Nördlich des Biebersteiner Stausees grenzt das etwa 11 Hektar große Naturschutzgebiet „Steinbruch und Talhänge bei Bieberstein“ an, das im Jahr 2008 unter Naturschutz gestellt wurde und seine heutige Ausdehnung durch die Überarbeitung des Landschaftplanes 2014 erhielt. Vor Anlage des Stausees 1937 lag der Bruch noch 50 m über der Talsohle und wurde bis zum Einstau des Sees mittels einer Brems- oder Standseilbahn erschlossen. Diese endete Im Tal an einem Ladegleis der 1906 von Wiehl bis nach Waldbröl verlängerten Wiehltalbahn. Der Beginn des Abbaus wird in Zusammenhang mit dem Bahnbau stehen und ungefähr zu diesem Zeitpunkt zu vermuten sein. Doch erst 1936 wird der Bruch mit einer bereits erheblichen Ausdehnung in der topographischen Karte dargestellt. Eigentümer war zu Beginn des Abbaus der Graf von Sayn Wittgenstein, bis ca. 1936 C. Oeser und von ca. 1946 bis ca. 1968 Karl Penz, ältester Sohn von Christian Penz, Bruchmeister im Steinbruch Stupperhof.
Der Hauptbruch besteht aus einem 160 x 150 m großen, nach Süden offenen, runden Abbaukessel mit bis zu 20 m hohen Abbauwänden. Insgesamt lassen sich aus der ersten Betriebsphase bis 1937 fünf Abbausohlen erkennen die über Bremsbahnen erschlossen waren (BB 2 und BB 4). Deren Trassenverlauf wurde in die Schutthalden des Bruchs integriert. Die Bremsbahn BB 1 diente dem Abtransport hinab zur Wiehltalbahn. Kurz über dem heutigen Seeniveau gab es wohl eine Zwischenstation wo die gewonnenen Steine aus einem tiefer gelegenen Nebenbruch zugeladen werden konnten. Aufgrund der breiten Trassenanlage könnte es sich auch um eine Standseilbahn gehandelt haben.
Seitlich und unterhalb des Bruchs bilden sich ausgedehnte Schutthalden aus die heute den gesamten Hang bis hinunter zum See bedecken. Nach Einstau des Sees 1937 wird die Organisation des Transports umgestellt welcher nun von LKWs übernommen wird, die über eine neu ausgebaute Zufahrt direkt von Giershausen aus die untere Sohle des Bruchs anfahren. Die Luftbilder zeigen außerdem, dass vor dem Bruch neue Betriebsgebäude entstehen über die leider keine Informationen vorliegen. Im weiteren Verlauf des Steinabbaus bleibt die Größe des Abbaukessels nahezu unverändert. Anstelle den Kessel zu erweitern, geht man - wie auf dem Luftbild von 1957 zu erkennen ist - mit dem Abbau in die Tiefe. In den 1960er Jahren geht der Abbau zu Ende und die tieferen Sohlen beginnen sich mit Wasser zu füllen. Im Luftbildplan von 1969 ist bereits ein kleiner See erkennbar. Die diversen Betriebsgebäude sind noch sichtbar werden aber in den nächsten Jahren abgebrochen.
Heute befindet sich hier auf etwa 280 Metern über N.N. ein ganz besonderer Rückzugsort für die heimische Tier- und Pflanzenwelt in einem ehemaligen Grauwacke-Steinbruch; dieser ist im Laufe das 20. Jahrhunderts entstanden. Von einem lichten Eichen-Hainbuchenwald umgeben ist hier ein Mosaik aus besonders wertvollen Lebensräumen entstanden: Steile Felswände, nur spärlich von Pioniergehölzen wie der Birke bewachsen, ragen unmittelbar hinter einem durch die Abgrabung entstandenen zweigeteilten Teich auf, an dessen Ufer sich Röhrichte aus Igelkolben und Rohrkolben entwickelt haben. Fische, Amphibien und Libellen fühlen sich hier wohl.
Angrenzend finden sich Schotterhalden, die von wärmeliebenden Reptilienarten, aber auch von Libellen genutzt werden um sich zu sonnen und somit auf „Betriebstemperatur“ zu gelangen. Vor dem Gewässer auf der Sohle des ehemaligen Steinbruchs wächst auf felsigem Boden ein Magerrasen aus niedrigen Kräutern und Gräsern. Im Sommer blühen hier Flockenblumen und Margerite, von denen zahlreiche Insekten angezogen werden. In diesem Naturschutzgebiet konnten über 340 verschieden Falterarten nachgewiesen werden, darunter einige Nachtfalterarten, die auf der Roten Liste stehen.
Um dieses naturschutzfachliche Lebensraum-Mosaik zu erhalten, wird der Bereich von der Biologischen Station Oberberg regelmäßig gepflegt. So werden die Brombeer-Gebüsche, die randlich immer wieder auf die Magerrasenflächen eindringen, einmal jährlich zurückgeschnitten und in regelmäßigen Abständen werden auch die Felswände von dem Gehölzaufwuchs befreit. Damit dieser wertvolle und gefährdete Bereich nur den Tieren und Pflanzen vorbehalten bleibt, ist er eingezäunt und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Dennoch müssen immer wieder größere Mengen Müll illegaler Badegäste entsorgt werden.
(Biologische Station Oberberg, erstellt im Rahmen des Projektes „Naturschutz trifft Kulturlandschaft: STEINland“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege, 2018; historischer Teil ergänzt von Jörn Kling und Frederik Grundmeier, 2020)
Internet nsg.naturschutzinformationen.nrw.de: Naturschutzgebiet „Steinbruch und Talhänge bei Bieberstein“ (GM-091) im Fachinformationssystem des LANUV NRW (abgerufen am 20.12.2018)
Naturschutzgebiet Steinbruch und Talhänge bei Bieberstein
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Empfohlene Zitierweise
Biologische Station Oberberg (2018): „Naturschutzgebiet Steinbruch und Talhänge bei Bieberstein”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290150 (Abgerufen: 5. Dezember 2024)
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