Lage
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Flora
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Lage
Die Streuobstwiese befindet sich im NaturForum Bislicher Insel und ist im Besitz des Regionalverbandes Ruhr. Die Fläche beträgt ungefähr 0,5 Hektar und befindet sich mitten in der Auenlandschaft des Niederrheins. In den geschützten Lagen der Auen wurden bereits historisch Obstbäume und Gemüse angebaut. Streuobstwiesen waren in der Region verbreitet und trugen zur Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion bei.
Geschichte
Streuobstwiesen sind eine traditionelle Form der Landwirtschaft, die in vielen Teilen Europas, insbesondere in Deutschland, verbreitet ist. Ihre Geschichte reicht bis ins Mittelalter zurück, als Obstbäume in der Landschaft integriert wurden, um sowohl Früchte zu produzieren als auch die Weidehaltung von Tieren zu ermöglichen. Diese Wiesen sind oft eine Mischung aus hochstämmigen Obstbäumen, wie Äpfeln, Birnen und Kirschen sowie einer artenreichen Wiesenflora. Der Beginn von Obstimporten aus südlicheren Ländern in den 1950er Jahren hat zu einem weiten Rückgang des Obstbaus und damit auch der Streuobstwiesen geführt, der teilweise bis heute nicht gestoppt werden konnte. Seit der Wert der Streuobstwiesen als Lebensraum für seltene und bedrohte Tierarten erkannt wurde, trat man wieder aktiv für Obstwiesen ein. Jedoch ist das Fortbstehen der Streuobstwiesen vor allem durch Bebauung und mangelnde Pflege nach wie vor gefährdet.
Ökologisch gesehen sind Streuobstwiesen von großer Bedeutung. Sie bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, darunter Vögel, Insekten und seltene Pflanzen. Die Bäume selbst tragen zur Biodiversität bei, indem sie Nistplätze und Nahrung für viele Tiere bieten. Auf der Bislicher Insel nutzen beispielsweise Steinkäuze die alten Obstgehölze zum Brüten. Zudem fördern sie die Bodenfruchtbarkeit und tragen zur Erhaltung des Wasserkreislaufs bei. In den letzten Jahrzehnten sind Streuobstwiesen jedoch stark zurückgegangen, was zu einem Verlust an Biodiversität und kulturellem Erbe geführt hat. Initiativen zur Erhaltung und Pflege dieser Flächen sind daher wichtig, um ihre ökologischen und kulturellen Werte zu bewahren.
Flora
Die Streuobstwiese auf dem Gelände des NaturForums Bislicher Insel zeichnet sich aufgrund der Lage auf Auenlehm durch besonders hohe Nährstoffverfügbarkeit aus. Anfang April stehen schon ein paar Kirsch- und Pflaumenbäume in voller Blüte, Birne und Apfel lassen noch auf sich warten. Die noch niedrigwüchsige Wiese ist um diese Zeit vom blühenden Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) durchsetzt, welcher auf die nähststoffreiche Ausgangslage der Aue hinweist. Mitte Mai steht die Wiese dann schon 1,2 Meter hoch und die dominanten Gräser kurz vor der Blüte.
Wir finden eine Reihe an Gräsern wie Glatthafer, Taube Trespe, Gewöhnliches Knaulgras, Wolliges Honiggras, Deutsches Weidelgras sowie verschiedene Rispengräser. Die Bandbreite der Arten reicht von Stickstoffarmut bis zu übermäßigen Stickstoffzeigern. Der Stumpfblättrige Ampfer, einer der wenigen hier vorkommenden krautigen Arten, ist ein übermäßiger Stickstoffzeiger. Insgesamt herrschen Gräser vor, während die wenigen krautigen Arten in der Fettwiese verschwinden.
Die Pflanzengemeinschaft der Glatthaferwiese, die sich aufgrund der extensiven Mahd-Bewirtschaftung entwickelt hat, ist wegen ihres seltenen Vorkommens besonders geschützt. Mit nur neun Pflanzenarten ist unsere Obstwiese allerdings sehr artenarm und allenfalls als Rumpfgesellschaft einer Glatthaferwiese zu bezeichnen.
In Jahren mit langem Hochwasserstand ist das massive Auftreten des Kriechenden Fingerkrautes in den Auenwiesen und auf unserer Streuobstwiese besonders auffällig. Das Kraut ist eine robuste Pflanze, die sich gut an wechselnde Wasserstände anpassen kann. Es kann sowohl in trockenen als auch in nassen Bedingungen überleben. Die Pflanze hat ein ausgedehntes Wurzelsystem, das es ihr ermöglicht, Nährstoffe aus dem Boden aufzunehmen, auch wenn der Boden nass oder überschwemmt ist. Sie kann sich schnell ausbreiten, indem sie ihre langen Stängel über den Boden ausstreckt und neue Wurzeln bildet. Dies ermöglicht der Pflanze, schnell neue Flächen zu besiedeln, wenn das Wasser zurückgeht. Der Baumbestand zeichnet sich durch eine Mischung aus alten und jungen Bäumen aus, die aufrechtes und liegendes Totholz aufweisen, was den Bestand ökologisch sehr wertvoll macht.
(Britta Laube, Biologische Station Kreis Wesel und Krefeld e.V., 2025. Erstellt im Zuge des Projektes „Kulturhistorische Offenlandbiotope“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Kulturlandschaft.)
Internet
www.bfn.de: Feuchtgebiete internationaler Bedeutung in Deutschland (Ramsar-Gebiete) (abgerufen 07.03.2025)
www.rvr.ruhr.de: RVR-NaturForum, Bislicher Insel (abgerufen 07.03.2025)