Steinbrüche im Oberbergischen und Rheinisch-Bergischen Kreis

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Naturschutz
Die Bewohner des Bergischen Landes waren schon immer steinreich – reich an Steinen. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die als Grauwacke abgebauten Steinvorkommen nur lokal und kleinflächig für den Eigenbedarf genutzt, z. B. zum Bau von Kirchen und Trockenmauern. Da die Transportmöglichkeiten unzulänglich waren, spielte der kommerzielle Abbau keine große Rolle.

Mit Beginn des Eisenbahnbaus gegen Ende des 19. Jahrhunderts, dem damit einhergehenden erhöhten Bedarf an Schottermaterial und den besseren Transportbedingungen stieg der Bedarf an Steinmaterial rapide an. Die Steinindustrie im Bergischen Land, einem der größten zusammenhängenden Gebiete mit devonischen Grauwacke-Vorkommen, konnte sich so zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig entwickeln. Auch die Industrialisieung des nahe gelegenen Ruhrgebietes sowie die stetig wachsende Nutzung von Rohstoffen für Bauzwecke und Verkehrswege führten, insbesondere durch den Bedarf an Pflastersteinen, zu einem Aufblühen der Steinindustrie um die Jahrhundertwende (19./20. Jahrhundert).

Vor allem in Lindlar, nördlich von Wiehl, im Raum Reichshof und entlang der Linie Marienheide, Gummersbach und Bergneustadt haben die Abbautätigkeiten das Landschaftsbild geprägt. Heute findet man nur noch wenige aktive Grauwacke-Steinbrüche z. B. in Gummersbach und Lindlar. Dort werden auch Führungen angeboten. In zahlreichen Steinbrüchen verschiedener Größe wurde im Laufe des vergangenen Jahrhunderts der Betrieb aufgegeben. Es sind nun Zeugen dieser Wirtschaftsform, die vielfach als offene Wunden in der Landschaft bezeichnet wurden.

Nicht mehr alle Steinbrüche sind zugänglich, da sie entweder verfüllt oder zugewachsen sind. Offen gelassene Steinbrüche können sich aber auch zu besonders wertvollen Biotopen entwickeln. Von der Abbruchwand über steile, sonnenbeschienene Abraumhalden mit Felsspalten über Magerrasen bis hin zu kleineren Gewässern bieten sie eine Vielzahl an unterschiedlichsten Lebensräumen. Zahlreiche Arten, die in unserer heutigen, eher monoton bewirtschafteten Kulturlandschaft nicht mehr existieren können, finden in alten Steinbrüchen einen Rückzugsort. Daher stehen diese Steinbrüche oft unter Naturschutz und werden mit speziellen Schutzmaßnahmen gepflegt. So können Sie auch in Zukunft zum besonderen Charakter der Landschaft beitragen. Charakteristische Steinbrucharten für das Bergische Land sind die Geburtshelferkröte, die Gelbbauchunke und der Uhu.

Aufgelassene Steinbrüche besitzen aber oft nicht nur einen hohen ökologischen Wert, sondern sind auch unter geologischen Aspekten interessant. Sie bieten einen Einblick in Gesteinsschichtungen und legen Fossilien frei, die sich im Geröll finden lassen. Viele bemerkenswerte Fossilienfunde konnten in Bergischen Steinbrüchen dokumentiert werden und lassen Rückschlüsse auf die Tier- und Pflanzenwelt des Erdzeitalters Devon zu. In den Jahren 2008 und 2009 stieß der Wuppertaler Geologe Peter Giesen auf eine archäologische Sensation in einem Lindlarer Steinbruch. Dort wurden Fossilienfunde freigelegt, die belegen, dass in Lindlar der bisher älteste bekannte Wald mit baumförmigen Pflanzen gestanden haben muss.

(Biologische Stationen Oberberg und Rhein-Berg, erstellt im Rahmen des Projektes „Naturschutz trifft Kulturlandschaft: STEINland“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft, 2019)

Internet
bergische-grauwacke.de: Die Geschichte der bergischen Steinindustrie (abgerufen 07.01.2020)
StoryMap „Stille Gewässer - Aufgelassene Steinbrüche“ der KuLaDig-Redaktion (abgerufen 27.10.2020)

Literatur

Bredenbeck, Martin (Red.) (2013)
Werksteinabbau und Kulturlandschaft: Chancen und Konflikte für das Natur- und Kulturerbe. Dokumentation der Tagung am 22. und 23. März 2012 in Maulbronn. S. 51-57, Bonn.
Harbich, Carina; Spans, André; et al. / Biologische Station Oberberg; Biologische Station Rhein-Berg; Zweckverband Naturpark Bergisches Land (Hrsg.) (2015)
Lesebuch Landschaft – Ein Blick in die Bergische Kulturlandschaft. S. 40-41, Nümbrecht, Rösrath, Gummersbach. Online verfügbar: Download als PDF, abgerufen am 07.01.2020
Karthaus, Gero (1996)
Oberbergische Lebensräume. Die Pflanzenwelt und Tierwelt der wertvollsten Biotope im Oberbergischen Kreis. S. 92-99, Wiehl.
Spiegelberg, Jan; Lösche, Cornelia / Biologische Station Oberberg; Biologische Station Rhein-Berg; Naturpark Bergisches Land (Hrsg.) (2019)
Steinreich im Bergischen. Steinbrüche im Bergischen Land entdecken. Nümbrecht, Rösrath. Online verfügbar: Download als PDF, abgerufen am 07.01.2020

Steinbrüche im Oberbergischen und Rheinisch-Bergischen Kreis

Schlagwörter
Fachsichten
Kulturlandschaftspflege, Naturschutz

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Steinbrüche im Oberbergischen und Rheinisch-Bergischen Kreis”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-305416 (Abgerufen: 19. April 2024)
Seitenanfang