Stadtteil Köln-Marienburg

Stadtteil 202 im Kölner Stadtbezirk 2 Rodenkirchen

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 53′ 51,74″ N: 6° 58′ 26,69″ O 50,8977°N: 6,97408°O
Koordinate UTM 32.357.535,66 m: 5.640.404,31 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.568.571,21 m: 5.640.718,82 m
  • Detail der Darstellung des "Eisernen Kanzlers" Otto von Bismarck als Rolandsfigur in Ritterrüstung am Bismarckturm in Köln-Marienburg (2020).

    Detail der Darstellung des "Eisernen Kanzlers" Otto von Bismarck als Rolandsfigur in Ritterrüstung am Bismarckturm in Köln-Marienburg (2020).

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  • Lithographie von um 1830/40: Ansicht der Alteburger Mühle im Bereich des früheren römischen Flottenlagers am Rhein im heutigen Köln-Marienburg.

    Lithographie von um 1830/40: Ansicht der Alteburger Mühle im Bereich des früheren römischen Flottenlagers am Rhein im heutigen Köln-Marienburg.

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  • Südpark in Köln-Marienburg (2007): Bronzeskulptur eines Panthers des Künstlers Fritz Behn (1878-1970), im Hintergrund Rasen und Gehölze.

    Südpark in Köln-Marienburg (2007): Bronzeskulptur eines Panthers des Künstlers Fritz Behn (1878-1970), im Hintergrund Rasen und Gehölze.

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    Reinhard Zeese
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    Reinhard Zeese
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  • Ausschnitt eines Stadtplans von Köln und Deutz mit den Linien der Pferdebahn (1888).

    Ausschnitt eines Stadtplans von Köln und Deutz mit den Linien der Pferdebahn (1888).

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Der Kölner Stadtteil 202 Marienburg gehört zum Stadtbezirk 2 Rodenkirchen. In Marienburg – bzw. vor Ort üblicherweise „auf der Marienburg“ – leben auf einer Fläche von 3,05 Quadratkilometern etwa 7.000 Menschen (5.497 Einwohner*innen zum 31.12.2009 bzw. 7.008 zum 31.12.2017 und 7.301 zum 31.12.2019, www.stadt-koeln.de).

Ortsgeschichte
Marienburg auf historischen Karten
Siedlungsentwicklung
Die Entwicklung im 20. Jahrhundert: „Professorensiedlung“ und „Villenkolonie“
Hinweis
Internet, Literatur

Ortsgeschichte
Der heute als „hochpreisiges Nobel-Villenviertel“ bekannte Stadtteil Marienburg geht auf ein wohl Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. entstandenes römisches Flottenkastell „Alteburg“ in Höhe der heutigen Straße Im Römerkastell zurück, das später namensgebend für einen dortigen Wohnplatz wurde.
Im Mittelalter gehörte das Gebiet südlich des Kölner Bonntors zum kurkölnischen Amt Brühl (Janssen 2008), war aber seinerzeit bis hin zum südlicher gelegenen und zum Herzogtum Berg gehörenden Ort Rodenkirchen weitestgehend unbesiedelt. Eine Ausnahme war der immer wieder um Anbauten ergänzte mittelalterliche Turm aus dem 12. oder 13. Jahrhundert mit benachbarter Kapelle, auf den auch die bis heute erhaltene Alteburger Windmühle zurückgeht.
„Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war auf dem Areal des Flottenkastells die heute noch bestehende Mühle sowie ein 8 Hektar umfassender englischer Garten und ein Geschäftsgebäude errichtet worden.“ (www.stadt-koeln.de)

Nach der Franzosenzeit, in der die Mairie (= Bürgermeisterei) Rondorf mitsamt der heutigen Marienburger Fläche zum Kanton Brühl gehörte, wurde diese 1815 dem Landkreis Köln zugeordnet. Im Verzeichnis der Ortschaften und Wohnplätze vom 20. April 1816 wird Marienburg noch nicht unter den Ortschaften und Wohnplätzen der Bürgermeisterei Rondorf angeführt, einzig Alteburg wird mit 14 Einwohnern genannt (Kisky u.a. 1966, S. 14).
Wie auch die Ortschaften Bayenthal, Klettenberg, Raderberg, Raderthal und Zollstock wurde Marienburg als Teil der Landgemeinde Rondorf zum 1. April 1888 im Rahmen der „zweiten Grenzveränderung der ersten Eingemeindungsaktion“ aus Rondorf ausgegliedert und als nun eigenständiger Stadtteil nach Köln eingemeindet (ebd., S. 20-21).
Zum 1. Januar 1975 wurde Köln-Marienburg Teil des neu gegründeten Stadtbezirks Köln-Rodenkirchen.
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Marienburg auf historischen Karten
Auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) zeigt sich das Gebiet des heutigen Stadtteils östlich der Grande Route de Bonn (Bonner Straße) von der kleinen Mühlensiedlung Alteburg abgesehen noch völlig unbesiedelt. Auf der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme wird dann etwa 600 Meter südlicher eine zweite am Rhein gelegene Kleinsiedlung erkennbar, ferner finden sich zwei Ziegeleien verzeichnet („Zgl.“).
Erst das Blatt der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) zeigt deutlich den inzwischen am Rheinufer dichter besiedelten Ort Marienburg mit nördlich gelegenem Wasserwerk und Brauerei (vgl. Kartenansicht).
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Siedlungsentwicklung
Auf dem von ihm 1843 gekauften Gelände einer zum Rhein hin liegenden Anhöhe – dem früheren Rondorfer Galgenberg – ließ der Fabrikant Paul Josef Hagen (1800-1868) die „Villa Marienburg“ mit Wirtschaftshof und Pächterwohnung, weiteren Ökonomiebauten wie Backhaus und Schmiede sowie angrenzenden Baum- und Gemüsegärten errichten. Das später für den Stadtteil namensgebende Gut hatte Hagen nach seiner Tochter Anna Maria Jacobie Adelaide benannt. Bereits 1849 war Hagen jedoch „aufgrund des Zusammenbruchs der Kölner Grundstückspekulationen“ gezwungen, den Besitz an die Kölner Privatbank Sal. Oppenheim zu veräußern (de.wikipedia.org).
1868 wurde das Gut Marienburg von dem Kaufmann Ernst Leybold (1824-1907) übernommen, der von hier aus ein herrschaftliches Wohngebiet als vorstädtische Villenkolonie plante und dafür ab 1874 auch entsprechende Siedlungsanreize schuf (u.a. Straßenanlagen nach Plan, große Grundstücksparzellierungen und Kanalisation, vgl. Wilhelm 2008).
Etwa gleichzeitig mit dem Villengebiet entstanden zwischen 1870 und 1872 südlich der Alteburger Mühle mit der Rheinischen Aktienbrauerei Alteburg und dem Wasserwerk Alteburg die ersten Industriebauten.

Die weitere (Wohn-) Bebauung von Marienburg am Rheinufer und in der Rathausstraße erfolgte jedoch noch „sehr zögernd“ (www.stadt-koeln.de). Der eigentliche Ausbau von Marienburg begann erst in den 1890er Jahren nach der Eingemeindung als Kölner Stadtteil – beginnend mit der Villa Forster (1894) und begünstigt durch den befestigten Ausbau der Rheinuferstraße 1897 und des im Folgejahr als Allee angelegten Bayenthalgürtels (Wilhelm 2008). Die 1896 von der Stadt Köln erlassene „Zonenbauordnung in vier Klassen“ legte für Marienburg eine offene Bauweise fest (d.h. Gebäude durften nur mit einem festgesetzten Abstand zueinander errichtet werden).
Ein wichtiger Faktor für die Entwicklung zu einem eigenständigen Kölner Vorort war für Marienburg (wie auch für seinen nördlichen Nachbarstadtteil Bayenthal) die verkehrsmäßige Erschließung mit der Kölner Pferdebahn. Die ab 1877 privat und seit 1900 von der Stadt betreibene „Päädsbahn“ verband zahlreiche seinerzeit noch nicht eingemeindete Orte mit der Innenstadt (Wilhelm 2008, S. 349). Die Anbindung der Villenkolonie Marienburg erfolgte durch eine 1885 aufgenommene Pferdebahnlinie, die vom Waidmarkt in der Südstadt aus über die Bonner Straße und Bayenthal zur dortigen Arnoldshöhe führte.
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Die Entwicklung im 20. Jahrhundert: „Professorensiedlung“ und „Villenkolonie“
Wenn auch die Hauptausbauzeit von Marienburg als Villenvorort für den „kölschen Adel“ mit dem Ersten Weltkrieg endete, so ist doch allen dortigen Bauten bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs „das hohe Niveau in Bezug auf die architektonisch-künstlerische Qualität“ gemeinsam.

Für ordentlich berufene Professoren der 1919 wieder eingerichteten Kölner Universität galt in den 1920ern die Residenzpflicht in der Domstadt, zugleich war aber entsprechender Wohnraum noch rar gesät. Zur Steigerung der Attraktivität des Kölner Wissenschaftsbetriebs wurde daher über eine 1920 von den Professoren selbst gegründete „Baugenossenschaft Kölner Universität“ attraktiver Wohnraum in hervorragender Marienburger Lage geschaffen. Im Januar 1921 begann der Bau der ersten Häuser der „Professorensiedlung“ an der Wolfgang-Müller-Straße, wo sieben symmetrisch um einen Platz gruppierte Doppelhäuser entstanden: „Diese Häuser waren ansehnliche Villen mit sechs Zimmern, Nebenräumen, Mansardenzimmern und Dachkammern.“ (www.koeln-lotse.de)
Der Architekt der Siedlung, Manfred (Manuel) Faber (1879-1944), wurde während der NS-Zeit wegen seiner jüdischen Herkunft 1936 aus dem Architekten- und Ingenieur-Verein Köln ausgeschlossen. 1942 wurde Faber zunächst im Deutzer Messelager interniert, von wo aus er später in die KZ Theresienstadt und Auschwitz deportiert wurde, wo er 1944 ermordet wurde.

In den ersten Jahren der noch jungen Bundesrepublik konkurrierte Marienburg mit Bad Godesberg um die Funktion als „Diplomatenviertel“ des Regierungssitzes Bonn und wurde Sitz von mehreren diplomatischen Residenzen, ausländischen Botschaften, Wirtschaftsverbänden und Bundesbehörden, die hier ab 1949 Villen bezogen hatten. Daneben entstanden hier auch Wohnhäuser für leitende Angehörige der Alliierten Hohen Kommission.
„Trotz erheblicher Kriegszerstörungen konnte der Charakter als ‘Villen-Kolonie‘ bewahrt werden. Marienburg zählt somit zu den wenigen noch geschlossenen, von Architektur und Grünplanung bestimmten Villengebieten in Deutschland.“ (Zitate nach www.stadt-koeln.de)

Im vor Ort üblichen Sprachgebrauch leben die Anwohner dabei nicht – wie es sprachlich eigentlich korrekt wäre – „in Marienburg“, sondern „auf der Marienburg“ und verweisen damit auch heute noch gerne auf den Ursprung des Stadtteils als noble und wohlhabende Villenkolonie um 1900. Bezüglich des Wohlstands im Stadtteil gilt in der Domstadt nach wie vor: „Die uss dä Marienburg und däm Hahnwald han jet an de Föß.“ (www.koeln-lotse.de)

Hinweis
Köln-Marienburg ist wertgebendes Merkmal des Kulturlandschaftsbereichs Marienburg (Regionalplan Köln 366).

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2019/2023)

Internet
www.stadt-koeln.de: Marienburg (abgerufen 15.03.2019)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteile in Zahlen, 2. Jahrgang 2010 (PDF-Datei; 1,62 MB, abgerufen 15.03.2019)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteilinformationen. Einwohnerzahlen 2017 (PDF-Datei; 1,80 MB, Stand 31.12.2017, abgerufen 15.03.2019)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteilinformationen. Zahlen 2019 (PDF-Datei, 2,5 MB, Stand 31.12.2019, abgerufen 20.01.2022)
www.koeln-lotse.de: „Jet an de Föß han“ - man ist wohlhabend! (Uli, der Köln-Lotse vom 03.09.2022, abgerufen 05.09.2022)
www.koeln-lotse.de: Die Professorensiedlung in Marienburg – Platz für schlaue Köpfe (Uli, der Köln-Lotse vom 12.10.2023, abgerufen 02.11.2023)
deu.archinform.net: Manfred Faber, Architekt (1879-1944) (abgerufen 02.11.2023)
de.wikipedia.org: Marienburg (abgerufen 15.03.2019)
de.wikipedia.org: Flottenkastell Alteburg (abgerufen 15.03.2019)
de.wikipedia.org: Alteburger Mühle (abgerufen 15.03.2019)
de.wikipedia.org: Villa Marienburg (abgerufen 15.03.2019)
de.wikipedia.org: Geschichte der Kölner Straßenbahn (abgerufen 15.03.2019)
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Literatur

Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Janssen, Wilhelm (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Kurköln. Rheinisches Erzstift. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V. 14-15.) Köln.
Kisky, Hans; Köllen, Johann; Steimel, Robert (1966)
Siegel und Wappen, Burgen und Schlösser im Landkreis Köln. Festschrift zum 150jährigen Bestehen am 16. April 1966. Köln-Zollstock.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 304, Köln (2. Auflage).

Stadtteil Köln-Marienburg

Schlagwörter
Ort
50968 Köln - Marienburg
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1888

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Stadtteil Köln-Marienburg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290383 (Abgerufen: 6. Dezember 2024)
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