Lage
Geschichte
Bedeutung des Ratsbongerts
Flora
Internet, Literatur
Lage
Die Streuobstwiese Ratsbongert liegt am Alpener Mittelweg auf einem ehemaligen Acker. Sie zieht sich knapp 600 Meter zwischen der Siedlung und der Weseler Straße (B58) entlang. Die Fläche beträgt ungefähr 1,9 Hektar und gehört der Gemeinde Alpen.
Geschichte
Streuobstwiesen sind eine traditionelle Form der Landwirtschaft, die in vielen Teilen Europas, insbesondere in Deutschland, verbreitet ist. Ihre Geschichte reicht bis ins Mittelalter zurück, als Obstbäume in der Landschaft integriert wurden, um sowohl Früchte zu produzieren als auch die Weidehaltung von Tieren zu ermöglichen.
Diese Wiesen sind oft eine Mischung aus hochstämmigen Obstbäumen, wie Äpfeln, Birnen und Kirschen, und einer artenreichen Wiesenflora. Ökologisch gesehen sind Streuobstwiesen von großer Bedeutung. Sie bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, darunter Vögel, Insekten und seltene Pflanzen. Die Bäume selbst tragen zur Biodiversität bei, indem sie Nistplätze und Nahrung für viele Tiere bieten. Zudem fördern sie die Bodenfruchtbarkeit und tragen zur Erhaltung des Wasserkreislaufs bei. In den letzten Jahrzehnten sind Streuobstwiesen jedoch stark zurückgegangen, was zu einem Verlust an Biodiversität und kulturellem Erbe geführt hat. Initiativen zur Erhaltung und Pflege dieser Flächen sind daher wichtig, um ihre ökologischen und kulturellen Werte zu bewahren.
Bedeutung des Ratsbongerts
Streuobstwiesen waren in früheren Zeiten im Umfeld der Dörfer viel weiter verbreitet, als sie es gegenwärtig sind. Viele alte Obstwiesen sind im vergangenen Jahrhundert zugunsten von Bebauung und Landwirtschaft gerodet worden – auch weil kaum noch Interesse an der Nutzung der Obsterträge bestand und viele Bestände infolge ausbleibender Pflege verwilderten. Dass damit aber auch ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen verschwand, rückte erst viel später allmählich ins Bewusstsein der Bevölkerung.
Um diese Negativentwicklung auszugleichen, sind Naturschutzverbände, Naturschutzbehörden und Heimatvereine seit vielen Jahren bestrebt, im Umfeld der Siedlungsräume neue Streuobstbestände anzulegen – so wie hier in Alpen im März 2011 in Kooperation vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Gemeinde Alpen. Bis solche Neuanlagen aber die ökologische Wertigkeit der verlorenen Altbestände erreichen, vergehen Jahrzehnte, über die hinweg eine naturschutzkonforme Pflege der Streuobstwiesen gesichert werden muss. Dazu gehören die Pflege des Grünlands durch zweimalige Mahd oder extensive Beweidung einerseits, die fachgerechte Pflege der Bäume durch regelmäßigen Gehölzschnitt andererseits.
Aus ökologischer Sicht vereinen Streuobstwiesen Lebensraumfunktionen von extensiv bewirtschaftetem Grünland und solche von lichten Wäldern in sich. Für die Lebensraumqualität hinsichtlich der Insektenwelt ist vor allem der Pflanzenartenreichtum des Unterwuchses von entscheidender Bedeutung und dieser ist im allgemeinen umso größer, je nährstoffärmer der Oberboden ist. Im Falle des Alpener Ratsbongerts wurde die Obstwiese auf ehemaligen Ackerflächen angelegt, weshalb hier noch immer ein sehr hohes Nährstoffangebot vorliegt, was sich in allgemeiner Blütenarmut und dem üppigen Wachstum hoher Gräser ausdrückt. Nur wenn hier konsequent zweimal im Jahr gemäht und das Mähgut von der Fläche abtransportiert wird, kann der Boden langfristig ausmagern und die Fläche sich mit bunten Wildblumen und in deren Folge auch mit Insekten anreichern.
Die noch jungen Obstbäume sind vor allem zur Blütezeit im Frühling und zur Fruchtzeit im Herbst für viele Tiere als Nahrungsquelle interessant, ihre volle ökologische Funktion werden sie aber erst in ein paar Jahrzehnten erreichen, wenn sie als kräftige Bäume natürliche Höhlen ausgebildet haben und reicher an Totholz sind.
Flora
Kommt man von der Gaststätte „Zum Dahlacker“ aus der Siedlung heraus, erstreckt sich vor uns unerwartet eine Streuobstwiese. Sie ist mit maximal 55 Metern relativ schmal, zieht sich aber über 600 Meter als schöner Spazierweg entlang. Anfang April stehen schon ein paar Kirsch- und Pflaumenbäume in voller Blüte, Birne und Apfel lassen noch auf sich warten. Die noch niedrigwüchsige Wiese wird um diese Zeit vom blühenden Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) dominiert, welcher auf die nährstoffreiche Ausgangslage des ursprünglichen Ackers hinweist. Dies tun auch der Wiesen-Bärenklau, die Ackerkratzdistel, das Weidel- und das Rispengras. Mitte Mai steht die Wiese dann schon einen Meter hoch und die dominanten Gräser kurz vor der Blüte. Wir finden eine Reihe an Gräsern wie Glatthafer, Flaum-Trespe, Wiesen-Schwingel, Deutsches Weidelgras sowie verschiedene Rispengräser. Schaut man etwas näher hin, tun sich Inseln mit blühenden Margeriten, Hahnenfuß und Wiesen-Kerbel auf. Diese Pflanzengemeinschaft der Glatthaferwiese, die sich aufgrund der extensiven Mahd-Bewirtschaftung entwickelt hat, ist wegen ihres seltenen Vorkommens besonders geschützt.
Anhand der überwiegenden Zahl von Mäßigstickstoffzeigern, wie Gewöhnliches Hornkraut, Kleiner Klee oder Wiesen-Sauerampfer, deutet sich schon eine Aushagerung des Bodens an, die durch Abräumen des Mahdgutes erreicht werden kann. Je nährstoffärmer das Bodensubstrat, desto größer der Artenreichtum. Mit 25 Pflanzenarten ist diese Obstwiese eher artenarm zu nennen. Allerdings ergeben sich leider auch weiterhin Nährstoffeinträge durch Straßenverkehr und Landwirtschaft. Die bunten Blüten locken auch einige Insekten an, wie zum Beispiel den Trauer-Rosenkäfer und den Grünen Scheinbockkäfer. Um ein größeres Artenspektrum in der Wiese zu entwickeln, hat die Biologische Station Kreis Wesel und Krefeld am anderen Ende der Obstwiese zur Rathausstraße hin, einen Streifen mit vielen blühenden, heimischen Kräutern angesät. Von hier aus können sich diese regionalen Pflanzen, wie Lichtnelken, Skabiosen oder Flockenblumen weiter in die Wiese ausbreiten.
(Britta Laube, Biologische Station Kreis Wesel und Krefeld e.V., 2025)
Internet
www.niederrhein-tourismus.de: Ratsbongert: Die Streuobstwiese im Herzen von Alpen (abgerufen 07.03.2025)