Das Fachwerkensemble Kirchstraße 18-20 in Montabaur beherbergt heute den Hotel- und Gaststättenkomplex „Hotel Schlemmer“ und „Victor's Restaurant“. Hausnummer 18, heute das Restaurant, beherbergte früher die Gaststätte „Zur goldenen Cron“. Nach Meinung von Heimatforschern soll es sich dabei um das älteste Gasthaus der Stadt handeln.
Gebäude Aufgrund seiner einheitlichen Fassadengestaltung wird das Fachwerkensemble häufig als ein Gebäude wahrgenommen. Dabei bestand es ursprünglich aus fünf separaten Häusern. Drei Gebäude lassen sich auch heute noch beim Betrachten der Fassade nachvollziehen. Teilweise erreichen die Häuser eine Höhe von bis zu fünf Stockwerken (Erdgeschoss- Obergeschosse und Dachgeschoss).
Das Erdgeschoss besteht aus verputztem Mauerwerk. Die Obergeschosse weisen viele hochrechteckige Fenster auf, die von den Balken und Streben gerahmt werden. Stattdessen weist ein mittig platziertes Schild mit der Aufschrift „Hotel Schlemmer“ und einer darüber aufgehängten goldenen Krone auf die heutige Funktion des Gebäudes hin. Die Gebäudeteile verfügen über ein eigenes Satteldach. Dabei grenzt die Giebelfront an das Nachbargebäude an. Rechts neben ihr befindet sich die Längsfassade. Die Sockelzone des Gebäudes ist in grau gehalten und geht nahtlos in die weiß verputzte Erdgeschossfassade über. Die großen Fenster sowie die breite Tür des Erdgeschosses sind erst in neuerer Zeit entstanden.
Streben Charakteristische Fachwerkfigur an der Fassade des Ensembles ist die Strebe. Streben verlaufen diagonal von oben nach unten, verbinden das Rähm mit der Schwelle. Das Rähm, auch Rahmholz, ist der horizontal verlaufende Balken ganz oben in einem Stockwerk. Die Schwelle ist der horizontal verlaufende Balken ganz unten in einem Stockwerk. In dieser Fassade aber enden die Streben nicht am Rähm, sondern an den vertikalen Eckständern. Daher handelt es sich um Kurzstreben. Von den Eckständern verlaufen ebenfalls kurze, horizontal ausgerichtete Verbindungsstücke zu den Streben. Diese nennt man Riegel oder Fachriegel. Die paarweise angeordneten Eckständer markieren auch an diesem Gebäude, wo die einzelnen Gebäudeteile früher endeten. Die Funktion der Streben besteht darin, den Druck auszugleichen.
Geschichte Am 15. April des Jahres 1673 stellte Andreas Winden beim Stadtrat einen Antrag, in seinem Gebäudeteil „Wirtschaft zu halten“ und ein „Ställgen“ zur Unterbringung von Pferden der Reisenden bauen zu dürfen. Winden war der Besitzer des zentralen Gebäudeteils (Kirchstraße 18). Diese Erlaubnis umfasste ebenfalls die Genehmigung zu Werbezwecken ein Schild aushängen zu dürfen. Von diesem Umstand leitet sich der Ausdruck der „Schildgerechtigkeit“ als Synonym für die Bewirtung und Beherbergung von Reisegästen ab. Seitdem wurde Andreas Winden zum „Schildwirt“.
Im linken Gebäudeteil (Hausnummer 20) wurden im Jahre 1789 die Geschäftsräume im Rahmen der ersten Apotheke des Apothekers Johann Wilhelm Jakobi genutzt. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts erwarb Martin Monsieur das Anwesen. Er stammte als eines von sieben Kindern aus der aus Westerburg zugezogenen Familie des Georg Wilhelm Monsieur. Martin Monsieur, dessen Bruder Herman Josef Monsieur im Jahr 1755 die „Kreuzkapelle“ an der Koblenzer Straße in Montabaur gestiftet und erbaut hat, galt zu seiner Zeit als der reichste Bürger der Stadt. Carl Schlemmer besaß zwischenzeitlich das „Gasthaus zur Krone“ (Hausnummer 18). Er erwarb im Jahre 1886, nachdem die Apotheke in die Bahnhofsstraße gezogen war, auch den linken Gebäudeteil.
Im Jahre 1901 wurden Gaststätte und Hotel an Peter Höhn weiterverkauft. Günter Höhn ließ im Jahr 1984 das Fachwerk freilegen. Sein Sohn Herbert Höhn führte 2019 eine umfassende Sanierung und Renovierung durch. Das Gebäude befindet sich bis heute in Familienbesitz, wird aber unter seiner traditionellen Bezeichnung weitergeführt.
Das Fachwerkensemble Kirchstraße 16-20 in Montabaur wird im Nachrichtlichen Verzeichnis (Stand 2021) geführt. Der Eintrag lautet: „Kirchstraße 18 dreigeschossiges Fachwerkhaus, tlw. massiv, spätes 17. Jh., Zwerchhaus um 1800“.
(Bernd Schrupp, Montabaur; Jannis Coenen, Universität Koblenz-Landau / freundliche Hinweise von Thomas Becker, 2021)
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