Geologie
Vorindustrieller Bergbau
Historische Entwicklung
Gesellschaftliche Bedeutung des Bergbaus
Heutiger Zustand
Geologie
Die Lagerstätte mit dem Grubenfeld befindet sich am Hang eines Höhenrückens, der im östlichen Bereich Hardt und weiter westlich Hardtknippen genannt wird. Dieser fällt mit deutlicher Neigung nach Norden zum Lerbach hin ab. Die Erze der Grube Blücher sind in hydrothermalen Gängen abgelagert, die sich in den Bensberger Schichten des Rheinischen Schiefergebirges befinden. Diese enthalten hauptsächlich Zink- und Bleierze, die von geringeren Mengen an Kupfer- und Schwefelerz begleitet werden. Wichtigste Lagerstätte war der Napoleon-Gang, der auf einer Länge von circa 800 Metern mit bis zu 25 Metern breiten Trümmerzonen verlief. Von diesem zweigten mehrere Nebengänge ab, von denen der Blücher-Gang von großer Bedeutung war. Die reichsten Erze wurden in den zentralen Bereichen und den oberen Teufen bis etwa 45 Meter angetroffen. Dies machte die Grube Blücher für einige Zeit äußerst profitabel, ermöglichten aber keinen dauerhaften Betrieb.
Vorindustrieller Bergbau
Der alte Flurname „Steinerne Wand“ deutet an, dass im zentralen Bereich wahrscheinlich bereits ein älterer Tagebau bestand, von dem keine Spuren erhalten geblieben sind. In den östlichen und westlichen Randbereichen sind aber noch weitläufige Pingenfelder erhalten. Die zahlreichen muldenförmigen Vertiefungen markieren gewöhnlich die Lage von kleinen, mittelalterlichen bis frühneizeitlichen Schächten und wurden 2024 archäologisch prospektiert.
In der alten Revierbeschreibung des Bergrats Emil Buff erhielt der vorindustrielle Bergbau an der Grube Blücher ausdrücklich Erwähnung: „Alte, durch Pingen bezeichnete Arbeiten sind Stellenweise bis zu 45m Tiefe unter der Oberfläche geführt worden.“ Zudem seien Reste eines Schmelzofens und sogenannte Bleiglätte - ein Abfallprodukt der Silbergewinnung aus Blei - beim Ausheben von Gebäudefundamenten angetroffen worden. Spuren von früher Schlägel- und Eisenarbeit sollen bei der Aufwältigung des tiefen Napoleonstollens, aber auch an zahlreichen anderen Stellen angetroffen worden sein.
Eine Siedlung auf der Hardt ist erstmalig 1487 belegt. Ein Bezug der Hofstelle zum Bergbau ist nicht überliefert, die Ersterwähnung fällt aber in eine Zeit intensiver bergbaulicher Exploration. Einen sicheren Bezug zum Bergbau hat erst eine Mutung des Johann Christophel Welter „Am harten Knippen“ vom Dezember 1772. Der Kölner Kaufmann besaß mehreren Gruben im Bensberger Raum sowie eine Kupfermühle bei Stolberg. Im Mai 1773 beantragte er eine weitere Grube „an der Straße von Bensberg nach Herkenrath“. Es dürfte sich dabei um die spätere Grube Blücher handeln, denn der alte Straßenverlauf führte direkt an dieser vorbei. Von der Altstraße sind heute noch eindrucksvolle Bündel von Hohlwegen im Waldgebiet erhalten. Das etwa zu dieser Zeit Verhüttungsaktivitäten am Lerbach stattfanden, wird durch eine Radiokarbondatierung an Schlackeresten deutlich.
Historische Entwicklung
Der industrielle Bergbau begann hier, als am 28. Juli 1847 das Grubenfeld Blücher gemutet wurde. Die Fortschritte in der Zinkindustrie führten zu dieser Zeit zu einem wahren Zinkrausch im Bensberger Erzrevier, an dem belgische Geschäftsleute maßgeblich beteiligt waren. Die Grube Blücher wurde am 28. Juni 1850 offiziell an Charles Détilleux, einem in Paris wohnenden belgischen Unternehmer verliehen. Gleichzeitig bekam er die Grube Napoleon im westlichen Bereich der Lagerstätte verliehen. Die nach den Kontrahenten von Waterloo benannten Gruben wurden von Beginn an gemeinsam geführt. Sie erhielten im März 1855 die Erlaubnis zur Anlage einer zugehörigen Erzaufbereitung. Alle Rechte und Anlagen gingen 1857 an den Rheinischen Bergwerks-Aktienverein Saturn über, der im selben Jahr von überwiegend belgischen Anteilseignern in Köln gegründet wurde.
In den ersten Betriebsjahren wurden überwiegend Zinkerze aus den älteren, vorindustriellen Halden ausgeklaubt, denn das früher wertlose Zinkerz war „von den Alten“ einfach weggekippt worden. So konnten zum Beispiel 1854 etwa 3.800 Zentner Zinkerzkonzentrat gegenüber nur 13 Zentnern Bleierzkonzentrat gewonnen werden. In den folgenden Jahren normalisierte sich diese Relation, bis sie 1862 etwa 1 zu 7 betrug und sich damit an die geologischen Verhältnisse der Lagerstätte angepasst hatte.
Auch der Tiefbau erzielte zunächst gute Ergebnisse, insbesondere auf der 40- und 70-Meter-Sohle. 1861 wurde der Maschinenschacht mit einem neuen Dampfkessel modernisiert. Die Aufbereitung wurde um neue Poch- und Walzwerke sowie Setzmaschinen erweitert und dabei hangaufwärts verlegt. Benachbarte Grubenfelder wurden hinzugekauft, um einen dauerhaften Betrieb zu ermöglichen. Im November 1862 wurden die Gruben Katzbach und Wahlstatt integriert. Die Grube Blücher wurde für kurze Zeit eine der ertragreichsten Gruben in der Region und besonders der Gesellschaft Saturn. Die Zahl der Beschäftigten stieg auf fast 280 Personen. Vor allem die Zinkproduktion war von großer Bedeutung und wurde zu dieser Zeit nur von der Grube Lüderich übertroffen. 1869 wurden weitere benachbarte Betriebe eingegliedert, unter anderem Galvani, Madonna und Norma. Die „Consolidierte Grube Blücher“ umfasste nun 13 Grubenfelder, die sich über fast das gesamte Waldgebiet der Hardt erstreckten.
Dennoch konnten die hohen Produktionsergebnisse nicht weiter gehalten werden. Auf den tieferen Sohlen und in den Randbereichen der Lagerstätte ließ die Qualität der Erzgänge nämlich deutlich nach. Mutmaßungen, hier sei „Raubbau“ betrieben worden, sind deshalb fraglich. Die Produktion ging in den 1870er Jahren deutlich zurück. Im östlichen Grubenbereich wurde der Betrieb deshalb schon auf der 100-Meter-Stohle eingestellt, im Westen wurde er noch bis 184 Meter unter Tage fortgeführt.
Die nachlassenden Ergebnisse ihres wichtigsten Bergwerks brachte die Gesellschaft Saturn 1884 in Zahlungsschwierigkeiten. Grube Blücher wurde an die Rheinisch-Nassauische Bergwerks- und Hütten AG (später Stollberger Zink AG) verkauft, die nochmals erheblich in Versuchs- und Aufschlussarbeiten investierte, aber nur mäßige Erfolge erzielte. Dabei wurde noch bis in 222 Meter Teufe vorgetrieben. 1893 wurde der Betrieb eingestellt und die noch nutzbaren Anlagen demontiert. Versuche, den Bergbau im Feld Norma wieder in Gang zu bringen, wurden 1904 endgültig aufgegeben.
Gesellschaftliche Bedeutung des Bergbaus
Durch Blüte des Erzbergbaus in den Gruben rund um Herkenrath - zu nennen sind neben der Grube Blücher auch die Grube Washington am heutigen Silberkauler Weg, die Grube Berzelius mit der Grube Forster sowie die Grube Apfel im Volbachtal - erlebte das bis dahin landwirtschaftlich geprägte Dorf mit seiner 1000jährigen Kirche einen enormen Bevölkerungszuwachs. Es entstanden ein gutes Dutzend Gaststätten, die teilweise noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein betrieben wurden. Die Wirtschaften befanden sich sowohl im alten Dorfkern rund um die Kirche wie auch an den Verbindungswegen in Richtung Bensberg und ins östlich gelegene Hinterland, zum Beispiel an der Straße „Strassen“ mi dem „Ballhäuschen“ und entlang der Straße „Ball“.
Mit dem Bevölkerungszuwachs wuchs auch die Anzahl der Kinder, die zur Schule gehen sollten. In den 1830er Jahren kaufte die Stadt Bensberg ein um 1800 erbautes Fachwerkhaus, das ausschließlich Schulzwecken dienen sollte. Das Klassenzimmer befand sich im Erdgeschoss, im Stockwerk darüber wohnte der Lehrer. Doch schon zwanzig Jahre später war die Schule zu klein, weswegen die Stadtverwaltung ein großes massives Schulgebäude auf Ball baute, das noch heute Bestandteil des Schulzentrums Herkenrath ist.
Der Bergbau hat somit erheblichen Einfluss auf das regionale gesellschaftliche Leben gehabt. Durch den Bevölkerungszuwachs hielt nicht nur die Gaststättenkultur Einzug. Viele Bergleute engagierten sich darüber hinaus gesellschaftlich, wie in Männerchören oder im Turnverein Herkenrath.
Heutiger Zustand
Die Grube Blücher ist noch an den Kleinformen des deutlichen Bergbaureliefs im Buchenwald zu erkennen. Die Tagesanlagen wurden abgetragen. Insbesondere fallen die Pingen als Einsturztrichter über alten Stollen und Gängen sowie aufgeschüttete Halden auf. Im Westen des Geländes befinden sich noch drei alte Stollen. Darunter der ehemalige Blücher-Stollen mit einer größeren Halde am Übergang des Tals zum Lerbach und der kleinere Stollen Emanuel. Ein kleiner Versuchsstollen im Osten, die sogenannte „Bärenhöhle“, ist noch zugänglich.
Die zugehörigen Betriebsgebäude wurden nach der Stilllegung abgerissen, aber das Wohnhaus des Steigers blieb auch danach weiter in Nutzung. Hier wurde 1960 das Naturfreundehaus Haus Hardt eröffnet. Der zugehörige Parkplatz befindet sich auf der planierten Halde des Hauptförderschachtes.
Hinweis
Die Grube Blücher ist wertgebendes Element des bedeutsamen Kulturlandschaftsbereiches Haus Lerbach, Bereich nördlich Bensberg (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 378). Sämtliche bergbaulichen Relikte der Grube Blücher wurden am 1. Oktober 1997 unter Nr. 14 in die Liste der Bodendenkmäler der Stadt Bergisch Gladbach eingetragen.
(Peter Schönfeld, BGV Rhein-Berg, 2024 / Mark vom Hofe, BGV Rhein-Berg, 2025)
Internet
de.wikipedia.org: Grube Blücher (abgerufen 14.03.2024)
www.bergischgladbach.de: Denkmalliste der Stadt Bergisch Gladbach (PDF-Datei, 225 kB, abgerufen 27.11.2024)
nsg.naturschutzinformationen.nrw.de: Naturschutzgebiet Hardt (GL-066) (abgerufen 02.12.2024)