Montabaur liegt zwischen Köln und Frankfurt im südlichen Westerwald. Die Stadt gliedert sich neben der Alt- und Innenstadt in die sieben Stadtteile Bladernheim, Elgendorf, Eschelbach, Ettersdorf, Horressen, Reckenthal und Wirzenborn. Montabaur ist Sitz der Kreisverwaltung Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz und gleichzeitig Verwaltungssitz der gleichnamigen Verbandsgemeinde, der weitere 24 Ortsgemeinden angehören. In Montabaur leben auf einer Gesamtfläche von 33,77 Quadratkilometer rund 15.000 Menschen (Stand 31.12.2020, nach Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz).
Nach der Landesplanung ist Montabaur als Mittelzentrum ausgewiesen. Die Stadt unterhält Partnerschaften zum französischen Tonnerre, zum britischen Brackley und zur sächsischen Stadt Sebnitz. Überregional ist Montabaur für das Fashion Outlet und den ICE-Bahnhof bekannt. Sie wurde als erste Stadt in Rheinland-Pfalz Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte und der Deutschen Fachwerkstraße, die als Dachmarke die Deutschen Fachwerkstädte touristisch verbindet und gemeinsam vermarktet. Montabaur wird dort der gelben Route „Vom Westerwald über Lahntal und Taunus zum Main“ zugeordnet, in der Nähe von Limburg, Bad Camberg und Braunfels.
Historische Stadtstruktur Die Altstadt Montabaurs erstreckt sich südöstlich des Schlossberges entlang der Straßen „Vorderer Rebstock“, „Großer Markt“ und „Kirchstraße“. Demnach weist der historische Stadtkern eine längliche Struktur auf. Das Ende markiert die Kirche Sankt Peter in Ketten sowie die dahinterliegende St. Anna-Kapelle mit Vikarie, im Volksmund „Fuhrmannskapelle“ genannt. Im Osten verlief die „Judengasse“ parallel zur Kirchstraße und zur Straße „Großer Markt“ unmittelbar an der Stadtmauer. Im Westen war eine größere Freifläche durch die Stadtmauer mit eingefasst. In nordwestlicher Richtung war die Stadtmauer bis zum Schloss den Berg hinaufgezogen und grenzte dort an die Schlossmauer an. Zwei größere Straßen führten nach Montabaur. Aus östlicher Richtung führte die „Chaussee aus Limburg“ (entspricht in etwa der B 49 nach Montabaur). Die heutige Koblenzer Straße bildete in etwa den Zugang in die Stadt aus Südwestlicher Richtung (vergleiche die Tranchot- v. Müffling-Karte 1803-1820 (RLP) Im historischen Kartenwerk von KuLaDig). Nachdem im 19. Jahrhundert viele Teile der Stadtmauer schließlich verfallen sind, ist heute nur noch wenig von der Stadtbefestigung erhalten geblieben.
Der historische Stadtkern von Montabaur wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Westerwaldkreis (Stand 2021) als Denkmalzone geführt. Der Eintrag lautet: „Altstadt Biergasse, Elisabethenstraße, Großer Markt, Hinterer Rebstock, Kirchstraße, Kleiner Markt, Sauertalstraße, Steinweg, Vorderer Rebstock (Denkmalzone) größerer Teil des ehemals ummauerten Stadtgebietes und das Schloss einschließlich Schlossberg, zahlreiche häufig verschieferte Fachwerkhäuser, meist Ende 17./Anfang 18. Jh.“
Anfänge Im Jahre 931 wurde am Standort der heutigen Stadt erstmals eine Siedlung urkundlich erwähnt, in der Herzog Herman von Schwaben (Herzog von 926-949) unter seiner Burg eine Holzkirche errichtete. Diese schenkte er dem Koblenzer Stift St. Florin. Das Stift St. Florin baute wiederum an der gleichen Stelle im Jahr 959 eine Steinkirche. Diese Kirche befand sich innerhalb einer ersten Befestigung namens „Castellum Humbacense“. Zur Zeit der Franken hieß die Siedlung Humbach oder Hunback (Hun= Hunno, Back= Recht, also wo der Ritter Hunno Recht spricht). Bedeutend war der Ort durch seine Lage an der Via Publica zwischen Frankfurt und Köln.
Sowohl die Burg als auch das Dorf und viele weitere Gebiete im Westerwald fielen im 11. Jahrhundert an die Erzbischöfe von Trier. Erzbischof Dietrich II. von Trier (Geburtsdatum unbekannt-1242, regierte ab 1212) baute das „Castellum Humbacense“ zu einer festen Trutzburg gegen seinen Feind, den Grafen von Nassau, aus. Im Jahr 1212 kam es zu einer blutigen Auseinandersetzung zwischen den beiden, wobei der Trierer Erzbischof für zwei Jahre in nassauische Gefangenschaft geriet. Die Burg ließ der Graf von Nassau zerstören.
Nach seiner Freilassung im Jahr 1214 nahm der Erzbischof an einem Kreuzzug teil. Bei seiner Rückkehr soll er eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem Humbacher Hügel und dem Berg Tabor in Israel gesehen haben, der als Ort der Verklärung Christi gilt. Im Jahr 1217 ließ er die Burg wiederaufbauen und gab dem Hügel den Namen „Mons Tabor“. Daraus bildete sich später der heutige Stadtname Montabaur. Es gibt auch eine Erwähnung aus dem Jahr 1227, in der die Burg „Muntabur“ genannt wird (Landeshauptarchiv Koblenz, Best. 210). Die Burg, besetzt mit Soldaten, Beamten und Verwaltern, hatte die Aufgabe die Siedlung und das Umland zu kontrollieren. Es wurden Steuern, Renten und Abgaben eingetrieben und das Kastell (Burg) bildete eine wichtige Verwaltungszentrale.
Mittelalter Zwischen den Jahren 1270 und 1280 wurde der noch heute existierende Bergfried erbaut. Die Stadtrechte erhielt Montabaur am 29. Mai 1291 von König Rudolf I. von Habsburg (1218-1291, regierte ab 1273). Im Jahr 1442 gab es einen Stadtrat, ein Bürgermeister wurde sogar schon im Jahr 1359 erwähnt. Die Stadt gliederte sich in fünf Stadtbezirke und drei nachbarschaftliche Gemeinden. Es gab 13 organisierte Zünfte, unter anderem Wollweber, Gerber, Bäcker und Krämer.
Der mittelalterliche Stadtkern lag am Fuße des Hügels, mit dem Rathaus am Großen Markt und dem Kleinen Markt. Die Stadtmauer, die erstmals auf einem Siegel Ende des 13. Jahrhunderts abgebildet wurde, hatte viele Türme und 13 Tore. Der größte Turm der Stadt war der Wolfsturm. Das Haupttor, Peterstor genannt, befand sich im Süden. Dieses hatte zwei Durchgänge. Vorgelagert waren die Elberter und die Hollerer Pforte. Weitere Tore waren die Schöffen-, Allmanshäuser- und die Sauertalpforte. Einen ständigen Marktplatz gibt es seit dem Jahr 1387 am Ort des heutigen großen Marktes. Außerdem überliefert ist eine Judenverfolgung im Jahr 1336, was daraufhin deutet, dass es bereits im 14. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde in Montabaur gab.
Im 14. und 15. Jahrhundert wurde Montabaur eine recht wohlhabende Stadt durch das Leder- und Tuchgewerbe. So waren Tuchhändler aus Montabaur auch auf den Messen in Frankfurt und Mainz vertreten. Die Wollweberzunft erhielt sogar eine eigene Handelsniederlassung in Frankfurt. Ein Brand im Jahr 1491 bremste die Entwicklung jedoch ab. Innerhalb von drei Stunden brannte der Großteil der Gebäude, Mauern und Türme ab. Zwei weitere Brände in den Jahren 1534 und 1667 waren fast genauso verheerend.
Frühe Neuzeit Ab dem Jahr 1452 gab es die erste Schule in Montabaur, eine mittelalterliche Lateinschule (mtg-mt.de). Um das Jahr 1520 wurde die Burg unter Erzbischof Richard von Greiffenklau zu Vollrads (1467-1531, regierte ab 1511) zu einem vierflügeligen Renaissanceschloss ausgebaut. Zwischen den Jahren 1687 und 1709 erhielt das Schloss seinen barocken Grundriss und blieb bis zum Jahr 1802 eine der Residenzen der Kurfürsten von Trier. Das gegenwärtige Aussehen erhielt das Schloss unter Erzbischof und Kurfürst Johann Hugo von Orsbeck (1634-1711, regierte ab 1676) in den Jahren 1887 bis 1709. Im Jahr 1628 wurde die Stadt an das Netz der Reichspost angegliedert.
Auch Montabaur wurde nicht von der Hexenverfolgung verschont. Im 16. Jahrhundert erreichten die Prozesse einen Höhepunkt: Im Jahr 1593/93 wurden 30 Personen hingerichtet. In den Jahren 1629 bis 1631 wurden sogar 80 Frauen, Männer und Kinder aufgrund von Hexerei angeklagt und getötet (Kuppler 2011, S. 27-29). Das heutige Industriegebiet „Alter Galgen“ erinnert an die Lage der Richtstätte.
Barock Montabaur blieb als Teil Kurtriers zuvor unberührt vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), wurde jedoch im Jahr 1631 zunächst von einer schwedischen Armee und später anderen Armeen besetzt. Als der Westfälische Frieden 1648 geschlossen wurde, lebten von einst 2.000 nur noch 150 Menschen (Kuppler 2011, S. 27-29). Im Jahr 1641 beantragte der Stadtrat die Errichtung eines eigenen Konvents mit der Begründung, dass es zu wenig Seelsorger gebe. Diese kamen zuvor aus dem Konvent Limburg. Im städtischen Hospital wurde dann ein Konvent errichtet und bereits im Jahr 1653 zu einem eigenen Konvent aufgewertet. Denn dort entstand ein zusätzlicher Orden „Vom heiligen Gürtel des Franziskus“. Die Franziskaner übernahmen die Wallfahrt nach Wirzenborn und errichteten außerdem ein Gymnasium. Diese Gebäude wurden erst im Jahre 1813 säkularisiert. Die Kapelle des Klosters wurde im Jahr 1824 aufgrund von Baufälligkeit abgerissen. Im Jahr 1789 wurde in Montabaur die erste Apotheke eröffnet. Ein Jahr später wurde die Chaussee von Trier über Koblenz, Montabaur nach Limburg erbaut. Sie war die Vorgängerin der B49.
19. Jahrhundert Bei der Auflösung des alten Reiches wurden die Stadt und das Amt dem Fürstentum Nassau-Weilburg zugeschlagen und gingen mit diesem 1806 (Reichsdeputationshauptschluss und Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation) im neu geschaffenen Herzogtum Nassau auf. Wohnte um 1800 lediglich eine evangelische Person im Amt Montabaur, bildete sich nach der Eingliederung in das Fürs-tentum/Herzogtum Nassau auch eine evangelische Gemeinde. Das lässt sich damit begründen, dass das Fürstentum überwiegend protes-tantisch war. Durch den vermehrten Zuzug evangelischer Christen als Verwaltungsbeamte, Handwerker und Geschäftsleute genehmigte der Herzog von Nassau 1827 die Gründung einer evangelischen Gemeinde und stellte die alte Schlosskapelle als erstes Gotteshaus den Gläubigen zur Verfügung. Das Schloss wurde in dieser Zeit zum Jagdschloss. Es diente nunmehr gelegentlich dem Herzog und seinem Hofstaat als Unterkunft bei Jagdaufenthalten. Dadurch verlor es an Bedeutung und wurde ab dem Jahr 1851 als Lehrerseminar genutzt. Nachdem Nassau im Jahr 1866 an Preußen fiel, gründeten die neuen Herren ein Jahr später das Amtsgericht Montabaur. Es wurde im Gebäude des ehemaligen Franziskanerklosters, am sogenannten Amtmannsgarten untergebracht. Erst im Jahre 1910 wurde das heutige Amtsgerichtsgebäude errichtet und bezogen. Das Stadtwappen, das im Jahr 1908 veröffentlicht wurde, zeigt vor blauem Grund die Archi-tektur in Silber mit roten Dächern. Die Figur des Petrus mit rotem Gewand und goldenem Untergewand, Schlüssel, Kreuzstab und Heili-genschein in Gold. Flankiert wird Petrus durch die zwei Schilde Kurtriers: Rote Kreuze auf weißem Grund.
Erster Weltkrieg Im Ersten Weltkrieg musste insbesondere der Bahnhof, der südlich des Aubachs an der Hohen Straße gelegen und am 30. Mail 1884 in Betrieb genommen wurde, geschützt werden. Als Teil der rechtsrheinischen Strecke Bendorf/Engers - Montabaur - Limburg an der Lahn und somit als Verbindung mit Köln bzw. Frankfurt am Main, war der Bahnhof strategisch wichtig. Es folgte die allgemeine Mobilmachung ab dem 2. August 1914. Am 17. September 1914 war der gesamte Landsturm mobilgemacht. Dienstpflichtig waren Männer vom vollen-deten 17. bis zum 45. Lebensjahr. Am 24. August 1914 wurden die ersten vier Gefallenen im „Kreisblatt des Unterwesterwaldkreises“ genannt. Bereits am nächsten Tag, am 25. August 1914, erreichte der erste Verwundetentransport den Bahnhof in Montabaur. Das Laza-rett wurde von den Barmherzigen Brüdern betrieben. „In Montabaur waren insgesamt 196 Männer in der “Heimatarmee„ tätig, und zwar bevorzugt als Schuhmacher für Heeresarbeiten, in der Landwirtschaft oder im Geschäftsbetrieb […]. Am Ende des Krieges 1918 hatte die Stadt Montabaur insgesamt 180 Gefallene zu beklagen. Ihnen zu Ehren wurden an verschiedenen Orten Gedenktafeln angebracht. Teil-weise nur noch in schlechtem Zustand sind folgende Gedenktafeln erhalten:
Gedenktafel der Gefallenen des Ersten Weltkrieges des ehemaligen Lehrerseminars Gedenktafel der Gefallenen des Ersten Weltkrieges des kath. Gesellenvereins Gedenktafel der Gefallenen des Ersten Weltkrieges des Turnvereins
Zudem wurden eine Erinnerungsglocke und eine Ehrentafel für Gefallene der ehemaligen Landwirtschaftsschule des Ersten und Zweiten Weltkrieges errichtet.“ (regionalgeschichte.net).
Zweiter Weltkrieg und Besatzungszeit Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde in Montabaur ein Reservelazarett eingerichtet. Es wurde auf dem Gelände der Barmherzigen Brüdereröffnet. Um die 400 Soldaten verstarben in diesem Lazarett zwischen den Jahren 1940 und 1945. Beerdigt wurden die Toten auf den Gemeindefriedhöfen (Schrupp 2015, S. 2).
Am 26./27. März 1945 wurde die Stadt durch US-Truppen der 9. US-Panzerdivison besetzt. Die Übergabe der Stadt erfolgte friedlich (siehe Zeitzeugenaussage unter www.dhm.de). Die amerikanische Besatzungsmacht blieb bis Juni des Jahres 1945 in Montabaur stationiert und übergab danach die militärische Besatzung an Frankreich. Die französische Militäradministration bestimmte noch bis in die Anfänger der 1950er Jahre das politische und gesellschaftliche Leben in der Stadt.
Der Naziherrschaft und ihren vielfältigen Eingriffen in die Stadt gedenkt Montabaur durch Straßenbenennungen nach ehemaligen Widerstandskämpfern im neuen Stadtviertel „Quartier Süd“ auf dem Gelände der ehemaligen Westerwald-Kaserne der Bundeswehr.
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Westerwaldkreis. Denkmalverzeichnis Westerwaldkreis, 15. Juli 2021. Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke.rlp.de/Westerwaldkreis, abgerufen am 21.06.2023
Kuppler, Heinz (2011)
Die Wappen der Städte, Gemeinden und Verbandsgemeinden im Westerwald. (22. Fortsetzung). In: Wäller Heimat. Jahrbuch des Westerwaldkreises, S. 27-29. o. O.
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