Bensberger Erzrevier

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
  • Das "Bensberger Erzrevier" liegt im Bergischen Land und umfasst die Kreise Rhein-Berg, Oberberg und Rhein-Sieg.

    Das "Bensberger Erzrevier" liegt im Bergischen Land und umfasst die Kreise Rhein-Berg, Oberberg und Rhein-Sieg.

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  • Die Ende des 19. Jahrhunderts erstellte neue Erz-Aufbereitungsanlage der Grube Berzelius auf einer kolorierten Postkarte. Die Anlage wurde um 1925 abgebrochen.

    Die Ende des 19. Jahrhunderts erstellte neue Erz-Aufbereitungsanlage der Grube Berzelius auf einer kolorierten Postkarte. Die Anlage wurde um 1925 abgebrochen.

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  • Die Betriebsgebäude der Grube Blücher um 1880. Es handelt sich um die einzige erhaltene Aufnahme aus der Betriebszeit. Das Original ist stark beschädigt (Stadtarchiv Bergisch Gladbach, D1541).

    Die Betriebsgebäude der Grube Blücher um 1880. Es handelt sich um die einzige erhaltene Aufnahme aus der Betriebszeit. Das Original ist stark beschädigt (Stadtarchiv Bergisch Gladbach, D1541).

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  • Das ehemalige Steigerhaus der Grube Apfel heute (2024). Das Fachwerkgebäude war im 19.Jahrhundert Wohnhaus des Obersteigers Johann Mangold mit seiner Familie.

    Das ehemalige Steigerhaus der Grube Apfel heute (2024). Das Fachwerkgebäude war im 19.Jahrhundert Wohnhaus des Obersteigers Johann Mangold mit seiner Familie.

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  • Die Förderbahn "Appeler Bahn" verlief mit sehr gleichmäßigem Gefälle von der Grube Apfel zur ehemaligen Aufbereitungsanlage in Immekeppel. Auf dem alten Bahndamm verläuft heute ein Wanderweg durch das Naturschutzgebiet Volbachtal (2024).

    Die Förderbahn "Appeler Bahn" verlief mit sehr gleichmäßigem Gefälle von der Grube Apfel zur ehemaligen Aufbereitungsanlage in Immekeppel. Auf dem alten Bahndamm verläuft heute ein Wanderweg durch das Naturschutzgebiet Volbachtal (2024).

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  • Unmittelbar vor dem verstürzten Stollmundloch des tiefen Ehrenfeldstollens sind noch eine Eisenschiene und Bahnschwellen am Ufer des Volbachs erhalten (2024).

    Unmittelbar vor dem verstürzten Stollmundloch des tiefen Ehrenfeldstollens sind noch eine Eisenschiene und Bahnschwellen am Ufer des Volbachs erhalten (2024).

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  • Unterhalb der Quellfassung sind kräftige, rostrote Eisenausfällungen des Grubenwassers aus dem Wetterschacht der Grube Blücher zu erkennen. Diese bilden rote Schlämme, die auch Schwefel und giftige Schwermetalle enthalten (2024).

    Unterhalb der Quellfassung sind kräftige, rostrote Eisenausfällungen des Grubenwassers aus dem Wetterschacht der Grube Blücher zu erkennen. Diese bilden rote Schlämme, die auch Schwefel und giftige Schwermetalle enthalten (2024).

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  • Da Bäume nur schlecht auf den verbliebenen Resthalden wachsen können, hat sich auf den ehemaligen Waschhalden der Grube Berzelius ein besonderes Biotop, teilweise mit Heide-Vegetation, gebildet (2023).

    Da Bäume nur schlecht auf den verbliebenen Resthalden wachsen können, hat sich auf den ehemaligen Waschhalden der Grube Berzelius ein besonderes Biotop, teilweise mit Heide-Vegetation, gebildet (2023).

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  • Bei einer archäologischen Prospektion im Jahr 2024 wurde aus einer Halde vor dem verstürzten Blücher-Stollen ein schweres Bergeisen (1095g) mit der Schlagmarke "XII" geborgen. Es stammt wahrscheinlich aus der Frühen Neuzeit.

    Bei einer archäologischen Prospektion im Jahr 2024 wurde aus einer Halde vor dem verstürzten Blücher-Stollen ein schweres Bergeisen (1095g) mit der Schlagmarke "XII" geborgen. Es stammt wahrscheinlich aus der Frühen Neuzeit.

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Das Bensberger Erzrevier ist eine von ergiebigen Blei- und Zinklagerstätten geprägte Montanregion im Bergischen Land östlich von Köln. Die Anfänge des Bergbaus gehen hier mindestens bis in römische Zeit zurück, wobei zunächst Silber, Kupfer und Blei gewonnen wurden. Diese Metalle wurden auch im Hochmittelalter und in der Frühen Neuzeit intensiv abgebaut. Die letzte und größte Blütephase erlebte das Revier in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen der Zinkindustrie.

LVR-Förderprojekt „Bensberger Erzrevier“
Begriff und räumliche Ausdehnung
Geologische Voraussetzungen
Archäologie und Altbergbau
Bedeutung für die regionale Industrialisierung
Kulturlandschaft und Umweltschutz

LVR-Förderprojekt „Bensberger Erzrevier“
Anfang 2023 startete beim Bergischen Geschichtsverein Rhein-Berg ein umfassendes Projekt zur Dokumentation, Vernetzung und Vermittlung der Zeugnisse des Bensberger Erzreviers, das von der Regionalen Kulturförderung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) unterstützt wird. Dadurch wird das für die historische Entwicklung des Bergischen Landes wichtige Thema nach modernen Standards wissenschaftlich aufgearbeitet und zeitgemäß präsentiert. Dies wurde durch die Mithilfe der Kulturabteilung des Rheinisch-Bergischen Kreises, des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte sowie des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege möglich. Diese engagieren sich auch als fachliche Berater*innen.
Die umfangreichen Arbeiten von zahlreichen Heimatforschenden erhalten dabei eine respektvolle und kritische Sichtung. Zudem werden ergänzende Unterlagen aus überregionalen Archiven erschlossen und die Standorte der Montanbetriebe nach modernen digitalen Standards kartiert. Aufrufe an die Bevölkerung, sich aktiv an der Projektarbeit zu beteiligen, stießen auf eine erfreuliche und vielfältige Resonanz.
Wichtigster Schwerpunkt des Projektes ist die systematische Erfassung und Dokumentation der erhaltenen Zeugnisse, und zwar über die Bergwerke und anderen Betriebsstandorte hinaus auch Verwaltung, Siedlungen und Infrastruktur. Es sind bis in jüngste Zeit immer wieder wichtige Zeugnisse verloren gegangen, weil ihre geschichtliche Bedeutung nicht ausreichend erkannt oder berücksichtigt wurde.
Schon in der Initialphase konnten Möglichkeiten zur internationalen Vernetzung genutzt werden. In Belgien ist 2018 die internationale Vereinigung „Vieille Montagne Heritage Association“ (VMHA) gegründet worden, welche die Erforschung der Geschichte des belgischen Weltkonzerns unterstützt, indem sie die Erschließung des zentralen Firmenarchivs fördert und lokale Forscher*innen international vernetzt. Die „Vieille Montagne“ war innovative Kraft für die Nutzung des „neuen“ Metalls Zink in Europa. Bensberg spielte dabei als wichtigster Bergbaustandort der „Gesellschaft des Altenbergs“, der deutschen Tochtergesellschaft, eine bedeutende Rolle. Durch die Kooperation mit der VMHA wurden etwa alte Originalfotografien zugänglich, die im Staatsarchiv Lüttich aufbewahrt werden. Viele Aufnahmen waren hierzulande unbekannt oder nur in minderwertiger Qualität publiziert worden. Die restaurierten und gestochenen scharfen Bilder geben nun einen völlig neuen Eindruck vom technischen und gestalterischen Aufwand der Anlagen.
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Begriff und räumliche Ausdehnung
Der heute gängige Begriff „Bensberger Erzrevier“ ist nie klar definiert worden. Ein preußisches „Bergrevier Bensberg“ existierte verwaltungsrechtlich ab 1853 nur für kurze Zeit. Trotz zunehmender wirtschaftlicher Bedeutung wurde es bereits 1865 mit dem Revier Solingen zum „Bergrevier Deutz“ zusammengeschlossen. In der Geologischen Forschung wurde jedoch 1912 der Begriff „Bensberger Erzdistrikt“, etwas später auch „Erzbezirk“, eingeführt. Die Verwendung des heute gängigeren Begriffs „Bensberger Erzrevier“ stellt also eine sprachliche Komposition aus dem alten „Revier Bensberg“ und den geologischen Begriffen dar. Der Name hat sich gegenüber den anderen temporären Benennungen durchgesetzt, da er deutlicher naturräumliche Gegebenheiten und wirtschaftsgeschichtliche Bedeutung widerspiegelt. Geologisch betrachtet, umfasst das „Bensberger Erzrevier“ auch große Teile des östlich anschließenden preußischen Reviers Ründeroth. Größe und wirtschaftliche Bedeutung der Erzgruben lassen nach Osten hin aber nach, insbesondere tritt dort das Zinkerz mengenmäßig weit hinter die Bleierze zurück.
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Geologische Voraussetzungen
Charakteristisch für das Bensberger Erzrevier ist die Vererzung der regional auftretenden mitteldevonischen Schichten des Rheinischen Schiefergebirges im Bereich von Störungszonen. Gut 350 Millionen Jahre alte Meeresablagerungen falteten sich in den folgenden Epochen zum Gebirge auf, wobei Klüfte und Risse entstanden. Unter großem Druck lagerten dort heiße wässrige Lösungen metallhaltige Mineralien ab, die zur Bildung der sogenannten „Hydrothermalen Ganglagerstätten“ führten. Die entstandenen Erzgänge hatten Längen von wenigen Metern bis hin zu mehreren hundert Metern. Deren Mächtigkeit reichte dabei von wenigen Zentimetern bis hin zu einigen Metern. Die bauwürdige Tiefe der Gänge betrug in Ausnahmefällen bis zu 500 Meter, gewöhnlich aber unter 200 Meter und war damit relativ gering. Bei fast allen Gruben lagen die ertragreichsten Erzmengen in den oberen Bereichen, was den frühen Bergbau stark begünstigte. Als weitere geologische Besonderheit des Erzdistrikts gilt der ungewöhnlich hohe Anteil an Zink gegenüber dem Blei. In geringerem Maße treten auch Kupfer und Silber auf, die im vorindustriellen Bergbau sehr gezielt ausgebeutet wurden. Auch Eisenerze sind vorhanden, hatten hier aber nie eine vergleichbar bedeutende Rolle wie zum Beispiel im benachbarten Siegerland.
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Archäologie und Altbergbau
Durch den Gebirgsabtrag reichen viele Erzgänge bis an die Oberfläche. In diesen Bereichen konnten Anreicherungen vor allem von Eisen und silberhaltigen Mineralen entstehen, die für den Altbergbau von großer Bedeutung waren. Solche als „Eiserne Hut“ bezeichnete Zonen wurden gewöhnlich im Tagebau oder kleinen Schächten ausgebeutet, die nur knapp unter den Grundwasserspiegel reichten.
Archäologische Funde von der Grube Lüderich bei Rösrath datieren die wahrscheinlichen Anfänge des Bergbaus noch in die vorrömische Eisenzeit. Im Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe befindet sich eine Sammlung von Fundstücken, die erst in jüngster Zeit wissenschaftlich bearbeitet wurde. Dabei stellte sich deren große Bedeutung für den frühen Bergbau heraus. Ähnliche mittelalterliche Funde aus der Grube Bliesenbach bei Engelskirchen befinden sich im Deutschen Bergbau-Museum in Bochum. Die beiden Fundkomplexe bestehen überwiegend aus Holz und sind von überregionaler Bedeutung für die gesamte europäische Montanarchäologie.
Durch Grabungen des Deutschen Bergbau-Museums Bochum wurde die römische Blei- und Silbergewinnung vom Anfang des ersten Jahrhunderts nach Christus auf dem Lüderich untersucht. Die größte Blütephase des mittelalterlichen Bergbaus liegt im 12. Jahrhundert. Funde dieser Zeit sind von den großen Gruben Lüderich und Bliesenbach, aber auch von zahlreichen kleineren Gruben bekannt. An der Silberkaule bei Much ist für diese Zeit eine Siedlung von spezialisierten Bergknappen nachgewiesen, wie sie sonst nur aus bedeutenden Montanrevieren bekannt sind. 1122 bekam die Abtei Siegburg von Kaiser Heinrich V. das Bergregal für ihre Besitzungen an Sieg, Sülz und Agger verliehen. Die Abtei war wirtschaftlich eng an die Kölner Erzbischöfe gebunden. Die oberflächennahen und silberreichen Vorkommen scheinen spätestens Mitte des 13. Jahrhunderts erschöpft gewesen zu sein.
Ein neuer Aufschwung erfolgte im ausgehenden Mittelalter und insbesondere mit dem Technologiesprung der Renaissance. Im Mittelpunkt stand nun vor allem das Blei, das von finanzstarken Kölner Gewerkschaften gefördert und überregional vertrieben wurde. In welchem Umfang das mit dem Blei vergesellschaftete Silber noch von Bedeutung war, ist nicht bekannt. 1484 erhielt der Kölner Großhändler Tönis van Merle eine Generalbelehnung für das Bergische Land. Es folgten Verleihungen 1485, 1512 und 1518. Ein erheblicher Teil des Altbergbaus auf den Bleilagerstätten scheint aus dieser Epoche zu stammen; nach der Mitte des 16. Jahrhunderts sind aber keine Belege mehr bekannt. Durch die immensen Einfuhren von Silber aus der „Neuen Welt“ gerieten viele europäische Montanreviere zu dieser Zeit in eine Krise.
Im 18. Jahrhundert erfolgten zahlreiche Versuche, den Bergbau mit Hilfe des Schießpulvers neu zu beleben. Die Bemühungen waren jedoch nur selten von Erfolg gekrönt, da viele Lagerstätten bereits bis tief unter den Grundwasserspiegel ausgebeutet waren. Die Verwaltung der Bergwerke erfolgte zu dieser Zeit durch die Kellnerei des bergischen Amtes im Alten Schloss zu Bensberg.
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Bedeutung für die regionale Industrialisierung
Mit der industriellen Revolution verbesserten sich die Rahmenbedingungen abermals gravierend. Durch die Nutzung von Dampfmaschinen konnten auch tiefe Gruben leicht entwässert werden. Für das Bensberger Revier waren die technologischen Fortschritte in der Zinkverhüttung noch wichtiger. Da die zuvor wertlose Zinkblende einfach von den vorindustriellen Halden aufgelesen werden konnte, entwickelte sich die Region ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zum wichtigsten Fördergebiet für „Blende“ in Preußen. Wie umfangreich dieser Anteil war, ist an den Gruben Weiß, Apfel und Blücher zu erkennen. Anfangs wurde dort zum Teil zweihundert Mal mehr Zink als Blei gefördert. Auch untertägig erfolgte zunächst das Ausräumen der Zinkerze aus dem „Alten Mann“, wie die Bergleute die vorindustriellen Grubenbaue nannten. Nach derzeitigem Kenntnisstand scheint die Ausbeutung des Altbergbaus in keinem anderen deutschen Bergrevier einen vergleichbar hohen Stellenwert gehabt zu haben.
Die ab der Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende Boomphase des regionalen Bergbaus wirkte sich durch die zu- und weiterverarbeitenden Industrien stark auf die gesamte Region ein. Hier spielte zum Beispiel die Kölner Maschinenbauindustrie als Bergbau-Austatter eine besondere Rolle. Auch die Weiterverarbeitung von Blei und Zink als Grundstoffe von Farben, Medikamenten und Beschichtungen war von erheblicher Bedeutung. Zinkblech kam als preiswertes Material zur Dachdeckung, Blei in der Sanitär- und Elektroindustrie, so besonders für Batterien, zur Anwendung. Die Beziehungen des Bensberger Reviers waren dabei über den rheinischen Wirtschaftsraum hinaus zahlreich und vielfältig.
Der industrielle Maßstab bedingte auch den Ausbau und die Entwicklung der Infrastruktur sowie die Entstehung ausgesprochener Bergbauorte. Die großen Betriebe initiierten den Ausbau des Straßen- und Schienennetzes und beteiligten sich daran finanziell.
Nur einige exemplarische bauliche Zeugnisse des Erzbergbaus im Bergischen sind als Industriedenkmale geschützt, insbesondere auf dem und um den Lüderich. Zahlreiche weitere Zeugnisse, insbesondere Wohnhäuser, aber etwa auch die Reste der Immekeppeler Hütte und der Grube Berzelius, sind aufgrund zahlreicher Veränderungen und Teilabbrüche nicht als gesetzlich geschützte Denkmale anerkannt, aber sehr wohl erhaltenswert aufgrund ihrer historischen Bedeutung. Auch ein Teil der archäologischen Zeugnisse, etwa Pingenfelder und Halden, sind dank der langjährigen Aktivitäten der Außenstelle Overath des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland, als Bodendenkmale eingetragen.
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Kulturlandschaft und Umweltschutz
Auch der Naturschutz spielt in der Projektarbeit eine gewichtige Rolle. Ein naturkundlicher Untersuchungsaspekt gilt den Auswirkungen von Bergbau und Verhüttung auf die Flora und Fauna der Region. Bis heute wird an vielen Stellen die Tier- und Pflanzenwelt durch Hinterlassenschaften des Bergbaus sowie von langjährigen Emissionen geprägt. Halden und Industriebrachen werden von besonderen Tier- und Pflanzenpopulationen besiedelt, welche die einheimische Flora und Fauna bereichern und beeinflussen. Sichtbar und dauerhaft verändert wurden auch Wasserhaushalt und Gewässer im Einzugsbereich des Bensberger Erzreviers. In Zusammenarbeit mit dem Rheinisch-Bergischen Naturschutzverein (RBN) werden diese Aspekte ausgearbeitet und in die Darstellung und Vermittlung einbezogen werden. Das Exkursionszentrum des RBN in Overath-Immekeppel bildet dazu den idealen Ausgangspunkt. Zudem erfolgen gemeinsam mit dem Bergischen Streuobstwiesenverein e.V. Schritte zur Pflege der an den ehemaligen Standorten vorhandenen Beständen. Diese stellen heute wertvolle Biotope und zugleich einen wichtigen Teil der historischen Kulturlandschaft dar, drohen bei mangelnder Pflege aber verloren zu gehen.

(Peter Schönfeld, Alexander Kierdorf und Marc Remmert, Bergischer Geschichtsverein Rhein-Berg e.V., 2024)

Projektbeteiligte
bgv-rhein-berg.de: Bergischer Geschichtsverein Rhein-Berg e.V. (abgerufen 11.10.2024)
bergisches-museum.de: Bergisches Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe (abgerufen 11.10.2024)
bergischer-naturschutzverein.de: Rheinisch-Bergischer Naturschutzverein e.V. (abgerufen 11.10.2024)
bodendenkmalpflege.lvr.de: LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Außenstelle Overath (abgerufen 11.10.2024)
rheinische-landeskunde.lvr.de: LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, Abteilung Alltagskultur (abgerufen 11.10.2024)
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Literatur

Buff, Emil (1882)
Beschreibung des Bergreviers Deutz. Bonn.
Effertz, Eva Mirjam (1988)
Bergbauobjekte als persistente Elemente der Kulturlandschaft und ihre Berücksichtigung in der Planung: Der bergische Blei-Zink-Bezirk als Beispiel. Diplomarbeit Geographie Bonn.
Geurts, Gerhard; Hilden, Hans-Dieter; Ommer, Herbert; Stahl, Herbert / Bergischer Geschichtsverein Rhein-Berg (Hrsg.) (2006)
Das Erbe des Erzes, Band 3. Die Gruben in der Paffrather Kalkmulde. (Schriftenreihe des Bergischen Geschichtsvereins Rhein-Berg e.V. 49.) Bergisch Gladbach.
Geurts, Gerhard; Ommer, Herbert; Stahl, Herbert / Förderverein des Bergischen Museums für Bergbau, Handwerk und Gewerbe (Hrsg.) (2004)
Das Erbe des Erzes, Band 2. Die Gruben auf den Gangerzlagerstätten im Erzrevier Bensberg. Bergisch Gladbach.
Heinz, David / Rheinisch-Bergischer Kreis (Hrsg.) (1980)
Das war das Bensberger Erzrevier. An einem Wendepunkt der Industriegeschichte im Bergischen Land. In: Rheinisch-Bergischer Kalender 50, S. 42-68. Bergisch Gladbach.
Jux, Ulrich / Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (1982)
Geologische Karte von Nordrhein-Westfalen 1:25000. Erläuterungen zu Blatt 5009 Overath. Krefeld.
Kierdorf, Alexander; Schönfeld, Peter (2023)
Unser Förderprojekt zum Bensberger Erzrevier. Vorstellung und erste Ergebnisse. In: Heimat zwischen Sülz und Dhünn 28, S. 7-12. Bergisch Gladbach.
Körlin, Gabriele; Peternek, Sandra (2020)
Römischer Bergbau und Verhüttung auf dem Lüderich bei Rösrath. In: G. Yalcin / O. Stegemeier (Hrsg.), Metallurgica Anatolica. Festschrift für Ünsal Yalcin., S. 283-294. Bochum.
Schönfeld, Peter; Tegtmeier, Ursula (2023)
Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Funde vom Lüderich. Überraschende Ergebnisse zum frühen Bergbau nördlich der Alpen. In: Heimat zwischen Sülz und Dhünn 28, S. 12-18. Bergisch Gladbach.
Stahl, Herbert / Bergischer Geschichtsverein Rhein-Berg e. V.; Stadtarchiv Bergisch Gladbach (Hrsg.) (2014)
Das Erbe des Erzes. Band 5. Neue Nachrichten und Geschichten zum Erzrevier Bensberg. Bergisch Gladbach.

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Kulturlandschaftspflege, Landeskunde

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Peter Schönfeld, Alexander Kierdorf, Marc Remmert, „Bensberger Erzrevier”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-351795 (Abgerufen: 19. Februar 2025)
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