Ansicht des ehemaligen Gebäudes des Winzervereins in Oberdollendorf. Ansichtskarte (um 1910)
Copyright-Hinweis:
Heimatverein Siebengebirge e. V.
Fotograf/Urheber:
unbekannt
Medientyp:
Bild
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Ansicht des ehemaligen Gebäudes des Winzervereins in Oberdollendorf. Ansichtskarte (um 1910).
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Erwerbsanbau setzt eine funktionierende Handels- bzw. Verwertungskette voraus. Da aber nicht alle Winzerinnen und Winzer über eigene Kelteranlagen verfügten, nutzten einige die Kelter des örtlichen Winzervereins. Andere verkauften ihre Trauben an Händler, die häufig komplette Ernten übernahmen. Ein Traubenhändler kaufte beispielsweise 1905 neben der kompletten Lese des Gutes Heisterberg auch gleich die von 25 weiteren Winzern.
Da die Trauben rasch verarbeitet werden mussten, war häufig wenig Spielraum für Preisverhandlungen gegeben. Winzergenossenschaften setzten hier an: Sie boten den Mitgliedern eine Absatzmöglichkeit vor Ort zu Bedingungen, die sie selbst mitgestalteten. Die Verwertung in den genossenschaftlichen Kelteranlagen war der erste Schritt; häufig schloss sich ein gemeinschaftlicher Verkauf an. Neben Trauben konnte in den Anlagen auch anderes Obst verwertet werden. An solchen Genossenschaften orientierte sich der Oberdollendorfer Ortsvorsteher Leo Tendler, als er in der wirtschaftlich sehr angespannten Lage nach dem Ersten Weltkrieg 1920 zur Gründung einer Verwertungsgenossenschaft für Obst aufrief. Die Obstgemeinschafts-Brennerei Oberdollendorf wurde innerhalb nur eines Monats als Genossenschaft aufgebaut. 1925 zählte die Brennerei 178 Mitglieder.
Nach 1925 zog die Genossenschaft in die Bachstraße. Auch die (Obst-) Bauern aus Oberpleis und Stieldorf brachten ihre Ernten hierher. Ab 1935 trat die Genossenschaft als Trauben- und Früchteverwertung der Winzer und Bauern am Siebengebirge G.m.b.H. auf. Der Schwerpunkt verlagerte sich auf die Produktion von Apfel- und Traubensaft, der in den 1930er Jahren als alkoholfreie Alternative zum Wein propagiert wurde: „Süßmost ist veredeltes Obst!“ - war die allgemeine Parole. Zugleich konnte so auch zweitklassiges Wirtschaftsobst verwertet werden. Süßmost als „Volksgetränk“ anzupreisen hatte aber neben medizinischen auch wirtschaftliche Gründe: Schließlich sei Süßmost auch für Kinder und Schwangere geeignet und erschließe so einen riesigen Markt. Die Steigerung der Süßmosterzeugung wurde durch breit angelegte Propaganda und staatliche Beihilfen gefördert.
1940 kam es unter dem Namen Winzerverein Siebengebirge zu einer Verschmelzung der Obstverwertungs-Genossenschaft mit dem Winzerverein. 1968 übernahm der Vater des heute einzigen Vollerwerbswinzers in Oberdollendorf, Josef Blöser, mit der Aufgabe des Winzervereins das ehemalige Genossenschaftsgebäude in der Bachstraße. Die Brennerei des Winzervereins bestand noch mindestens bis 1962, die Obstkelterei noch bis 1972. Das Gebäude des ehemaligen Winzervereins stammt aus dem Jahr 1636 und wurde im 19. Jahrhundert erweitert. Um 1800 diente es als Bürgermeisterei. Außerdem betrieb hier der Bürgermeister und Chronist des Ortes, Hermann Christian Hülder, eine Lohgerberei: Diese verwendete die Eichenrinde aus den nahen Eichenschälwäldern als Gerbstoff. Dazu wurde die Rinde zunächst in einer der Lohmühlen gemahlen. An Hülder erinnert eine Tafel an der Fassade. In den 1870er Jahren wurde die Gerberei mit einer Gastwirtschaft kombiniert. Nach Aufgabe der Gerberei übernahm in den 1920er Jahren Christian Kemp die Gastwirtschaft, die ab 1927 von Peter Weber betrieben wurde. Der mit der Einrichtung der Gaststätte angebaute Saal wurde 2019 abgerissen.
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation
Historischer Zeitraum
Beginn 1636
Empfohlene Zitierweise
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Christiane Lamberty (2024): „Ehemaliger Winzerverein Siebengebirge: Wein und Obst”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-352212 (Abgerufen: 27. März 2025)
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