Der Kölner Waidmarkt ist eine platzartige Ausweitung der alten, auf das erste Jahrhundert nach Christi Geburt zurückgehende Fernstraße, die Köln mit Bonn und in ihrem weiteren Verlauf mit Rom verbunden hat. Er bildete das Zentrum der mittelalterlichen, 948 in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Wichfried erstmals genannten südlichen Vorstadt Kölns, dem sogenannten Oversburg. Der Name Waidmarkt ist seit dem 12. Jahrhundert überliefert, 1316 erscheint der Markt als weitmarte, 1408 als weydtmarkt. Der Name geht auf die Färberpflanze Waid zurück (Isatis tinctoria, auch Färberwaid, Pastel oder Deutsche Indigo), die im Thüringer Becken um Erfurt angebaut und über die Via Regia und hessische Altstraßen nach Köln transportiert wurde, um hier verkauft zu werden. Als Färbemittel kam der Waid in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Einsatz, denn die Blaufärber hatten ihre Werkstätten an einem nahebei gelegenen Abschnitt des Duffesbaches, der nach ihrer Tätigkeit den Namen Blaubach erhielt.
Die Ausweitung der Fernstraße zu einem etwa 400 Meter langen und bis zu 200 Meter breiten Platz dürfte spätestens 1059, als Erzbischof Anno II. hier eine Doppelkirchenanlage mit dem Kollegiatstift Sankt Georg und der Pfarrkirche Sankt Jakob gründete, abgeschlossen gewesen sein.
Neben den beiden, das Erscheinungsbild des Waidmarktes jahrhundertelang dominierenden Kirchen Sankt Georg und Sankt Jakob waren am Waidmarkt weitere geistliche Einrichtungen angesiedelt, das Hospital Sankt Georg mit einem dem heiligen Jakobus geweihten Konvent auf der gegenüberliegenden Platzseite, dem späteren Areal des Polizeipräsidiums, und das Karmeliterkloster am südlichen Platzausgang. Letzteres ist zwischen 1238 und 1256 entstanden und erlangte im Jahre 1673 politische Bedeutung, indem in seinem Kapitelsaal - wenn auch erfolglos - über das Ende des Krieges zwischen Frankreich und den Niederlanden verhandelt wurde. Bis zur Besetzung Kölns durch Frankreich 1794 war das Karmeliterkloster Amtssitz des päpstlichen Nuntius für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Nach der Aufhebung des Klosters im Zuge der Säkularisation 1802 wurden die Gebäude abgerissen; auf dem Gelände entstand im Jahre 1825 das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium.
1894 erfuhr der Waidmarkt eine Umgestaltung zu einem großstädtischen Schmuckplatz, indem in seinem Zentrum eine regelmäßige Grünanlage angelegt und das historistische Hermann-Josef-Denkmal aufgestellt wurde. Die Figurengruppe zeigt den seligen Hermann-Josef von Steinfeld, der um 1150 in Köln geboren wurde und als Kind in der Nähe des Waidmarkts aufgewachsen ist, als Schuljungen. Es ist ein Wunder dargestellt, in dem die Figur des Jesuskindes an einer in der Stiftskirche Sankt Maria im Kapitol verehrten Marienskulptur den von Hermann-Josef dargereichten Apfel annimmt.
(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereichs Umwelt, 2012)
Internet www.heiligenlexikon.de: Ökumenisches Heiligenlexikon, Hermann Joseph von Steinfeld (abgerufen 07.06.2018) de.wikipedia.org: Färberwaid (abgerufen 11.12.2018)
Literatur
Landschaftsverband Rheinland; Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft (Hrsg.) (2014)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland, Band 1: In 8 Etappen von Wuppertal über Köln nach Aachen/Belgien. Köln (5. Auflage).
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