In der Judengasse 20 befindet sich mit der Alten Kellerei eines der ältesten Wohnhäuser der Stadt.
Gebäude Die Giebelfront wirkt in ihrer Breite und ihrer Höhe (drei Geschosse zuzüglich Dachgeschoss) sehr massiv. Im Erdgeschoss sind die Wände massiv gemauert. Darüber erhebt sich der Fachwerkbau. Hier dominieren rechteckige Figuren. Diese bestehen aus vertikalen Bauteilen (Eckpfosten, Ständern und Fensterpfosten) in Kombination mit den horizontalen Hölzern (Fachriegeln).
„Wilder Mann“ Diese recht einheitliche und einfache Fassadengestaltung wird an den Ecken durch Figuren aufgelockert, die an Mannfiguren, in diesem Fall an die Figur „Halber Mann“, erinnern. Besonders auf der Höhe des zweiten Obergeschosses wird diese Figur gebildet. Die diagonal verlaufende Strebe tritt hier gemeinsam mit dem horizontal verlaufenden Riegel und dem geschwungenen und mit Nasen besetzten Holz auf. Einen ganzen „Wilden Mann“ erkennt man in der Mitte des zweiten Obergeschosses. Die Figur trägt ihren Namen aufgrund der an ausgestreckte Arme und Beine erinnernden Streben, die um den Ständer positioniert sind.
Geschichte Das Haus zählt zu einem der ältesten nachweislich datierten Gebäude der Stadt. An der Frontseite des Gebäudes findet sich das Baujahr 1594. Es ist jedoch davon auszugehen, dass das Gebäude nach dem Stadtbrand von 1534 neuerrichtet wurde. Ein Beleg dafür sind die östlichen Fundamentmauern des Kellergewölbes, die in die weiter nach Süden verlaufende Stadtmauer verbaut sind. Für die Stadtmauer kann eine Entstehungszeit in die Mitte des 14. Jahrhunderts angenommen werden . Ein weiterer Anhalt für eine frühere Errichtung ist die Tatsache, dass das (neue) Gebäude 1534 nicht deckungsgleich über die (alten) Kellergewölbe errichtet wurde.
Um etwa 1415-1420 erwarb der „Fiskus“, d.h. die kurfürstliche Verwaltung das Gebäude von Juden, die dort in der Judengasse ansässig waren. Zu dieser Zeit lebten in Montabaur viele Juden, die im Jahre 1418 aus dem Erzbistum Trier vertrieben worden waren. Danach wurde das Gebäude mit seinen großen Gewölbekellern als Dienstsitz des kurfürstlichen „Kellers“ (auch Kellner) genutzt. Der Keller war zuständig für die sogenannte „innere Verwaltung“. Insbesondere unterstanden ihr die Verwaltung des Dominalbesitzes, das Personalwesen (der inneren Verwaltung und der Leibeigenen), das Kassenwesen, die Verwaltung und Unterhaltung der Verkehrswege, die Einziehung der Steuer- Geld- und Naturalleistungen sowie umfangreiche Prüf- und Kontrolldienste der sonstigen Verwaltung. Spätestens im Jahr 1492 wurde die Kellerei auf die Burg verlegt. Dort hatte sie sich bereits davor, bis etwa 1415, bereits befunden. In Folge dessen kam das Haus in Privatbesitz.
Im Jahre 1984 trat das Haus verstärkt ins öffentliche Bewusstsein, als es im Rahmen eines städtischen Fassadenwettbewerbes den ersten Preis erzielte. Nach dem Tode des letzten Eigentümers fanden sich keine Erben. Daher gelangte das „herrenlose“ Haus im Jahr 2013 in den Besitz des Fiskus. Mittlerweile war das Gebäude marode geworden und ging im Jahr 2016 in den Besitz der Stadt Montabaur über. Es reifte der Plan das Gebäude abzureissen. Mit dem Architekten Jörg Orthey aus Montabaur/Münster fand sich aber im Jahr 2018 ein neuer Eigentümer. Dieser unterzieht derzeit das marode Gebäude einer umfassenden Grundsanierung (Stand 2021).
Das Fachwerkhaus Judengasse 20 in Montabaur wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Westerwaldkreis (Stand 2021) geführt. Der Eintrag lautet: „Judengasse 20 dreigeschossiges Fachwerkhaus, tlw. massiv, bez. 1594“.
(Bernd Schrupp, Montabaur; Florian Weber, Universität Koblenz-Landau / freundliche Hinweise von Herrn Thomas Becker, 2021)
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