Der Kölner Stadtteil 202 Marienburg gehört zum Stadtbezirk 2 Rodenkirchen. In Marienburg – bzw. vor Ort üblicherweise „auf der Marienburg“ – leben auf einer Fläche von 3,05 Quadratkilometern etwa 7.000 Menschen (5.497 Einwohner*innen zum 31.12.2009 bzw. 7.008 zum 31.12.2017 und 7.301 zum 31.12.2019, www.stadt-koeln.de).
Ortsgeschichte Der heute als „hochpreisiges Nobel-Villenviertel“ bekannte Stadtteil Marienburg geht auf ein wohl Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. entstandenes römisches Flottenkastell „Alteburg“ in Höhe der heutigen Straße Im Römerkastell zurück, das später namensgebend für einen dortigen Wohnplatz wurde. Im Mittelalter gehörte das Gebiet südlich des Kölner Bonntors zum kurkölnischen Amt Brühl (Janssen 2008), war aber seinerzeit bis hin zum südlicher gelegenen und zum Herzogtum Berg gehörenden Ort Rodenkirchen weitestgehend unbesiedelt. Eine Ausnahme war der immer wieder um Anbauten ergänzte mittelalterliche Turm aus dem 12. oder 13. Jahrhundert mit benachbarter Kapelle, auf den auch die bis heute erhaltene Alteburger Windmühle zurückgeht. „Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war auf dem Areal des Flottenkastells die heute noch bestehende Mühle sowie ein 8 Hektar umfassender englischer Garten und ein Geschäftsgebäude errichtet worden.“ (www.stadt-koeln.de)
Nach der Franzosenzeit, in der die Mairie (= Bürgermeisterei) Rondorf mitsamt der heutigen Marienburger Fläche zum Kanton Brühl gehörte, wurde diese 1815 dem Landkreis Köln zugeordnet. Im Verzeichnis der Ortschaften und Wohnplätze vom 20. April 1816 wird Marienburg noch nicht unter den Ortschaften und Wohnplätzen der Bürgermeisterei Rondorf angeführt, einzig Alteburg wird mit 14 Einwohnern genannt (Kisky u.a. 1966, S. 14). Wie auch die Ortschaften Bayenthal, Klettenberg, Raderberg, Raderthal und Zollstock wurde Marienburg als Teil der Landgemeinde Rondorf zum 1. April 1888 im Rahmen der „zweiten Grenzveränderung der ersten Eingemeindungsaktion“ aus Rondorf ausgegliedert und als nun eigenständiger Stadtteil nach Köln eingemeindet (ebd., S. 20-21). Zum 1. Januar 1975 wurde Köln-Marienburg Teil des neu gegründeten Stadtbezirks Köln-Rodenkirchen.
Marienburg auf historischen Karten Auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) zeigt sich das Gebiet des heutigen Stadtteils östlich der Grande Route de Bonn (Bonner Straße) von der kleinen Mühlensiedlung Alteburg abgesehen noch völlig unbesiedelt. Auf der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme wird dann etwa 600 Meter südlicher eine zweite am Rhein gelegene Kleinsiedlung erkennbar, ferner finden sich zwei Ziegeleien verzeichnet („Zgl.“). Erst das Blatt der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) zeigt deutlich den inzwischen am Rheinufer dichter besiedelten Ort Marienburg mit nördlich gelegenem Wasserwerk und Brauerei (vgl. Kartenansicht).
Siedlungsentwicklung Auf dem von ihm 1843 gekauften Gelände einer zum Rhein hin liegenden Anhöhe – dem früheren Rondorfer Galgenberg – ließ der Fabrikant Paul Josef Hagen (1800-1868) die „Villa Marienburg“ mit Wirtschaftshof und Pächterwohnung, weiteren Ökonomiebauten wie Backhaus und Schmiede sowie angrenzenden Baum- und Gemüsegärten errichten. Das später für den Stadtteil namensgebende Gut hatte Hagen nach seiner Tochter Anna Maria Jacobie Adelaide benannt. Bereits 1849 war Hagen jedoch „aufgrund des Zusammenbruchs der Kölner Grundstückspekulationen“ gezwungen, den Besitz an die Kölner Privatbank Sal. Oppenheim zu veräußern (de.wikipedia.org). 1868 wurde das Gut Marienburg von dem Kaufmann Ernst Leybold (1824-1907) übernommen, der von hier aus ein herrschaftliches Wohngebiet als vorstädtische Villenkolonie plante und dafür ab 1874 auch entsprechende Siedlungsanreize schuf (u.a. Straßenanlagen nach Plan, große Grundstücksparzellierungen und Kanalisation, vgl. Wilhelm 2008). Etwa gleichzeitig mit dem Villengebiet entstanden zwischen 1870 und 1872 südlich der Alteburger Mühle mit der Rheinischen Aktienbrauerei Alteburg und dem Wasserwerk Alteburg die ersten Industriebauten.
Die weitere (Wohn-) Bebauung von Marienburg am Rheinufer und in der Rathausstraße erfolgte jedoch noch „sehr zögernd“ (www.stadt-koeln.de). Der eigentliche Ausbau von Marienburg begann erst in den 1890er Jahren nach der Eingemeindung als Kölner Stadtteil – beginnend mit der Villa Forster (1894) und begünstigt durch den befestigten Ausbau der Rheinuferstraße 1897 und des im Folgejahr als Allee angelegten Bayenthalgürtels (Wilhelm 2008). Die 1896 von der Stadt Köln erlassene „Zonenbauordnung in vier Klassen“ legte für Marienburg eine offene Bauweise fest (d.h. Gebäude durften nur mit einem festgesetzten Abstand zueinander errichtet werden). Ein wichtiger Faktor für die Entwicklung zu einem eigenständigen Kölner Vorort war für Marienburg (wie auch für seinen nördlichen Nachbarstadtteil Bayenthal) die verkehrsmäßige Erschließung mit der Kölner Pferdebahn. Die ab 1877 privat und seit 1900 von der Stadt betreibene „Päädsbahn“ verband zahlreiche seinerzeit noch nicht eingemeindete Orte mit der Innenstadt (Wilhelm 2008, S. 349). Die Anbindung der Villenkolonie Marienburg erfolgte durch eine 1885 aufgenommene Pferdebahnlinie, die vom Waidmarkt in der Südstadt aus über die Bonner Straße und Bayenthal zur dortigen Arnoldshöhe führte.
Die Entwicklung im 20. Jahrhundert: „Professorensiedlung“ und „Villenkolonie“ Wenn auch die Hauptausbauzeit von Marienburg als Villenvorort für den „kölschen Adel“ mit dem Ersten Weltkrieg endete, so ist doch allen dortigen Bauten bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs „das hohe Niveau in Bezug auf die architektonisch-künstlerische Qualität“ gemeinsam.
Für ordentlich berufene Professoren der 1919 wieder eingerichteten Kölner Universität galt in den 1920ern die Residenzpflicht in der Domstadt, zugleich war aber entsprechender Wohnraum noch rar gesät. Zur Steigerung der Attraktivität des Kölner Wissenschaftsbetriebs wurde daher über eine 1920 von den Professoren selbst gegründete „Baugenossenschaft Kölner Universität“ attraktiver Wohnraum in hervorragender Marienburger Lage geschaffen. Im Januar 1921 begann der Bau der ersten Häuser der „Professorensiedlung“ an der Wolfgang-Müller-Straße, wo sieben symmetrisch um einen Platz gruppierte Doppelhäuser entstanden: „Diese Häuser waren ansehnliche Villen mit sechs Zimmern, Nebenräumen, Mansardenzimmern und Dachkammern.“ (www.koeln-lotse.de) Der Architekt der Siedlung, Manfred (Manuel) Faber (1879-1944), wurde während der NS-Zeit wegen seiner jüdischen Herkunft 1936 aus dem Architekten- und Ingenieur-Verein Köln ausgeschlossen. 1942 wurde Faber zunächst im Deutzer Messelager interniert, von wo aus er später in die KZ Theresienstadt und Auschwitz deportiert wurde, wo er 1944 ermordet wurde.
In den ersten Jahren der noch jungen Bundesrepublik konkurrierte Marienburg mit Bad Godesberg um die Funktion als „Diplomatenviertel“ des Regierungssitzes Bonn und wurde Sitz von mehreren diplomatischen Residenzen, ausländischen Botschaften, Wirtschaftsverbänden und Bundesbehörden, die hier ab 1949 Villen bezogen hatten. Daneben entstanden hier auch Wohnhäuser für leitende Angehörige der Alliierten Hohen Kommission. „Trotz erheblicher Kriegszerstörungen konnte der Charakter als ‘Villen-Kolonie‘ bewahrt werden. Marienburg zählt somit zu den wenigen noch geschlossenen, von Architektur und Grünplanung bestimmten Villengebieten in Deutschland.“ (Zitate nach www.stadt-koeln.de)
Im vor Ort üblichen Sprachgebrauch leben die Anwohner dabei nicht – wie es sprachlich eigentlich korrekt wäre – „in Marienburg“, sondern „auf der Marienburg“ und verweisen damit auch heute noch gerne auf den Ursprung des Stadtteils als noble und wohlhabende Villenkolonie um 1900. Bezüglich des Wohlstands im Stadtteil gilt in der Domstadt nach wie vor: „Die uss dä Marienburg und däm Hahnwald han jet an de Föß.“ (www.koeln-lotse.de)
Hinweis Köln-Marienburg ist wertgebendes Merkmal des Kulturlandschaftsbereichs Marienburg (Regionalplan Köln 366).
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