Bodennutzung in Einklang mit der Natur
Die Nutzung des natürlichen Bodens durch den Menschen verlief über sehr lange Zeit weitgehend im Einklang mit der Natur beziehungsweise mit den natürlichen Gegebenheiten durchgeführt. Zahlreiche Pflanzen und Tiere, wie Orchideen, Kibitze oder Rebhühner, hatten damit die Möglichkeit, neue Lebensräume zu besiedeln und konnten somit ihre Bestände signifikant vergrößern.
Diese Nutzung, die wir heute als „im Einklang mit der Natur“ beschreiben, ist jedoch nur auf die damals nicht vorhandene Möglichkeit des Einsatzes von Technik und Chemie zurückzuführen. Erst seit der Erfindung des Kunstdüngers durch Justus von Liebig um 1840, gepaart mit der technischen Entwicklung, war der Mensch in der Lage, die natürlichen Grenzen der landwirtschaftlichen Nutzung zu umgehen oder zu erweitern. Dieser Wandel verlief zunächst recht langsam.
Artenschwund im 20. Jahrhundert
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg brachte die Industrie immer wirksamere und gezielt einsetzbare Düngemittel auf den Markt, so dass die Auswirkungen für die Natur immer gravierender und nachhaltiger wurden. Gleichzeitig wurden durch umfangreiche Entwässerungsmaßnahmen ganze Landstriche grundlegend verändert.
Während sich die Bewirtschaftbarkeit der Flächen verbesserte, verschlechterten sich zugleich die Bedingungen für wildwachsende Pflanzen und wildlebende Tiere zum Teil dramatisch. Parallel dazu erkannten viele Menschen den Verlust an biologischer Vielfalt und versuchten gemeinsam mit Gleichgesinnten, diese Entwicklung zu stoppen. Dies stellte sich als ein Kampf gegen Windmühlen heraus. Der Artenschwund erreichte ein noch nie da gewesenes Ausmaß und diese Entwicklung hält bis heute unvermindert an.
Auch der Kreis Wesel ist hiervon nicht verschont geblieben. Durch die immer intensiver werdende Nutzung der Landschaft veränderte sich diese so sehr, dass ehemals häufige Arten der Feldflur wie z. B. Feldlerche und Rebhuhn oder Arten, deren Lebensräume die ehemals ausgedehnten Feuchtgebiete waren, dramatische Bestandseinbrüche hinnehmen mussten.
Naturschutz im Kreis Wesel
Trotz großer Anstrengungen des Naturschutzes konnte der Artenschwund im Bundesgebiet und auch im Kreis Wesel bis heute nicht gestoppt werden. Das Hauptaugenmerk für den Erhalt der biologischen Vielfalt gilt zunächst dem Erhalt des Status quo, vor allem aber der Vergrößerung und Optimierung entsprechender Lebensräume. Da es bei ökologisch wertvollen Lebensräumen auch darum geht, die Bewirtschaftung beziehungsweise eine entsprechende Nutzung langfristig zu sichern und zu gewährleisten, müssen frühzeitig entsprechende Instrumente geschaffen werden.
Die Biologische Station wurde vom Kreis Wesel beauftragt, eine Bestandsaufnahme sowie ein Kataster und einen Katalog der zu pflegenden Flächen im Kreisgebiet zu erstellen bzw. darzulegen, wie der Erhalt dieser Lebensräume langfristig gesichert werden kann.
(Martina Erzner, Wilhelm Itjeshorst, Klaus Kretschmer, Britta Laube, Biologische Station Kreis Wesel und Krefeld e.V., 2025)