Naturschutzgebiet Steinbruch Morkepütz

NSG GM-010

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Naturschutz
Gemeinde(n): Wiehl
Kreis(e): Oberbergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 57′ 45,5″ N: 7° 33′ 2,02″ O 50,96264°N: 7,55056°O
Koordinate UTM 32.398.214,09 m: 5.646.670,19 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.398.248,07 m: 5.648.488,78 m
  • Amphibientümpel im Steinbruch Morkepütz (2018)

    Amphibientümpel im Steinbruch Morkepütz (2018)

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  • Blick von der Abbruchkante auf die untere Sohle des Steinbruchs Morkepütz (2018)

    Blick von der Abbruchkante auf die untere Sohle des Steinbruchs Morkepütz (2018)

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  • Hauhechel-Bläuling (2009)

    Hauhechel-Bläuling (2009)

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  • Gemeine Sichelschrecke (2018)

    Gemeine Sichelschrecke (2018)

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  • Überreste der alten Laderampe im Steinbruch Morkepütz (2018)

    Überreste der alten Laderampe im Steinbruch Morkepütz (2018)

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  • Grauwacke-Felsen im Steinbruch Morkepütz (2018)

    Grauwacke-Felsen im Steinbruch Morkepütz (2018)

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  • Vertrockneter Magerrasen im Steinbruch Morkepütz (2018)

    Vertrockneter Magerrasen im Steinbruch Morkepütz (2018)

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  • Schachbrettfalter (2006)

    Schachbrettfalter (2006)

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  • Luftbild des Wilhelmsbruch bei Morkepütz (1958).

    Luftbild des Wilhelmsbruch bei Morkepütz (1958).

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  • Alte Laderampe an der Landstrasse unterhalb des Bruchs (2018).

    Alte Laderampe an der Landstrasse unterhalb des Bruchs (2018).

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  • Reste einer Aufbereitungsanlage im Steinbruch NSG Morkepütz (ca. 1960er Jahre) (2018).

    Reste einer Aufbereitungsanlage im Steinbruch NSG Morkepütz (ca. 1960er Jahre) (2018).

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  • Ehemaliger Verladesilo am Steinbruch NSG Morkepütz (2018).

    Ehemaliger Verladesilo am Steinbruch NSG Morkepütz (2018).

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  • Steinbruch NSG Morkepütz (2018).

    Steinbruch NSG Morkepütz (2018).

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Der Steinbruch Morkepütz liegt bei Wiehl im Mündungsbereich des Alpetals in das Wiehltal (198 bis 282 m über NN). Daraus ergibt sich eine Höhendifferenz von etwa 84 m. Das Gelände hat eine Ausdehnung von etwa 400 m in West-Ost-Richtung und ca. 250 m in Nord-Süd-Richtung.
Die Aue des Alpetals ist in diesem Bereich etwa 30 bis 40 m breit. Von hier aus wurde der Steinbruch in den Berg nach Norden vorgetrieben, wo heute nahezu vertikale Steilwände zu finden sind. Stellenweise sind die Wände recht instabil, sodass es kleinflächig ständig zu morphologischen Veränderungen kommt. Die das Gebiet nach Norden begrenzende Abbauwand weist im Zentrum eine Höhe von fast 35 m auf; sie stellt geomorphologisch eine steile Kante in der Landschaft dar, die vom gegenüberliegenden Bergrücken aus deutlich sichtbar ist. Nach Westen und Osten nimmt die Höhe dieser Steilwand ab und läuft jeweils in die ursprüngliche Geländeoberfläche aus. Im Steinbruch befinden sich zwei größere ehemalige Abbausohlen. Während die untere nur eine Größe von rund 1.000 m2 aufweist, ist die obere, aus zwei Teilflächen bestehende Sohle mehr als doppelt so groß. Die ebenen oder leicht geneigten Sohlen weisen eine Schotterbefestigung mit einsetzender Bodenbildung auf, der nackte Felsboden tritt hier nur randlich zutage.

Geschichte des Steinbruchs
Wärmeinsel im Wiehltal
Pflanzenwelt
Tierwelt des Steinbruchs
Naturschutzbedeutung des Steinbruchs

Geschichte des Steinbruchs
Ungefähr zeitgleich mit den anderen Brüchen des Wiehltals entsteht Anfang des 20. Jahrhunderts im Alpetal 500 m südlich des Dorfes Morkepütz der Wilhelmsbruch. Er liegt rund 40 m über der Talsohle des Alpetals. Der in einem großen Halbkreis auf zwei Sohlen angelegte Abbau erstreckt sich mit einer Breite von 260 m und einer Tiefe von 130 m über den Hang. Die nahezu senkrechten Abbauwände erreichen bis zu 40 m Höhe. Eine rund 370 m lange und bis zu 40 m hohe Schutthalde ergießt sich vor dem Bruch parallel zur Straße in das Tal und dominiert die Landschaft. Vor allem westlich des Bruchs erstrecken sich auch größere laterale Halden, die am Ostrand vergleichsweise klein bleiben. Insgesamt erreicht das Steinbruchareal eine Ausdehnung von rund 500 x 250 m, ungefähr 11 Hektar.

Der Bruch wird zu Beginn des Abbaus über eine 100 m lange Bremsbahn (BB 1) erschlossen. Auf dem Luftbild von 1938 ist weiter östlich eine zweite, längliche Struktur sichtbar. Ob es sich hier um eine weitere Bremsbahn (BB 2) oder z.B. eine Steinrutsche handelt ist nicht erkennbar. An jener Stelle wird auf einer zweiten, tiefer gelegenen Sohle gearbeitet. Innerhalb des Bruchs übernehmen Feldbahnen den Steintransport. Sie führen von den Abbaustößen im Bruchkessel zu den Kipperhütten auf dem breiten Haldenkopf vor dem Bruch und von da aus weiter bis zur Bergstation der Bremsbahn. Über Stichgleise wird der anfallende Schutt auf die seitlich liegenden Halden gefahren. Auf dem Haldenplateau vor dem Bruch liegen Betriebsgebäude wie z.B. eine Schmiede.

In der Frühphase des Abbaus übernahm wohl eine Feldbahn den Transport durch das Alpetal hinunter bis zur rund 1,3 km entfernten Ladestation der Wiehltalbahn am Bahnhof Alperbrück. An der Talstation der Bremsbahn war über eine Laderampe außerdem ein direkter Umschlag auf Fuhrwerke oder LKWs möglich. Zur Aufarbeitung der alten Halden und des anfallenden Schotters wird um 1932 ein eigenes kleines Brechwerk auf der Halde vor dem Bruch errichtet. In den 1950er Jahren wird der Betrieb auf gleislos umgestellt und von Osten aus eine Zufahrtsrampe für LKWsin den Bruch geschaffen. Die Feld- und Bremsbahnen sind damit Geschichte. 1965 endet der Abbau. Das Luftbild von 1974 zeigt eine noch weitestgehend kahle Steinbruchlandschaft. Die alten Betriebsgebäude werden 1975 abgerissen.

Wärmeinsel im Wiehltal
Bei dem Steinbruchgelände handelt es sich um eine nach Süden exponierte und geöffnete Hohlform. Durch diese Kesselform ist das Gelände – bis auf die oberen Steilwände und die Oberkante – gegenüber den vorherrschenden Südwest- bis Westwinden relativ windgeschützt. Die Exposition des Steinbruchgeländes hat eine intensive Sonneneinstrahlung und damit eine erhebliche Erwärmung des Geländes zur Folge, insbesondere auf den unbewachsenen Haldenstandorten und an den Steilwänden. Im Steinbruch finden sich allerdings auch Bereiche, die nordexponiert sind, sodass kleinflächig größere Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede auftreten (Herhaus 1994).
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Pflanzenwelt
Durch das räumlich enge Nebeneinander unterschiedlichster Standortbedingungen reicht die Vegetationsausbildung des Steinbruchs von nahezu vegetationslosen, nur mit einigen Moosen oder Flechten bewachsenen Stellen bis hin zu mehrschichtigen Sukzessions-Waldbeständen. Neben der Heterogenität der Kleinstandorte entstehen auch durch die Dynamik des Gesteins ständig neue Wuchsplätze, während alte vergehen. Für viele Pflanzenarten haben sich vor allem südexponierte Steinbrüche wegen ihrer günstigen klimatischen Verhältnisse als besondere Refugien erwiesen. Im Steinbruch Morkepütz konnten mehr als 200 Farn- und Blütenpflanzen und über 30 Moosarten ermittelt werden. Einige der nachgewiesenen Arten sind besonders charakteristisch für den trockenen Standort. So kommt das Silber-Fingerkraut (Potentilla argentea) im Oberbergischen nur an Bahnhöfen, in Steinbrüchen und einem sehr felsigen, mageren Bereich vor. Die Art besiedelt sommerwarme, mäßig trockene und lockere Kies- und Stein-, aber auch Lehmböden und kann als typische Steinbruchart charakterisiert werden. Als weitere im Oberbergischen sehr seltene und im Steinbruch Morkepütz vorkommende Art ist die thermophile Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum) anzuführen. Sie gedeiht hier auf einer wenig bewachsenen Abraumhalde.

Tierwelt des Steinbruchs
Im Steinbruch Morkepütz wurden bislang mehr als 220 Großschmetterlingsarten nachgewiesen. Davon befindet sich rund ein Zehntel auf der Roten Liste des Landes Nordrhein-Westfalen. Der an magere, extensiv genutzte Wiesen oder Wegsäume angepasste Schachbrettfalter (Melanargia galathea) ist im Steinbruch regelmäßig anzutreffen. Die Falter fliegen gerne die Blüten von Flockenblumen, Disteln oder Habichtskräutern (Hieracium) an, die alle im Steinbruch Morkepütz vorkommen. Der Schachbrettfalter lässt seine Eier meist einzeln auf den Boden fallen, die Raupen ernähren sich später von grünen oder auch welken Grasblättern. Auch der Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) besiedelt den Steinbruch. Seine Raupen ernähren sich vom Gemeinen Hornklee (Lotus corniculatus).
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Naturschutzbedeutung des Steinbruchs
Das Naturschutzgebiet Steinbruch Morkepütz bietet im atlantisch geprägten Oberbergischen Land einen Lebensraum für trocken- und wärmeliebende Tierarten. Diese werden besonders durch das reiche Blütenangebot, die Strukturvielfalt und die Trockenheit angelockt. Für die Ausweisung des Steinbruchs als Naturschutzgebiet im Jahr 1990 waren vor allem folgende Punkte ausschlaggebend:
  • die hohe Artenvielfalt an Schmetterlingen,
  • das Vorkommen seltener und bedrohter Arten,
  • der Schutz der Fläche vor alternativen Nutzungen,
  • die Sicherung eines Steinbruchs als repräsentativer Lebensraum,
  • der geologisch-wissenschaftliche Wert und die Erhaltung eines Reliktes zum Gesteinsabbau im Oberbergischen aus kulturhistorischer Sicht.

Der Steinbruch dient als Trittsteinbiotop für Arten, die in Lebensräumen mit ähnlicher Struktur und Artenzusammensetzung vorkommen. Um diese Bedeutung zu erhalten, werden in Kooperation zwischen der Basalt AG, dem Oberbergischen Kreis und der Biologischen Station Oberberg Pflegemaßnahmen durchgeführt. Hierzu zählen u. a.
  • die Pflege des Magergrünlandes durch Beweidung mit der Wanderschafherde der BSO,
  • das Entbuschen zur Erhaltung der Offenlandbereiche und besonnter Felswände und Hangschuttfächer,
  • die niederwaldartige Bewirtschaftung von Gehölzbeständen und
  • die Anlage von Kleinstgewässern als Laichgebiet für Amphibien.

Schließlich bleibt festzuhalten, dass das Untersuchungsgebiet für viele Arten, die in der den Steinbruch umgebenden Kulturlandschaft stark zurückgedrängt wurden, ein Rückzugsgebiet darstellt und dadurch ihr Überleben gesichert werden kann. Gleichzeitig dient es als Ausbreitungszentrum und muss mit ähnlich strukturierten Biotopen im Zusammenhang betrachtet werden.

(Biologische Station Oberberg, erstellt im Rahmen des Projektes „Naturschutz trifft Kulturlandschaft: STEINland“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege, 2018; historischer Teil ergänzt von Jörn Kling und Frederik Grundmeier, 2020)

Internet
nsg.naturschutzinformationen.nrw.de: Naturschutzgebiet „Steinbruch Morkepütz“ (GM-010) im Fachinformationssystem des LANUV NRW (abgerufen am 30.01.2019)
basalt-lebensraeume.de: Morkepütz - Eine Wärmeinsel im Bergischen Land (abgerufen am 21.02.2019)
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Literatur

Galunder, Rainer (1990)
Die Flora des Oberbergischen Kreises. Gummersbach.
Herhaus, Frank (1994)
Der „Grauwacke“-Sandsteinbruch NSG „Morkepütz“ im Bergischen Land. – dargestellt unter dem Aspekt des Naturschutzes. o. O.

Naturschutzgebiet Steinbruch Morkepütz

Schlagwörter
Ort
51674 Wiehl - Morkepütz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Naturschutz
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung

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Biologische Station Oberberg (2018): „Naturschutzgebiet Steinbruch Morkepütz”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290262 (Abgerufen: 19. April 2024)
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