Funkhaus am Raderberggürtel in Marienburg

ehemaliges Deutsche Welle Funkhaus

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 54′ 11,87″ N: 6° 57′ 37,4″ O 50,9033°N: 6,96039°O
Koordinate UTM 32.356.590,19 m: 5.641.052,52 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.567.599,99 m: 5.641.328,20 m
  • Die Abrissarbeiten an dem Deutsche Welle-Funkhaus am Raderberggürtel in Köln-Marienburg am 15. Februar 2020.

    Die Abrissarbeiten an dem Deutsche Welle-Funkhaus am Raderberggürtel in Köln-Marienburg am 15. Februar 2020.

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  • Die Hochhäuser Deutschlandradio / Deutschlandfunk (links) und rechts davon das Deutsche Welle-Funkhaus in Köln-Marienburg (2011).

    Die Hochhäuser Deutschlandradio / Deutschlandfunk (links) und rechts davon das Deutsche Welle-Funkhaus in Köln-Marienburg (2011).

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  • Aufnahme von einer Heißluftballonfahrt über Köln: Im Vordergrund die "Cologne Oval Offices" am Gustav-Heinemann-Ufer am Rhein, mittig die Kirche Sankt Matthias in Bayenthal und im Hintergrund links das Deutsche Welle-Funkhaus Köln und rechts davon das Hochhaus des Deutschlandfunks in Marienburg (2013).

    Aufnahme von einer Heißluftballonfahrt über Köln: Im Vordergrund die "Cologne Oval Offices" am Gustav-Heinemann-Ufer am Rhein, mittig die Kirche Sankt Matthias in Bayenthal und im Hintergrund links das Deutsche Welle-Funkhaus Köln und rechts davon das Hochhaus des Deutschlandfunks in Marienburg (2013).

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  • Aufnahme aus einem Heißluftballon über Köln: Im Vordergrund die "Cologne Oval Offices" am Gustav-Heinemann-Ufer, mittig die Kirche St. Matthias in Bayenthal und im Hintergrund das Deutsche Welle-Funkhaus Köln und das Hochhaus des Deutschlandfunks in Marienburg (2013).

    Aufnahme aus einem Heißluftballon über Köln: Im Vordergrund die "Cologne Oval Offices" am Gustav-Heinemann-Ufer, mittig die Kirche St. Matthias in Bayenthal und im Hintergrund das Deutsche Welle-Funkhaus Köln und das Hochhaus des Deutschlandfunks in Marienburg (2013).

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  • Abrissarbeiten an dem Deutsche Welle-Funkhaus am Raderberggürtel in Köln-Marienburg im Mai 2020.

    Abrissarbeiten an dem Deutsche Welle-Funkhaus am Raderberggürtel in Köln-Marienburg im Mai 2020.

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Das Funkhaus am Raderberggürtel steht im Stadtteil Marienburg im linksrheinischen Süden von Köln. Mit einer Höhe von 138,0 Metern ist (bzw. war) das ehemalige Funkhaus der Deutschen Welle das dritthöchste Gebäude in Köln und auf Platz 25 der Hochhäuser in Deutschland (Stand 2015).
Nach bereits seit 2013 laufenden Planungen sollte der mit schätzungsweise 500 Tonnen Asbest verseuchte Turm bereits bis 2017 abgerissen werden. Die seit 2019 laufenden Rückbauarbeiten nach konventionellem Prinzip „von oben nach unten“ mit Hilfe von Kränen wurden Anfang des Jahres 2021 abgeschlossen.

Baugeschichte
Bauherr des in den Jahren 1974 bis 1980 errichteten Funkhauses war der staatliche Auslandsrundfunk der Bundesrepublik Deutschland, die Deutsche Welle (DW). Die Planungen für den Baukomplex gehen auf Architekten der Planungsgruppe Stieldorf zurück. Das Richtfest des über 34 Etagen vornehmlich aus Beton und Glas erbauten Hochhauses fand am 24. Mai 1977 statt.
Der blau-türkis verkleidete Teil des Gebäudes diente als Büroturm und der rote Teil als Studioturm. Zentral befand sich der 138 Meter hohe, schwarz verkleidete Aufzugsturm mit einer Grundfläche von gerade einmal 12 x 15 Metern, der heute noch als „Bleistift“ zu sehen ist.

Seit seiner Eröffnung 1980 war das Gebäude mit dem blauen Büroturm und dem roten Studioturm Sitz der DW in Köln und diente zugleich auch aus Funkturm für den in unmittelbarer Nachbarschaft angesiedelten Deutschlandfunk (DLF, seit 1994 Bestandteil des Deutschlandradios).
Im Jahr 2003 zog der Sender zum 50. Jubiläum der DW mit rund 1.000 Mitarbeitern in das neue Zentrale und Haupt-Funkhaus, den so genannten „Schürmann-Bau“ im Bonner Bundesviertel um.

Noteinrichtungen für den Kriegsfall
Als „Staatsfunk“ der Bundesrepublik Deutschland war die Deutsche Welle im Kölner Funkhaus zur Zeit des Kalten Kriegs darauf vorbereitet, im Fall eines Atomkriegs weiter senden zu können.
In etwa 14 Meter Tiefe unter dem Funkhaus befanden sich seit den 1970ern zwei Notstromaggregate mit zusammen 4.600 PS, eine Reserve von 100.000 Litern Diesel in mehreren Tanks sowie zwei riesige Turbinen zur Belüftung des gesamten Gebäudes. Diese Einrichtungen hätten allerdings strahlenverseuchten Sauerstoff von außen angesaugt und waren „… seit ihrer Inbetriebnahme … nur 148 Stunden im Probe- und Wartungsdienst“ (bild.de).
Nicht nur deswegen stellte sich also auch hier, so wie bei anderen Eintrichtungen aus der Zeit des Kalten Krieges, die Frage nach der Sinnhaftigkeit solcher Vorkehrungen: „Fraglich ist allerdings, ob bei einem tatsächlichen Angriff noch viel vom Kölner Süden übriggeblieben wäre: Immerhin befindet sich in fast unmittelbarer Nachbarschaft [in der Raderthaler Konrad-Adenauer-Kaserne] die Zentrale des Militärischen Abschirmdiensts, dem mit Sicherheit mindestens ein eigener Kernsprengkopf gewidmet war.“ (www.koeln-lotse.de)

Asbestbelastung und geplanter Abriss durch Sprengung
Einer der Hauptgründe für den Auszug der DW war die beträchtliche Belastung des alten Kölner Funkhauses mit Asbest. Das faserförmige Silikatmineral galt bis in die 1970er-Jahre als regelrechte „Wunderfaser“ für Zwecke der Dämmung und wurde in Form von zahlreichen Produkten in großen Mengen verbaut. Nachdem die karzinogene (d.h. Krebs erzeugende bzw. Krebs erregende) Wirkung von Asbest nachgewiesen war, wurden ab 1979 die ersten Asbestprodukte in Deutschland verboten. Seit 1993 ist in Deutschland die Herstellung und Verwendung grundsätzlich verboten und seit 2005 gilt ein EU-weites Asbest-Verbot.
Bereits im Juli 2013 wurde bekannt, dass das Funkhaus abgerissen werden soll und auf dem 55.700 Quadratmeter großen Gelände eine neue Wohnanlage mit bis zu 750 maximal sechsgeschossigen Wohneinheiten, einer Kindertagesstätte sowie Gewerbebereichen entstehen soll. Hierzu erfolgte Anfang 2015 die Auslobung eines Architekten-Wettbewerbs durch die Eigentümergesellschaft Die Welle Köln (DWK).
Auch bei der für einen zügigen Abriss geplanten Sprengung der Gebäude stellt der verbaute Asbest ein Entsorgungsproblem dar: Bereits im Zuge der zuvor notwendigen umfangreichen Entkernung müssen spezielle Sicherheits-, Emissions- und Gesundheitsaspekte für Arbeitende und Anwohner beachtet werden. Eine Überwachung der Luftqualität sowie der eventuellen Schadstoffbelastung soll dabei dauerhaft gewährleistet sein und im Internet dokumentiert werden. Alle Arbeiten sollen extrem staubarm erfolgen.

Der zunächst bis 2017 geplante Abbruch sollte nach dem Plan der Investoren schon in der zweiten Jahreshälfte 2015 beginnen:
„Für Sanierung und Abriss haben die Investoren zwei Jahre veranschlagt, dann kann mit dem Bau begonnen werden. Die letzten Wohnungen sollen 2024 bezogen werden können. … Der Abriss des mit schätzungsweise 500 Tonnen Asbest verseuchten Turms wird einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen – Geld, das die Eigentümer durch eine möglichst verdichtete Bebauung wieder herausholen wollen.“ (ksta.de, 2015).

Bei der geplanten Sprengung des vorher zur Asbest-Entfernung vollständig entkernten Gebäudes werden fast 20.000 Kubikmeter Beton und Stahl innerhalb weniger Sekunden auf die Erde prallen. Laut Projektleiter sei eine Sprengung „die angenehmste Lösung, weil die Anwohner sonst monatelang mit Lärm und Schmutz belastet würden“ – gleichwohl stelle dieses Vorhaben im Vergleich zu anderen Projekten „eine völlig neue Dimension“ dar. „Die Fassade bleibt bis zum Schluss stehen und wird zusätzlich mit Folie abgedichtet. Außerdem wird das Gebäude unter Unterdruck gesetzt, damit keine [Asbest-, Verf.] Fasern nach draußen gelangen können“ (SPIEGEL 8/2016).
Nachdem der städtischen Bauaufsicht seit April 2016 der Antrag für den Abbruch durch Sprengung der drei Türme vorliegt, wurden im Februar 2017 Bedenken des benachbarten Deutschlandfunks bekannt, der befürchtet, „die Staub- und Splitterentwicklung bei einer Sprengung könne zu Problemen im Sendebetrieb des nahe gelegenen Funkhaus Köln führen“ (ksta.de, 2017). Daher sei noch keinesfalls entschieden, ob das Gebäude nun gesprengt werde – dies wäre Weltrekord hinsichtlich der Höhe des zu sprengenden Gebäudes – oder ob das Funkhaus nun doch konventionell mit Maschinen abgebrochen werde, was etwa ein Jahr dauern würde (ebd.).

Rückbau seit 2019
Ende 2019 begannen die Rückbauarbeiten schließlich nach einem konventionellen Prinzip „von oben nach unten“ mit Hilfe von Kränen. Anfang des Jahres 2021 war der Abbruch abgeschlossen.

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2015/2023)

Quelle
„Die Nerven werden blank liegen“, Interview mit Thomas Albers, Projektleiter für den Abriss des Hochhauses der Deutschen Welle in Köln (Der Spiegel 8/2016 vom 20.02.2016, NRW extra, S. 1).

Internet
www.koelnarchitektur.de: Alles so schön bunt hier! Das Funkhaus der Deutschen Welle am Raderberggürtel (Uta Winterhager, 11.05.2015, abgerufen 28.05.2015)
www.ksta.de: „Deutsche-Welle in Köln, Abriss des Hochhauses soll noch in diesem Jahr beginnen“ (Kölner Stadt-Anzeiger vom 12.02.2015, abgerufen 28.05.2015)
de.wikipedia.org: Funkhaus am Raderberggürtel (abgerufen 28.05.2015 u. 25.05.2021)
www.bild.de: „Hier wollte Deutsche Welle einen Atomkrieg überstehen“ (BILD regional Köln vom 20.11.2015, abgerufen 08.08.2016)
www.ksta.de: „Deutsche Welle Weltrekord-Sprengung am Kölner Raderberggürtel droht zu scheitern“ (Kölner Stadt-Anzeiger vom 09.02.2017, abgerufen 13.02.2017)
www.koeln-lotse.de: Funkhaus der Deutschen Welle: Asbestverseuchtes Relikt des Kalten Kriegs (Uli, der Köln-Lotse vom 04.07.2020, abgerufen 06.07.2020)

Literatur

Täubner, Wilfried (1974)
Planungsgruppe Stieldorf. Bauten und Projekte. S. 20-25, Köln.

Funkhaus am Raderberggürtel in Marienburg

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Raderberggürtel 40
Ort
50968 Köln - Marienburg
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1974 bis 1978, Ende 2015 bis 2021

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„Funkhaus am Raderberggürtel in Marienburg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-125905-20150528-2 (Abgerufen: 9. Oktober 2024)
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