erfüllt: Im Mittelpunkt zuerst man schaut / Voll Majestät den Rhein, Zur Seite Bonna’s, seiner Braut, / will Kavalier er sein. Wie schmiegt er an so zärtlich sich, / Fast wie im Schäferspiel, An die geliebte minniglich, / Die ihm so wohlgefiel! Und Bonna ist auch stolz auf ihn, / Den stattlichen Galan; Er hat, gar ritterlich und kühn, / Ihr’s mächtig angetan. Wie links die Brücke, schlank und fein, / so hübsch ins Auge fällt! Als glänzend Zierstück für den Rhein / Ist sie hierhin gestellt. Und Villen liegen rechter Hand / In bunter Reihe da, Und prächt’ge Gärten an dem Strand, / Wie schön’re kaum man sah. Als Paladine, hochfeudal, / Im Hintergrunde stehn Der Berge sieben an der Zahl, / bezaubernd ewig schön. Bei ihnen nimmt den ersten Rang / Der Drachenfels stets ein, Gepriesen schon jahrhundertlang / Bei Weib, Gesang und Wein. Als Ehrendame, grau und alt, / Der Godesburg-Ruin’ Fernsteh’nde, würdige Gestalt / Winkt ihren Gruß hierhin. Und auf der andern Seite treu / Und ernst herüber grüßt Weither des Michelsbergs Abtei, / Die Siegburgs stolz wohl ist. – Ein Anblick nicht für kurze Lust, / Ein Bild für Lebenszeit, Erfüllt mit Wonne hier die Brust / All diese Herrlichkeit. In seiner seltnen Eigenart / Ein wahres Schmuckkästlein, hat Bonn wohl als Visitenkart‘ / Den Alten Zoll am Rhein. (I. Limbach, aus dem Generalanzeiger vom 17.09.1924, Beilage „Unser Land“)
Mathias Frickel (1833-1911). Bonner Stadtansichten des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung des Stadtmuseums Bonn im Ernst-Moritz-Arndt-Haus. Bonn (2. Auflage).
Flink, Klaus (1978)
Bonn. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung I, Nr. 6.) Bonn (2. Auflage).
Mittelsten-Schee, Hermann (1939)
Das Ende der Festung Bonn (zugleich Dissertation Bonn 1939). (Bonner Geschichtsblätter 2.) Bonn.
Schwarze, Wolfgang (1978)
Alte Bonner Stadtansichten, 79 Ansichten aus dem alten Bonn und Bad Godesberg. Bonn.
Stadt Bonn, Amt 61-02, Untere Denkmalbehörde (Hrsg.) (2006)
Liste der gem. § 3 DSchG NW in die Denkmalliste eingetragenen Baudenkmäler, Bodendenkmäler, beweglichen Denkmäler und Denkmalbereiche der Stadt Bonn (Stand: 01.08.2006). S. 13, Bonn.
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