Historische Landschaftsnutzungen rund um den Weinbau im Siebengebirge

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
  • Ansicht des Pfaffenröttchens bei Königswinter. Lithographie von Nikolaus Christian Hohe (um 1850).

    Ansicht des Pfaffenröttchens bei Königswinter. Lithographie von Nikolaus Christian Hohe (um 1850).

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Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein waren Weingüter in großen Teilen Selbstversorgerbetriebe und setzte man im Siebengebirge auf eine Wirtschaftsweise, die sie möglichst unabhängig von teuren Zukäufen machte. Wein war zwar begehrtes Handelsgut, aber äußerst krisenanfällig. Missernten konnten zu Totalausfällen an Einnahmen führen. Pachthöfe mussten zudem einen Großteil der erzeugten Weintrauben als Pachtzins abgeben. Neben dem Ackerbau zur Eigenversorgung spielte der Wald eine besonders wichtige Rolle. Er lieferte jedes Jahr Hunderte von Weinbergspfählen und Brennholz, aber auch Viehfutter und Einstreu zur Viehhaltung. Das Vieh wiederum lieferte den Dünger für die Weinberge. Ohne Waldnutzung gab es keinen Wein.

Allerdings war der Wald um 1850 - damals „Busch“ genannt - kaum mit dem heutigen Wald zu vergleichen. Bewirtschaftet wurde er als Niederwald. Regional finden sich sehr unterschiedliche Arten dieser Waldformen, alle beruhen aber auf einem regelmäßigen Schnitt ausschlagfähiger (Laub-) Bäume. Im Siebengebirge wurden vorrangig Rotbuchen als Niederwald kultiviert. Die Stämme wurden hüfthoch geschnitten und von den zahlreichen Austrieben dienten die jeweils dicksten als Weinbergspfähle. Da diese im Siebengebirge „Rahmen“ genannt wurden, hießen diese systematisch bewirtschafteten Niederwälder „Rahmbüsche“. In geringerem Maße spielte für die Rahmengewinnung die Zweitnutzung des Eichenschälwaldes eine Rolle. Hier ging es primär um die Gewinnung der Lohrinde zur Gerbstoffgewinnung; die geschälten (und abgestorbenen) Stämmchen eigneten sich darüber hinaus aber ebenfalls als Rebpfahl.

Der Niederwald hatte neben einer forst- immer auch eine landwirtschaftliche Bedeutung. Der lockere und lichtdurchlässige Aufbau des Busches begünstigte eine Krautschicht am Boden, die als Einstreu und Futter für die Viehhaltung genutzt wurde. Zeitweilig beweidete Hutewiesen und Heiden durchzogen den Busch. In den rheinnahen Gemeinden des Siebengebirges mangelte es an Weide- und Ackerland, zugleich war aber in den engen, ost- und nordexponierten Seitentälern genügend Busch vorhanden. Die heute strikte Trennung von Weinberg, Wiese und Wald war durch diverse Mehrfachnutzungen offener.

(Christiane Lamberty, Siebengebirgsmuseum Königswinter, 2024)

Literatur

Lamberty, Christiane; Scheuren, Elmar; Steinwarz, Dieter (2024)
Zwischen Wingert und Busch. Wanderführer zu den historischen Landschaftsnutzungen rund um den Weinbau. Königswinter.

Historische Landschaftsnutzungen rund um den Weinbau im Siebengebirge

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„Historische Landschaftsnutzungen rund um den Weinbau im Siebengebirge”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-352209 (Abgerufen: 14. Dezember 2024)
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