Lage
Entstehung
Bedeutung
Flora
Lage
Auf einem Hügel am Ortsrand von Millingen befindet sich ein Sandmagerrasen, dessen Fläche ungefähr zwei Hektar beträgt. Er gehört der Kommune und befindet sich am Fuße des 31 Meter hohen Loisberg. Der vorherrschende Sandboden ist als mäßig sauer und trocken eingestuft.
Entstehung
Der Loisberg ist Teil eines Sanddünenzuges, wie sie im Umfeld größerer Flüsse an vielen Orten des norddeutschen Tieflandes vorkommen. Ihre Entstehung verdanken solche Binnendünen der natürlichen Flussdynamik früherer Zeiten. Vom Ende der letzten Eiszeit bis zu ihrer Begradigung veränderten die Tieflandflüsse, bedingt durch regelmäßige Hochwasserereignisse, über Jahrtausende beständig ihren Verlauf, wodurch mitunter mitunter große Sandbänke entstanden. Diese durch den Fluss abgelagerten Sande wurden dann vom Wind im Umfeld der Fließgewässer häufig zu Flussdünenfeldern aufgeweht.
Für den Ackerbau weitestgehend uninteressant, wurden solche Sanddünenlandschaften über viele Jahrhunderte zumeist als wenig ergiebige Schafweiden genutzt und landläufig als Heiden bezeichnet. Dass sie hier gerade am Rande der „Heidestraße“ stehen, ist also kein Zufall. Der Begriff „Heide“ wird heute oft mit Landschaften verbunden, die von flächigen Vorkommen des Heidekrauts geprägt sind. Doch ursprünglich meinte der Begriff jegliche Form von Land, das für eine ackerbauliche Nutzung ungeeignet war und bestenfalls als karge Viehweide dienen konnte.
Bedeutung
Erst in jüngerer Zeit wurde begonnen, solche offenen Heidestandorte - so auch hier am Loisberg - aufzuforsten, wodurch sehr viele ehemalige Heidegebiete vernichtet wurden. Im Kreis Wesel ist der Loisberg eine der wenigen linksrheinisch gelegenen Rheindünen, die heute noch in nennenswertem Umfang die regionaltypische Vegetation der Sandmagerrasen beherbergen. Diese Vegetation besteht aus sehr spezialisierten und oft unscheinbaren, niederwüchsigen Gräsern, Kräutern und Flechten, die mit der hier gegebenen Nährstoffarmut und der geringen Wasserverfügbarkeit gut zurecht kommen und deren Fortbestand auf den Erhalt solcher offenen Sandstandorte angewiesen ist.
Sandmagerrasen mit ihrer schütteren Vegetation bieten aufgrund ihrer vielen offenen Bodenstellen auch eine Fülle von Nistmöglichkeiten für spezialisierte Insekten wie beispielsweise für bestimmte Wildbienen sowie Weg- und Grabwespen. Die typische Sandmagerrasenvegetation finden wir vor allem noch am oberen Bereich des Hanges. Hangabwärts wird der Boden kontinuierlich nährstoffreicher und feuchter, so dass wir hier eine zunehmend geschlossene Vegetationsdecke aus höheren Gräsern und Kräutern vorfinden. Zum dauerhaften Erhalt der wertvollen Magerrasenfläche ist eine Fortführung der historischen Nutzung erforderlich, regelmäßige Schafbeweidung also unabdingbar.
Flora
Wie zu erwarten ist, sind alle gefundenen Pflanzenarten Stickstoffarmutzeiger. Sie zeichnen sich durch geringe Wuchshöhe und Trockenheitsresistenz aus.
Zuerst ins Auge fällt der Besenginster, der über der dünn gestreuten Krautschicht thront. Er diente früher als Faserpflanze, aus der man Säcke, Netze, Seile sowie Tücher und Hemden herstellte. Auch als Futterpflanze kann der Besenginster trotz Nährstoffarmut im Boden eine stattliche Größe erreichen, da Knöllchenbakterien an seinen Wurzeln Luftstickstoff binden und der Pflanze zur Verfügung stellen.
Um die anderen winzigen Pflänzchen in der Magerrasen-Krautschicht zu entdecken, muss man schon ganz genau hinschauen. Im April lassen sich Hügel-Vergissmeinicht (Myosotis ramosissima), Acker-Hornkraut (Cerastium arvense) und Frühlingshungerblümchen (Draba verna) in voller Blüte ausmachen. Die Rote-Liste-Arten Frühe Haferschmiele (Aira praecox) und Trespen-Federschwingel (Vulpia bromoides) gehören zur Familie der Süßgräser (Poaceae)und gelten in Deutschland sowie im Nierderrheinischen Tiefland als gefährdet.
Auch Neophyten kommen vor, wie die Zweijährige Nachtkerze. Sie ist ursprünglich im nördlichen Amerika heimisch und wurde 1618 als Zierpflanze in Deutschland eingeführt. Mittlerweile hat sie in der Natur einen stabilen Bestand gebildet und dient Nachtfaltern als Nahrungsquelle. Für Magerrasen typische Bodenflechten aus der Gattung Cladonia, wurden ebenfalls erfasst. Bei Flechten handelt es sich um Pilze, die mit einem Algenpartner in Symbiose leben.
(Britta Laube, Biologische Station Kreis Wesel und Krefeld e.V., 2025. Erstellt im Zuge des Projektes „Kulturhistorische Offenlandbiotope“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Kulturlandschaft.)