Fachwerkhaus Kirchstraße 58 in Montabaur

Mädchenschule

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Montabaur
Kreis(e): Westerwaldkreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 26′ 4,1″ N: 7° 49′ 56,04″ O 50,43447°N: 7,83223°O
Koordinate UTM 32.417.067,38 m: 5.587.590,82 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.417.109,19 m: 5.589.386,23 m
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Das zweitgrößte Fachwerkgebäude der Stadt Montabaur steht in der oberen Kirchstraße, gegenüber der katholischen Pfarrkirche St. Peter in Ketten. Das Gebäude wird auch seit dem Jahr 1740 „Mädchenschule“ genannt.

Lage
Die „Mädchenschule“ befindet sich in dem Teil der Altstadt Montabaurs, in dem früher die verschiedenen Schulen verortet waren. Einst befand sich in der näheren Umgebung des Gebäudes mit dem Peterstor die südliche Hauptzufahrt zur Stadt. Unmittelbar bei dieser Toranlage befand sich einst ein Turm, der bereits im Jahr 1608 als „Schulturm“ Erwähnung findet. Eine Knaben-/Lateinschule ist für 1702 bezeugt und befand sich gegenüber in dem Gebäudeensemble der Vikarie / St Anna-Kapelle, neben der Kirche.

Gebäude
Das Gebäude ist auf rechteckigem Grundriss in Fachwerkbauweise errichtet. Es verfügt über drei Geschosse (Erd- sowie zwei Obergeschosse) und einem geschweiften Zwerchgiebel, der das Satteldach auf Höhe eines weiteren Geschosses (Speicher) durchbricht. Im Bereich des Erdgeschosses ist die Fassade massiv gemauert. Darüber erhebt sich das rötliche Fachwerk.

An den Gebäudekanten sorgen Streben für Stabilität indem sie die Eckpfeiler stützen. Auffällig an diesem Gebäude sind die qualitativen Schnitzereien an den Eckpfeilern. Diese zeigen florale Elemente und sind koloriert. Ebenfalls koloriert sind die sogenannten Kopfwinkelhölzer. Sie gehen an der oberen Kante des Eckpfeilers ab und sorgen für eine zusätzliche Stabilisierung der Seitenkonstruktion.

Die beiden seitlichen Gebäudeteile werden durch einfache, quadratische Fachwerkformen dominiert. Im mittleren Gebäudeteil fallen besonders die sogenannten Mannfiguren ins Auge. Diese befinden sich im ersten und im zweiten Obergeschoss genau in der Gebäudemitte. Es handelt sich bei der Figur um Streben, die einen Ständer stützen. Daher erinnert dieses Strebekreuz an eine Figur mit ausgestreckten Beinen und Armen.

Im Zwerchgiebel befinden sich mit den Rauten in der Mitte und den darum angeordneten geschweiften Streben mit Nasen dekorative Fachwerkelemente. Geschweifte Streben sind die gebogenen Hölzer. Die knubbeligen Ausformungen nennt man Nasen.

Geschichte
Das Gebäude wurde im Jahr 1715 von dem Zimmerermeister Hubert Delatour (auch de La Tour) erbaut, der es später an den Pfarrer Trebus (Pfarrer von 1698 bis 1739) veräußerte. Pfarrer Trebus nutzte das Gebäude als Wohnhaus. Der Pfarrer war mehr als 40 Jahre in Montabaur tätig. Mit Testament vom 12.3./2.4.1738 vererbte er unter anderem dieses Gebäude der Mädchenschule. In der ersten Zeit besuchten Mädchen und Jungs die Schule zum gemeinsamen Unterricht. Mit der Trennung der Geschlechter war kurzzeitig ein Schulmeister für den Unterricht der Mädchen zuständig. Doch wurden bald eigens für den Unterricht Lehrerinnen angestellt. Diese unterrichteten neben Lesen, Schreiben, Rechnen und Religion auch Stricken, Nähen und weitere Tätigkeiten im Haushalt. Im Gegensatz zu den männlichen Lehrkräften war es den Lehreinnen verboten zu heiraten. Auch mussten sie in einen Orden eintreten, um die Stelle annehmen zu können. Die Schulpflicht galt vom siebten bis zum elften Lebensjahr. Dennoch fehlten viele Kinder, so dass die Stadt im Jahr 1715 eine Ermahnung an die Eltern verschickte.

Schulen in Montabaur
Die erste Mädchenschule befand sich im Jahr 1687 im Schulturm nahe dem Peterstor. Ab dem Jahr 1746 befand sich dann im Schulturm ein Gymnasium. Dieses zog im Jahr 1789 in das Haus „Grandry“, dem rechten Nebenhaus der Mädchenschule. Gegenüber wurde ab dem Jahr 1834 für die Elementarschule ein neues Schulgebäude gebaut, in dem im Jahr 1868 das Progymnasium (ab 1870 „Vollgymnasium“) einzog. Einige Meter weiter wurde in der Koblenzer Straße im Jahr 1880 eine neue Volksschule erbaut (heute Seniorenwohnanlage), die im Jahr 1929 in das neu erbaute Gebäude der Josef-Kehrein-Schule in der in der Nähe gelegene Gelbachstraße umzog. Die Dernbacher Schwestern erbauten ebenfalls in der Gelbachtalstraße 1862 die Katharinenschule (heute priv. Wohnanlage). Als „Lehrerseminar“ wurde 1880 im Gebück ein neues Gebäude errichtet (heute Seniorenheim). Im 17./18. Jahrhundert finden wir also 7 Schulen im unmittelbaren Umkreis; verblieben ist bis heute lediglich die Josef-Kehrein-Schule.


(Bernd Schrupp, Montabaur; Florian Weber, Universität Koblenz-Landau, 2021)


Internet
www.montabaur.de: Die Mädchenschule (abgerufen 03.05.2022)

Literatur

Possel-Dölken, Paul (2014)
Geschichte der Stadt Montabaur. Zweiter Teil, Band 1 - Montabaur in kurfürstlicher Zeit (1500-1815). o. O.

Fachwerkhaus Kirchstraße 58 in Montabaur

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Kirchstraße 58
Ort
56410 Montabaur
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1715

Empfohlene Zitierweise

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„Fachwerkhaus Kirchstraße 58 in Montabaur”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343647 (Abgerufen: 27. April 2024)
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