Die Mähwiese liegt im Naturschutzgbiet Forschungsrevier im Orsoyer Rheinbogen (WES-094). In unmittelbarer Nähe unterhält der Landesjagdverband ein Biotop- und Artenschutzzentrum, wo die Zusammenhänge zwischen Jagd und Naturschutz erforscht werden. Angrenzend befindet sich der stillgelegte Schacht Rheinberg. Die Fläche beträgt ungefähr 6 Hektar und gehört dem Land Nordrhein-Westfalen. Wir finden hier die typische Kulturlandschaft des Deichhinterlandes mit ihrem Grünland vor, umgeben von Weißdornhecken, Feldgehölzen und durchzogen von Gräben sowie Mulden im Feuchtgrünland.
Enstehung einer Flachlandmähwiese
Durch jahrhundertelange extensive Bewirtschaftung von Wiesen mit der Sense entwickelten sich artenreiche Mähwiesen. Das so gewonnene Heu wurde als Viehfutter für den Winter genutzt und entzog somit der Wiese Nährstoffe. Heutzutage sind Mähwiesen durch die intensive, industrielle Bewirtschaftung mit Dünger, Mähmaschinen und bis zu sechs Schnitten im Jahr sehr selten geworden und darum durch die europäische Gesetzgebung als Lebensraumtyp 6510 besonders geschützt. Man findet sie oft nur noch in geschützen Bereichen, wie im Naturschutz- oder Natura 2000-Gebiet unter extensiver Bewirtschaftung. Prägend sind das Vorkommen von Glatthafer als dominantes Gras und ein hoher Anteil an krautigen Blühpflanzen. Und natürlich deren Artenreichtum, der sich mit Abnahme der Nährstoffe steigert.
Flora der Flachlandmähwiese
Die hügelige Struktur des Hinterdeichlandes im Forschungsrevier entdeckt man erst, wenn man über die Wiesen läuft und sich immer neue Ausblicke eröffnen. Erfreulicherweise ist hier der Großteil der Grünlandflächen seit vielen Jahren in extensiver Nutzung.
In Bereichen mit sandigen, mageren Böden haben sich stellenweise vielfältige, artenreiche Wiesen mit typischen Arten des trockenen Auengrünlandes wie beispielsweise Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris), Rauhaariges Veilchen (Viola hirta)und Körner-Steinbrech (Saxifraga granulata) entwickelt. Allesamt Rote-Liste-Arten. Im Frühjahr dominieren Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurs pratensis), Gewöhnliches Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), Frühe Margerite (Leucanthemum vulgare)und natürlich die Primel das Bild.
In diesem mosaikartigen Auenlebensraum findet man bezeichnenderweise eine ganze Bandbreite an Stickstoff- und Feuchtezeigern von arm über mäßig zu reich. Sie bilden die sich ständig ändernden Bedingungen in der ehemaligen Flussaue ab.
Mit Hilfe von Naturschutzmaßnahmen wurde die Wiese mit mähwiesentypischen Pflanzen angereichert, deren Saatgut in der Umgebung gesammelt wurde. Diese Artenvielfalt der Pflanzen bildet die Grundlage für das gesamte Ökosystem und seinem Nahrungsnetz. Sie dienen Insekten wie Schmetterlingen, Käfern, Zweiflüglern (z.B. Fliegen) und Hautflüglern (z.B. Bienen und Wespen) als Nahrungsquelle, zur Vermehrung und als Lebensraum. Je reicher die Artenvielfalt der Pflanzen desto artenreicher die Insektenfauna. Die Insekten wiederrum nähren die Tier- und insbesondere die Vogelwelt. Besonders nachhaltig ist es, wenn die Wiese abschnittsweise gemäht wird, damit Insekten und Kleintiere immer einen Rückzugsort haben. In der traditionellen Landwirtschaft mit seinen kleinteiligen Wiesen-Parzellen ergab sich ein Mosaik mit kurzen und hohen Wiesen von selbst, da nicht alle Parzellen zur gleich Zeit gemäht wurden.
(Britta Laube, Biologische Station Kreis Wesel und Krefeld e.V., 2025. Erstellt im Zuge des Projektes „Kulturhistorische Offenlandbiotope“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Kulturlandschaft)
Internet
www.naturschutzinformationen.de: Naturschutzgebiet Forschungsrevier im Orsoyer Rheinbogen (WES-094) (abgerufen 23.07.2025)
www.ljv-nrw.de: Biotop- und Artenschutzzentrum Rheinberg (abgerufen 23.07.2025)
www.bfn.de: Bundesamt für Naturschutz, Informationen zu „Natura 2000“ (abgerufen 23.07.2025)