Die Tongrube bzw. der Steinbruch Oberauel befindet sich nordwestlich der Ortschaft Overath-Untereschbach im Grenzbereich zu Bergisch Gladbach-Moitzfeld. Bis in die frühen 1960er Jahre wurden hier Ton und Grauwacke auf zwei Ebenen abgebaut. Der Ton wurde in einer Ziegelei, deren Gebäude heute nicht mehr existieren, weiterverarbeitet. Nur der Straßenname „Alte Ziegelei“ zeugt noch von ihrem ehemaligen Standort.
Bedingt durch das Vorkommen einer bedeutenden Population der Gelbbauchunke (Bombina variegata) wurden 9 ha des Geländes als Schutzgebiet gemäß der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen. Zusammen mit weiteren umgebenden Flächen liegt dieses FFH-Gebiet im 2005 eingerichteten 24 ha großen Naturschutzgebiet „Tongrube Oberauel“.
Die Abbausohlen wurden nach Nutzungsaufgabe immer wieder durch größtenteils ehrenamtliche Naturschutzmaßnahmen von aufkommender Vegetation befreit, um die Laichhabitate der Gelbbauchunke zu erhalten. Gelbbauchunken legen ihre Eier bevorzugt in vegetationsarme, flache und besonnte Tümpel ab, die gelegentlich austrocknen. Nur in diesen Gewässern haben die Quappen einen Entwicklungsvorteil gegenüber anderen Amphibien und können ihre Entwicklung bis zum erwachsenen Tier durchlaufen. Größere, tiefere oder beschattete Gewässer werden schnell von anderen Amphibien wie Gras- und Wasserfröschen, Erd- und Geburtshelferkröten oder Bergmolchen besiedelt. Alle diese Arten kommen auch in der Tongrube Oberauel vor. Aufgrund der wiederkehrenden Artenschutzmaßnahmen für die Gelbbauchunke befinden sich auf den beiden Steinbruchsohlen über 200 Kleingewässer, die regelmäßig entkrautet oder neu angelegt werden müssen. Von diesen Artenschutzmaßnahmen profitieren auch andere Artengruppen, die in Kleingewässern leben oder dort ihre Larvalentwicklung durchlaufen wie Wasserkäfer und Libellen. Auch seltenere Wasserpflanzen, wie der Wasserflöhe fangende Wasserschlauch (Utricularia spp.), und verschiedene Seggen und Binsenarten haben sich hier angesiedelt. Der immer wieder von aufkommender Vegetation befreite steinige Sohlengrund bietet darüber hinaus optimale Bedingungen für Pflanzen, die an magere, flachgründe Pionierlebensräume angepasst sind. Wichtig für die Gelbbauchunke sind nicht nur eine ausreichende Anzahl geeigneter Laichgewässer, sondern es müssen auch Versteckmöglichkeiten und Winterquartiere vorhanden sein. Der umgebende mittelalte Buchenwald mit viel Totholz und die durch Sukzession entstandenen Vorwälder an den Abbauwänden bedienen auch diese Lebensraumansprüche der in Nordrhein-Westfalen vom Aussterben bedrohten Amphibienart.
Ein Wanderweg passiert die obere Sohle der Tongrube. Dort erhält man Einblick in die Tümpellandschaft und kann je nach Jahreszeit auch die Spuren des teilweise maschinellen Einsatzes zum Erhalt des Unkenlebensraums erkennen. Das Verlassen der Wege ist nicht gestattet.
(Biologische Station Rhein-Berg, erstellt im Rahmen des Projektes „Naturschutz trifft Kulturlandschaft: STEINland“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege, 2018)
Internet naturschutzinformationen.nrw.de: FFH-Gebiet „Tongrube/Steinbruch Oberauel“ (Natura 2000-Nr. DE-5009-302) im Fachinformationssystem des LANUV NRW (abgerufen am 31.01.2019) biostation-rhein-berg.de: Gelbbauchunke - Projektregion Bergisches Land (abgerufen am 31.01.2019)
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