Der 27 Meter hohe Kölner Bismarckturm befindet sich inmitten einer Grünanlage zwischen den beiden Fahrspuren der Straße Bayenthalgürtel an deren Übergang zum Gustav-Heinemann-Ufer / Oberländer Ufer am Rhein. Obgleich häufig nicht nur von Gästen, sondern auch von Kölnern fälschlicherweise für „e Stöck vun d‘r ahle Stadtmauer“ gehalten, hat das vermeintliche Stück Stadtmauer mit der früheren Stadtbefestigung„definitiv nichts zu tun“ (www.koeln-lotse.de). Das Bauwerk ist vielmehr einer von rund 240 zwischen 1869 und 1934 errichteten Bismarcktürmen und -säulen im deutschsprachigen Raum, die zu Ehren der Verdienste des Fürsten Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen (1815-1898), errichtet wurden und von denen heute noch 174 Exemplare erhalten sind (www.koeln-lotse.de).
Idee und Planung Wie in anderen deutschen Städten auch, keimte anlässlich des Tods des langjährigen preußischen Ministerpräsidenten und ersten deutschen Reichskanzlers Bismarck auch in Köln die Idee auf, ihm ein Denkmal zu errichten. Standort sollte der rheinseitige Endpunkt des Bayenthalgürtels sein, das zwischen 1895 und 1897 als breite Promenade angelegte Oberländer Ufer. Bereits zu Lebzeiten war Otto Fürst von Bismarck zum 9. Juni 1879 zu einem der bis heute nur 24 Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger der Stadt ernannt worden (www.stadt-koeln.de). Mehrere Bismarck-Freunde trafen sich dazu am 28. Dezember 1898 zur Gründung eines Lokal-Komitees, aus dem heraus sich schließlich ein eigener Bismarck-Ausschuss bildete (www.bismarcktuerme.de). Ab April 1900 begann man mit der Sammlung von Spenden für einen Turm. Als größter Einzelspender tat sich dabei der Kölner Schokolade-Fabrikant Heinrich Stollwerck (1843-1915) hervor, der auf einem benachbarten Grundstück am Bayenthalgürtel in einer Villa lebte, die er selbst „Bismarckburg“ nannte.
Baugeschichte Der Bismarckturm wurde mit Baubeginn 20. Juni 1902 nach einem Entwurf des Berliner Architekten Arnold Hartmann (1861-1919) errichtet, mitwirkender Bildhauer war der Kölner Adolf Berchem. Mit der Planung der umgebenden Grünanlagen wurde der Gartenarchitekt Friedrich August Ernst „Fritz“ Encke (1861-1931) beauftragt – das erste Gartenprojekt des späteren Gartenbaudirektors der Stadt Köln (ab 1903).
Trotz der Großspenden reichten die Mittel für den ursprünglichen Entwurf Hartmanns nicht aus. Auf den vorgesehenen breiten Sockel-Unterbau eines „künstlichen Felsenhügels“ musste daher zugunsten einer Pfeilergalerie mit vorgesetzten Postamenten verzichtet werden. Nach einer Idee Enkes wurde dafür – deutlich günstiger! – die gartenartige Gestaltung der Umgebung mit einer niedrigen buschigen Bepflanzung betont, um damit die klaren Linien der Bismarcksäule erkennbar zu machen. Auch die Gesamtgröße des auf rechteckigem Grundriss als Feuersäule ohne Aussichtsfunktion errichteten Turms musste von den ursprünglich einmal vorgesehenen 36 auf nunmehr 27 Meter Höhe reduziert werden (www.bismarcktuerme.de): „Für das Mauerwerk der Säule wurde Grauwacke, für die Bildhauerarbeiten und die Gliederungen Basaltlava (dunkler Niedermendiger Stein) verwendet. Die Figur wurde aus rohen Basaltquadern gemauert und nachträglich von Bildhauer Adolf Berchem aus Köln bearbeitet. Die Gesichtsmaske des Roland wurde aus einem Steinblock gemeißelt und nach Fertigstellung der Rolandfigur hinzugefügt.“
Von den 48.000 Mark Gesamtkosten erhielt Architekt Hartmann 1.500 Mark für seinen Entwurf, der größte Anteil entfiel mit 44.700 Mark auf die Bauausführung durch den Kölner Architekten und Maurermeister Wilhelm Asbach (www.bismarcktuerme.de). Als Bauleiter fungierte der Leiter des Kölner Hochbauamtes, der Königliche Baurat Friedrich Carl Heimann (1850-1921), der 1913 erster Stadtkonservator Kölns wurde.
Einweihung Mit Datum vom 21. Juni 1903 erfolgte ab 16 Uhr die feierliche Einweihung des mit Flaggenmasten und Girlanden geschmückten Bauwerks. Etwa 3.000 Bürger und zahlreiche Ehrengäste nahmen teil „und leiteten die Einweihung durch Singen des ... Liedes ‚Die Wacht am Rhein‘ ein.“ (www.bismarcktuerme.de) Der Stadtverordnete Gustav Wilhelm von Mallinckrodt (1859-1939) hielt die Festrede, bevor der Präsident des Oberlandesgerichtes Köln und Mitglied des Preußischen Staatsrates Oskar Hamm (1839-1920) die Säule offiziell an den Kölner Oberbürgermeister Friedrich Wilhelm Bernard Becker (1835-1924, ab 1911 von Becker) übergab.
Darstellung Bismarcks als Rolandsfigur Der Entwurf Arnold Hartmanns, der sich gegen die Mitbewerber durchgesetzt hatte, sah die Darstellung des „Eisernen Kanzlers“ als 15 Meter große, blockhafte Rolandsfigur vor. Im Sinne des 1840/54 entstandenen politischen Liedes „Die Wacht am Rhein“ – die gegen den „Erzfeind“ Frankreich gerichtete inoffizielle Nationalhymne des Reichs – sollte Bismarck persönlich „des Stromes Hüter sein“ und mit Ritterrüstung und großen Adlerschild über das Reich wachen.
Bronzekränze und Feuerschale Die beiden jeweils 1,50 Meter Durchmesser umfassenden Bronzekränze beiderseits der Rolandfigur wurden in der Kunstgießerei und Ziselieranstalt ‚Vorwärts‘ in Köln hergestellt und gehen auf separate Stiftungen von Kölner Vereinen und Kriegerverbänden im Mai 1903 zurück.
Im oberen Zinnenkranz des Turmes befand sich ursprünglich eine Feuerschale, deren Kosten sich auf 210 Mark bezifferte. Die Befeuerung erfolgte zunächst durch Erdöl. „Dieses Öl qualmte allerdings mehr als es einen echten Feuerschein entwickelte.“ (www.koeln-lotse.de) Aufgrund der ungenügenden Flammenentwicklung und der hohen Rauchbelästigung der Anwohner schloss man den Turm schließlich 1907 an die städtische Gasleitung an und leitete nun durch ein Rohrsystem Gas in die Feuerschale, das dort entzündet wurde. „Doch auch damit war man unzufrieden, und man verwendete wieder Öl zur Befeuerung. Im Jahr 1939 brannte auf dem Turm letztmalig ein Feuer.“ (www.koeln-lotse.de).
Baudenkmal / Denkmalschutz Mit Eintragung vom 1. Juli 1980 wurde der „Bismarckturm mit Grünanlage, Bayenthalgürtel, ohne Nummer“ unter der laufenden Nr. A 183 unter Denkmalschutz gestellt (www.stadt-koeln.de). In den Jahren 1999, 2001 und 2008 erfolgten Sanierungen des Turms und seiner Umgebung.
Im Jahr 2015 wurde der Technischen Hochschule ein Wettbewerb zur Umnutzung des „wenig bekannten und nicht wirklich beliebten Denkmals“ angeregt (www.koeln-lotse.de): „Die Studenten waren äußerst kreativ. Ihre Vorschläge gingen von der Einrichtung gastronomischer Betriebe, einer mit einem gläsernen Aufzug zu erreichende Aussichtsplattform über eine Kletteranlage bis hin zum Abriss des Turms – nur der steinerne Bismarck sollte übrig bleiben. ... Wir sind aber in Köln. Passiert ist – bis auf die Pflege der Grünanlage rund um das Denkmal – nichts.“
Quelle Freundliche Hinweise von Uli Kievernagel, Köln, 2020.
Internet www.koeln-lotse.de: Der Bismarck-Turm – Abschluss des Gürtels am Rhein (Uli, der Köln-Lotse vom 21.03.2020, abgerufen 23.03.2020) www.bismarcktuerme.de: Infoportal Bismarcktürme & Bismarcksäulen (abgerufen 16.03.2022) d-nb.info: Adolf Berchem (abgerufen 23.03.2020) de.wikipedia.org: Bismarckturm Köln (abgerufen 20.05.2016 u. 23.03.2020) de.wikipedia.org: Die Wacht am Rhein (abgerufen 23.03.2020) www.stadt-koeln.de: Ehrenbürgerin und Ehrenbürger (abgerufen 03.07.2023) www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste (abgerufen 23.03.2020, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024) www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024) www.bilderbuch-koeln.de: Bismarckturm Köln (abgerufen 20.05.2016, Inhalt nicht mehr verfügbar 20.10.2020) www.bismarcktuerme.de: Die Wacht am Rhein – Die Bismarcksäule in Köln (abgerufen 23.03.2020, Inhalt nicht mehr verfügbar 16.03.2022)
Das ist Köln - Dom, Altstadt, Untergrund. Rheinbach.
Hagspiel, Wolfram (1996)
Köln: Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvorortes - einschließlich der Villengebiete von Bayenthal. (Stadtspuren - Denkmäler in Köln 8.) Band I, S. XXXVII, Köln.
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